Parfokale Objektive

Zuallererst die schlechte Nachricht: Olympus hat bisher keine parfokalen FT/mFT-Objektive hergestellt. Von Panasonic weiß ich es nicht, ich hatte noch nicht alle Zooms im Test.

Wem der Begriff nichts sagt: Parfokal bedeutet, dass man mit einem Zoomobjektiv auf ein Motiv scharf stellt und dann beliebig zoomen kann und der Fokus bleibt festgenagelt auf diesem Motiv. Das ist ziemlich geil, wenn man an der Bühne filmt und eine Zoomfahrt auf die Hand des Gitarristen machen will. Oder wenn man während eines Gesprächs auf das Gesicht eines Sprechenden zoomen will. Wenn das Objektiv nicht parfokal ist, läuft das Gesicht aus dem Fokus. Das kann zwar in gewissen Grenzen mit einem C-AF kompensiert werden, aber die Grenzen sind ziemlich eng.

Wie eng, sieht man mittlerweile selbst bei Fernsehreportagen, die mit Spiegellosen gemacht werden – da laufen die Personen reihenweise aus dem Fokus. Und das nach dem Schnitt – wie das Ursprungsmaterial ausgesehen hat, will man da gar nicht wissen, wenn das noch die besten Teile sind.

Das Problem: parfokale Zooms kann man bauen. Kein Thema, das wird seit einem halben Jahrhundert gemacht. Kostet halt eine Kleinigkeit. Weil das Zoom für Film Blende UND Fokus halten muss. Fünfstellig. Bei Film ist das irrelevant. Filmequipment ist normalerweise einer der kleinsten Posten im Budget. Bei fünfstelligen Setkosten pro Drehtag sind die Mietkosten für das Videoequipment uninteressant.

Für die Independent-Filmer, die begeistert Selbstausbeutung betreiben und ihre Zeit nicht rechnen, sind aber 17.731 Euro für ein Zeiss 28-80 T2.9 nicht so die Standardanschaffung.

Nun gibt es aber von Olympus ein „parfokales“ Objektiv. Das alte 12-50 f/3,5-6,3. Das man mittlerweile nachgeworfen kriegt. Das Objektiv ist natürlich nicht wirklich parfokal, aber es wird per Software so angesteuert, dass es den Fokus an der entsprechenden Stelle hält. Das ist ja im Prinzip kein Hexenwerk. Man checkt, auf welcher Entfernung der Fokus steht und führt das Fokuselement so nach, dass es bei jeder Brennweite auf der gleichen Entfernung steht.

Was man da braucht, ist halt ein bisschen überflüssige Rechenleistung in der Kamera und ein Sensor, der schnell genug ist, dass er während Video auch einen exakten Phasen-AF machen kann.

Und ein paar Techniker, denen der Begriff „parfokal“ was sagt und die auch wissen, dass das für ernsthafte Videofilmer ein Killer ist. Denn, siehe oben, parfokal in Blech und Glas kostet richtig, richtig Geld. Und der berüchtigte „Cine-Look“, wegen dem die Videografen so gerne zu Kleinbild greifen (wobei die Schärfentiefenverteilung bei mFT dem 35mm Kinofilm viel ähnlicher ist) – der scheitert halt, wenn man ne Zoomfahrt ohne parfokales Objektiv machen will.

Wenn es nun gelänge, in einer Kamera ne Tabelle zu hinterlegen, mit den Fokusverlagerungen aller FT/mFT-Zoom-Objektive, dann hätte man mit einem Schlag mehrere Dutzend hochwertige Videoobjektive.

Hätte, hätte, Fahrradkette.

Es wird Frühling. Rausgehen. Knipsen.

12 Replies to “Parfokale Objektive”

      1. Vermutlich dann aber auch mit neuen Objektiven? Eines – (12-40mm F2.8 II) – ist in den kompletten Specs nun unter Objektive für das „focus stacking“ aufgeführt und wurde ja erst kürzlich in seiner Ursprungsversion von Dir als zu langsam für die neuen Möglichkeiten beurteilt.
        Ist das 12-40 F2.8 tatsächlich deutlich langsamer, als die anderen F2.8er Zooms oder findet hier nun nach und nach eine Überarbeitung des kompletten Portfolios statt?

        1. Das 12-40 ist nicht langsamer als die anderen Objektive. Ob die Objektive nach und nach überarbeitet werden – keine Ahnung. Es gibt ein paar Hinweise darauf, dass das sein kann. Und es wird ja dieses Jahr noch neue Objektive geben – das 40-150 f/4 steht ja auch schon in den Specs und wurde auch schon angekündigt. (Soll mit der neuen Kamera phantastisch zusammenarbeiten.) Und es kommen ja auch noch weitere Objektive. Ich weiß von einem Objektiv, das in einer Version II rauskommen wird, aber nicht mehr dieses Jahr. Aber ich glaube zum Beispiel nicht, dass es ein 75 1,8 II geben wird. Da geht’s eher um Zooms.

  1. Rechenleistung ist wahrscheinlich nicht mal allzu hoch. Die Frage ist mehr die Datenbasis für die Objektive vorzuhalten. In der Kamera würde es wahrscheinlich ausufern. Das im Objektiv-Chip zu hinterlegen wäre allerdings durchaus überschaubar.

    1. Das würde Firmwareupdates für ein halbes Hundert Objektive bedeuten. In der Kamera ist das ne simple Tabelle von ein paar MB. Maximal. Haben sie übrigens schon mal gemacht. Als die E-P1 rauskam, war da ne Tabelle drin, die die FTs mit Kontrast-AF/Phasen-AF angesteuert hat.

  2. Waren früher (in der Vor-AF-Ära) nicht fast alle Zooms parfokal? Ist zwar schon lange her, aber ich erinnere mich noch gut daran, dass man auf Tele gezoomt, scharfgestellt, zurückgezoomt und dann fotografiert hat. Sowas hätte heute fatale Auswirkungen, war damals aber normal. Als Schüler hatte ich keine Objektive, die mehr als 200-300 DM gekostet haben. Daher war am Anfang eigentlich alles gebraucht und damit noch älter…

  3. Klingt nach einer Aufgabe für Panasonic.
    Die haben mit DFD sowieos schon jede Menge Objektivtabellen hinterlegt und sind sowieso sehr Video-affin.
    [Träumerei an] Wenn dann noch jemand den hochrängigeren Herren in Japan (ich glaube nicht, dass da viele Frauen mitreden), dass es fürs >System< richtig Absatzzahlen bringen würde wenn man sich diese Informationen teilt (und Blendenringe unterstützt, etc.), dann wäre das eine richtig tolle Aussicht. [Träumerei aus]
    Aber wie Reinhard schon schreibt: Wäre, würde, hätte, hätte, …

  4. Da kann ich nur die B4/ ENG -Objektive kns Spiel bringen, zwar meist für 2/3“ gerechnet aber durchweg parfocal und mit entsprrchendem Adapter auch schon offen ( meist um F1,8) nutzbar, sonst ab F4 optimal bei F 5,6.
    Gebraucht teilweise mit eingebautem Doppler ab ca. 500€ zu erwerben mit 12V Akku gibts noch nen Motorzoom dazu -bei Zoomraten zwischen 10x – 21x.

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