Ranking Pressefreiheit: 13

Deutschland hat zwei Plätze verloren und sich aus der Spitzengruppe verabschiedet. Die Situation ist nicht mehr „gut“ sondern nur noch „zufriedenstellend“. Hauptsächlicher Grund: Die Angriffe der Covidioten und ihrer faschistoiden Zwillingsbrüder auf die Presse. Es gibt noch einen weiteren Grund: Es ist in Unternehmen üblich geworden, kritische Anfragen von Journalisten nicht mehr zu beantworten. Investigativer Journalismus hat es immer schwerer. Die Drohung mit dem Anwalt kommt oft genug schon bei Interview- oder Drehgenehmigungsanfragen.

Deutschland hat eines der schlechtesten Gesetze zur Informationsfreiheit und zum Schutz von Whistleblowern. Es gibt zwar das Presseprivileg – das betrifft aber ausschließlich die Möglichkeit, bei der journalistischen Arbeit mit personenbezogenen Daten zu arbeiten, ohne die Genehmigung der Betroffenen einzuholen und ein Aussageverweigerungsrecht bei Ermittlungen der Polizei (Quellenschutz).

Ich habe hier zwar eher selten das Problem, dass mir Kameraausrüstung zerstört wird, aber Drohmails kriege ich seit Jahren und es ist auch völlig normal, dass in den diversen Foren Rufmord betrieben wird. Und genauso wie die Polizei sich nicht traut, die Journalisten auf Demonstrationen zu schützen, genauso trauen sich Forenmods nicht, gegen Verleumder vorzugehen – man könnte ja Gegenwind kriegen.

Auch das mit der Weigerung von Firmen auf legitime Fragen zu antworten – the same here. Ende Februar habe ich der GeFü von OMDS Hamburg angeboten, ein Videointerview zu machen. Meine Intention war, dass die gute Frau vielleicht ein bisschen Aufbruchstimmung verbreiten könnte. Das wurde abgelehnt. Sie würde aber Fragen schriftlich beantworten. Also habe ich Fragen gestellt. Und dann jede Woche nachgefragt. Zwischenzeitlich hieß es, man sei gemeinsam am Erarbeiten der Antworten. Und dann, eine Woche später, die Antworten seien fertig, man warte noch auf das „Go“. Das ist jetzt auch schon wieder drei Wochen her. Hier eine der besonders kritischen Fragen: „Im Olympus-Shop und im Internet gibt es keine BLN-1 mehr, das sind Akkus etwa zu PEN-F und E-M5II, Kameras, die noch vor zwei Jahren NEU verkauft wurden. Wird es da wieder Originalakkus geben?“

Gut, es kann natürlich sein, dass das die berühmte „japanische Unternehmenskultur“ ist. Japan steht auf der Liste der Pressefreiheit auf Platz 67 (Vorjahr Platz 66, „erkennbare Probleme“). Hinter Georgien, dem Niger und Senegal und wird vermutlich nächstes Jahr von der Mongolei (Platz 68, Vorjahr Platz 73) überholt. Grund: „A new prime minister in Japan has not changed the climate of mistrust towards journalists that is encouraged by the nationalist right, nor has it ended the selfcensorship that is still widespread in the media.“ „.

9 Replies to “Ranking Pressefreiheit: 13”

  1. Leider hat sich Deutschland durch Politikerversagen in jeder Beziehung deutlich nach hinten entwickelt.
    Da wundert es mich überhaupt nicht, das die Pressefreiheit nur noch mit Füßen getreten wird.
    Gibt es wenigstens einen Hauch an Zuversicht?
    Aktuell sind wir auf dem Weg zur gesellschaftlichen Eiszeit. Es wird nie wieder besse4…

    1. Nun ja, wer sich erdreistet, solch bohrende Fragen an OMDS zu stellen, braucht sich auch nicht zu wundern. Die Bearbeitungs- oder Antwortzeit verzögert sich schon alleine durch den Fakt, dass man es wohl einerseits selbst nicht weiss, andererseits erst in Japan nachgefragt werden muss, was denn wohl ein BLN-1 sei, Rückfragen von OMDS bei Olympus dauern dann auch und so kommt Eines zum Anderen. Fragen nach dem Wetter in Japan oder dem Wohlergehen der verbliebenen Restmannschaft hätten möglicherweise nur 14 Tage gebraucht, aber so…….
      Irgendwie erinnert mich das ansatzweise an den alten Spruch „Meine Arbeit ist so geheim, dass nicht mal ich weiss, was ich tue“.
      Ganz ohne Spaß: Pressearbeit ist heute nicht mehr gefragt, Influencer verbreiten das, was man ihnen vorgibt, Fragen sind unwillkommen und wenn sie dann gar noch ins Detail gehen, braucht man sie sowieso nicht.

  2. Ich musste einmal für eine Fehlersuche einen Fragenkatalog an die Endnutzer erstellen. Es ging darum, unter eelchen Bedingungen ein bestimmter Fehler bei einem Kleinwagen auftrat.
    Ich musste für jede Frage genau angeben, warum ich sie stelle. Schlissendlich entschied.der.japanischa Autohersteller dass es unhöflich sei, einem Kunden solche Fragen zu stellen und die ganze Arbeit war in der Tonne. Soviel meine Erfahrung zu Fragen in Japan.
    Vielleicht sind deine Fragen einfach unhöflich, weil der Gefragte sein Gesicht verlieren könnte. Vielleicht ist aber auch die Antwort unhöflich. Wer weiß …

    1. Und wieder was gelernt. Danke Helge. Ich habe zwar keinen Japaner gefragt, sondern Europäer und eine Australierin, aber wenn die die Fragen von Japanern beantworten haben lassen, dann macht das Sinn, warum ich keine Antworten bekomme.

  3. Ja, das Problem mit dem verlorenen Gesicht…..
    Hierzu fällt mir folgende Geschichte ein:
    Während meiner Studienzeit hatte ich die Möglichkeit, in einer bekannten japanischen Firma (im Lager) zu arbeiten. Bei einer internen Sportveranstaltung durften auch Spieler aus dem Lager (darunter auch ich) teilnehmen. Ein damaliger Kommilitone besiegte im Endspiel einen ehemaligen japanischen Studentenmeister (der im Vorstand der Firma arbeitete).
    Später erfuhren wir, dass der Verlierer danach ganz schnell versetzt worden war – wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Jahre später erfuhr ich per Zufall, dass er nach Ansicht seines Chefs das Gesicht verloren hatte, „wie konnte er gegen einen Lagerarbeiter verlieren“.
    Nur dass sein Gegner zeitweise in der deutschen Bundesliga spielte und zum engeren Kreis der Nationalmannschaft gehörte.
    LG + bleibt alle gesund!

    1. @Reinhard
      Gibt es denn zu der BLN-1 Problematik schon irgendetwas Neues? Ich habe mir vor einem halben Jahr noch eine EM5II gekauft. Tolle Perspektive….
      Und bei den Nachbauten fehlt einem ja der Glaube. Da hat mal einer mit sehr viel Akrebie drüber berichtet.

      Mit freundlichen Grüßen
      Hans

      1. Ich habe da leider noch keine Aussage dazu erhalten, aber ich bleibe natürlich dran. (Auch aus Eigeninteresse, hier sind noch E-M1, E-M5II und PEN-F in Betrieb….)

  4. quis costodit isti custodes – wer aber überwacht den Wächter?

    Eine Ranglist basierend auf einem Score, der in keiner Weise offen liegt ist für mich – sorry – höchst redundant als Nachricht. Und eine Ranglist, bei der Liechtenstein 13(!) Plätze schlechter bewertet wird als die Schweiz, nicht besonders glaubwürdig.

    Die besonders positiv bewerteten skandinavischen Länder sind ja hinlänglich bekannt für besonders strikt durchgreifende Polizei – eigentlich eine zentrale Forderung der Macher dieser Nachricht.

    Und last not least: Wenn ein Unternehmen keine Lust, kein Interesse oder was auch immer hat, die Anfragen zu beantworten – oder die Antworten schlicht verbummelt – hat das nichts, aber auch garnichts mit Pressefreiheit zu tun sondern lediglich mit der Informationspolitik eines (in diesem Fall auch noch japanischen) Unternehmens…

    1. Hier ein Einstieg zur Methodik: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Ranglisten/Rangliste_2021/Methodik_Rangliste_der_Pressefreiheit2021_-_RSF.pdf
      Wenn das nicht reicht, gibt es dort eine Mailadresse, an die man sich hinwenden kann für weitere Informationen.
      Ansonsten “hinlänglich bekannt für besonders strikt durchgreifende Polizei”. Jepp. Wer in Skandinavien mit 180 über die Landstraße heizt und erwischt wird, der darf sofort zahlen. Vor allem als Tourist. Oder laufen. Ansonsten halte ich das für eine Verleumdung. Die norwegische Polizei wurde lediglich nach dem Breivik-Attentat für ein Jahr bewaffnet, ansonsten tragen die Polizisten keine Waffe.
      Die Kritik an Reporter ohne Grenzen und deren Ranking ist vor allem bei den neuen Rechten verbreitet.

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