Godox V1 für Olympus

Diesen Post habe ich schon vor ein paar Tagen veröffentlicht – und ihn nach einem Tag wieder aus dem Netz. Warum? Nein, nicht weil mich irgendwer abgemahnt hat, sondern weil uns beim Test ein Fehler unterlaufen ist.

Also haben wir den ganzen Test noch mal gemacht. Und haben dabei einige Ergebnisse aus dem ersten Test bestätigt – und andere sind ins Gegenteil verkehrt worden. Im Folgenden markiere ich die Überbleibsel aus dem ersten Post Kursiv.

Auf den Godox V1 bin ich durch ein Video von Martin Krolop aufmerksam gemacht worden, der da drin vollmundig behauptet, das wäre der einzig professionelle Blitz für Olympus – alles, was Olympus anbiete, wäre dagegen „Spielzeug“ .

Da sind bei mir die Alarmglocken angegangen, ich hatte mich seinerzeit, als der Profoto rauskam, nämlich erkundigt, was es damit auf sich hatte. Profoto gibt nämlich für seinen A1 keine Leitzahl, sondern nur eine Leistung an: 76Ws. Und eine kurze Nachfrage bei Metz ergab, sowohl der alte 54er, als auch der 64er haben 87Ws. Weil sie einen größeren Elko besitzen.

Damit war der Profoto A1 mit seinen über 1000 Euronen erstmal aus meinen Betrachtungen verschwunden.

Nun kam eben Krolop mit seiner Hymne und ich habe mir gedacht – man traue nur einem Test, den man selber gefälscht hat. Also setze ich mich mit dem deutschen Händler für Godox in Verbindung und bitte um ein Testgerät.

Die Bitte wurde abschlägig beschieden. Die Mail kann ich aus Gründen des Urheberrechts natürlich nicht wörtlich wiedergeben. Aber so sinngemäß:

Der Händler stellt normalerweise schon Geräte zu Testzwecken zur Verfügung, wenn im Gegenzug darüber in Blogs und Foren positiv berichtet wird.

Da ich in meinem Impressum aber mitteile, grundsätzlich keine Werbung für Produkte zu machen, und seien sie noch so hervorragend, sei man an einer „Zusammenarbeit“ nicht interessiert.

Und hier noch ein wörtliches Zitat: „Journalistischen Einheitsbrei gibt es an jeder Ecke und häufig fehlt dem eine fundierte Fachkenntnis.“

Soweit die Mail.

Ich habe mir überlegt, ob ich dieses Zitat rauslassen soll, weil ich ja mit meinem Fail ja gerade diese Aussage bestätigt habe. Aber man muss zu seinen Fehlern stehen.

Kann man so machen. Ich erwog kurz, ob ich mir von Amazon so ein Ding besorge und dann zurückschicke, aber Peter von AlphaWin hat mir seinen Godox V1 und seine Räumlichkeiten für einen kurzen Test zur Verfügung gestellt. Also bin ich mit ein paar Objektiven und ein paar Vergleichsblitzen losgetigert und bei Peter aufgeschlagen.

Godox mit Dome

Was beim Godox alles dabei ist, ist natürlich die Schau. Vom Snoot über Farbscheiben bis zum Vierflügeltor ist alles inklusive. Als Zubehör gibt’s sogar einen Adapter für Bowens-Lichtformer. Und der Knaller ist der Li-Ionen Akku. (Der neue ProFoto A1X hat jetzt auch einen und kostet gleich 1200 Euros.)

Der Bowens-Adapter

Es ist erstaunlich, wie lange der Akku hält und welche Blitzfolgezeiten er ermöglicht. Die E-M1II mit Funkauslöser und Dauerfeuer – das kann der Blitz bei 1/16 problemlos mitmachen. (Natürlich nur mechanischer Verschluss.)

Und dann kann man den Godox in 1/10 Schritten regulieren. Richtiges Studiofeeling. So weit also alles schick.

Das Testsetup, das daraufhin folgte, war gut gemeint – aber wir wissen, gut gemeint ist die große Schwester von „Master Fail“. Also lasse ich das mal außen vor und beschreibe das neue Setup.

Wir sind bei mir ins Studio gegangen. Warum? Wir haben ein Vordergrundmotiv und einen Hintergrund – und weniger Streulicht. Das Setup an der E-M1II war wieder Blende 8, 1/50s und 40mm. Nur haben wir uns diesmal mit den Brennweiten am Godox nicht vertan – den man nämlich von FT-Brennweiten auf KB-Brennweiten umstellen kann.

Diesmal sind die Testergebnisse zur Leistung klar und erwartbar: Der 54er Metz ist in allen Lagen etwa 0,7EV heller. Sprich, er bringt 2/3 mehr Leistung.

Bei Serienschuss ist der Metz etwas stabiler als der Godox, sowohl bei der Blitzleistung als auch bei der Farbstabilität. Das hier sind Ausschnitte aus einer Serie von 22 Bildern. (Nicht in chronologischer, sondern in zufälliger Reihenfolge.)

Nein, dazwischen wurde am Setup absolut nichts verstellt.

Dafür hält der Metz die Serien nicht so lange durch wie der Godox, dem natürlich der Akku hilft. Nach 8 Bildern mit 1/16 wird der Metz dunkler – der Godox blitzt weiter – eben mit seinen Schwankungen.

Die 1/10-Regulierung ist für mich uninteressant, weil der Blitz nicht stabil genug blitzt, als dass das eine Bedeutung hätte.

Soweit haben sich die Ergebnisse gegenüber dem ersten Test nicht geändert. Was sich aber wirklich geändert hat, sind die Ergebnisse zur Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung. Sobald man nämlich den Blitz mit einer anderen Brennweite betreibt, als das Objektiv – oder den Blitz gar von der Kamera runternimmt, sieht die Nummer ganz anders aus.

Das da ist mit dem Metz.

Und das da ist mit dem Godox. Die Blitzreflektoren stehen auf gleicher Stellung, der Blitz ist an gleicher Stelle. Klar, ich habe beim zweiten Bild von Blende 11 auf Blende 9 aufgemacht – weil der Blitz halt nunmal 0,7EV schwächer ist – aber ansonsten ist das Setup identisch.

Also die Aussage von Martin Krolop, man würde bei der Ausleuchtung keinen Unterschied sehen – Nope. Man sieht. Und wie.

Dann haben wir uns ans Einstelllicht gemacht. Zum obigen Bild gibt es dieses Einstelllicht:

Man sieht auf den ersten Blick, dass die Beleuchtung deutlich tiefer liegt – die LED ist am unteren Rand des Reflektors untergebracht und nicht in der Mitte, wie bei Studioblitzen. Das Einstelllicht ist also eher als AF-Hilfslicht zu verwenden, als als tatsächliche Einstellhilfe um den Blitz exakt zu positionieren. Dadurch, dass die LED an der Front des Blitzes untergebracht ist. verändert sich das Einstelllicht auch bei Veränderung des Reflektors nicht. Das Problem ist, dass der Godox keine runde Blitzröhre hat, in deren Mitte man die LED platzieren könnte, sondern eine gerade Standardblitzröhre.

Dann haben wir die beiden Blitze noch auf eine Oktabox losgelassen:

Das ist der Godox. Und hier kommt der Metz:

Beide können die Softbox problemlos ausleuchten – gerade bei Porträts ist der Vorteil der Systemblitze vor allem, dass man sie sehr weit runterregeln kann und dadurch die Blende nicht schließen muss. Klar. Für komplexe Lichtsetups, bei denen man mit weitreichenden Snoots arbeiten muss reicht die Leistung nicht. Aber um ein paar Softboxen auszuleuchten – geht. Allerdings sollte man entweder einen Vorsofter in die Box spannen oder einen Diffusor auf den Blitz stecken. Denn man sieht, obwohl beide Blitze auf 28mm Kleinbild gestellt waren, hat man einen starken Helligkeitsabfall zum Rand hin – beim Godox eben rund, beim Metz rechteckig. Das sieht man dann auch im Bild:

Das Licht vom Rand reicht nicht mehr, um die Haare noch gut zu beleuchten. Wenn man die Blende weiter öffnet, damit man die Haare gut sieht, ist das Schlüsselbein schon vor dem Ausfressen. Also Vorsoften. Frisst natürlich Leistung – aber für kleine Setups reicht die Leistung allemal.

OK, das englische/chinesische Handbuch ist nicht so dolle….

Das Hand-„Buch“

Das ist der Godox-Funkauslöser.

Funkauslöser. Nicht dabei, kostet extra.

Der Funkauslöser verwendet ein Godox-eigenes Protokoll, so dass man bei den Remote-Blitzen nicht auf die Oly-Versionen angewiesen ist. Man kann auch V1 mit Sony oder Nikon-Anschluss verwenden. Und natürlich auch die normalen Godoxe. Genauso wie man auch den alten X1R – Funkauslöser verwenden kann – allerdings dann nicht mit TTL.

Übrigens kann man umgekehrt natürlich auch einen Funkauslöser mit Mittenkontakt verwenden, der dann z.B. einen Elinchrom -Empfänger ansteuert, der wiederum dann den Godox auslöst – auch nicht mit TTL. Aber es funktioniert.

Der Bildschirm des Godox

Dass der Godox auch FP-Blitzen kann, ist logisch. Und er hat noch ein cooles Feature: Man kann sich anzeigen lassen, mit welcher Leistung er beim letzten Mal TTL geblitzt hat und diesen Wert in die manuelle Einstellung übernehmen. So ne Art Blitzbelichtungsmessung auf die ganz andere Art.

Fazit: Die schwache Stabilität gerade bei geringerer Leistung ist lästig. Ich verlasse mich da sehr gerne auf die Genauigkeit der Metze bzw im Studio auf die Elinchromes, die auch nicht mehr kosten. Toll ist die Blitzwiederholfrequenz und der ausdauernde Akku – auch wenn natürlich die Methode der anderen Hersteller mit Standardakkus langfristig besser ist – denn meine Metze werden seit 15 Jahren geknechtet -und ich kriege immer noch Akkus. Ob’s den Godox-Akku in 15 Jahren noch gibt ist die zweite Frage.

Die weiche Ausleuchtung ist die Schau. Da brauchen wir nicht drüber diskutieren, da stinkt Metz ab.

Der Godox ist nicht das Ei des Kolumbus. Ein 900er Olympus oder ein 64er Metz hat mehr Wumms – gerade der Metz liefert mir mit dem 200mm-Reflektor oft die Reichweite, die ich brauche – aber im Nahbereich, kleines Studio ist der Godox wirklich eine Überlegung wert. Wenn die Stabilität nur besser wäre.

7 Replies to “Godox V1 für Olympus”

  1. Da fällt mir nur ein: Einfach nicht kaufen 😉
    Und: Nicht alles glauben, was man im weiten Netz findet!
    Danke für den Bericht.

  2. Soso, „Journalistischer Einheitsbrei“ – wirklich „sehr nett“ vom Vertrieb formuliert. Da scheint mir auch ein wenig Arroganz (und Unkenntnis) mit im Spiel zu sein…

    Vielen Dank für Deinen spannenden Bericht, der wieder einmal beleuchtet und klar aufzeigt, wie Werbung in der heutigen Zeit funktioniert – und was man davon zu halten hat.

    Viele Grüße
    Wolfgang

  3. Hallo Reinhard,
    mit Interesse habe ich Deine Erfahrungen gelesen.
    Vielen Dank für deine Mühe.
    Über die von Dir umschriebenen Äußerungen des deutschen Godox-Händlers kann sich in diesem Fall jeder seine eigenen Gedanken machen (Gut, dass der Interessent durch Deine „sinngemässe“ Wiedergabe hier einen Einblick erhält).

    Deine Ergebnisse bestätigen mich in meiner Auffassung, dass ich vieles im Netz kritisch hinterfragen muss. Aber das ist ja eigentlich keine besonders neue Einsicht für mich.
    Ich bin erstaunt und freue mich, dass im speziellen Fall der Metz-Blitz so stabil und zuverlässig abschneidet. Vom preislichen Unterschied mal abgesehen.
    Gruß Rainer

    1. Du hast natürlich völlig Recht. Da habe ich Profoto Unrecht getan. Die reden korrekt von „Energy“. Nur Godox spricht von „Power“. Mea Culpa.
      Im Übrigen bin ich kein Elektroingenieur – nur für den Fall, dass Du mich ansprechen wolltest. Ich habe das zwar studiert, aber den Dipl.-Ing nicht gemacht – da kam mir seinerzeit die Zwangsfreizeit in Olivgrün dazwischen. Die waren der Meinung, als KfZ-Elektriker wäre ich besser aufgehoben….

  4. Danke Reinhard, dass Du ALLES durchleuchtet hast! Die ungleiche Helligkeitsverteilung und die Schwankungen der Farbtemperatur sind für mich Killerargumente!

  5. Moin in die Community!
    Danke für den Testbericht und die gezogenen Schlussfolgerungen.
    Sicher sind viele „Influencer“ immer schnell begeistert, wenn es etwas neues zu berichten gibt. Worin dies begründet ist, muß jeder Konsument dieser Info-Kanäle mit sich selbst ausmachen…
    Den zurückgezogenen ersten Bericht kenne ich leider nicht. Ich vermute mal, dass der Blitz da schlechter bei weggekommen ist. Alle bisherigen Kommentare beziehen sich laut Datum auf den ersten Bericht. Deshalb finde ich es nur fair, wenn die Kommentare dementsprechend gekennzeichnet werden, oder bei einer enthaltenen schlechten Wertung gleich gelöscht werden.
    Viele Grüße
    Olaf Wilkens

Schreibe einen Kommentar zu Rudolf (aka rudolfo4) Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert