E-M10IV Erstes Hands On

Ich hab’s heute in einem Podcast gehört, dass angeblich die Pano-Funktion der E-M10IV nur etwa 6000 Pixel breite Panos kann – und nur Querformat. Bereits die E-PL9 konnte 12400 Pixel und in jede Richtung. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Olympus diese Funktion so schnell abgespeckt hat. Also nachgesehen – die Funktion ist gegenüber der E-PL9 unverändert. Sobald das Pano aktiviert ist, kann man mit den Pfeiltasten die Richtung festlegen und das hochaufgelöste Pano stellt man mit dem Bildschirmmenü ein. (Von „Standard“ auf „Full“.)

Bei „STD“ kann man auf „FULL“ umstellen.

Die Panos sind ziemlich brauchbar, Passanten können aber ein Problem sein – mit den Geisterbildern kommt der Algorithmus nicht so dolle klar.

Was mich aber extrem irritiert hat: die gewohnte Verstellung des AF-Punktes mit den Pfeiltasten funktionierte nicht mehr. Man aktivierte mit der Pfeiltaste links das AF-Raster, der Rest ging nur noch über die Wahlräder. Kurzer Impuls, die Kamera an die Wand zu werfen – dann steht da links unten „Info“ auf dem Display. Also Info-Taste gedrückt und siehe da, alles wieder wie gewohnt. Verschieben mit Pfeiltasten, Gesichtserkennung und Feldgröße mit Drehrädern. Da hatte mein Vortester wohl mal auf die Info-Taste gedrückt, Per Default reagiert die Kamera nämlich wie früher.

Wer gewohnt ist, mit der roten Taste beim Durchsehen Bilder zu markieren – das muss man nun erst extra einstellen. Standardmäßig gibt die rote Taste die Datei für’s WiFi frei. Auch das Super Control Menü muss man erst wieder freischalten.

Das Ladegerät links (Made in China) wird nicht mehr mitgeliefert, stattdessen gibt es das rechts – Made in Phlippines. 5V, 1,5A, 7,5W. Großer Vorteil: Kann man verschmeissen – da hat man genug davon zuhause.

Es wird KEIN Ladegerät mitgeliefert. Nur so ein USB-Teil, von dem man schon ganze Schubladen voll hat. Aber extern nen Akku laden – is nich. Wer also, während er tagsüber draußen knipst, den zweiten Akku laden will – Pech gehabt. Power Delivery geht nicht – also kein Fotografieren mit Powerbank. Wenn Akku alle ist, ist Schluss mit Knipsen, erstmal mehrere Stunden Akku wieder aufladen.

Das Menü ist so brutal abgespeckt, dass „D“ nicht mehr die Displayeinstellungen beinhaltet, die sind auf C gerutscht. Es gibt überhaupt nur fünf Einstellungen für den AF: AEL/AFL, AF-Sucherfeld, Gesichtserkennung, MF-Assistent und Objektiv zurücksetzen. Wer die Einstellmöglichkeiten der neueren E-M1en kennt, der ist verblüfft.

Der AF ist schnell, und arbeitet mal wieder völlig anders als alle vorherigen. Er liefert in den allermeisten Fällen Nearest is Best.

Bei diesem Foto wurde das 9er-Feld verwendet. Gelegentlich erkannte die Kamera in der Struktur ein Auge und fokussierte auf den vermeintlichen Augapfel (Merke. Gesichtserkennung ausschalten wenn sie nicht gebraucht wird) und nicht jedesmal fokussierte die Kamera auf die vorderste Blüte, die Blume wackelte, ich wackelte, also ist das verzeihlich. Aber sobald die Kamera die Blume im Vordergrund mal als relevant erkannt hatte, gab es keinen Fehlfokus auf den Hintergrund mehr.

Es ist also kein bedingungsloser Nearest is Best. Man kann immer noch durch Gitterstäbe durchfotografieren, man muss halt nur aufpassen, dass die Kamera die Gitter nicht als wichtig erkennt. Aber die Nummer mit „er hat wieder auf den Hintergrund scharf gestellt“ ist Geschichte. Thumbs Up!

Und das berühmte Bemerkungsfeld ist wie schon bei der E-M1III leer. Früher stand da immer Olympus Corporation drin, was lästig war.

Bisheriges Fazit: Ich bin mit jeder Minute überzeugter von der Kamera. Klar, die Nummer mit dem Ladegerät – das hätte es echt nicht gebraucht. Dagegen stören mich bei der Kamera weder die fehlende Mikrofonbuchse (das ist eh ne Krankheit) noch die fehlende Möglichkeit für Capture. Das ist keine Studiocam.

Was etwas nervig ist, wenn man ne ArcaSwiss-Schiene montiert, kriegt man das Akkufach nicht mehr auf. Sie ist also nur für kleinere Stativwechselplatten geeignet.

Aber angesichts der Philosophie, dass man den Strom über den USB-Port reinfüllt und die Bilder über WiFi rausholt, ist das dann auch wieder nachvollziehbar. Und, vor allem, man beachte das kleine schwarze Viereck am Batteriedeckel. Das ist ein kleines Plastikteil, das kann man rausnehmen und schon hat man eine Kabeldurchführung für einen Akkudummy. Helge wird’s freuen.

Bislang: ne gelungene Kamera. Kompliment, Olympus. Exceed Expectations!

19 Replies to “E-M10IV Erstes Hands On”

  1. Meine E-M10 (mk1) nutze ich mit kleinen Fokusfeldern. Die gibt es wohl bei der mk4 nicht.
    In wie weit stört das?
    Soweit ich mich erinner, nahm man die bei der mk1 weil der AF dann schneller war?

    1. Stört nicht. Die ganz kleinen Fokusfelder haben den AF nicht schneller gemacht – sobald das Licht schlechter war, waren sie überhaupt keine gute Idee – sondern man konnte genauer zielen und ist nicht aus Versehen am Hintergrund hängengeblieben. Das ist bei der E-M10IV kein Thema mehr.

  2. Danke.
    Informationen aus erster Hand.
    Kein Podcast, Sneak Preview oder sonstiges Geblubber.
    Kein Frage Antwortspiel mit Worthülsen aus der Marketingabteilung. Habe mir im Netz einige angeschaut, da ist man teilweise so bemüht kein negatives Wort über die Lippen kommen zu lassen das es angestrengt wirkt. Visionäre hin oder her, kommt mir vor wie das verlesen einer Pressemitteilung, beliebig auswechselbar.
    Interessant finde ich die Kamera trotzdem.
    Ist sie ein Ersatz für die OMD 10 Mark 2 oder einer E PL 8. Im Detail doch zu verschieden…..
    Grüße Wolfgang

  3. Eine gute Nachricht („Der AF ist schnell, und arbeitet mal wieder völlig anders als alle vorherigen. Er liefert in den allermeisten Fällen Nearest is Best“)!
    Komme mal wieder von einer LIF-Session (Libellen in Flug) und bin wie sie oft leicht frustriert. Bei BIF habe ich keine Probleme, da Hintergrund oft weit weg oder frei (Möwen, Bussarde, Rotmilan), da geht auch Tracking. Sobald aber das Zielobjekt auf relativ kurze Distanz (sagen wir mal Libelle 5 Meter vor Schilfwand) zum Hintergrund fliegt, krallt sich der C-AF kategorisch in die Botanik (eben wahrscheinlich Kontrastkanten-Casting). Arbeite mit EE-1 Visier und den 2 langen Pro-Objektiven und habe alle Varianten durch (3×3, 5×5, alle Felder, sowie alle möglichen C-AF Empfindlichkeiten und andere Spielereien). Und ganz fatal, meine neue Mark III arbeitet diesbez. noch fast schlechter als die MarkII, quasi ein Rückfall in alte Untugenden.
    Bin kein Querulant, und bleibe sicher bei Oly aufgrund anderer toller Features, aber eines muß ich loswerden: Wenn der C-AF nur von Profis beherrschbar ist, der ich nicht bin, dann kann Olympus seine Geräte nicht derart massiv als Wildlife-Kameras promoten, denn in der Mehrzahl sind wir Amateure. Ok, C-AF ist nicht alles bei Outdoor, aber viele Parallelforen sind voll mit ratlosen Fotografen, die mit ihrem AF ständig im Geäst hängen.
    Ich frage mich, warum ein dediziertes Nearest is Best nicht (per Knopfdruck für Spezialaufgaben) möglich sein soll; in diesem Sinne offenbar ein großer Fortschritt bei der neuen Kamera und ein Hoffnungsschimmer für das Update der M1X im Winter.

    1. Probier für die Libellen mal, den Fokusbereich in der Kamera zu begrenzen. Dazu musst Du erst checken, wie Dein Objektiv Entfernungen misst, stell (zum Beispiel) auf zwei Meter und fünf Meter und lass Dir anzeigen, welche Entfernung da die Kamera bei dem Objektiv und der Brennweite ermittelt. Und dann begrenzt Du den Fokusbereich. Dann kann die Kamera nicht mehr auf den Hintergrund scharf stelen.

      1. Danke! Mache ich zwar immer mit dem Fokusbegrenzer und habe den auch beim 40-150er situationsabhängig modifiziert (beim 300er gehts irgendwie nicht, bzw. gelingt es mir nicht, die am Objektivschalter vorgegebenen Grenzen zu überschreiben), aber möglicherweise nicht akribisch genug; v.a. habe ich die gemessenen Distanzen im Exif noch nicht geprüft, das wäre ein konkreter Ansatz. Auch mit den Fokusfeldern ist das so eine Sache; trotz penibelster Abstimmung des EE-1 bez. Parallaxe und erwartbarem Objektabstand (ich arbeite an kleinen Waldteichen, wo die Flugrouten noch halbwegs berechenbar sind), geht die Restriktion unter 5×5 ganz schlecht, darunter kann ich die irren Viecher nicht mehr im Zentrum halten. Mein bestes Setting bisher (für alle Interessierten und als Entschuldigung für diesen Sidestep): 5×5 und Auslöse-Prio AN.

        1. Du hast, glaube ich, mein Buch. Schau Dir da mal die Beschreibung an, wie man die Entfernungen feststellt – und einstellt. Ganz wichtig, gerade bei Zooms: die eingestellte Entfernung gilt NUR für eine Brennweite des Zooms. Eine Einstellung, die für 150mm stimmt, stimmt für 100mm nicht. Wenn das nicht ne eigene Doktorarbeit wäre, würde ich da mal rausmessen – aber ich habe schon mal nen Nachmittag mit 30 Objektiven verspaßt, nur um festszustellen, dass die gemessene Entfernung bei jedem Objektiv und jeder Brennweite anders ist… Das nun exakt auszumessen, da bin ich gut ein Vierteljahr beschäftigt.

      2. Bingo! Hatte bisher versucht, mit dem nativen Limiter zu arbeiten, aber die vorherige Messung und darauf basierende Einstellung (wie von dir vorgeschlagen) im Menü bringt deutlich bessere Ergebnisse. Ist ein bißchen Gefummel, aber verhindert erstmal, dass der C-AF hinten im Gemüse hängt. MarkIII ist damit immer noch keine Sportkamera, aber kann eigentlich ziemlich viel. Das Problem liegt 10 cm hinter dem Sucher. Danke nochmal für den Tip

    2. Nochmal ich in Autokorrektur. Habe in meinem Ärger über die heute entgangene Glänzende Smaragdlibelle übersehen, dass du das Blumenbild wahrscheinlich mit S-AF gemacht hast. Aber ist das eventuell ein Unterschied zu C-AF bezüglich Nearest is Best.

      1. Ich habe die Kamera seit ein paar Tagen. Den C-AF habe ich noch gar nicht ausprobiert – ich halte die E-M10IV bisher nicht für eine Sportkamera.

  4. Wie sieht es bei der E-M10 IV eigentlich mit Fokusbracketing aus?
    Da ich überwiegend bodennahe Makroaufnahmen (Pilze) mache, war das für mich ein Kaufgrund für die E-M10 II. Soweit mir bekannt ist, wurde wurde diese Funktion schon bei der Mark III eingeschränkt. Bei der Mark IV konnte ich bisher überhaupt noch nichts darüber lesen. Ist das jetzt evtl. auch dem Rotstift zum Opfer gefallen?

    1. Nein. Die Funktion ist identisch mit der in der E-M10III. Also über den AP-Modus, nur mit zwei Fokusabständen (eng und weit) und 8 Bilder.

  5. Herzlichen Dank
    Dann werde ich wohl bei meiner E-M10 II bleiben müssen. Mit 8 Bildern komme ich in den seltensten Fällen aus.
    Eine unnötige Einschränkung, schon bei der Mark III.

    1. @Josef: Ich besitze zwar nicht die E-M10 II aber ist aus Deiner Sicht abzuleiten daß diese mehr FokusBr Bandbreite besitzt/realisiert als die IIIer und jetzt IVer ? Danke.

      1. Schau mal in die (deutschen) Handbücher.
        E-M10mk2: S.100 Fokus-BKT. rechts sind die Einstellmöglichkeiten. bis zu 999 Bilder. Fokusunterschied kurz-weit in 10 Stufen.

        E-M10mk3: S.41 Fokus-Belichtungsreihe (ist jetzt im AP-Menü, rur Vereinfachung). 8 Bilder werden aufgenommen. Fokusentfernung kann auf kurz oder weit gestellt werden.

        E-M10mk3: S.49 sonst wie bei der mk3

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