Serielle Fotografie: Herbst

Es gibt ganze Bücher, die das Loblied der „seriellen Fotografie“ singen. „Sie haben keine Idee, was sie knipsen sollen? Suchen sie sich irgendwas und fotografieren Sie es, wo Sie es finden. Wenn Sie hundert davon haben, ist das absolut cool.“

Ich bin da nicht so der Fan von. Die Poster mit 40 schottischen Türen, die man sich vor vierzig Jahren im örtlichen Postershop erworben hat, waren damals noch was Neues. Mittlerweile hat das nen ziemlich langen Bart. (Der älteste Witz dazu, der selbst schon einen hat: „Die Bartwickelmaschine ist auf den Antipoden zu besichtigen.“) Natürlich fotografiere ich auch Türen. Und Bänke. Und seit ein paar Jahren sogar Gullideckel. Ich mache natürlich auch Serien. Irgendwie gehört das auch dazu, solange man es nicht übertreibt, denn kreativ ist eigentlich nur die Idee des Sujets – und daraus ne Serie zu machen. Die Knipserei selbst ist dann einfach Technik. Und ob man dann 8 Bilder in der Serie macht, oder 1000 – ist nur ne Frage des Aufwandes und der Zeit.

Vorgestern ist mir eben aufgefallen, dass es – eigentlich zu früh – Herbst wird. Und es gefühlt mehr Autos als Bäume gibt. Zumindest in der Stadt. Also habe ich angefangen, Blätter auf Motorhauben zu fotografieren. Immer mit dem gleichen AF-Punkt.

Und natürlich mit ArtFilter 14 – partielle Farben. Fällt kaum auf, weil dann doch die meisten Autos schwarz waren. Oder fast schwarz.

Hier sieht man’s dann doch, weil die grüne Plakette und die Vignette die Farbe losgeworden sind. Ist übrigens alles mit dem 14-35 und f/2 gemacht.

Bei Bussen bleiben die Blätter halt nicht auf der Motorhaube liegen, sondern auf dem Stoßfänger – Stoßstangen gibt’s ja nicht mehr.

Und schließlich noch:

Rot. Jawohl. Partielle Farben. Aber eben auf Rot. Deshalb sind die grünen Flecken auf dem Blatt auch so seltsam unfarbig.

Ist jetzt nicht so der Burner? Soll ja auch nur ne Inspiration sein.

Übrigens: Mieses Wetter? Keine Sonne? Geile Laubfärbung aber Regen? PopArt hilft.

7 Replies to “Serielle Fotografie: Herbst”

  1. „Gefühlt mehr Autos als Bäume“ trifft es ziemlich gut. Den ca. 365.000* Autos stehen ca. 80.000** Straßenbäume sowie 190.000** weiteren auf Grünflächen gegenüber. Damit ist Nürnberg leider eine recht baumarme Stadt im Bundeschnitt..

    (*Fahrzeugdichte in DE lt. Kraftfahrtbundesamt 717 Kfz/1000 Einwohner bei 510.000 Einwohnern,
    **Straßenbaumbericht der Stadt Nürnberg)

  2. Lieber Reinhard,

    du schreibst: „Und seit ein paar Jahren sogar Gullideckel“.
    Ich musste schon sehr schmunzeln 🙂

    Als ich vor einigen Jahren von einem Vortrag von Walter Schels schrieb (der mittlerweile ein Freund ist), hattest du noch etwas herablassend geschrieben das das doch der mit den Gullideckeln ist (den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, ist aber nicht relevant 😉 ).

    Vielleicht kommen einfach alle irgendwann zu Gullideckeln.

    Damit kann man auch tolle Sachen machen: https://www.fotografenverlag.com/shop/GULLYDECKEL-Memo-Spiel-p174445016

    Ich habe es und es ist wunderbar 🙂

    Liebe Grüße
    Julian

    1. Ich weiß, ich kenne die Ausstellung von Schels zu Gullideckeln. Und deshalb werde ich meine Gullideckelfotos nie veröffentlichen, die sind nur zur persönlichen Erinnerung. Schels hat da die Priorität. (Jeder hat schon Gullideckel fotografiert. Aber bei mir hat es richtig angefangen, als ich in Oslo darauf hingewiesen wurde, dass in der Innenstadt alle Gullideckel an den Rändern so seltsame Schäden haben – wo sie immer zugeschweißt werden müssen, wenn ein amerikanischer Präsident kommt.) Schönen Gruß übrigens an Walter Schels – das war nicht „herablassend“ gemeint. Herr Schels „hat’s drauf“ und er gehört zu den Leuten, von denen ich gerne noch lerne.

      1. „Herablassend“ war in diesem Fall auch nicht negativ gemeint. Ist für mich schwierig in der Schriftform die richtige Betonung zu finden.
        Du schriebst halt so in etwa „der Tüp mit den Gullideckeln“. Daher fand ich es lustig, dass du auch Gullideckel fotografierst 😉
        Walter ist noch viel viel mehr als Gullideckel und Trockenblumen. Ich weiß, dass du das weißt! Seine Ausstellung „Leben“ 2019 war der Hammer!
        Und wenn man sich mit seinen Arbeiten über das Sterben und den Tod auseinandersetzt ist das schon eine Hausnummer. Den Jackpot hat man, wenn man an einem Vortrag teilnehmen kann, bei dem er darüber spricht. Und über seine Motivation dahinter. Aber ich weiß nicht, ob er noch Vorträge macht. Wenn ja -> hin da (wenn es interessiert)!

Schreibe einen Kommentar zu Reinhard Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert