Karfreitag und die Zukunft

Erich Kästner hat einmal zusammen mit einem genialen Zeichner ein Buch geschrieben – die Konferenz der Tiere. Darin versuchten die Tiere, die Menschen zur Vernunft zu bringen, damit sie aufhören, Kriege zu führen. Und als alles andere nicht mehr half, entführten die Tiere die Kinder.

Einige der Tiere in Kästners Buch sind mittlerweile so gut wie ausgerottet. Der kümmerliche Rest lebt in Reservaten. Es wird keine Konferenz der Tiere geben. Die Kinder auf der Welt haben nun beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Nicht die Kinder, die auf Instagram ihren Influencern folgen und nur Konsum, Beauty und Kosmetik kennen. Sondern die Kinder, die weiter denken können. Die die Leute, die um die Welt jetten, nur um zu zeigen, wie cool sie sind, verachten.

Diese Kinder gehen auf die Straße und packen das einzige Druckmittel aus, das sie haben. Den Schulstreik. Um der Vernunft und der Wissenschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Und werden von den Profiteuren des Weltuntergangs verleumdet.

Und andere sagen „toll was die machen“. Und danach steigen sie in ihren Flieger für den Wochenendtrip nach Rom.

Fotografie war und ist nicht umweltfreundlich. Wir verwenden hochtechnisierte Geräte, die unter erheblichem Energie- und Rohstoffaufwand produziert und verkauft werden. Aber müssen wir um die halbe Welt jetten, nur um Bilder auch zu machen, die schon eine Armee von Fotografen vorher gemacht haben? Müssen wir alle halbe Jahre ein neues Kamerasystem kaufen, nur weil es cooler ist oder weil wir es uns leisten können?

Wir alle, die wir im letzten Jahrtausend geboren sind, wir kennen die Sprüche, die zu unserer Jugendzeit aktuell waren „Wir bitten den Planeten so zu verlassen, wie Sie ihn vorgefunden haben.“

Wir haben jämmerlich versagt. Wir haben auf Kosten unserer Kinder gelebt und können nun tolle Stories erzählen, was wir alles getrieben haben. Es gibt welche, die haben ausdauernder und größere Scheiße gebaut, als andere. Aber wir können uns nicht darauf herausreden. Denn, und hier ende ich wieder mit Kästner: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern. “ Das fliegende Klassenzimmer. Richtig. Das übrigens ganz ohne Kerosin auskam, sondern nur aus Pappe war.

13 Replies to “Karfreitag und die Zukunft”

  1. … schön und gut – aber konsequent? … wenn diese Kinder weiter morgens ihr Nutella-Brot (extrem Palmöl), den Kinderriegel (viel Plastikverpackung) essen, Kleidung von z.B. Kik oder Takko (wie umweltfreundlich!) tragen und stets der neuesten Elektronik hinterher hecheln (Elektronikschrott)?
    Dennoch, ein RICHTIGER Anfang den WIR gerne, nur konsequenter, folgen dürfen! 😉

    1. Wenn die Eltern Nutella und Kinderriegel kaufen, Elektronikverliebtheit und Reiseshopping vormachen – wem ist dann der Vorwurf zu machen? Den Kindern?

    2. Pauschalisierungen sind problematisch. „Die Kinder“ gibt es genauso wenig wie „die Fotografen“. Nur weil es Kinder gibt, die denken, Kühe sind lila, bedeutet das nicht, dass die, die da am Freitag auf der Straße stehen, das auch denken. Kinder und Jugendliche sind oft erstaunlich konsequent.

  2. Leider ist dieser Verbrauch dieses sinnlose konsumieren der Ast auf dem auch ich in der verarbeiteten Industrie sitze.
    Ständig wird von höheren Marktanteilen , Gewinnen, und Kostensenkung gesprochen. Beim Einkaufen werden mir ständig vermeintliche Billigangebote um die Ohren gehauen. Irgendwann kapituliert auch der stabilste Charakter.
    Als ich vor fast 5 Jahren meine M10 kaufte, achtete ich auch auf Nachhaltigkeit. Es war meine erste Olympus und sie machte auf mich irgendwie einen soliden Eindruck. Die Auswahlkriterien zum Kauf sind , wenn man sich heute umschaut immer nur bessere Eckwerte. Zitat eines Test´s: Nach “ X “ Serienbildern BRICHT die Kamera JÄH ein.
    Was für ein Unglück! In diesem Hamsterad sitzen wir leider alle und es wird trotz des löblichen Schülerstreiks nicht anders. Zum Schluss noch: Eine Milliarde innerhalb 2 Tagen für das Dach einer Kirche zeigt eindeutig wie diese Welt tickt.
    Frohe Ostern.

  3. Ja, schön und gut, aber gibt es nun etwas ganz konkretes, das du ab morgen anders machen wirst? Irgend etwas, das nicht mit „Man sollte..“ anfängt? Ich bin keinen Deut besser als die, die Du zutreffend beschrieben hast. Kann sein, dass Du konkret etwas tust, ich weiß es nicht. Ansonsten: was nützt all die wohlfeile Einsicht ohne Konsequenzen? Nichts für ungut, aber dann lieber still sein. Grüße und dennoch schöne Osterfeiertage Stefan
    P.S. Kann es nachhaltiges Fotografieren geben?

    1. Ich mache keine Flugreisen, unser Auto (reale 5 Liter) hat weit unter 10.000 km pro Jahr, unser Stromverbrauch ist inzwischen auf „extrem niedrig“ (Vergleich bei der Stromrechnung). Wir kaufen zu min. 60% Biolebensmittel, der Fleischverbrauch liegt bei ca 10% vom Bundesdurchschnitt, Biobaumwolle etc. …. ich könnte hier weiter machen.

      Wie spenden ziemlich viel (für unser Einkommen) für Naturschutz und sind aktiv im Naturschutz tätig.

      Es bedeutet keine subjektive Einschränkung, es macht Spaß. (das ist wichtig!)

      Es reicht aber nicht. Auch in der Politik, in den großen Dingen, muss sich was ändern (Kohleausstieg, Verkehrsreform, etc.)

  4. Der „Club of Rome“ hat schon 1972 (!) seine Studie „Die Grenzen des Wachstums“ vorgestellt.
    Das ist fast ein halbes Jahrhundert her.

    Eigentlich wissen alle, dass sie Recht haben.

    Aber es gibt einfach genug Profiteure und Konsumieren macht ja auch Spaß. „Nach mir die Sintflut“!
    Blöd nur, dass wir, die 1972 gerade in der Grundschule waren, lernen müssen, dass wir die Sintflut noch erleben werden bzw. schon drin stecken.

    Ich fliege gerne um die halbe Welt. Nicht nur, aber auch um tolle Fotos zu machen.
    Ich versuche Müll zu vermeiden und regionale Produkte zu kaufen.
    Ich jage nicht der neusten Kamera hinterher, dafür habe ich allerdings gleich mehrere im Einsatz.
    Dinge, die ich nicht mehr brauche, versuche ich zu verkaufen oder zu verschenken, damit sie nicht im Müll landen.
    Aber habe ich sie wirklich gebraucht oder nur haben wollen?
    Manchmal bin ich traurig, dass ich keinen Nachwuchs in die Welt gesetzt habe.
    Manchmal bin ich froh, dass ich keinen Nachwuchs in die Welt gesetzt habe.

    Es ist nicht einfach!

    🙁

    Martin

  5. Wir haben versagt, ja, da hast Du recht.

    Wir haben viel zu viel konsumiert. (Unter einen Fußabdruck von 2 Erden kommt man in D beim besten Willen nicht, die meisten sind eher bei 5 und mehr Erden). Wir haben die Politiker gewählt, die für noch größeren Konsum sind.
    Wir jetten hemmungslos herum, eine Flugreise macht locker 20.000 km bei 4 Liter pro km.

    Die demonstrierenden Schüler sind übrigens sehr umweltbewußt, ich weiß das, weil ich da manchmal als Ordner mitmache.

    Ach ja, eine Buchempfehlung: Michael Schrödl, Unsere Natur stirbt: Warum jährlich bis zu 60.000 Tierarten verschwinden und das verheerende Auswirkungen hat,

    Und noch was: nicht nur unsere Kinder (ich hab ja gar keine) sondern wir! Guckt Euch an, wie trocken es im April ist, wie trocken die vergangen 12 Monate waren (Ausnahme März 19, der reißt es nicht raus). Dieses Jahr geht so schlimm weiter, wie 2018 endete: https://www.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html

  6. Gestern gesehen in Friedrichshafen am Bodensee:
    https://pit-photography.de/public/oly-forum/2019/D4190036.jpg

    Wenn ich Ausflüge mache, nehm ich möglischst Nahverkehr (ist stressfreier und auch umweltschonender). Zur Arbeit auch mit S-Bahn.

    Wie man sieht: Die Profis haben versagt. Hinweise auf Umweltzerstörung gibt es schon lange, wird meist nur kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen. Den meisten (auch wir und ich) wollten nur eins: konsumieren, damit die Wirtschaft brummt. Und was haben wir denn davon wenn weit und breit kein Wald mehr zu sehen ist, der Fleisch voller Medikamente ist …

    Schöne Ostertage mit den glücklichen Hühnern und frohen Lämmern.
    Gruß Pit

  7. Na ja „Ökosprüche“ halt!

    Fakt ist, die Natur braucht keine Menschen.
    Ohne Menschen wird die Natur immer noch existieren.

    Die dummen Menschen brauchen bloss konsequent keinen Krieg mehr veranstalten. Dann hätte die Menschheit noch eine Zukunft, bis dann in 500 Millionen Jahren unser Sonnensystem von einer sich nähernden Galaxie aufgefressen wird.

    Bis dahin genieße ich mein Dasein in vollen „Zügen“…

    Gruß
    Andreas

  8. Als Öko-Aktivist der ersten Stunde habe ich zusammen mit einigen Gleichgesinnten vor 40 Jahren in Südtirol regional einiges erreicht.

    Irgendwann habe ich dann aufgehört. Nicht wegen der nächtlichen anonymen Drohanrufe („wir zünden dir das Haus an“; „morgen kannst du deine Zähne sch…en“), sondern weil ich müde war, desillusioniert und irgendwann auch das flaue Gefühl hatte, einem kleinen gesellschaftlichen Biotop anzugehören, das von der Politik im klaren Kalkül toleriert wird, als Feigenblatt den neoliberalen Mainstream zu dekorieren.

    Heute sehe ich die Lage anders. Nicht etwa verkennend, daß es 5 nach 12 ist mit dem Planeten, sondern daß uns Menschen vermutlich das genetische Rüstzeug fehlt, sinnvoll zu reagieren. Evolutionstheoretisch gibt es kein Chromosom, das uns im Planen und Agieren über mehr als 1,5 Generationsspannen hinaus unterstützt („In der Falle des Kurzzeitdenkens“; Irenäus Eibl-Eibesfeld). Genau das ist der Punkt, an dem alle weitreichenden Projekte scheitern; zu kurze politische Legislaturzeiten in der Demokratie, rasender Wandel in der Welt und zunehmende Existenznöte der großen Gesellschaftsschichten. Dazu jede Form von Realitätsverweigerung und für viele ein verzweifeltes Rudern im Tagesgeschäft.

    Kinder sind spontan und gnadenlos ehrlich, doch wenn man auch in dieser Gruppe den aktuellen Friday-Hype rausrechnet, dann bleibt auch bei diesen jener demografische Prozentsatz übrig, den grünes Denken in den letzte 50 Jahren weltweit erreicht hat: 5-10%.

    Täglich sterben Tiere und Pflanzen aus, und je länger der ökologische Vernichtungskampf auf unserer Erde dauert, desto desolater wird das Ergebnis an jenem Tage sein, an dem der Mensch nicht mehr die Kraft haben wird, weiter zu zerstören. Diesen Tag schnell herbeizuführen würde vermutlich mehr Arten retten als eine lange, durch halbherzigen und ineffizienten Umweltschutz verschleppte Agonie.

    Ach ja, wir sind ja in einem Fotoforum (dem besten übrigens).
    Meine 40 Jahre alten Dias (Mamiya 645 und Nikon F) zeigen Auwälder, Gletscher und Flüsse, die es heute nicht mehr gibt. Sie haben dokumentarische Bedeutung, keine künstlerische und sind damit doch heute mehr wert als ich mir damals beim Druck auf den Auslöser jemals vorgestellt hätte.
    Wird es unsere heutigen digitalen Gallerys in 40 Jahren noch geben und wenn ja, wer wird sie anschauen können?
    Frohe Ostern
    Werner Beikircher

  9. Ich bin Single, werde dieses Jahr 50 und weiß, dass mein Leben endlich und unwiederbringlich ist.

    In jungen Jahren habe ich vieles ausprobiert, ja sogar beim HERTIE Waschmittel aus Kanistern abgefüllt erstanden. Das hat in letzter Zeit aber alles ziemlich nachgelassen. Ein echter Öko war ich nie. Eher einer von der abgehobenen Sorte „Kaufe Dir lieber ein paar hochwertige Klamotten, als immer den letzten Schrei vom Klamotten-Discounter“.

    Ja, ich bin wieder zum Egoisten geworden. Weil es einfacher ist eine Dose aufzumachen, als selber zu kochen.

    Meine OM-Gehäuse funktionieren mit neuen Lichtdichtungen noch immer einwandfrei. Aber ich habe meine Filme bis zum Erscheinen der E-M1 noch in Chemie getunkt. War das nun vernünftig die E-Serie auszulassen? Ich habe das nicht nachgerechnet und ich glaube darum geht es auch gar nicht.

    Wenn das Nachfolgemodell einer Kamera heute mal ein Jahr später kommt als erwartet, wird gleich der Untergang eines Unternehmens heraufbeschworen. Wenn ich mich da nun verweigere und mal ein Modell überspringe? Ich bin dann nachhaltig und es kommt mir vielleicht sogar entgegen, weil mir Kameras ans Herz wachsen, ich sie nicht als Wegwerfartikel ansehe.

    Auf der anderen Seite gibt es da diese Spirale. Der Wandel in der Industrie hat dazu geführt, dass vergleichbare Produkte in immer kürzeren Zeiträumen hergestellt werden können. Der Lebenszyklus von der ganzen Elektronik ist doch auch deshalb so kurz, um halt die ganzen Menschen in Arbeit halten zu können. Klar kann ich mich da verweigern, mit dem Finger auf andere zeigen… Aber was wenn das alle machen?

    Ich kann mir gut vorstellen, dass eine aktuelle Kamera auch noch in zehn Jahren was taugt, ich könnte mir auch vorstellen einen entsprechenden Mehrpreis für solch eine langlebige Kamera und den damit verbundenen Service-Aufwand zu zahlen.

    Ich weiß aber auch, dass das eine Illusion bleiben wird. Man müsste den Kunden umerziehen, dass er ein Produkt wieder wertschätzt. Zudem müssten dazu auch die Hersteller an einem Strang ziehen. Unter normalen Umständen wird das nicht möglich sein.

    Für mich als Europäer, der den eigenen Dreck noch ganz gut ausblenden kann, ist es zumindest aber hilfreich, wenn der eine oder andere Journalist sich auf den Weg macht und mir zeigt, wo mein Plastikmüll endet. Ob das nun die riesige Ansammlung inmitten eines Ozeans ist, oder der kleine Fluss irgendwo in Asien, wo vor Plastik keine Wasseroberfläche mehr erkennbar ist.

    Ja, das schockt mich. Weil es jetzt gerade in diesem Moment passiert. Meine Mitmenschen aktuell darunter zu leiden haben und das alles nicht erst dann geschieht, wenn es mich längst nicht mehr gibt.

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