Olympus 1969 – 1973

Nachdem Maitani mit der PEN einen Knaller abgeliefert hat, wollte er „Was Richtiges machen“ und entwickelte das oben abgebildete „MDN“. Das war die Kurzform von „Maitani Darkbox Normal“. Das Konzept war radikal. Jedes Modul hatte genau eine Funktion. Der Verschluss war eben ein Verschluss, der Spiegel war Spiegel, die Filmkassette diente genau nur dazu. Eine Herausforderungen waren die ganzen Kupplungen. Modularität hatten die Deutschen schon lange, so gab es bei Ihagee die Exaktas mit Wechselsucher, man konnte selbst das Prisma durch einen Lichtschacht ersetzen, wenn es gerade praktisch war. Aber Maitani dachte weiter.

Die Kamera hatte sogar einen Haltegriff wie Filmkameras. Und man konnte sich vorstellen, die Filmkassette durch eine Filmrolle zu ersetzen und den Aufstecksucher mit einem Viewfinder zu ergänzen – zack, hätte man eine Filmkamera für 35mm- Format, bei dem man vor dem Start des Films durch den Sucher scharfstellen hätte können .

Das System ist in Fankreisen auch als OM-X bekannt, die Traumkamera. Auch Maitani selbst hat sie in einem späteren Interview so bezeichnet.

Hintergrund war, dass diese Entwicklung, die 1969 abgeschlossen war, bereits die spätere OM-1 beinhaltete, die eigentlich die interne Bezeichnung MDS – Maitani Darkbox Small – hatte. Beim S-System reduzierte Maitani das Gewicht einer üblichen SLR auf etwa die Hälfte.

Die erste Kamera aus dem System wurde auf der Photokina 1972 vorgestellt, damals hießen die Kameras noch Olympus M-1 für „Maitani 1“. Doch das gab ziemlich schnell Ärger. Die Kollegen aus Wetzlar riefen bei Olympus an und machten darauf aufmerksam, dass es bereits eine Kamera mit dem Namen „M“ gebe und ob man da nicht vielleicht…. Also wurden neue Prospekte gedruckt und ab Mai 1973 wurde die Kamera als „OM-1“ (für Olympus Maitani 1) ausgeliefert. Allerdings war schon ein ganzer Schwung „M“-Kameras verkauft worden – eine Art „Blaue Mauritius“ der Kameras.

Die Kamera hatte ein paar Neuigkeiten eingebaut. Im Tuch des Verschlusses waren keine Gummis, sondern Metalldrähte eingewebt. Der Verschluss bot bis zu 1/1000s Belichtungszeit. Die Kamera hatte eine eingebaute Belichtungsmessung, das Sucherbild zeigte ziemlich genau den Bildausschnitt eines gerahmten Dias.

Die Blitzsynchronzeit lag bei 1/60s, für einen Tuchverschluss eine ordentliche Zeit. Ein Vorteil der Kamera war der manuell hochklappbare Spiegel. Quasi eine händische Spiegelvorauslösung. Dadurch kamen nur noch Erschütterungen durch den Verschluss in Frage.

So toll die OM-1 war, billig war sie nicht. Wer nicht so viel Geld ausgeben konnte, griff zur 35DC

Die Kamera hatte ein lichtstarkes Objektiv und Vollautomatik. Mittels eines Knopfes „BLC“ – Back Light Control – konnte man bei Gegenlichtsituationen die Belichtung um 1,5 EV anheben.

7 Replies to “Olympus 1969 – 1973”

  1. Ach, die OM-1. Mein erstes selbst verdientes Geld aus der Ferialpraxis ging für eine OM-1 dahin. Da werden Erinnerungen wach. Erst mal mit dem 50mm, dann ein 135mm und ein 35mm dazu. Mehr war als Schüler nicht drin.
    Ich hatte sogar ein T-Shirt, das eine OM-1 in natürlicher Größe auf dem Bauch hatte. Bin mir sicher, dass es davon keines mehr gibt. Wäre doch eine Neuauflage zum Geburtstag wert? 😉
    Hätte es die MDN damals zu kaufen gegeben, ich wäre garantiert schwach geworden. Ich habe sie erstmals bei einem Usertreffen auf dem oben gezeigten Foto gesehen. Da war gerade die E-5 aktuell. Auf die MDN könnte man doch ein Sensor-Rückteil flanschen. Dann hätte Olympus auch was mit dem V-Wort im Programm ;-o

  2. Etwa ein Jahr lang, zwischen 1971 und 1972, gab es eine Olympus FTL mit M42 Schraubgewinde. Der Vater eines Schulfreundes hatte die Kamera, am Objektiv war eine extra Rastnocke wegen der Blendennachführung für den Belichtungsmesser.

    Johannes

    1. Da gab es den Münztest. Kamera auf ein stabiles Stativ gestellt. Dann eine Münze stehend auf dem Blitzschuh balanciert. Selbstauslöser und schauen was die Münze tut wenn die Kamera auslöst.
      Zenit E: Münze fliegt in hohem Bogen davon.
      Nikon F: Münze wackelt und fällt um.
      OM-1: Münze vibriert leicht und bleibt stehen.

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