E-M1X bei UMC-Rallye

Am Wochenende habe ich die E-M1X und das neue 12-200 zur 6. UMC DMV Historic-Rallye Ulm ausgeführt. Ich habe mich dort akkreditiert, so dass ich mit der üblichen gelben Presseweste dorthin durfte, wo im Zweifelsfall auch mal ein Auto hinkommt, wenn es von der Piste fliegt. Ich habe mir von den erfahrenen Streckenposten auf den Meter genau sagen lassen, wo ich hindurfte, und wo nicht. Der normale Sicherheitsabstand von Besuchern zur Strecke sind 50 Meter.

Ich habe, wie man sieht, das FT 90-250 angeflanscht. Das 300er ist hier zu unflexibel und zu lang. Den EC-14, den ich extra mit hatte, habe ich in der Tasche gelassen. Hier gleich eine Neuigkeit der E-M1X: das EXIF-Feld „Bildbeschreibung“, das seit ewig schon mit „OLYMPUS DIGITAL CAMERA“ vorbelegt war, ist endlich leer….

Zum Vergleich war die E-M1II und das 12-200 und 40-150 2,8 dabei.

Das FT-Objektiv war gleich mal eine fette Enttäuschung. Der C-AF ist gegenüber der E-M1II meiner Meinung nach schlechter geworden. Mit der E-M1II hatte ich mehr scharfe Bilder und wenn das Bild ein Treffer war, sah man dann auch, dass das 90-250 rein optisch in einer anderen Liga spielt. Gegen die Durchzeichnung und Auflösung des 90-250 kommt auch das 40-150 2,8 nicht an. OK. Das Ding ist etwas größer und kostete neu 12k Euro. Wenn ich „nur“ für Zeitung fotografiere, wären die vier Bilder, die von einer 12er-Serie knackscharf sind, auch ausreichend. Aber hier geht’s ja drum, was der neue AF kann.

Der hatte gerade einen kleinen Ausflug ins Bankett gemacht. In der Auflösung hier sieht das scharf aus, aber bei 100% ist das nicht wirklich gut. 12-200 bei 200mm

Der Tracking-Modus geht beim FT zwar, schaltet aber nicht auf die Objekterkennung um. Entsprechend sind die Ergebnisse unbrauchbar.

Also habe ich das 12-200 draufgeschraubt und war erst mal begeistert. Das Tracking erkennt das Fahrzeug und zieht sauber mit, auch wenn das Auto aus der Kurve kommt und dann von der Seite zu sehen ist, das Tracking nimmt das Fahrzeug mit. Das böse Erwachen kam daheim am Rechner. Das 12-200 liefert beim Tracking fast durchweg unscharfe Bilder. Die gleiche Situation mit dem 40-150 ist perfekt scharf. Das liegt nicht daran, dass das 12-200 nicht könnte, wenn das 12-200 mal getroffen hat, ist es auch da brauchbar scharf, aber in den allermeisten Fällen liegt der Fokus eben schlicht um ein Eck zu weit vorne, obwohl Frontfokus ja eigentlich bei Kontrast-AF nicht möglich ist. Im Endeffekt ist die Ausbeute an wirklich scharfen Bildern mit dem FT um Klassen besser als mit dem 12-200. Beim FT sind von einer Serie drei scharf, beim 12-200 wenn ich Glück hatte, eines.

Das ist mit dem 40-150er bei 150mm gemacht, das ist so scharf, dass man fast die Beschriftung an der Zulassungsplakette lesen kann.

Mit dem 40-150 sieht das anders aus. Das Tracking liefert reihenweise knackscharfe Bilder. Es gibt Serien, die sind komplett scharf und bei den meisten sind 90% scharf. Das macht richtig Spaß. Das Tracking ist auch durch Bäume, die im Weg stehen, kaum zu beirren. Wir lernen: zur E-M1X bitte nur die Pro-Optiken.

Beim normalen C-AF gibt es so gut wie keinen Unterschied zur E-M1II. Man kann durch die frei konfigurierbaren Gruppen noch einiges machen, der C-AF selbst ist aber bei gleicher Feldkonfiguration nicht von dem der E-M1II zu unterscheiden.

Etwas nervig am neuen Gehäuse ist, dass die rote Taste, die man zum markieren von Bildern zum Löschen braucht, nur mit viel Gelenkigkeit zu erreichen ist. Eigentlich kann man die Kamera nur noch mit zwei Händen halten, wenn man seine Karte freischaufeln will.

Das ist immer das Problem mit den kurzen Belichtungszeiten. Die Autos sehen aus, als würden sie stehen. Man sieht es nur am schräg hängenden Talisman am Rückspiegel.

Beim 90-250 war die Dunkelphase zwischen den Bildern bei L erschreckend lang, die Bilder mussten fast im Blindflug gemacht werden, trotz 1/800s Belichtungszeit. Bei den mFT-Objektiven war das deutlich besser. Es ist mir schleierhaft, woher das kommt. Gefühlt war die Dunkelphase bei der E-M1II unter gleichen Bedingungen kürzer, das muss ich aber erst noch überprüfen.

Der Kadett hatte gerade einen Ausflug ins Feld gemacht und kam wieder auf die Straße zurück. Kamera noch auf Mitzieher eingestellt. Ist natürlich nicht knackscharf, aber kommt ganz gut.

Mitzieher: Die besseren Mitzieher habe ich mit der E-M1II gemacht. Bei beiden Kameras war IS-Auto eingestellt und der Bewegungssensor der E-M1X erkennt anscheinend die relativ langsamen Mitzieher bei den Rallye-Autos nicht. Meine Mitziehstrecke war nur 50 Meter lang und die Fahrzeuge kamen gerade aus einer engen Kurve raus und dahinter kam sofort ne Spitzkehre, wirklich schnell waren die Autos da nicht. Der Effekt war, dass ich bei der E-M1X lauter Doppelkonturen hatte, weil der IS nicht abgeschaltet hatte. Bei 12 Versuchen habe ich bei der E-M1X keinen einzigen einwandfreien Mitzieher. Bei der E-M1II von 7 Versuchen einen Fail und einen Naja – und der Naja war so gut wie der Beste aus der E-M1X. Der Rest war knackscharf.

Ein Mitzieher aus der E-M1II. Nicht beschnitten, OoC. Unter dem „Auto Köhler“ kann man problemlos die Telefonnummer lesen. Eine solche Qualität war mit der E-M1X nicht möglich.

Fazit: mit den Pro-Linsen ist das Tracking eine Bank, für Mitzieher muss man den IS von Hand abschalten. Muss man als Profi die E-M1X haben? Nö. Wenn’s wirklich schnell gehen muss, wie bei dem Kadett, der im Acker den Dreher geliefert hat, fasst das Tracking nicht schneller als ein normaler C-AF, eher langsamer. Vor dem Bild, das oben zu sehen ist, waren fünf völlig unscharfe – und auch das ist ja nicht wirklich scharf. Was nichts mit der langen Belichtungszeit zu tun hat.

Nochmal: Rallye-knipsen ist LEBENSGEFÄHRLICH. Jedes Jahr bezahlen Schwachköpfe, die sich nicht an die Anweisungen der Streckenposten halten, ihre Dummheit mit ihrem Leben. Der Streckenposten weiß genau, bis zu welchem Punkt im letzten Jahr das Auto geflogen ist, und wo es für erfahrene Fotografen safe ist, zu stehen. Es geht nicht nur darum, selber sicher zu sein, sondern auch, die Fahrer nicht zu gefährden. Wer, um „geilere Bilder“ zu kriegen, sich und andere gefährdet ist kein erfahrener Fotograf, sondern ein Trottel. Und wegen dieser Trottel gibt es mittlerweile Rallye-Veranstalter die überhaupt keine Fotografen mehr akkreditieren, sondern alle Knipser hinter Flatterband verbannen. Das muss wohl noch mal gesagt werden.

24 Replies to “E-M1X bei UMC-Rallye”

  1. Danke für Deinen Bericht Reinhard!
    Der ist für mich wertvoller und authentischer als alles andere was ich im Internet über die x gelesen habe.
    Sicherlich wird Olympus noch nachbessern aber man sieht, dass die MKII alle wichtigen Funktionen beherrscht.
    Viele Grüsse
    Andreas

  2. Guter Praxisbericht, danke! Da kann ich ja wie geplant in Ruhe auf die E-M1.3 warten. Falls die dann wie erwartet den Global Shutter hat, wird die E-M1.2 zum Zweitgehäuse und die E-M1.1 kann weg.

  3. Super Reinhard, für mich der Kernaussagen(!):
    >> … zur E-M1X bitte nur die Pro-Optiken. Und: … für Mitzieher muss man den IS von Hand abschalten.<<
    lggerd

  4. Reinhard,
    vielen Dank für diesen aufschlußreichen Bericht.
    Da ich immer noch ein Verfechter der FT-Objektive bin hat sich das mit Neukäufen von Olympus Zeug erledigt.
    So wie es aussieht ist die E-M1.2 die letzte ihrer Art. Damit funktioniert das FT-Zeug bestens.
    In ein paar Jahren wenn die E-M1.2 die „Grätsche“ macht steige ich halt auf ein Smartphone um!

    LG Andreas

  5. Fast vergessen.. Hast Du die Kamera eigentlich noch ? Mich hätten deine Erfahrungen zum HiRes – Modus aus der Hand interessiert.

    LG
    Weit

    1. Derzeit ist hier lausiges Wetter, mir mangelt es etwas an Motiven für HighRes. Kommt aber noch. Diese Woche ist ein bisschen StudioWork angesagt.

  6. Hallo Reinhard.
    Hast du mal ausprobiert, wie das 300er an der E-M1X bei schlechtem Licht fokussiert? An der E-M1 II kriege ich da recht schnell furchtbares Focus Hunting und es hätte mich sehr interessiert, ob sich an der Stelle etwas getan hat… beim C-AF hatte ich mir sowieso keine großen Hoffnungen gemacht.
    Viele Grüße, Michael

    1. Focus-Hunting mit 300er und E-M1II? Das kriege ich vor allem dann, wenn ich die Kamera nicht im Ziel halten kann. Ich habe den AF-Scanner auf eine Wiederholung gestellt, da endet das Hunting eigentlich recht schnell. Ich kann’s ja mal probieren, aber – definiere „schlechtes Licht“….

      1. Danke für deine Antwort, Reinhard.
        Da ich mit dem Monstrum nur vom Stativ arbeite, ist das Halten auf dem Ziel kein Thema. Schlechtes Licht: „früher Abend im Wald“, wie es zum Beispiel bei dieser Aufnahme der Fall war:
        https://vogelfotografie.de/fotogalerie/eulen/sperlingskauz-508

        1/15s, Iso1250, f/2.8
        Da hat der Autofokus schon ordentlich gezickt, obwohl ich sogar den AF Limiter auf 6m bis 12m gestellt hatte. Am AF Scanner hätte ich natürlich auch noch drehen können, das ist ein guter Denkanstoß fürs nächste Mal, danke.

        Grüße, Michael

        1. Das sind 3 LW – Kneipenlicht – und Gegenlicht. Da würde ich vermutlich nur auf dem Ast einen schnellen Fokus erwarten. Dieses Gefieder macht den AF wahnsinnig. Da ist es eventuell sogar gut, den AF-Scanner ganz auszuschalten.

          1. Jo, deswegen sage ich ja „schlechtes Licht“ 😉 Aber gerade das soll die E-M1X ja deutlich besser können als die E-M1 II, deshalb reite ich auf diesem Punkt herum, denn eine deutliche Verbesserung an der Stelle wäre für Wildtierfotografen wirklich klasse. Falls du mal dazukommst, es auszuprobieren – ich wäre richtig dankbar für jede Info in der Richtung.

    1. Das kann nur jemand beurteilen, der beide Kameras hat und sich bei beiden Kameras mit der Logik des AF auskennt. Alles andere ist reine Kaffeesatzleserei.

    1. Da Du nicht dabei warst, finde ich die Behauptung „alle erwähnten Szenen schafft eine D7100“ ziemlich strange. Eine D7100 kann genauso wenig von alleine wie jede beliebige andere Kamera. Ich habe die beiden Kameras vor Ort dabei gehabt, gleiches Motiv, gleicher Fotograf, gleiches Objektiv. Ich habe also nur eine Variable. Da kann ich halbwegs qualifiziert vergleichen. Alle „Fernvergleiche“ sind schlicht nichts wert. Fotograf, Situation und Objektiv sind nicht spezifiziert. Nicht mal der gleiche Fotograf. Jeder „Vergleich“ ist da völliger Unsinn.

    2. Mmmh, Pauschalaussage von „echten“ Fachleuten, was soll man dazu sagen!? Aber, es hat was Positives, ich lächle gerade wieder! 😉 🙂

  7. Nach mehr als 20 Jahren Rallyefotografie traue ich mir die Einschätzung zu, dass die abgebildete Kurve und Fahrzeuge und Zeit was die Kamera in dieser Situation hat um das Motiv zu erfassen eher Kindergeburtstag für den AF ist. Auf keinen Fall ist es eine hohe Anforderung.

    1. Im Internet weiß niemand, dass Du ein Hund bist… Kann sein, Dass Du seit 20 Jahren professionell Rallye fotografierst. Kann auch sein, dass Du vor 20 Jahren mal Deine digitale Kompakte in Richtung eines Rallye-Autos gehalten hast. Weiß ich nicht, interessiert mich nicht.
      Es geht hier darum, dass ich hier kleinste Veränderungen zwischen mehreren ähnlichen Kameras und Objektiven beschrieben habe, als Entscheidungshilfe für E-M1II-Benutzer. Langsame APS-Spiegelknipsen (6fps) spielen da zwei Ligen drunter. Wenn die E-M1X von 18 Bildern pro Sekunde zwei verhaut, sind das immer noch 16 knackscharfe Bilder. 10 mehr als die D7100 bestenfalls schaffen kann.

  8. Vielleicht hättest du eh noch mehr scharfe Bilder geschafft. Ich glaube du bist mangels Erfahrung die Sache einfach falsch angegangen. Das zeigt dein Stativ, dein Stativkopf, deine Fragen an die Streckenposten, deine zum Teil falsche Objektivwahl, deine gewählten Ausschnitte, dein Glaube, dass man 18 Bilder pro Sekunde für deine gewählte Situation braucht….

    1. Ah ja. Falsches Stativ, falscher Stativkopf, Anweisungen der Streckenposten folgen ist böse, falsches Objektiv, falsche Ausschnitte, und auch noch falsche Bildrate. Und natürlich falsche Kamera. Logisch. Es gibt Leute, die machen das viiiel besser. Die pfeifen auf Streckenposten und stellen sich mit ihrer Kamera direkt in die Fluglinie von Rallye-Autos hinter einer Kuppe. Gibt total geile Fotos von abhebenden Autos. Und die unterhalten sich nie mit Streckenposten, denn die könnten ihnen ja erzählen, wie viele Trottel von ihrer Sorte schon plattgefahren wurden.
      Kleiner Hinweis: das Internet weiß viel, auch über Leute, die sich „Oly“ nennen aber auf anderen Plattformen erklären, mit Hasselblad, „Vollformat“ und D7200 zu knipsen. Trolle mag ich hier nicht, ist hier also Dein letzter Post gewesen. OK?

  9. Da hast du mich falsch verstanden Reinhard, ich liebe meine Oly und sie kommt für 50 % meiner Aufnahmen auch zum Einsatz. (Nicht oder sagen wir besser selten für Sport. Bei einem Marathon habe ich wieder mal die EM1 MII samt 40-150 und dem 1,2/45 probiert). Aber ich liebe und schätze auch meine anderen Systeme. Einschließlich Mittelformat, auch wenn diese noch mit Film funktionieren. (Die Hasselblad habe ich leider nicht mehr. Geblieben ist ein größeres Mittelformat). Und wenn man wenig Erfahrung hat macht natürlich Streckenposten fragen auch Sinn, da bin ich auch bei dir.

  10. Pingback: Amseln sind keine Vögel – pen-and-tell

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