150-400 Peoplefotografie

Nachdem Frank angeregt hat, doch mal mit dem 150-400 Peoplefotografie und Bokeh zu zeigen, bin ich mit Moni gestern mal losgezogen und habe eine Westernkulisse unsicher gemacht. Das Fazit zuerst: ich kenne kaum eine Linse von Olympus, die dafür weniger geeignet ist. Klar, das 150-400 hat ein Sahnebokeh. Und man kann wunderbar freistellen. Aber dazu muss man ein halbes Fußballfeld entfernt stehen. Und die Bilder sind absolut abartig scharf. So genau definierte Haare habe ich bei Olympus noch nicht gesehen. Die Blende 4,5 nimmt man halt für Porträts eher selten – und wenn, dann ist es automatisch auch mit der Freistellung vorbei. Bei 400mm ist aber eben alles hinter der Person Sahne und bei 4,5 der ganze Kopf scharf. Knallt unglaublich.

Großes Problem: Hautretusche oder Visa ist ein „Must“. Man sieht auch noch aus 50 Metern Entfernung jede einzelne Pore. Nicht jede(r) will das. Und genau deshalb zeige ich hier auch keine 100%-Crops. Trust me – mit dem 150-400 nur im Notfall auf Menschen losgehen.

Das hier ist Blende 13. 325mm, 1/60s aus der Hand. Weiter weg war keine Option. Hinter mir ging’s ziemlich schräg den Abhang runter….

Natürlich ist die Idee, mit 150-400 in eine Westernkulisse zu gehen, als solche schon bescheuert. Man kriegt mit der langen Brennweite kein Ambiente drauf. Das hier ist das kurze Ende mit 150mm – wenn man mehr will, braucht man keine „Main Street“ als Abstand, sondern ne sechsspurige Autobahn.

Wenn man sowas machen will, ist man natürlich mit dem 40-150 2,8 oder dem 35-100 besser beraten, gar keine Frage. (Oder natürlich das 150er 2,0 – Tönnchen). Glücklicherweise hatte ich die PEN-F mit dem 14-42EZ in der „Hosentasche“ und damit geht dann ein bisschen Lokalkolorit:

In Innenräumen ist man mit der großen Tüte sowieso verloren. Klar.

Das Fazit zum Objektiv: Unglaublich scharf. Hochauflösend. Noch schärfer. Für Personenfotografie sicher zu verwenden, wenn man Paparazzi ist. Die Grenze ist nicht mehr die Brennweite des Objektivs sondern Dunst und Luftunruhe. Man kann über einen halben Kilometer Entfernung Inschriften auf Grabsteinen lesen. Und natürlich entsprechend auch Personen fotografieren. Aus der Hand. Das Objektiv ermöglicht eine unglaubliche Mobilität und Flexibilität. Ein bisschen Übung ist nötig, damit man grob weiß, in welche Richtung man die Tüte halten muss um das Motiv auch in den Fokus zu kriegen, aber das ist Gewohnheit. Ansonsten hilft das Eagle Eye.

Wenn sich also in Zukunft (nach Corona) irgendwo ein Model in Pose schmeißt und man den Fotografen dazu nicht sieht – kann sein, dass der im Straßencafé an der nächsten Ecke sitzt. Für die Privatdetektive: Must buy.

Das Weiß. Ja. Haben wir am Wochenende ausprobiert. Hilft. Das 90-250 ist langsam warm geworden, das 150-400 nicht. Das mag im Normalfall jetzt nicht das ausschlaggebende Argument sein. Aber wenn man, wie ich, ab und zu einen ganzen Tag in Knallsonne draußen sitzt und Sportfotografie betreibt, dann ist ein Objektiv, das man auch nach Stunden noch anfassen kann, eine feine Sache.

Also alles schick?

Nein. Ich habe das 150-400 mit der E-M1X betrieben, bei jedem Bild doppelt fokussiert – also vorfokussiert und dann nochmal fokussiert und immer aufgepasst, dass das Bild im Sucher auch scharf ist. Das Licht war prima, alle Bedingungen perfekt. Und trotzdem sind einige Bilder unscharf geworden. Schlicht unscharf. Nicht einfach nur ein bisschen Backfokus oder Frontfokus oder falschen Fokuspunkt erwischt. Nein. Einfach so bescheuert unscharf, dass man es im Sucher gerade nicht sieht, es aber am Computer sofort auffällt. Mit S-AF und Fokuspriorität. Die Kamera hätte bei der Fokuslage nicht auslösen dürfen. Hat sie aber. Ich habe es dann noch im Studio probiert – die Ergebnisse waren deutlich schlechter.

Und nein. Es ist nicht das Objektiv. Es ist die Kamera. Und nein, weder Objektiv noch Kamera sind „kaputt“. Aber wir befinden uns mal wieder in einem Umbruch. Das Objektiv hat zwei Fokusmechaniken. Und die können die alten Kameras schlicht nicht sauber genug ansteuern, zusätzlich macht sich bei schlechtem Licht halt die f/4,5 beim Af bemerkbar. Wer mit gelegentlichem Fehlfokus am 150-400 leben kann – Super-Optik. Und gleich mal Geld beiseite legen für das WOW-Produkt im Winter. Die Profis, die auf jeden Schuss angewiesen sind – erst im Winter kaufen.

Ach ja, das Bild im „Jail“ – natürlich PEN-F. Auch nach fünf Jahren noch meine Lieblingskamera.

5 Replies to “150-400 Peoplefotografie”

  1. Das klingt ganz nach einer neuen Qualitätsklasse. Wie ist es, wenn man diese Abbildungsqualität möchte, aber lieber kürzere Brennweiten verwendet? Kommt dazu eine neue Objektivreihe wie damals die Top-pro oder gibt es Objektive aus dem aktuellen Bestand, die an das beschriebene Level heran kommen ?

    1. Aktuelle Objektive der gleichen Klasse? Mir ist keines bekannt. Ob ne neue Objektivreihe kommt? Kein Kommentar von meiner Seite….. 😉

  2. Ich sage mal danke, für Deinen Bericht, die erste Aufnahme trifft genau meinen Geschmack, es war nur eine Anregung was dieses Teil noch drauf hat, ich bin echt begeistert.

  3. Ja schon der Hammer diese Linse (neidvoll blick). Nur irgendwann gesteht man sich ein, dass es Grenzen gibt (für mich) … leider! 🙁

  4. Auf das Objektiv warte ich schon seit gefühlte Ewigkeit 🙁
    Aber Danke für das Aufzeigen der Möglichkeiten außerhalb der bekannten Flugobjekten. Ich hoffe, dass das Objektiv noch weit vor Ende August kommt. Denn Ende August gibt es ein Sportevent im Gehörlosensport und da kann ich man damit „spielen“.

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