Was kann ich verlangen?

Immer wieder rufen mich angehende Profi-Fotografen an und fragen mich, was sie für ihre Bilder verlangen können. Wenn ich ihnen das dann sage, kommt meistens „aber das zahlt der Kunde doch nicht!“ und dann kann ich nur mit den Schultern zucken. Nachdem ich letzthin einen Beitrag im Radio gehört habe, bei der es um nachhaltige Kalkulation bei Unternehmen – vor allem landwirtschaftlichen Betrieben – ging, gibt’s mal hier ein bisschen unternehmerisches Bla.

Wichtig: Kollegen, die seit Jahren erfolgreich am Markt sind, können hier aufhören zu lesen.

Das Wichtigste zuerst: nachhaltiges Wirtschaften bedeutet nicht nur, dass man seine Umweltbelastung reduziert, Ökostrom nutzt und seinen Porsche kompensiert. (Bietet Porsche mittlerweile übrigens sogar ab Werk an. ) Es bedeutet vor allem, dass man nicht von der Substanz lebt. Ein Kollege sagte mal „Wenn wir unsere Unterhosen verkaufen müssen, machen wir etwas falsch.“ Viele Berufseinsteiger haben eine Kamera und ein paar Objektive und vielleicht etwas Licht und richten ihre Preise an dem aus, von dem sie denken, dass ihre Kunden zu zahlen bereit sind. Kleines Problem: Kunden zahlen grundsätzlich so wenig wie möglich. Am besten gar nichts. Der Vorteil ist: wer nichts zahlt, hat auch keine Geschäftsgrundlage für ernsthafte Reklamationen. Das ist aber auch der einzige Vorteil. Wer aus Angst vor Reklamationen keine Rechnungen stellt, sollte am besten gar nicht erst mit dem Geschäft anfangen. (Wobei selbst Gratisbilder Kunden nicht davon abhalten, Ansprüche zu stellen.)

Wir gehen jetzt mal davon aus, dass Du die Knipserei aus dem FF beherrscht, sprich, Du Kunden nicht als Übungsmaterial nutzt, sondern ernsthaft und wiederholbar liefern kannst. Wenn Du das nicht kannst, erst lernen, dann an Kunden rangehen. Für alle anderen hier die Kalkulation:

  • Fahrzeug. Ein Fahrzeug, in das Dein Krempel reinpasst, kostet im Monat 400 Euro. Sprit, Wiederanschaffung, Reparatur usw. Nach oben, wie üblich keine Grenze. „Aber ich fahr doch mit meinen Privatauto..“ Kann schon sein. Und was machst Du, wenn Dein Privatauto nicht zur Verfügung steht? „Sorry Kunde, heute leider nicht, bitte verschieb Deine Hochzeit auf morgen.“ Im Falle meines WoMos hatte ich glücklicherweise noch ein Privatauto in der Garage, sonst wäre ich vier Wochen auf dem Trockenen gesessen.
  • EDV. Monitor, PC, Datensicherung, Website. Das muss angeschafft und betreut werden. Mit nem 50er pro Monat kommt man billig weg, Ich zahle im Monat allein für meine Onlineauftritte 120 Euro, dazu noch nen 50er Strom für das Büro.
  • Büro. Nein, Homeoffice im Wohnzimmer ist es auf die Dauer nicht. Eigener Raum muss sein, allein um farbrichtig arbeiten zu können. Machen wir’s billig: nochmal 150 Euro. Warm. Nicht in München oder Berlin. Über ein eigenes Studio reden wir hier gar nicht.
  • Fotoausrüstung. „Habe ich schon“. Jo. Was passiert, wenn das Zeug kaputt geht? Zweitbody? Zweitobjektiv? Zweitblitz? Ich sehe immer wieder Helden, die Hochzeiten mit einem Body machen und dann im entscheidenden Moment Objektiv wechseln müssen.
  • Versicherungen, Beiträge. Berufshaftpflichtversicherung und Kameraversicherung ist ein „Must“. Das sind allein nochmal ein 50er im Monat. Dazu noch HWK-Beitrag, mindestens ein 10er und eventuell Berufsgenossenschaft.
  • Abschreibung. Das ganze Equipment – Auto, Fotokram, Licht, EDV- wird „abgeschrieben“. Sprich, man kann einen gewissen Anteil der Anschaffungskosten jedes Jahr von der Steuer absetzen. Das mindert das zu versteuernde Einkommen. Davon hat man aber nur was, wenn man ausreichend Einnahmen hat, damit man davon irgendwas abziehen kann. (Funfact: 2020 und 2021 angeschaffte EDV kann direkt im ersten Jahr abgeschrieben werden. Corona-Sonderregel. Nur müsste man während Corona halt auch entsprechend verdient haben, dass sich das rentiert…)

Wir sind jetzt also bei monatlichen Fixkosten von mindestens 800 Euro. Ohne einen einzigen Auftrag.

Prinzipiell kann man auch mit den Öffis zum Kunden fahren, Mit einem Fotorollkoffer kommt man schon weit, wenn aber ne Blitzanlage oder ein Hintergrundsystem mit muss, geht da nix mehr.

Nun gibt es Fotografen, die machen Pauschalen. „Komplette Hochzeit inklusive 5 Bildern 300 Euro.“ Ich habe sowas früher auch gemacht und festgestellt, man zahlt drauf. Weil die Kunden noch dieses und jenes haben wollen und das Bild ist nicht ausreichend nachbearbeitet und das Doppelkinn der Braut ist noch sichtbar. Mittlerweile sage ich „ich hab nen Stundensatz und was ich in der Stunde mache, ist mir egal.“ Und, O Wunder, ich gehe vor Ort, ich muss nirgends warten, ich schieße meine Bilder durch, schicke die Bilder OoC den Kunden (außer Bildern, die ich selber versemmelt habe und retten muss) und der darf sich dann damit vergnügen. Der Kunde kriegt auch alle Rechte an den Bildern. Ob er sie verändert oder druckt oder in den Mülleimer wirft ist mir egal – ich kann es eh nicht kontrollieren. Eine Fotografenkollegin hat einen wichtigen Kunden verloren, weil sie ihm gesagt hat, er dürfe ihre Fotos nur für einen Katalog verwenden. Für den nächsten Katalog wollte sie noch mal kassieren. Klar, sie hatte da juristisch recht – aber eben keinen Kunden mehr. Der durchaus gut gezahlt hat. Und miese PR. Und ich einen Kunden mehr.

Genauso halte ich es mit fertigen Fotos, die jemand haben will. Es gibt da natürlich die Empfehlungen der Mittelstandsgemeinschaft Foto Marketing. Die berühmte mfm-Liste. Die leider meistens „nach unten korrigiert“ wird – sprich, der Kunde zahlt nicht, was in der Liste drinsteht. Oder er behauptet geringere Auflagen oder Zugriffszahlen oder was auch immer – und man hat hinterher wieder Stress. Ich kalkuliere, was mein Aufwand für das Bild war, Stunden, Modelhonorare, Assigehälter, Fahrtkosten, Locationkosten, mach nen Strich drunter und hab ne Summe. Und nein, der Zeitaufwand für ein Bild ist nicht 1/250s.

Und was verlangt man jetzt pro Stunde? Aus der Erfahrung heraus kommt man mit 45 Euro die Stunde Null auf Null raus – sprich, wenn man sich auf die Terrasse setzt, die Sonne auf den Bauch scheinen lässt und dabei einen Aperol Spritz schlürft hat man mehr davon. Außer man knechtet 12/7. Dann drückt man den Anteil der Fixkosten, so dass man davon leben kann. Aber die Aufträge muss man erst mal ranschaffen. Ab 80 Euro die Stunde verkauft man keine Unterhosen mehr und kann sein Material auch auf einem gewissen Stand halten. Klar, es gibt Leute, die dann 150 Euro verlangen oder 500. Und manche sind das sogar wert.

Es gibt Hochzeitsfotografen, die richtig viel Geld verlangen und dann keinen Gegenwert liefern. Unter der Prämisse – die Kunden sehe ich sowieso nie wieder, das sind Einmalkunden. Kann man machen. Das sind genau die Fotografen, die jetzt in der Pandemie den Job gewechselt haben. (Hatte ich letzthin, eine Bekannte wollte für ihre Verlobungsfeier einen Fotografen für eine Stunde, der das Pärchen ne Stunde lang abknipst. 800 Euro. Kann man verlangen. Und speziell im türkischen Kulturkreis wird das auch bezahlt. Der Kollege hat den Auftrag auf jeden Fall nicht bekommen.)

Es geht nicht nur darum, fair zur Umwelt zu sein, sondern auch fair zu Kollegen und zu Kunden. Nur das ist nachhaltig. Klar. Es gibt auch unfaire Kunden – und die landen dann bei den unfairen Fotografen. Und dann passt es auch wieder.

Und nochmal zur Herausgabe von Daten. Es gibt Fotografen, die lassen den Kunden fünf Bilder raussuchen, die kriegt er und jedes weitere Bild muss bezahlt werden. Dadurch kann man niedrige Lockvogel-Pauschalen nach oben treiben. Macht nen Super-Eindruck. Oder Fotografen geben nur Papierbilder raus. Besonders gern in Seidenmatt. Was passiert? Die Leute lassen die Bilder bei ihren Kumpels einscannen. Also kursieren von dem, was ich produziert habe, Kack-Bilder. Dolle Werbung. Und ich habe Terabyte-weise Bilder auf der Platte, mit denen ich nichts anfangen kann. Für den Kunden ist das auch dumm – denn wenn er nachhaben will und ich habe zwischenzeitlich mein Business eingestellt oder bin umgezogen – Pech für die Kuh Elsa. Wenn man Bilder der Vorfahren digitalisiert steht da dann immer hintendrauf „Negative beim Fotografen“. Super.

Vielleicht kann mir ja ein Berliner unter meinen Lesern mitteilen, ob man bei Herrn Fuchs noch Nachbestellungen tätigen kann. Ich wäre interessiert…..

Prinzipiell sind diese Ausführungen lediglich Anregungen. Für Leute, die überhaupt keinen Plan haben, wie sie kalkulieren müssen. Niemand muss sich dran halten. Ich persönlich bin damit gut gefahren – andere machen es anders.

30 Replies to “Was kann ich verlangen?”

  1. Und genau das ist der Grund, warum ich lieber Angestellter beim Mittelständler bin und die Fotografie mein reines Hobby ist 😉

    1. ….und z.B. bei Hochzeiten von Freunden – neben den Fotos des (professionellen) Fotografen – die „privaten Bilder“ zu machen 😉

      1. Nein, das mache ich nicht. Wenn ich auf Hochzeiten eingeladen werde, dann bin ich da Gast und nichts anderes. Abseits davon mache ich gerne Fotos von Freunden und Bekannten, aber auf so einer Veranstaltung hat meine Kameraausrüstung nichts verloren.

        1. Vielleicht falsch verstanden:
          Nein, nicht neben dem Fotografen stehen, wenn die offiziellen Fotos erstellt werden und „mitfotografieren“. Sondern nachher im „prvaten Bereich“ und ohne große Ausrüstung 😉
          BTW:
          Aber bald wird der (professionelle) Fotograf auch nicht mehr benötigt – heute beim Ausflug eine größere Hochzeit beobachtet: Für das offizielle Foto kamen – nach mehrmaligen Hinweisen der Gäste – drei junge Damen nach vorne und „dokumentierten“ das Brautpaar mit ihren Smartphones. Schöne neue Foto-Welt….
          Ach ja: Ein Bekannter wollte mir ein paar Hochzeitbilder seiner Kinder zeigen – war leider nicht möglich, wurden beim Austausch des Smartphones nicht kopiert und sind – da keine Sicherung gemacht wurde – für immer im digitalen Nirvana verschwunden.
          Ein anderes Thema….

  2. Hallo,

    einer der Grundsätze im „Kapitalismus“ lautet:
    „Die Kosten bestimmen nicht den Preis.“

    Beste Grüße, Andreas
    (aus gutem Grund nur Hobby-Fotograf)

    1. Ich bin kein Profifotograf, kann aber versichern, dass im Kapitalismus Unternehmen, die unterhalb ihrer Kosten anbieten vom Markt verschwinden. Da funktioniert der Kapitalismus super „gut“.

      1. Sorry, da möchte ich doch widersprechen.

        Vorsaison-Artikel oder Ware am Verfallsdatum muss ohne Rücksicht auf frühere Kosten weg. Oder: Gewinnung von Marktanteilen. Oder: Quersubvention von Geschäftsbereichen.
        Andererseits können zweistellige Europreise für Artikel aufgerufen werden, welche nur Cent-Beträge in der Fertigung gekostet haben. Zum Beispiel für Kabel-Fern-Auslöser.

        Daher sind Markt-Preise vielmehr ein Spiegel der Erwartungen, was eine Ware oder Leistung (noch) wert ist.

        Das besondere Problem im Bereich der Fotografie ist m.E. die extrem geringe Höhe für den Markteintritt. Diese dürften noch deutlich unter denen für den Betrieb einer Imbiss-Bude liegen. Dagegen haben nur als Gegen-Beispiel Bezirks-Schornsteinfeger, bayerische Notare, Architekten, usw. ein deutlich reduziertes (da geschützteres) Markt-Umfeld.

        Beste Grüße, Andreas

          1. Bauvorlageberechtigung beim Bauantrag?
            Fotografieren darf jeder.
            Den Gesundheitsbereich habe ich absichtlich hier nicht genannt. Von Markt würde ich da nicht mehr sprechen. Aber das wäre ein ganz anderes Thema.

            Beste Grüße, Andreas

          2. Hallo Reinhard,

            von einem Gebietschutz bei Architekten war auch hier nicht die Rede. In vielen Worten des verlinkten Textes steht sinngemäß: Vorlageberichtigt sind (nur) Architekten und diverse Ingenieure. Es handelt sich hier um eine fachliche Ausgrenzung von Dritten – und damit einen begrenzten Markt. (Möglicherweise mit guten Grund.)
            Das Feld Deiner „Markt-Begeleiter“ dürfte größer sein.

            Beste Grüße, Andreas

            1. Dein Satz von weiter oben stimmt einfach nicht:
              »Dagegen haben nur als Gegen-Beispiel […] Architekten […] ein deutlich reduziertes (da geschützteres) Markt-Umfeld.«
              Architekten machen mehr als nur Eingabeplanungen. Es darf sich zwar nur Architekt nennen, wer das studiert hat (plus Ausnahmen?), aber das machen nicht direkt wenige. Und die fertigen dürfen sich niederlassen, wo sie lustig sind. Ob da die Konkurrenz wirklich geringer ist als bei Fotografen …

            2. Deutschland 117.500 Architekten, ca. 28.000 Berufsfotografen. Nebenerwerbsfotografen, die illegal und schwarz tätig sind (keine HWk-Mitgliedschaft, kein Gewerbe, keine KSK-Mitgliedschaft) nicht gerechnet.

          3. Ich verdiene mein Geld im Wesentlichen über meine publizistische Arbeit. Die Anzahl der Marktteilnehmer am Markt „Olympus-Kamerabücher“ ist extrem überschaubar und die Markteintrittshürden ziemlich hoch.
            Am Markt „fotografische Dienstleistungen“ bin ich zwar tätig, aber werblich so gut wie inaktiv. Das meiste geht über Mundpropaganda.

          4. Im Grunde bedaure ich, dass ich versucht habe, zwei Thesen nebeneinander hier einzubringen und die zweite auch mit Beispielen zu erläutern.

            Die erste These: Preise sind m.E. nicht Folge von Kosten, sondern Erwartungen.

            Die zweite These zur Zugangshöhe für den Markteintritt, muss ich anscheinend nochmals überdenken. Möglicherweise habe ich den Preisdruck durch Neben-Erwerbs-Fotografen hier überschätzt und die Preissetzungsmacht der 28.000 Profis unterschätzt. Ganz anders als bei einer beruflichen Situation nach Hochschulstudium und im Bereich der (nun ehemaligen) HOAI-Mindestsätze.

            Beste Grüße, Andreas

  3. Hallo Reinhard, super mehr davon!!

    Ich bitte das folgende nicht als generelles Selbständigenbashing zu verstehen!
    Ich kenne einige Selbständige und vor den meisten habe ich großen Respekt!

    ABER, es gibt Arten von Selbständigkeiten, die gehören, am besten, verboten. Und zwar dann, wenn die Selbständigkeit einzig darauf basiert Lohnkosten zu reduzieren, was am Ende meist über die Vermeidung von Solzalversicherungskosten geschieht. Wobei Vermeidung nicht richtig ist, meist werden sie nur in die Zukunft verschoben und auf die Allgemeinheit abgewälzt.
    Den Punkt hast Du nämlich oben vergessen, Krankenversicherung, Rente etc.
    Von irgendeinem SPDler kam neulich der Vorschlag Selbständige sollten die gleichen solzielen Absicherungen genießen wie Angestellte – Da bin ich sofort mit dabei, ABER nur wenn sie auch im gleichen Maße an den Kosten beteiligt werden!
    Dann verschwinden nämlich die ganzen substanzlosen Selbständigkeiten.
    Man muss nur das richtige Modell dafür finden – Die Existenzgründungsphase ist das eine, aber wenn man in jahrzehntelanger Selbständigkeit keinerlei Rentenansprüche oder vergleichbares erwerben konnte, dann war das irgendwie nicht richtig durchdacht.

    1. Die Sozialversicherung ist eine eigene Nummer. Das wäre eigentlich sogar ein eigener Artikel, gerade weil wir die Regelung haben, dass die Sozialversicherung davon ausgeht, dass jeder Selbstständige einen bestimmten Mindestbeitrag verdient. Dann gibt’s private Krankenversicherungen und so weiter. Das ist so extrem komplex und hängt an der persönlichen Sozialversicherungsgeschichte – das muss eigentlich ein Fachmann schreiben.

  4. Und das mit der Fairness für den Kunden finde ich auch wichtig.
    Wir hatten an unserer Hochzeit auch einen Fotografen, der hat gutes Geld fürs Fotografieren genommen und dann nochmal gutes Geld für die Gestaltung des Fotobuches.
    Dafür haben wir dann alle Bilder digital bekommen und alle zusätzlichen Fotobücher lagen auf dem Preisniveau, wie ein qualitativ hochwertiges Fotobuch kosten wenn man es selber bestellt.
    Aber wir hatten da auch Angebote, da hätte jedes weitere Fotobuch 200-300€ gekostet..

    Ganz lustig ist wenn n Stunden Hochzeit mehr kosten als n mal der reguläre Stundensatz für individuelle Sachen.

    1. „Ganz lustig ist wenn n Stunden Hochzeit mehr kosten als n mal der reguläre Stundensatz für individuelle Sachen.“

      Das ist ja eh so eine Sache. Lässt sich die Braut eine Brautfrisur machen, kostet es auch u.U. einfach mal doppelt oder drei Mal so viel als wenn sie sich die gleiche Frisur so machen lässt. Das geht beim Catering und der Raummiete weiter. Sobald der Zusatz „Hochzeit“ dabei ist, wird es pauschal teurer, obwohl die gleiche Leistung erbracht wird.

      1. Um da jetzt mal die Hochzeitsaufschläge zu verteidigen. Bei einer normalen Frisur wird da ein bisschen Haarspray reingehauen und fertig. Bei einer Hochzeitsfrisur wird die Frisur buchstäblich betoniert. Da können zwei Flaschen Haarspray draufgehen. Die Frisur muss im Zweifel 20 Stunden halten – und wenn es schief kommt, auch ne Champagnerdusche unbeschadet überstehen. Und eine gute Hochzeitsfrisur schafft das auch. Ich habe schon Trash-The-Dress-Nummern im Pool gesehen, wo hinterher das Kleid im Eimer aber die Frisur topp war.
        Ähnlich ist es auch bei der Hochzeitsfotografie. Bei Produktfotos kann man, wenn man’s vergeigt hat, nochmal machen. Bei Hochzeitsfotografie müssen die Fotos sitzen. Das ist Adrenalin pur, wenn man es gut machen will. Und gut machen bedeutet: Niemand hat mitgekriegt, dass ich fotografiert habe. Wenn man das gut macht, macht man vorher Locationscouting und hat nen Assi dabei. Insofern kann das ins Geld gehen – aber ich mach das halt mit Stundensatz. Assi – also zweite Perspektive – kostet extra. Fair to both parties…

  5. 1. Ich empfehle jedem der mit seinen „Kalkulationen“ Schwierigkeiten hat einmal hier nachzurechnen
    https://www.berufsfotografen.com/honorarrechner

    2. Wären Fotografen, sowie viele andere Handwerksberufe, noch in der Handwerksrolle A, müsste jeder aus einem Meister (über den man gewiss geteilter Meinung sein kann), auch mindestens 12 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung sein. Aber das ist ja politisch garnicht gewollt.

    3. Die Pandemie hat auch was positives: Ein Großteil der „Sonntagsberufsfotografen“ hat es bis hierhin nicht geschafft und man arbeitet wieder im gelernten Beruf.

    1. Zu Punkt 3.:
      Leider ist das nicht so 🙁
      Gerade die “Sonntagsberufsfotografen” haben überlebt, weil sie die Coronazeit mit dem Kurzarbeitergeld ihres offiziellen (Teilzeit-) Jobs überlebt haben…
      *grmpf*

  6. Ich komme aus einer völlig anderen Branche, die Problematik kenne ich nur zu gut. Ich kann wärmstens empfehlen, den Preis nicht auszurechnen, sondern alle DREI Preise zu ermitteln:

    Den günstigen Marktpreis. Warum ist meine Leistung besser und wie mache ich das dem Kunden klar?

    Den kalkulierten Preis:
    Dafür ist der verlinkte Taschenrechner ideal. Mehrwertsteuer nicht vergessen! Da ruhig auch den Porsche eintragen und ne ordentliche Altersvorsorge.

    Den Endpreis:
    Irgendwo zwischen Marktpreis und kalkulierten Preis.

    Sinn dieser Übung ist den Rückenzu stärken:
    Seit ich meinen kalkulierten Preis KENNE, machen mir Kunden mit dem Schrei „waaaas, soooo teuer?“ nichts mehr aus. Schon gar nicht, wenn der genannte Preis schon unter dem kalkulierten Preis liegt. Ich weise den Kunden (ohne Details, das ist sinnlos) darauf hin, das nicht ich den Preis gemacht habe, sondern (m)ein Taschenrechner.

    Klappt seit Jahrzehnten sehr gut. Wenn (auf die Fotobranche übertragen) andere drei Hochzeiten machen muss ich nur zwei machen, kann mir tatsächlich mehr Mühe geben (bessere Leistung) und habe sogar etwas mehr Freizeit.

    Viele Kunden sind bereit, auch einen höheren Preis zu zahlen. Man muss ihn aber erstmal aufrufen. Sonst wird das nie was.

    1. Zu dem Thema hatte ich gestern mit einem Pärchen ein längeres Gespräch. Sie hatten für einen Ein-Stunden-Shoot einen Fotografen gesucht – und festgestellt, dass die Preise im Augenblick etwa beim Doppelten von Vor-Corona-Zeiten liegen. Weil jetzt eben alle Pärchen die Lockerung nutzen, um ihre Hochzeiten durchzuziehen. Die ganzen Nebenerwerbsfotografen wittern eine Goldgrube und rufen Stundensätze zwischen 500 und 800 Euro auf. Schwarz natürlich. Kann man machen.

      Kann man aber auch bleiben lassen.

      1. Mit den Stundensätzen können die Hauptberuflichen aber auch langsam wieder leben.
        Und ich würde es nicht bleiben lassen …

        1. Ich habe nichts gegen hohe Stundensätze. Wenn die Leistung passt. Ich habe gestern Arbeitsproben solcher Fotografen gesehen. Normalerweise sollten die was dafür zahlen, dass sie üben dürfen….

  7. Bei allen Diskussionen um gerechte Preise für Hochzeitsaufträge sollte man aber nicht vergessen, dass die Verpflegung kostenlos kommt.

    1. Also, ich hab früher viel auf Firmenveranstaltungen meines Arbeitgebers fotografiert. Da haben alle gefeiert und gegessen, außer mir. Wenn du das ernst nimmst, kommst du nicht wirklich dazu, die den Bauch voll zu schlagen.

      1. Dito. Ich habe Hochzeiten erlebt, da gab es nicht mal nen brauchbaren Sitzplatz für den Fotografen. (Nämlich einen, von dem man aus das Geschehen im Auge behalten kann.) Und zum Essen kommt man sowieso kaum.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert