Im mFT-System gibt es fast seit Anfang ein lichtstarkes 20mm. Das Panasonic 20mm f/1,7. Mittlerweile wird es in der Version 2 angeboten. Und die hat mir Panasonic geschickt.
Wir haben mit dem 20mm Pana anno 2010 mit E-P2 einen Teil dieses Videos gedreht:
Die E-P2 konnten noch kein Full-HD und deren Sensoren hatten nicht die Reserven des 16MP-Sensors der E-M5. Man sieht genau, welche Szenen mit dem 20mm f/1,7 gedreht wurden – sie sind ausgefressen. Damit das nach Absicht aussieht, habe ich die Farbe verändert, ich konnte damals nicht auf die Schnipsel aus der Kamera verzichten. Ich konnte mir das nicht erklären und habe später dann herumprobiert und festgestellt, dass die Dynamik der Bilder, die mit dem 20mm aufgenommen wurden, geringer war. Damals habe ich es auf das Objektiv geschoben, mir konnte das niemand erklären bzw. der „Spezialist“, den ich gefragt habe, erklärte mir, das sei bei manchen Objektiven so, dass sie halt eine gerinere Dynamik übertragen könnten. Ich nahm ihm das ab, weil meine Messungen etwa zwei Drittel Blende geringere Dynamik im RAW zeigten.
In Wirklichkeit war es eine Kombi aus „Schärfeoptimierung“ und mangelnder Lichtstärke. Das Objektiv hat eben keine 1,7, sondern eher 2,0. Die reichlich Drittel Blende, die fehlt, wird vom Bildprozessor aufgehellt. Das ist beim Sensor der E-P2, der sowieso auf Kante genäht war, natürlich verheerend.
Soweit erst mal dazu. Das Zuiko 1,4 ist 1,4, das Pana-Pancake fast eine Blende lichtschwächer. Der Punkt geht an OMDS.
Die Verzerrung im RAW: das Pana hat bekanntermaßen ne Tonne:
Das Zuiko ist da deutlich friedlicher:
Und so sieht die Wand im JPG aus:
Das Pana hat übrigens einen deutlich weiteren Bildwinkel.
Das Problem ist halt, durch das Aufblasen der Ränder geht Auflösung verloren. Und das sieht man in den Ecken – in der Mitte wirkt das sehr kontraststarke Pana schärfer, knackiger, am Rand hat das Zuiko die Nase deutlich vorne.
In Sachen Bildqualität ist also auch das Zuiko vorne.
Dass der AF des Pana 20mm nicht der Brüller ist, hat sich ja schon länger rumgesprochen. Auch da macht das Pancake keinen Stich.
Nächste Disziplin: Lens-Flares. Da nehmen die Zuikos derzeit für sich in Anspruch, ziemlich unempfindlich zu sein. Aber hier erst mal das Panasonic. Von links nach rechts: Offenblende, f/2,8, f/8, f/16
Und hier das Zuiko:
Beide Objektive bei identischen Kameraeinstellungen, Kamera auf Studiostativ und lediglich das Objektiv gewechselt. Belichtungskorrektur -1. Modus A. Das Panasonic verlangte bei gleicher Belichtungskorrektur 1/3 längere Belichtung, wie man sieht, belichtete es dann auch heller – das lag vielleicht am größeren Bildwinkel.
Das Panasonic hat zwar den auffälligen Flare rechts unten nicht, der beim Zuiko auch noch bei Blende 16 heraussticht, aber dafür ist der Blendenstern gruselig. Das spricht dafür, dass die Blende nicht sauber gefertigt ist.
Diese Flares sind natürlich bewusst provoziert und im normalen Betrieb kaum so sichtbar.
Letzter Test: Das Bokeh.
20mm ist jetzt eher nicht so die Brennweite, bei der man ein Mörderbokeh erwartet. Wobei das natürlich bei Porträts in nächtlichen Straßen schon auch geht, aber man muss halt extrem nah ran gehen.
Da erübrigt sich die Beschriftung. Ja. Oben das Zuiko, unten das Panasonic.
Fazit: Das Pana-Pancake war seinerzeit das lichtstärkste Objektiv für mFT, als Olympus noch mit dem 17mm f/2,8 hausieren ging – auch ein Pancake. Das ist jetzt mehr als ein Jahrzehnt her und wenn man das berücksichtigt, schlägt sich das Pana sehr anständig. Wenn man dann noch überlegt, dass das Zuiko für 699 Euro über den Ladentisch geht und für das Pana 259,- aufgerufen werden…
Ach ja, natürlich ist das m.Zuiko auch noch wetterfest und es wird eine Streulichtblende mitgeliefert, die dem Pancake auch sehr gut tun würde, das Pana ist nämlich sehr streulichtempfindlich. Schräges Licht auf die Frontlinse sorgt für einen dramatischen Kontrastabfall.
„Das Pana-Pancake war seinerzeit das lichtstärkste Objektiv für mFT, als Olympus noch mit dem 17mm f/2,8 hausieren ging – auch ein Pancake. Das ist jetzt mehr als ein Jahrzehnt her und wenn man das berücksichtigt, schlägt sich das Pana sehr anständig.“
Sehe ich genau so 😉
In Kombination mit der PEN-F ist das Pana für mich eine ideale Kombi, passt (fast) in jede Tasche, eigentlich immer dabei. Kann ich nur empfehlen!
LG + bleibt alle gesund!
Der Bildeinruck bei 20mm (mFT) ist für mich perfekt. Es entspricht dem Blick im vorbeigehen, minimal geweitet. Daher war das alte Lumix 20mm/1.7 in den ersten mFT-Jahren mein „Immerdrauf“. Es harmoniert gut mit den kleineren Olympus-Kameras, wie den PENs oder der M10. Mit einer kompakten (faltbaren) Streulichtblende passt es gut in die Jackentasche. An den größeren Kameras geht diese Harmonie verloren. Da gibt es bessere Partner – aber die passen sowieso nicht mehr in die Jackentasche.
Beste Grüße, Andreas
Deine Einschätzung zu diesem Bildeindruck kann ich nur teilen, Du hast ihn wunderbar formuliert.
Das Thema mit den 20mm mFT aka 40mm KB hatten wir hier vor kurzem schon mal (Rollei 35) und er ist besser einsetzbar, als manche glauben. Die Aussagen von Ikonen der Fotografie wie Henri Cartier-Bresson („bei einem Objektiv bleiben“) oder Robert Capa („wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“) sind Gemeinplätze und uns allen bekannt. Sie alle kreisen um deren bevorzugte Brennweite von 50mm KB, zweifellos aus damaligem Mangel an lichtstarken Varioobjektiven geboren, aber kreativ wegweisend für Legionen von Epigonen.
Ich glaube, dass 40mm Fixfokus lichtstark noch universeller einsetzbar ist und in Form der Pancakes die große Domäne von mFT kristallisiert: unübertroffene Portabilität, Unauffälligkeit, Mobilität bei sehr guter Systemleistung.
Genau das sollten wir uns immer vor Augen halten, wenn demnächst die neue WOW wieder im Apfel-Birnen-Vergleich mit Canikon filetiert werden wird.
Bezüglich dieses Bildwinkels (ca. 40mm KB) ist anzumerken, dass nicht nur Olympus/OMDS im Jahr 2021 endlich aufgewacht ist. Auch bei Ricoh hat sich etwas getan: Die Ricoh GR IIIx hat nun auch diesen Bildwinkel. Dabei ist sie – trotz eines APS-C-Sensors – noch kleiner als die Olympus Pen-F.
Warum gibt es denn bloß keine MFT-Kamera, die so ähnlich ist wie die Ricoh GR IIIx?
Die Ricoh GR III(x) hat ja eine kleine Fan-Gemeinde, noch mehr aber hat Fujifilm mit der X100V (als 35 mm KB) einen Volltreffer gelandet. Das Teil verkauft sich wie blöde und ist gebraucht überaus wertstabil. So eine Kompakte vermisse ich auch bei mFT und speziell bei Olympus respektive OMDS, wo es ja als KB-Sucherkamera auch einige Ausführungen gab.
Zur Brennweite an sich: diese Brennweite mag ich ebenfalls sehr, ebenso die gute alte Reportagebrennweite von 35 mm KB. Bevor sich 50 mm als „Normalbrennweite“ durchgesetzt hatte, waren beide ja mal recht verbreitet. An einer abgedichteten Kamera mit Klappdisplay – nicht seitlich schwenkbar – perfekt für Street…
Volle Zustimmung!
Warum 40 mm KB so ungewöhnlich oder vergessen sein soll, kann ich ja nicht nachvollziehen. Jedenfalls wird diese Brennweite auch in der aktuellen „ct Fotografie“ thematisiert, Zitat: „Mit 40 Millimetern Brennweite will eine wiederentdeckte Objektivklasse Fotografen für sich begeistern“.
Die Argumente dazu werden zwar genannt, aber Beispielbilder kaum gezeigt. Hauptsächlich werden einschlägige Messungen diskutiert, langweilig. Neben Nikon und Sony mit Kameras werden auch das Voigtländer 40 mm f/1.2 und Sigma 40 mm f/1.4 (was für ein Riesentrumm) sowie die Ricoh GR III x besprochen.
Leider nicht online zu lesen: https://www.heise.de/select/ct-foto/2022/2