Sie wollen mich kennenlernen…

Hat mir Olympus gerade per Newsletter mitgeteilt. Ernsthaft. Anstatt meine Mails zu beantworten oder mich einfach anzurufen, kriege ich einen Newsletter, man möchte mit mir zusammen die Freude an der Fotografie feiern.

Fett.

Sie wollen sich mit mir außerhalb einer großen Stadt an einem Samstag im Sommer treffen, dort übernachten und Sonntag darf ich dann wieder retour. Kostet die Kleinigkeit von 200 Euronen inklusive der Möglichkeit, mich mit „Olympus-Experten“ auszutauschen. Jepp. Genau die Experten, denen ich gelegentlich ihre Kamera erklären muss oder die mir schon Mails geschrieben haben „Da hat ein Kunde ne Frage – kannst Du dem weiterhelfen?“

OK. Eine Werbeverkaufsveranstaltung kann man machen. Kein Thema, 200 Euro ist für ne Kaffeefahrt, bei der ich die Fahrt auch noch selber zahlen muss, aber echt happig, für das Geld kann ich fünf Tage Paris inklusive Musikfestival und Busfahrt haben.

Die Usertreffen, die ich früher organisiert habe, kosteten auch um die 200 Euro für Ü/Frü und dauerten von Mittwoch bis Sonntag. Auch mit Experte dabei und der Möglichkeit Hardware auszuleihen. Und ne Zeitlang kam sogar jemand von Olympus, um am Abend ein paar Stunden Werbung zu machen. Das haben sie dann aus Kostengründen eingestellt. Und irgendwann hatte ich keine Lust mehr, wochenlang Usertreffen für Lau zu organisieren und mich dann noch von der Seite anmachen zu lassen.

Klar – der Trick, sich die Werbung von den Kunden auch noch extra bezahlen zu lassen, auf die Idee muss man erst mal kommen. Sowas nennt man kostenneutrales Marketing. Hier wird einfach ne externe Agentur beauftragt, das auf eigenes Risiko zu machen. Wir haben die Usertreffen damals einfach deshalb gemacht, weil’s uns Spaß gemacht hat. Wir haben nie auch nur einen Cent bei verdient und unsere Übernachtung auch selber gezahlt. Und Olympus hat nie nen Newsletter rausgehauen, in dem für die Usertreffen getrommelt wurde….

Als ich noch in der Unternehmensberatungsbranche unterwegs war, war eine der größten Diskussionen „Make or Buy“. Und die ganzen Marketingagenturen und Berater plädierten natürlich immer für „Buy“ – am besten bei ihnen. Allerdings, wenn man dann danach gefragt hat, ob sie meine Kunden kennen, dann driftete es im Allgemeinen eher in Richtung Bullshitbingo ab. Ich habe seinerzeit eine halbe Million Mark in völlig wirkungsloses Marketing gesteckt – weil die Berater und Marketingfuzzis behaupteten, sie würden sich auskennen. Ich habe dann das Marketing selbst übernommen und für so gut wie kein Geld meinen Laden promotet und am Laufen gehalten – bis ich dann 2009 keine Lust mehr hatte, weil Knipsen und Schreiben mehr Spaß machte.

Mitte: Kazimierz Michał Ujazdowski, polnischer Kulturminister. Buchmesse 2000. Vorstandsvorsitzender amundio ag Reinhard Wagner, links.

Was ich dabei gelernt habe ist, dass ich mein Produkt selbst am Besten kenne – und wenn ich meine Kunden nicht kenne, das Produkt und das Marketing meistens am Markt vorbei geplant ist. Der Kundenkontakt ist also VOR der Entwicklung und Produktion des Produkts notwendig – nicht hinterher, wenn der Laden nicht läuft.

Aber es ist halt bei manchen Leuten schwierig, solche Binsenweisheiten an den Mann und Frau zu bringen…

14 Replies to “Sie wollen mich kennenlernen…”

  1. Ja, mich möchte Olympus auch kennenlernen, gebührenpflichtig. Nette Idee – da kann ich dann auch die ‚unzähligen Vorteile der OM-D E-M1 Mark III‘ kennenlernen, da wird mir geholfen, ich konnte sie bislang an einer Hand abzählen (habe die M1II).

    Fehlende Kaufanreize/Technikfeatures kann man nicht durch Kennenlernspiele, Cashbacks, unnütze Kamerarucksäcke oder nicht benötigte Batteriegriffe ersetzen.
    Wobei ich das mit Bedauern sehe, fotografiere gern mit mFT, ideale Reisegrösse.

  2. Tja, der Bezug des Olympus Newsletter (einfach ein tolles Wort…) ist ja Voraussetzung für 6 zusätzliche Monate Garantie bei registrierten Geräten. Anfangs war das ja in Ordnung, nur gelegentlich kam – durchaus auch Lesenswertes – ins Haus.

    Seit einigen Monaten erreichen mich „Newsletter“ auf „Newsletter“. Derzeit eher 2 x am Tage werde ich „bestens informiert“, meist einfach laues Werbegeblubber. Zwar kommt alles letztlich in den digitalen Abfallbehälter, doch es nervt. Manchmal kann man es halt auch einfach übertreiben…

    Meine Oly-Ausrüstung liebe ich, penetrante Werbung aber nicht, meint

    mit vielen Grüßen
    Wolfgang

  3. naja, ich denke das ist dem anderen Forum geschuldet, wo es kürzlich ne Umfrage dazu gab, nur halt „outgesorced“ so das jeder sein Stück Kuchen abkriegt.
    Das dort so benannte „Community-Treffen2020“ könnte ja dann evtl. zu einem schicken Schaulaufen werden, falls die dortigen sog. Experten und die Experten und Visinonäre von Olympus zusammenfinden, um über die Pixelanzahlen von zukünftigen Suchern und Chips, und natürlich über das optimale Oly-Marketing zu diskutieren 😉

    Ich habe bei den Olympioniken schon Treffen in Essen, Köln, Hamburg und Poing angeleiert,
    auch hier im Raum Karlsruhe schon einiges organisiert, bei anderen von wilder Süden bzw. Saarland/Pfalz mehrfach teilgenommen. Solche kleineren Treffen finde ich persönlich symbadischer 😉
    Da geht es meist um die wichtigen Dinge………… nämlich ein paar Bilder machen, gutes Essen/Trinken und gemeinsam etwas Spaß haben. Das Marketing läuft da quasi unsichtbar nebenbei, denn auch bei solchen Treffen werden Wünsche geweckt, wenn man das Zeugs der anderen Teilnehmer/innen ausprobiert hat.

    Das offizielle Marketing hat bei mir bisher noch immer erfolgreich versagt, habe sogar kürzlich den Vorstellungstermin der EM1.3 beim hiesigen Händler schlichtweg vergessen.
    Ist mir tatsächlich erst 2-3 Tage später aufgefallen…………

    Gruß Uwe

  4. Ich denke, die Hersteller hängen allgemein zu sehr an ihren Produkten. Sie vermitteln nicht, was man damit machen kann, sondern erzählen von Features, technischen Daten etc. Von daher fehlt mir auch eine klare Positionierung des MFT-Systems von seiten Olympus´ (klein, leicht, robust sind auch nur Features). Die bekam ich überraschenderweise in einem Video, in dem die neue M1.3 vorgestellt wurde. Besser gesagt: Im Making of dazu: https://www.youtube.com/watch?v=R-egeRLcpJA
    Chris Eyre-Walker, der Macher beider Videos, spricht von „Agile Photography“. Und genau das ist das, was meine Olympus mir wie keine andere Kamera ermöglicht! Die Kamera endlich mal nicht als das hochgezüchtete Schmuckstück für den Hals des Besitzers, sondern als rugged Tool in der Hand eines Fotografen.

  5. Wir hatten hier in Berlin am letzten Samstag eine Präsentation der E-M1 III. Olympus entsendete diesmal „nur“ Vertriebslaute, die das aber auch ehrlich kommunizierten und empfahlen bei technischen Fragen doch bitte direkt den Kontakt zu Nils Häußler zu suchen.

    Die Präsentation hingegen wurde diesmal von Andreas Baudisch gehalten und er machte das auf der Grundlage eines Anwenders, dem man die Kamera für ein paar Tage zur Verfügung gestellt hatte, auch nicht schlecht. Kritisieren muss man da eher Olympus, welche ihm für die anschließende Fragestunde einen Techniker zur Seite hätten stellen müssen. Zumindest empfahl Herr Baudisch den Leuten, die tiefer einsteigen wollen, doch unbedingt den „Wagner“ zu lesen.

    Klar weiß ein Fotograf z.B. was ND-Filter sind und was man damit macht. Bei speziellen Fragen zu Live-ND, sollte ich dann aber auch wissen (oder bereit sein zu erklären), wie das in der Kamera erzeugt wird. Dass es einen Effekt liefert, der dem eines echten ND-Filters nahekommt – wo dann aber durch die Methode, wie das erzeugt wird, Grenzen gesetzt sind – also dass ein echter ND-Filter und ND-Live eben was Verschiedenes sind. (Auch wenn es natürlich prima ist nun diese Funktion zu haben). Man sollte wenigstens Leuten die anmerken, nun zum Glück auf die Glas-Filter verzichten zu können, den Hinweis geben, dass sie diese unter Umständen trotzdem noch brauchen werden.

    Genauso entstand auch nach dem Vortrag noch Verwirrung darüber, wie das nun mit dem Laden über die USB-Buchse funktioniert. Zwar waren alle vorab informiert, dass der Akku im HLD-9 nicht geladen werden kann, allerdings irritierte die Info, dass beim Laden des Akkus in der Kamera, der HLD-9 nicht angesetzt sein darf, weil dessen Kontakte priorisiert sind.

    Merkwürdig war auch die Aussage, dass nach 400.000 Auslösungen der Zählerstand vom Service in der Kamera resettet wird und man dann quasi eine neue Kamera habe. Nun steht die Frage im Raum, ob Kameras mit 400.000 Plus, wenn sie denn beim Service landen, automatisch einen neuen Verschluss im Rahmen der Servicepauschale erhalten.

    Klar kann man das alles hinterher persönlich abklären. Ich denke aber, dass Olympus derzeit recht billig solche Veranstaltungen abrockt – vielleicht stehen da auch nicht genügend eigene Mitarbeiter zur Verfügung. Wenn man nun ein Treffen aus einem Forum unterstützt und auch etwas promotet ist das eigentlich nicht verkehrt. Allerdings entsteht durch den Newsletter der Eindruck als sei das eine Veranstaltung vom Olympus. Zumindest als das aufkam war es doch eine Initiative der Firma, die das Forum betreibt. Wenn ich da anreise, dann habe ich natürlich die Erwartung, dass wo Olympus draufsteht auch Olympus drin ist. Die Kosten sind da eher nebensächlich, sollen ja eventuell zum Teil auch in Form von Gutscheinen vergütet werden. Ansonsten kann man sich auch auf ein Bier treffen und den örtlichen Fotohändler dazu einladen – scheint mir ergiebiger zu sein.

  6. Interessante Biografie.
    Habe schon mal vermutet, daß da noch was anderes dahintersteckt als nur Photographie. Geschliffene Sprache plus Syntax plus Grammatik plus Semantik…
    Ich schweife ab.
    Aber- es ist (leider) das, was diesen Blog neben den technischen Features ausmacht; wahrscheinlich wildern alle Olympioniken in den gängigen fachlichen Parallelforen, aber für mich ist vieles leider unerträglich geworden; Stammelslang und Stotterheating wurden hier ja schon thematisiert, deshalb hier ist mein Biotop.
    Bitte, bitte, so weitermachen, mit guten technischen Infos und gerne auch mal sozialkritischen Themen.

  7. Stell‘ Dir vor, sie wollten Dich, lieber Olympus User nicht kennenlernen; sie wollen so ein großes Usertreffen machen und laden Dich partout nicht ein …
    Du bekommst also keine Einladung. Alle, die Du kennst, haben eine Einladung bekommen – nur Du nicht. Bist Du nicht gut genug, hat man Dich aus Versehen oder mit Absicht gar vergessen; übersehen, missachtet, beleidigt? Du würdest doch wollen, dass man auch Dich eingeladen hätte.
    Die Wahl schließlich – teilnehmen oder nicht teilnehmen – liegt ja ganz bei Dir. Aber Du hättest doch die Chance gewollt, bei dem Angebot den Nutzen gegenüber dem Aufwand abzuwägen.

    1. Hallo Hermann,
      weißt Du, ich kriege ganz viele Angebote nicht, bei denen ich den Nutzen abwägen könnte. Für Potenzpillen, Erbschaften Nigerianischer Prinzen und von Frauen, die mich aus meiner Einsamkeit erlösen wollen. Da bin ich auch nicht böse drüber. Genau deswegen gibt es Ad-Blocker und Spamfilter.
      Ich versende auch Newsletter. Und da will ich den Leuten auch was verkaufen. Da muss man sich aber bewusst eintragen. Und ich bin niemandem böse, wenn er sich austrägt. Er kriegt dann halt keine Info, wenn’s kostenfreie Updates gibt. Das ist aber seine Entscheidung. Und er hat nur dadurch einen Nachteil, dass er es halt erst 24 Stunden später hier auf pen-and-tell erfährt.
      Wenn in einem der letzten Newsletter irgendeine Info gewesen wäre, die mir tatsächlich einen Mehrwert geliefert hätte, dann wäre das alles kein Thema. Aber irgendwann ist die Nummer einfach durch. Werbemails, die vor lauter LazyHTML und Trackern wimmeln braucht kein Mensch.

      1. Kann ich vollständig nachvollziehen. Meine Kameras, M10II und Pen-F sind beide bei Olympus registriert und sigar noch in der Garantie. Ich erhalte den Newsletter welchem ich aufgefordert werde, die OM-D (ja welche denn?) zu testen. Klicke ich auf den Link werde ich als erstes nach meinem „Fotografieverhalten“ gefragt, das ist auch noch OK. Nur, abschließend soll ich neben meiner Adresse auch noch Telefonnummer, Wann erreichbar und meine eigentlich bekannte Mailadresse hinterlassen…..
        Schaue ich mir den Background dieser Mail bzw. der darauf aufgerufenen Seite an, dann wird mir richtig übel. Haufenweise Trackings über Javascript, u.a. zu E-Tracker, Adobe und zwei weiteren mir nicht bekannten. Verdammt ja, ich interessiere mich für Olympus, aber eben nur dafür. Und wer weiß wo meine Daten landen. Nicht mit mir, meine nächste Kamera (M1II) werde ich irgendwo auf dem Gebrauchtmarkt entstehen, da brauche ich a.) keine meines Dafürhaltens zu hohen Olympus-Preise und b.) keinen angeblich persönlichen Kontakt. Dank Pen&Tell, oly-e und auch Oly-Forum gibt es genügend Alternativen.

  8. Uns Schweizer wollen sie gar nicht kennenlernen. Habe bis jetzt keine Email erhalten.

    Wir werden neuerdings von Hamburg gesteuert! Olympus Schweiz in Volketswil ist „nur“ noch für die Medizinsparte zuständig. So kann‘s gehen…

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