Disqualifikation und Plagiate

In den Fotoclubs kracht es im Gebälk. Vor ein paar Jahren ging schon mal eine Plagiatsaffäre rund, als der DVF-Vorstand einen Preis gewonnen hat, indem er ein Plakat eines israelischen Chors abgeknipst hat. Das war beim Emscherbruch-Pokal, einem ziemlich renommierten schwarz/weiß-Wettbewerb. (BTW: das Plakat des Chores habe ich in Wien 2014 fotografiert, also NACH dem Skandal.)

Und dieses Jahr hat die Skandalsaison wieder mit dem Emscherbruch angefangen. Entgegen der Regularien wurden die Juroren im Vorfeld nicht benannt und entgegen der Ankündigungen wurden die angereisten Fotografen nicht zum Besuch der Jurierung zugelassen und bei den Blicken, die sie in den Raum werfen konnten, stellten sie fest, dass die Jury die Bilder umdrehte, um zu kucken, was auf der Rückseite steht. (Im Allgemeinen der Name des Fotografen.) Bei der Norddeutschen Fotomeisterschaft musste ein Preisträger seinen „künstlerischen Akt“ zurückziehen, weil ruchbar wurde, dass es sich um ein Workshopbild handelte, bei dem der Fotograf von der Bildidee bis zur Einstellung des Lichts alles vom Workshopleiter eingekauft hat.

Der aktuelle DVF-Präsident (der seinerzeit nach der Plagiatsaffäre den Verein übernommen hatte) hat nun im aktuellen DVF-Journal auf einer halben Seite den Verfall der Sitten beklagt und rabiate Schritte angekündigt – wenn Leute bescheißen, erwägt man einen mehrjährigen Ausschluss von deutschen Wettbewerben. Nur, was genau unter Beschiss zählt, ist noch nicht klar.

Auch Hartmut Faustmann beklagt in seiner „Randnotiz“ die immer wieder gleichen Bilder, Themen – ja, dass viele Fotografen sogar die immer gleichen Bilder Jahr für Jahr durch die Wettbewerbe prügeln.

Garantiert schon ne Million Mal geknipst.

Der DVF versucht es jetzt mit einem Wettbewerb „Erfrischende Bilder“. Als Ansporn gibt es eine brandneue Canon-Systemkamera, Canon Sofortbildkameras, Canon Selphys und Bestellgutscheine für CEWE. (Ich werde es nie verstehen, warum als Preise für Fotowettbewerbe ausgerechnet Kameras ausgelobt werden. Die, die da gewinnen, haben im Regelfall sowas schon…)

Im Ernst. Seitdem die Impressionisten bei ihrer ersten Ausstellung in Paris vom Establishment gnadenlos verrissen wurden, sollte doch jedem klar sein, dass Wettbewerbe ungeeignet sind, Innovationen zu befördern. Denn die Jury wird nach Leistungen der Vergangenheit ausgewählt. Kann die beurteilen, ob das, was ihr vorgelegt wird, preiswürdig ist? Sie kann offen sein für schräge Dinge und dann Fotos prämieren, die vom 3-jährigen Kind des Fotografen per Zufall gemacht wurden. Oder auf „Bewährtes“ setzen und die nächsten drei revolutionären Trends verpassen. Nein, die Jury muss den Mut haben, sich genauso zu blamieren, wie Fotografen den Mut haben müssen, bewährte Pfade zu verlassen und neue Dinge zu denken und zu machen. Auch wenn es vielleicht Irrwege sind. Aber Scheitern muss erlaubt sein.

Abknipsen von Kunstwerk? Eigene Leistung? Oder einfach nur „Kann weg?“

Derzeit wird der Betrug und das Plagiat honoriert – man darf es nur nicht zu offensichtlich machen. Oder man muss die richtigen Leute kennen.

Was die Photoszene braucht, ist eine Innovationsoffensive. Weg mit der Technikgläubigkeit, dem Irrweg des Offenblendenzwangs, des Schärfe- und Unschärfefetisch, der seelenlosen Hotspotknipserei. Warum kriegt ein Fotograf, der eine afrikanische Bäuerin, die sich nicht wehren kann, abknipst einen Exotenbonus gegenüber dem, der eine deutsche Bäuerin fotografiert? Warum werden Fotografen, die einerseits die Haare überschärfen und andererseits die Haut glattbügeln gegenüber denen bevorzugt, die sich das verkneifen?

Es ist OK, wenn Fotografen die Bilder von anderen nachknipsen. Man kann davon lernen – und wenn es auch die Tatsache ist, dass das Vorbild erheblich mit Photoshop nachgeholfen hat. Aber für Wettbewerbe sollte die eigene Kreativität gefragt sein.

Denn was passiert, wenn die Leute ungestraft anderer Leute Bildideen abkupfern dürfen? Die wirklich innovativen Bilder werden nicht mehr im Netz gezeigt, sondern nur noch in Ausstellungen – und dort ist dann fotografieren verboten. Ich habe mittlerweile eine ganze Reihe Bilder, die ich nicht mehr veröffentliche – weil sie sonst nur geklaut werden. Irgendwann mache ich dann eine Ausstellung – und da kann man die dann sehen. Aber das dauert noch….

Aber solange ein „Stilpirat“ seinen Workshopteilnehmern ganz klar sagt, dass er seine Bildideen von Pinterest hat und er ihnen empfiehlt, sich dort ihre Ideen zu holen – so lange werde ich dafür sorgen, dass meine wirklich guten Bilder nicht dort auftauchen.

Die 13. Zumindest südlich von Nancy, in Haroué in der Eglise de la Très-Sainte-Trinité sind die Franzosen nicht abergläubisch. Typische Touri-Knipserei. Kunst? Näää.

16 Replies to “Disqualifikation und Plagiate”

  1. Deine Kritik ist sicher berechtigt und zutreffend. Was mir persönlich fehlt ist der Gedanke daran, warum ich überhaupt ein Foto mache.
    Erinnerungen festhalten und schöne Momente mit Freunden, Familie teilen, die gerade nicht dabei waren. Die tolle Arbeit meiner Vereinskolllegen anderen Interessierten im Web präsentieren, sich darüber austauschen und neue Kontakte knüpfen. Es gibt so viele Gründe zur Kamera zu greifen und einfach nur Freude und Spaß dabei zu haben oder zu teilen.
    Klar kann man das auch sportlich sehen, auch wenn mir persönlich der Sinn dafür fehlt. Mit ein bisschen gesunder Selbstkritik sehe ich ja selbst auf welchem Level ich mich bewege und kann mir auch in diversen Foren mal von anderen Usern eine ehrliche Meinung abholen, wenn ich meine Offenheit dafür signalisiere. Ich kann an einem (seriösen) Workshop teilnehmen und mittlerweile bietet sogar mein Händler auf den Berliner Fototagen an mal eins meiner Bilder von einem Profi analysieren zu lassen.
    Möglichkeiten Feedback für die eigenen Arbeiten zu bekommen gibt es viele, ich denke bei Wettbewerben geht es mehr um den Ehrgeiz. Gebühren für Teilnahmen will ich nicht kritisieren, das muss sich ja finanzieren. Wenn dann von den Fotografen aber gleich zig Fotos eingereicht werden können und das Ergebnis dann heißt: 7 Annahmen, 1x Bronze, 1x Silber in Kategorie 24 und 73 der Gruppe mittleren Alters fehlt es mir schwer Zugang zu finden. Dann ist da schon ein Wettbewerb von z.B. einem Heimatverein irgendwie ehrlicher. So nach der Art Traditionshandwerk in der Uckermark. Die Fotos dann von ganz „normalen“ Leuten ausgewählt. Man fotografiert doch in der Regel für die einfachen Leut und nicht für mehr oder weniger Kunstsachverständige (als was auch immer die bei solchen Veranstaltungen auftreten).
    Wenn mir jemand erklärt, wie ich meine Bilder technisch und gestalterisch verbessern kann – gerne. Meine Bilder aber einem Mainstream anzupassen, damit sie irgendwo vorne dabei sind? Das dann vielleicht noch so weit treiben, dass man mir Ideenklau vorwirft oder ich nur noch abknipse was mir ein vermeintlicher Workshopleiter vorsetzt und das dann als meine Arbeit anpreise? Für mich ist das zwanghafte Selbstdarstellung. Vielleicht gibt es die eine oder andere Plattform wo das Nachwuchsfotografen nutzen können um Beachtung zu finden. Für den Hobbybereich finde ich das eher fragwürdig. Viele Grüße – Frank

    1. Die Wettbewerbsszene ist im Vergleich zur „normalen Fotografie“ winzig. Das sind ein paar tausend Leute in Deutschland, nicht mehr. Aber da sie die einzige Fotoszene ist, die regelmäßig „nach draußen“ geht, zeigt sie in der Wahrnehmung der Medien den Stand der Fotografie in Deutschland an. Für den „normalen“ Knipser ist das scheinbar irrelevant. Leider beeinflusst dieser „Wettbewerbsmainstream“ Produktentscheidungen bei Herstellern. Denn – Wettbewerbsfotografie hat Reichweite – Werbewirksamkeit. Der friedliche Urlaubsfotograf, der seine Bilder die Family macht, bleibt außen vor. Von dem, was der gerne hätte, erfährt niemand was. Und wenn, dann erscheint das irrelevant, da er ja keine Reichweite hat.
      Ich bin auch kein Wettbewerbsfotograf, aber ich beobachte die Szene, auch weil ich als jemand, der Kurse gibt, auch hin und wieder mit Wünschen von Wettbewerbsfotografen konfrontiert werde.

  2. Wettbewerbsfotografie? Brauche ich das? Will ich von DIESEN Juroren einen hässlichen Pokal? Wozu? Zur Bestätigung, dass diese EXPERTEN(?) meine Bilder gut finden?

  3. „ICH brilliante Sau“ sagt Leo zu sich, hier ab ca. 1:26 min.

    https://www.youtube.com/watch?v=ArPF3D_1C8Q

    Ein „ambitionierter“ Hobbyfotograf realisiert früher oder später, dass er in diesem Leben doch kein neuer Helmut Newton oder Gursky mehr wird. Warum dann nicht an solchen Wettbewerben teilnehmen? Die Chancen so zu ein bisschen „Ruhm“ zu gelangen sind wenigstens nicht vollkommen unrealistisch 😉

  4. Danke, Reinhard, für „Weg mit …. dem Irrweg des Offenblendenzwangs, des Schärfe- und Unschärfefetisch….“
    Manchmal kam ich mir nämlich recht allein vor, wenn ich versuche, ALLES in einem Bild scharf zu bekommen.

    1. „Manchmal kam ich mir nämlich recht allein vor, wenn ich versuche, ALLES in einem Bild scharf zu bekommen.“

      Nein, du bist nicht allein!
      🙂

      LG, Martin W.

  5. Zitat von Reinhard: „Nein, die Jury muss den Mut haben, sich genauso zu blamieren, wie Fotografen den Mut haben müssen, bewährte Pfade zu verlassen und neue Dinge zu denken und zu machen. Auch wenn es vielleicht Irrwege sind. Aber Scheitern muss erlaubt sein.“

    Ich sehe da gerade eine Parallele zum Sport. Bspw. bei RSG, Voltigieren, Eiskunstlauf, Rollkunstlauf und sicher auch noch weiteren Sportarten, bei denen es um Richterentscheidungen geht, gibt es kaum Fortschritt, da die Sportler bzw. Trainer und andere Funktionäre die Küren nach dem Geschmack der Richter aufbauen, um gute „sichere“ Wertnoten zu bekommen (Sponsoren reden da auch noch mit). Es gibt auch Lehrgänge, in denen man lernen soll, wie man es den Richtern recht macht… Und ich meine nicht einen Lehrgang, bei dem man lernt, was im Regelwerk steht.

    Wenn es so weitergeht, wird es wohl nie eine kreative Veränderung geben. Nicht in der Fotografie, nicht im Sport und auch nicht irgendwo sonst.

    Viele Grüße
    Julian

    1. „Wenn es so weitergeht, wird es wohl nie eine kreative Veränderung geben. Nicht in der Fotografie, … “

      Doch! Indem wir einfach machen, was uns gefällt!

      Vor reichlich einigen Jahren habe ich verbal (!) „auf die Fresse bekommen“, weil ich den Mädels mit dem 7-14 @ 7mm die Beine langgezogen habe. Das ginge ja GAR NICHT, die Proportionen derart zu verbiegen…

      Heute meckert da niemand mehr drüber. Ja ich habe sogar Nachahmer. Bis hin zur H&M-Werbung vor ein, zwei Jahren.
      Nun will ich nicht behaupten, da etwas völlig neues erfunden zu haben. Aber einen Trend mitgestaltet, zumindest aus der Niesche geholt zu haben, behaupte ich von mir schon.
      Geht nur, weil ich es einfach gemacht habe!

      Einen Preis habe ich dafür nicht gewonnen. Nur den „Preis“, dass mittlerweile eine ganze Menge hübscher Mädels sich an meiner Schwingtür mittels 7-14 eine Beinverlängerung haben machen lassen… ;-)))

      jm2c, Martin

      1. Ich meine doch bei Wettbewerben. Solange Teilnehmer sich nicht trauen „anders“ zu sein, geht es nicht voran. Ich meine damit nicht, dass Regeln gebrochen werden sollen, sondern Regeln hinterfragt und gegebenenfalls neu interpretiert werden sollen.
        Mir fällt beim Voltigieren zum Beispiel nur ein Team ein, das mal etwas wagt und das ist Team Noroc aus Frankreich. Die verlassen ausgetretene Wege, sind dadurch allerdings auch nicht Europameister geworden.

      2. Martin,

        die ersten Bilder von mir von Models, denen ich mit dem 7-14 (es geht mit jedem SWW) die Beine lang gezogen habe, sind von 2008 und ich habe mich da auch von jemandem inspirieren lassen.

        Das ist das Problem beim Vorwurf des Plagiarismus: Es ist meist unmöglich zu sagen, ob eine Bildidee, eine Technik …. nun abgekupfert ist oder nicht, denn zum Kopieren gehört ja eine gewisse Absicht. Wie will man jemandem nachweisen, dass die Kopie einer Bildidee absichtlich passiert ist, dass das Original bzw. andere Versionen davon überhaupt bekannt waren oder ob man z.B. einfach vom Zeitgeist inspiriert wurde oder die gleiche Idee hatte?

        So gesehen wäre ich immer vorsichtig mit Plagiatsvorwürfen.

        Ich selbst bin nicht im DVF, weil mir 2001 gesagt wurde, es sei theoretisch OK für meine Unterwasserfotos störende Korallen abzubrechen, Nacktschnecken auf schöne bunte aber für sie tödliche nesselnde Korallen zu umzusetzen und mich für eine tolle Perspektive ins Riff zu legen. Das würde man dem Bild ja nachher nicht ansehen und es sei wichtig, dass das Bild nicht manipuliert würde. Das umwelt-schonende Entfernen eines störenden Stückchens Koralle mit Photoshop war dagegen verboten. Damit war für mich klar, dass solche Vereine und deren Wettbewerbe nichts für mich sind.

        Wenn ich mir die aktuelle Diskussion um Plagiarismus und Workshopbilder durchlese, dann stelle ich fest, dass da alles in einen Topf geschmissen und mit viel Neid kommentiert wird.
        Es gibt natürlich Workshops, bei denen der Workshopleiter alles vorgibt, vom Aufbau des Sets, der Lichtsetzung, dem Model und dessen Outfit, Makeup, der Pose, der Mimik …. genau erklärt, warum er was macht und die Teilnehmer dürfen dann ein oder zwei Bilder machen, von denen sie meist gar keine Veröffentlichungsrechte haben oder nur die für private Zwecke.
        Der Zweck eines solchen Workshops ist es tatsächlich, dass man als Fotograf etwas lernt, mit ein paar Bildern und viel Text nach Hause kommt und das Gelernte dann selber umzusetzen versucht.

        Es gibt aber auch Workshops, die eher wie ein Modelsharing ablaufen und bei denen die Teilnehmer wenn sie wollen vom Thema über Outfits, Licht, Posen, Mimik, Kameraeinstellungen, Perspektive …. alles selbst bestimmen.

        Ich selbst mache oft und gerne solche Workshops bei Stefan Gesell. Nicht um damit Wettbewerbe zu gewinnen, sondern weil es für mich sehr sehr sehr viel günstiger ist, als wenn ich selbst ein Studio miete, Models engagiere (immer 1 mehr als man braucht weil eine garantiert absagt und wegen DSGVO immer bezahlt, damit es nachher keinen Ärger hinsichtlich der Einwilligungen gibt), eine Visa buche, Outfits ausleihe …. sprich alles selbst organisiere. Das mache ich nur dann, wenn ich etwas ganz bestimmtes umsetzen will.

        Leider sieht man es so einem Gesell-Bild nachher nicht an, wieviel Eigenanteil vom Fotografen drinnen steckt, ob er einfach nur das Gebotene „mitgenommen“ hat. Fotografiert hat sicher jeder selbst, denn da ist nichts vorgegeben.

        Der Vorwurf, dass die eigentliche kreative Leistung gering ist, da Thema und Styling ja hauptsächlich vom Workshopleiter und Models kommen, ist auch schwierig. Man muss doch als Fotograf nicht gleichzeitig auch Bühnenbildner, Visagist, Friseur, Stylist, Designer, Schneider und Hutmacher sein, oder? Man muss das Gebotene nur eigenständig gut fotografieren können.
        Und worin unterscheidet sich ein fotogenes Model von einem fotogenen Tier, einer fotogenen Landschaft oder einem fotogenen Gebäude? Bei letzteren beiden kann man sich Lage, Zeitpunkt und Perspektive auf Instagram und Pinterest raussuchen, die Stelle via Google Maps anfahren und das Gebotene fotografieren, für das Tier bucht man einen Workshop mit einem Tiertrainer oder fährt in den Eisi-Garten oder auf Safari in eine Private Reserve nach SA mit Leopardengarantie oder so.

        Damit kommen wir zu dem Problem das ich mit solchen Begriffen wie Schöpfungshöhe, Plagiarismus und Kopie im Zusammenhang mit Fotografie (und auch dem kommenden EU Urheberrecht) habe:
        Es wurde doch fast alles schon mal fotografiert. Wer soll beurteilen können, ob etwas überhaupt eine Kopie ist bzw. wieviel Schöpfungshöhe in einem Foto steckt.

        Die einzige Möglichkeit, die der DVF meiner Meinung nach hat ist es ganz klare Regeln aufzustellen, wie Bilder zu entstehen haben und sich dabei bitte auf das Wesentliche zu besinnen, nämlich den Akt des Fotografierens und nicht auf das Drumrum.

        1. „Und worin unterscheidet sich ein fotogenes Model von einem fotogenen Tier, einer fotogenen Landschaft oder einem fotogenen Gebäude?“

          Dass sie ein Mensch ist?

          1. Ja natürlich.
            Mir ging es aber um den Unterschied hinsichtlich des Plagiarismus in der Fotografie und da sind nun mal Menschen, Tiere, Landschaft und Architektur die Hauptmotive.
            In dem von Dir angesprochenen Vorfall ging es u.a. um ein Bild für das der Fotograf nicht das Recht hatte, es bei einem Wettbewerb einzureichen und eines von einem sehr gut aussehenden und toll gestylten Models, das genau aus diesem Grund sehr oft in modelsharing-artigen Workshops fotografiert wurde, was dazu geführt hat, dass sie in den letzten Jahren auch auf vielen DVF Titelseiten zu sehen war.
            Ich fotografiere ja seit ein paar Jahren auch die kranken und oft nicht so schönen Menschen. Und zwar so, dass sie selbst sich darauf gefallen. Diese Bilder sind privat und für mich sehr wertvoll. Sie hätten aber in unserer visuell perfektionistisch geprägten Zeit bei keinem Wettbewerb eine Chance. Sie sind weder ausreichend gefällig noch spektakulär „anders“ genug, sprich sie würden bei einer Wertung einfach durch das Sieb rutschen.
            Bilder von Models die z.B. bei Jamari Lior, Harald Kröher, Stefan Gesell und co. entstehen sind immer Hingucker, selbst wenn sie polarisieren und damit bleiben sie bei Juroren erst mal „hängen“. Ebenso wie gut gemachte Bilder von Löwen, Schneeeulen, dem Arches Canyon oder dem Expo Gelände in Valencia.

  6. Hallo Reinhard,
    ein sehr sehr interessanter Artikel.
    Bei fast allen Themen sprichst Du mir aus der Seele.
    Ist abfotografieren Kunst? Wo beginnt abfotografieren.
    Workshops, eigene Ideen. ja, das ist auch so ein Thema, dass nicht angegangen wird! Warum scheut man sich so davor? In der Musik darf nicht abgekupfert werden, sonst wird’s teuer, oder ein Herr oder Frau Doktor bekommt auch eins aufs Dach, wenn er/sie abschreibt oder Quellen vergisst.
    Aber Ideen anderer lernen, sich damit auseinander setzen scheint nicht nur legitim sondern ist in allen Berufen Praxis: in einen Lehre gehen (beinahe hätte ich Leere geschrieben ;-)) ein Studium machen, …. Ich kenne gute Fotografen, die bei TOP-Fotografen z.B. wie Annie Leibowitz als Assistent arbeiteten. „So fotografieren wie sie konnte ich bald, aber so denken, erkennen, inszenieren, etc., da habe ich lange gebraucht bzw. noch nicht geschafft“ meinte er.
    Und wenn ich nun lese, dass Wolfgang Gurski von van Gogh Kunstwerken Details abfotografiert und das auch als Kunst angesehen wird, scheint es manchmal besonders schwer, die Grenzen zu erkennen und zu ziehen.

    Auch das Problem mit den Juroren sehe ich. Hast es gut beschrieben, viele lassen sich nicht auf NEUE Bilder (was ist das?) ein. Wenn es um die „besten“ Bilder (Medaillen) geht, dann geht die Wahl auf Bilder des Mainstreams.
    scharf, clean, positiv, perfekt, steril,..
    Dies sehe ich auch bei dem ersten Wettbewerb zu „erfrischend“, was hat da erfrischt?
    Du schreibst:
    Was die Photoszene braucht, ist eine Innovationsoffensive. Weg mit der Technikgläubigkeit, dem Irrweg des Offenblendenzwangs, des Schärfe- und Unschärfefetisch, der seelenlosen Hotspotknipserei. Warum kriegt ein Fotograf, der eine afrikanische Bäuerin, die sich nicht wehren kann, abknipst einen Exotenbonus gegenüber dem, der eine deutsche Bäuerin fotografiert? Warum werden Fotografen, die einerseits die Haare überschärfen und andererseits die Haut glattbügeln gegenüber denen bevorzugt, die sich das verkneifen?
    Ja, auch das ist eine sehr gute Frage. Warum bekommt etwas exotisches viele Bonuspunkte.
    Zudem sehe ich, wie auch die Fotoszene stetig von Denunzierungen und Verleumdungen durchzogen wird und der Anstand weniger wird. So wie aktuell auch weltweit und vielen Themen.

    Wann ist ein Foto ein gutes Foto?
    Gibt es hier Kriterien? Oder ist es wie beim Essen oder beim Wein, dass es einem schmecken muss, auch einen schönen Teller oder tolles Etikett haben darf, aber doch sehr individuell bleibt?

    Gerne würd ich mit Dir diskutieren.
    Oder auch zumindest eine Rückmeldung erhalten
    Herzliche Grüße
    Achim

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