mFT-To-Handy-Adapter

Ich habe in den letzten Tagen aus China ein Gadget gekriegt, das eigentlich schon längst überfällig ist. Es ist wirklich ein Wunder, warum da noch niemand draufgekommen ist. Es ist ein simpler Adapter mFT-Handy.

Okeh, ganz so simpel ist das nicht, das Teil hat nämlich nicht nur ein mFT-Bajonett mit ner Plastikklammer dahinter, sondern der Adapter ist voll elektrifiziert, hat nen Akku drin, der über USB (Micro USB-B) geladen wird, und steuert über eine App und Bluetooth den AF an.

Genau. Das Teil steuert nicht nur die Blende, sondern auch den AF. Klar. der C-AF ist kein Vergleich mit ner E-M1II und alles, was schneller ist als ein Spaziergänger ist zu schnell, aber ansonsten funktioniert das Ganze.

Hersteller ist ein Startup namens ing.blue aus Shenzhen. Die Website ist natürlich knallhart in Chinesisch aber ich war mal „Product Manager Far East“ eines PC-Herstellers und da lernt man ein bisschen Chinesen-Englisch….

Ein Screenshot der App, nicht von mir, ich habe kein 45mm f/1,2.

Die App bietet Touch-AF und natürlich gibt’s die App für Android und iOS. Ich habe sie bei meinem LG unter Android 7 laufen lassen – das ging. Und das LG K10 ist jetzt kein Mainstream-Handy, aber die Jungs von ing.blue haben mir dafür ne Halterung mitgeschickt. Der Trick ist, dass man bei einem Handywechsel einfach nur die Halterung wechseln muss – das finde ich ziemlich genial. Entsprechend muss man bei der Bestellung sein Handy angeben. Für die meisten aktuellen Handys gibt’s schon Adapter und natürlich für die ganzen China-Handys. Was sie noch nicht haben, sind z.B. Adapter für Shift und Fairphone. Aber die sollen noch kommen.

Unter der Hand haben sie mir verraten, dass sie eigentlich auf die Photokina wollten, in die Chinahalle, aber das hat sich ja jetzt zerschlagen. Distributoren haben sie schon in Singapur, Hongkong und Australien. Sie suchen gerade jemanden, der das Gerät in Deutschland vertreiben will. UVP soll 179 Euro sein.

Wie schlägt sich der Adapter nun so im Betrieb? Ich war damit kurz vor der Grenzsperrung noch in Dänemark und habe das Teil am Strand mit der Family getestet. Die App ist kinderleicht zu handhaben, und wenn man auf den AF verzichten kann, etwa weil man ein manuelles Objektiv verwendet, kann man auch die eingebaute App des Handy verwenden – allerdings steht dann das Bild auf dem Kopf.

Die Bildqualität hängt natürlich stark von der Kamera des Handys ab und kommt logischerweise nicht an die Olys ran. Aber bis auf ein leichte Vignette klappt das eigentlich erstaunlich gut, die verbaute Optik ist eine feine Sache. Ich habe einen leichten Crop festgestellt, etwa 1,2fach. Ich habe nachgefragt und sie haben gesagt, dass das an der Optik meines Handys liegt. Je nach Handy hätten sie gar keinen Crop oder eben bis zu 1,17fach.

Das hier ist das Bild aus der E-M5III, Natural, OoC
Das Bild aus dem Handy, gleiches Objektiv, gleicher Standort.

Ich habe als Objektiv das 75er 1,8 genommen und das Handy gegen die E-M5III antreten lassen. Wetter war lausig. Wie man sieht, hebt das Handy die Sättigung an und sorgt für ein deutlich „gefälligeres Bild“. Die Ränder sind deutlich dunkler. Was natürlich nett ist, ist die Tatsache, dass das Handy gleich immer die GPS-Daten in die EXIFs schreibt. (Kuckst Du Metadaten.)

Wo man dann doch den Unterschied merkt, ist beim 100% Crop:

Das ist die E-M5III
Das ist aus dem Handy

Das Bild ist krass nachgeschärft, die Farbverläufe sind weg, die Farben zeigen den berüchtigten Aquarelleffekt. Aber das ist nun mal bei dem winzigen Sensor zu erwarten. Dafür schlägt sich die Kombi ziemlich tapfer. An Bilder mit dieser Qualität ist mit dem Handy mit der eingebauten Optik nicht zu denken. Was da ein Samsung oder ein Iphone rausholen kann – da dürfte was gehen.

Was definitiv noch nicht geht, ist AF im Videomodus. Sie sagen, sie arbeiten dran. Was allerdings nicht kommen wird, ist eine Unterstützung von FT. Blende ja, AF nicht. Die Begründung fand ich interessant: Der 480mAh Akku für den AF wäre bei den großen Tüten zu schnell leer. Aber mit den mFTs, die ich getestet habe, hat der Akku gemütlich nen Tag gehalten und musste dann halt abends zusammen mit dem Handy aufgeladen werden.

Jetzt bräuchte man nur noch eine Transportlösung für den Adapter. Die Klammern verhaken sich immer irgendwo im Jackenfutter. Eine Art Brillenetui wäre da vermutlich ganz praktisch. Und was sie unbedingt bei den Serienmodellen mitliefern müssen: eine mFT-Bajonettabdeckung. Da war keine bei.

28 Replies to “mFT-To-Handy-Adapter”

  1. Klasse, Reinhard! Genau darauf habe ich gewartet. Als ehemaliger PM far east, kannst Du sicherlich abschätzen, ob es dieses tolle Teil auch noch morgen, am 2. April geben wird. Man weiß ja nie in solch schnelllebigen Zeiten.
    Gruß aus HH Achim

    1. Ich muss meines nicht zurückschicken. Also insofern – kannst Du hier bei mir bewundern. Die Frage ist, ob es einen deutschen Distributor geben wird. Denn was ich auf dem ganzen Teil nicht gefunden habe, war ein CE-Zeichen…

      1. CE steht ja auch für ChinaExport. Vllt. läßt Ing.blue ja nicht in der VR China produzieren. Weiß man ja nie. Für mich beruhigend, dass ich die Chance bekomme das Teil mal genauer anzusehen.
        Gruß aus HH Achim

      2. Ich glaube schon, dass es einen deutschen Distributor geben wird, immerhin betreiben die Chinesen ja sogar den Server in Deutschland, das spricht für hohe Priorität. Und eine Verbindung zu Österreich, zu einem Herrn Sebastian K. gibt es wohl auch.

        1. Schön dass es noch Menschen gibt, die Quellen fundiert hinterfragen. Ich hab ja gleich gesagt, dass wir das Whois auch noch anpassen müssen. Dann hätte aber immer noch die IP-Adresse den Standort in Europa verraten. Extra einen Server in Asien mieten war dann doch zu viel Aufwand. Hat schon gereicht, die Webseite zu bauen.

  2. Mal abgesehen von der eher umständlichen Handhabung. Man sieht hier deutlich, dass Handyfotos nur dank der Nachschärfung wie Vollformat aussehen. Dennoch ist MFT immer noch jedem Pixel-Boliden im Handy haushoch überlegen. MFT rules!

  3. Abgesehen von der Qualität ist für mich schon die Handhabbarkeit des Konstrukte ein Graus. Aber vllt. bin ich auch nur nicht mehr up to date. Meine Bilder mit dem Telefon werden nie was.
    Gruß aus HH Achim

  4. Kannst Du was zu anderen Handys sagen? Ich benutze ein CAT 61 mit FLIR Wärmebildkamera. Dafür wäre es sinnvoll, wenn ich bei Messungen von Objekten mit großer Hitze ein MFT Tele verwenden könnte um mich nicht unnötig der größten Hitze auszusetzen. Eine kurze Info wäre für mich hilfreich. Das Teil ist vllt. doch garnicht so ne dumme Idee. Danke schon mal im Voraus.
    Gruß aus HH Achim

    1. Die Baustellenhandys stehen noch nicht in der Liste. Aber der spezifische Handy-Adapter mit der Klammer ist echt kein High-Tech. Frag mal Helge, der kann da eventuell etwas drucken.

  5. Hallo Reinhard,
    tolle Nachrichten rechtzeitig zum zweiten Quartalsbeginn.
    Technisch muss ja eine Rafinesse eingebaut sein ‐ oder Korrekturlinsen? Der Crop- Faktor wäre angeblich. max. 1,17. Der Sensor des Handys ist jedoch kleiner als mFT. Wie passt es? Und auf Deinem Fotos ist keinerlei Vignette erkennbar. Toll.
    Ebenfalls der entschleinigte Autofokus passt zur aktuell entschleunigten Zeit. Wird es ein Update geben wenn wir wieder unter Vollast arbeiten?
    LG Thomas

    1. Kuckst Du auf die Website des Herstellers. Das Bild geht auf eine Mattscheibe und dahinter liegt eine Optik, die das Bild wiederum auf die Optik des Handys abbildet. Funktioniert.

    1. Mein Kontakt ist Dao. Ich bin ja kein Distributor sondern nur ein kleiner Blogger. Das macht das Sekretariat.
      Frau Hong von Sales heißt eigentlich Hóng bǎi shuǐ, Der Google-Übersetzer kommt da etwas ins Schleudern. Schmied als Nachname kann man ja auch nicht mit „Der auf Eisen rumhämmert“ übersetzen.

  6. Spannend! Wie sich die Geschichte wiederholt. Sowas gab’s in den 80ern um 35mm Cine-Objekitve an Videokameras mit kleinen Sensoren anzuflanschen. Eigentlich genial einfach. Ein Mattscheibe und eine Nahlinse schaffen die Anpassung. Was hier echt innovativ ist, ist die Ansteuerung über Bluetooth anstelle umständlicher Mechanik.
    Das Ding hat auf jeden Fall Zukunft.

    1. Mensch, Helge…
      Bei genauerer Betrachtung war ich mir doch ziemlich sicher, die „Blauen Ingenieure“ hätte ihr Know-How bei dir zugekauft. Ggf. sogar inkl. Prototypen…
      lg aus Hamburg
      Martin
      (der seine FT-Schätzchen nach wie vor gerne an seinen E-M1en betreibt!)

      1. Aber Martin,
        wie kommst du nur auf sowas? Es gibt sogar eine rein optisch-mechanische Lösung aus Fernost, die kann aber nur mit voll mechanischen Objektiven.
        Der Sch* Virus hat uns fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wollte das Ding eigentlich in einem präziseren Verfahren drucken. Wäre sich aber nicht mehr ausgegangen und ungewiss, ob überhaupt noch geliefert werden kann. Musste die Teile also auf meinem Drucker fertigen und mit der Hand nacharbeiten. So ist das Ding etwas ungenau und das bedingt optische Artefakte. Trotzdem hat’s viel Spaß gemacht das alles aufzubauen.
        Liebe Grüße aus Wien

  7. Liebe potenzielle Kunden!
    Ich freue mich, mit unserem Produkt so viel Interesse geweckt zu haben.
    Unser Team besteht zur Gänze (außer der Katze) aus computergenerierten Gesichtern. Wir sind also maximal virtuell und synthetisch, im Gegensatz zu unserem Produkt, von dem zumindest ein physischer Prototyp existiert.
    Daher auch mein Name. Er bedeutet „sehr unwahr“,also der totale Fake).
    Bitte entschuldigen Sie Missverständnisse, die durch die Übersetzung durch Google entstanden sind.

    Ihr ergebenster 很 不对 (Hěn bùduì), CEO von ing.blue.

    1. Danke für die Topp-Berichterstattung
      Hat mir total viel Spaß bereitet. Und meinen Respekt für den bis in den Hintergrund durchgestalteten Aprilscherz inklusive Prototyp. Großartig!
      Gruß aus HH Achim

      1. Gerne, hat viel Spaß gemacht.
        Für dein Problem mit dem Abstand zur Hitzequelle, da gibt’s Objektive zum Aufklemmen auf das Telefon. Unterschiedlich starke Weitwinkel- und Telekonverter. Das ist in deinem Fall wohl die bessere Lösung.

  8. Hätte tatsächlich Interesse an einem solchen Produkt, aber für einen KB Mount, E, L, oder Z warten bei mir auf einen Einsatz.
    Habe für meine MFT Linsen momentan leider nur einen vollmechanischen Adapter für Sony E-mount.
    (Da mir anscheinend niemand eine MFT Cam mit quadratischem Multiaspekt Sensor baut, komme ich nur so in den Genuß einer wirklich universellen Hoch-und-Quer-Format-Kamera.)

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