Warum eigentlich Olympus?

Es ist eine Binse: Fotografieren kann man mit allen Kameras und heutige Handys schlagen bei der Bildqualität problemlos Kameras, die 2000 für richtig viel Geld verkauft wurden.

Warum also ausgerechnet Olympus? Und nicht Sony? Oder Canon?

Wenn man einen Fotografen so etwas fragt, kriegt man meist einen kurzen Abriss seines kompletten fotografischen Lebens, angefangen bei der allerersten Kamera, die er im Alter von acht Jahren vom Vater geschenkt bekommen hat.

Aber dass ich mit neun Jahren mit einer Polaroid-Sofortbildkamera fotografiert habe, hat jetzt nicht wirklich einen Einfluss darauf, mit was ich 45 Jahre später fotografiere. Warum also Olympus?

  • Weil ich die Optiken klasse finde. Die Dinger sind fast unkaputtbar, halten Sonne, Regen und Schnee aus und ich kann alle mit Offenblende verwenden. Ich muss nicht abblenden, wenn ich nicht will.
  • Ich kriege keine Fingerkrämpte wenn ich die Kamera bedienen muss und ich kann die neueren Kameras einhändig bedienen.
  • Ich muss die Kamera nicht vom Auge nehmen, wenn ich das Bild ankucken will. (Okay, das können alle Systemkameras mittlerweile)
  • Die Kameras halten Schnee, Regen und Hitze aus. Und Sandsturm.
  • Ich muss nicht jeden dritten Tag den Sensor putzen.
  • Ich kann eine komplette Fotoausrüstung in einer Fotoweste transportieren und eine Touristenausrüstung mit drei Objektiven passt in Jackentaschen.
  • Die Kamera ist schnell.
  • Die Kamera ist leise.
  • ArtFilter. Ja. Brauche ich. Professionell.
  • Keystone.
  • Focus Stacking in der Kamera. Für Produktfotografie. Unbezahlbar.
  • LiveComposite, LiveTime.  Für kreative Stunden.

Wenn ich meinen ganzen Olympus-Kram verkaufen würde, könnte ich in absolut jedes andere System einsteigen. Problemlos. Nur: welches andere System bietet mir das? Es gibt Systeme, die haben höhere Auflösungen. Aber ich habe jetzt schon 12 Terabyte Bilder. Eine Verdreifachung der Auflösung ist ein Alptraum. Und – keiner meiner Kunden braucht das. Wenn jemand partout ein Produktfoto mit 80MP haben will – so what? Kriegt er’s halt. Wozu gibt’s HighRes. Wollte bisher erst einmal jemand. Schneller als 60 Bilder pro Sekunde in Vollauflösung gibt’s sowieso nicht. Und ja, Nikon hat bei seinen Spiegelreflexen einen besseren C-AF.  Nur liefert mir meine E-M1 beim Sport so viele scharfe Bilder, dass ich sowieso 95% wegwerfe und nur die allerbesten behalte. Also warum sollte ich das Doppelte schleppen und das Dreifache ausgeben? Nur um anschließend auch 95% wegzuwerfen?

Es gibt Kameras, die bei HighISO weniger rauschen. Jo. ich fotografiere regelmäßig mit drei Kerzen als Beleuchtung. Funktioniert prima. Auch mit einer einzigen Kerze. Also warum sollte ich viel Geld ausgeben, um unbeleuchtete Kohlenkeller zu fotografieren? Ja, ich könnte in schlecht beleuchteten Turnhallen kürzere Belichtungszeiten verwenden. Nur reicht mir dann die Schärfentiefe nicht mehr aus. Mit meinem 35-100 f/2 passt die Schärfentiefe beim Handball gerade noch so. Mit einem größeren Sensor kriege ich kein 70-200 f/2, sondern nur f/2,8. Und schon ist der Vorteil des größeren Sensors auf eine Blende geschrumpft. Und dann kommt ein – für einen Profi – ganz wichtiger Umstand hinzu: Veranstalter, die nicht für ausreichend Licht sorgen, die sorgen meist auch nicht für ausreichende Bezahlung der Fotografen. Schon zu E-3-Zeiten habe ich festgestellt, dass es bei Bühnen, die mit drei bunten 40-Watt-Funzeln erhellt werden, nicht rentiert, die Kamera auszupacken. Schlicht, weil den Aufwand niemand zahlen wollte. Mittlerweile schreckt mich auch das nicht mehr, wozu gibt es Voigtländer 0,95er -Optiken für mFT. Aber es ist dabei geblieben: wer kein Licht hat, hat auch kein Geld für den Knipser.

Deshalb ist es für mich dabei geblieben. Olympus liefert die Optiken und die Kameras, die zu meinen Kunden passen. Es gibt andere Kunden, die auf einer Hasselblad bestehen. Ist OK. Aber mit einer Hasselblad kann ich meine Kunden nicht beliefern. Mein letzter Kunde hat mir das hier gemailt:

Vielen Dank, dass Sie uns am Samstag so unauffällig, aber immer präsent, lustig und aufmerksam begleitet haben. Sie waren wunderbar.

Deshalb arbeite ich mit Olympus.

7 Replies to “Warum eigentlich Olympus?”

  1. Stimme voll und ganz zu … aber … wie so oft eine Sache der Gewichtung und Prioritäten!
    Ich bin Froh den Umstieg zum mFT-System gemacht zu haben, der „damals“ in erster Linie aus Volumen- und Gewichtsgründen erfolgte.

  2. Ich habe mit 16 mit einer Olympus angefangen – dem Nischenmodell OM101. Als die 14 Jahre später nicht mehr wollte, landete ich bei Canon EOS300, dann digital G3, dann EOS 300D. Warm geworden bin ich mit Canon nicht. Habe immer wieder nach Olympus geschielt, weil mir das Konzept gefiel, ich Innovation belohnen wollte, ich hochwertige Haptik liebe, meine erste eine Oly war. Habe mich dann von der E-400 bis zur E-M1 „hochgeknipst“. Ist ein tolles, handliches, robustes, grenzenlose Möglichkeiten eröffnendes Werkzeug. Ich denke, wer mit Kameratechnik von heute keine tollen Bilder hinbekommt, braucht kenien Systemwechsel, sondern ein Upgrade ein Phantasie, Geschmack, Experimentierfreude, Wissen und Erfahrung.

  3. Ich unterschreibe jeden Satz. Bin zwar kein Profi, der mit der Kamera sein Geld verdient, sondern nur ein Amateurfotograf, aber ein aktiver. Die albernen Diskussionen im Fotoclub langweilen mich, etwa: Klar ist Olympus eine tolle Kamera für den Urlaub und ein bisschen zu Hause, aber wenn’s drauf ankommt, ist Vollformat doch was anderes. Ich frage mich: Wann kommt’s denn drauf an und was ist anders. Bei der Vorlage von Fotos gibt es jedenfalls keine Unterschiede, wenn doch, dann in der Bildgestaltung und das hat nichts mit mFT und/oder Vollformat zu tun. Solche Diskussionen führe ich nicht mehr. Ich traue mir zu – nach einer kurzen Einarbeitung – mit jeder Kamera am Markt „meine“ Fotos zu machen und die würden sich kaum unterscheiden. Was sollen die blöden Sandkastensprüche, dass mein Spielzeug das bessere ist? Habe früher ja auch mit Spiegelreflex fotografiert, aber als ich zum ersten Mal die E-M5 in der Hand hielt, begann eine neue Ära. Seit Jahren hatte mir das Fotografieren nicht mehr so viel Spaß gemacht. Soll doch jeder fotografieren, womit er mag, wenn er gute Bilder damit macht. Ich habe mein System gefunden, habe Spitzen-Objektive und freue mich jedes Mal, wenn ich meine E-M1 in die Hand nehme. Wenn ich LiveComp Fotos in Fotografenrunden zeige, werden die meisten ganz still. Irgendeiner sagt dann mal: Klasse Foto, aber Du hast ja auch eine Olympus. Da ist das ja kein Kunststück. 😉 Es werden aber immer mehr im Club, die umsteigen, nicht weil ich missioniere, sondern weil sie meine Bilder sehen und ab und zu meine Kamera in die Hand nehmen und vom Handling begeistert sind.

  4. Jau, volle Zustimmung!

    Und dann habe ich gerade gestern bekommen:
    „XYZ hat heute morgen hier angerufen und erzählt, dass es sooo lustig war mit dem Fotografen und er war auch so nett und sympatisch.“
    DAS macht im Endeffekt den Unterschied. Solange die Bilder nicht völlig versemmelt sind ist das Werkzeug eigentlich Wumpe – und es obliegt dem Handwerker, das Werkzeug zu benutzen, womit er am besten seinen Job erledigen kann.

    jm2c, Martin

  5. Gut, eine Kamera ist ein Werkzeug – und wie bei allen Werkzeugen liegt einem das eine besser in der Hand als das andere. Ich mag meinen Metabo-Krempel, mein Nachbar hat Bosch (wobei man die grünen Bosch-Teile in der Zwischenzeit eh meiden kann und Discountschrauber beim Aldi als echte Alternative sehen kann – blue is the new green).
    Nicht anders bei Kameras – das Werkzeug muß haptisch zum Benutzer passen und das Werkzeug muß geeignet sein, um die Aufgaben des Benutzers adäquat zu erfüllen und zu unterstützen.
    Ich fing mit 5 Jahren mit einer Agfa Sensor an 🙂 … und es ging weiter über Exakta und Canon SLR – sozusagen logischerweise ging es dann weiter mit einer EOS 350D … bis zur 1D IV und 1DS III parallel.
    Mit den technisch etwas zurückhängenden Canon-Sensoren kann man sich durchaus arrangieren – aber um da Thema Haptik aufzugreifen – man wird nicht jünger und wer schon mal zwei 1er an den Schultern baumeln hatte, der weiß, wovon ich rede :-).
    Außerdem werden die Augen auch nicht besser – und ich habe Chimpen schon immer gehasst wie die Pest. Und habe mich am Anfang auf Konzerten dann immer köstlich amüsiert, wenn ich mit der M1 am Start war (und natürlich mißtrauisch beäugt wurde) und die Kollegen nach jedem Schuß immer hektisch die Kamera runtergerissen haben, während ich gemütlich die Lage im EVF beobachten konnte und eventuell das Knallerbild gemacht habe, wenn andere anderweitig beschäftigt waren :-).
    Kurzum – die M1 war zu dem Zeitpunkt das beste Werkzeug für meine Prämissen.

    Und so sieht es auch heute aus … ich benutze die Werkzeuge, die mir passen – im Alltag ist es üblicherweise mFT – von beiden großen Herstellern.
    Sollte irgendein Kunde darauf bestehen, etwas super tolles KB-mäßiges Portrait mit FF-Look .. bla bla … haben zu wollen, dann habe ich dafür eine Sony Alpha 7R (1) mit Samyang 135/2 im Regal – allerdings ist das nur deren Nebenjob, sie ist Full Spektrum modifiziert und ich benutze sie im Hauptberuf für Astro (und eventuell IR).
    (Im Gegensatz zu den mFT Bodies habe ich diese aber gewiss nicht neu zur UVP erworben sondern erst vor 2 Jahren zum Schnapper-Gebrauchtpreis …).

    Und ja, für geplante Architekturaufnahmen kommt auch heute noch die gute alte Kristallkugel in die, dann etwas ausgebeulte, Fototasche.

    P.S.: Das beste Handgefühl hat mir übrigens die Samsung NX1 vermittelt – nur ist die Geschichte leider unrühmlich nicht weitergeführt worden

    (Wow, ist lang geworden – sollte ich vielleicht einen eigenen Blogeintrag draus machen :-))

  6. Ich bin ja hier nur „Mitleser“, aber die obigen Ausführungen verlangen eigentlich einen Kommentar. Warum? Weil ich einiges aus meinem Fotografenleben hier wiederfinde. Es gab eine Zeit, da war ich begeisterter Canonist (A1 und F1) – bis ich den Fehler begangen habe, mir wegen des neuen Canon-Bajonetts eine Pentax zu kaufen, die nach 3 Tagen in Australien wegen Elektronikfehler ihren Geist aufgab. Was folgte war Frust im Quadrat und fast 10 Jahre Pause.
    Mit den besser werdenden Digitalkameras stieg das Interesse wieder. Die Canon EOS 400D sollte es sein. Leider war der Verkäufer im Markt nicht in der Lage, mir die Kamera ausführlich zu erklären. Beim nächsten Geschäft (kein ….Markt) bekam ich die Olympus E-620 in die Hand und einen Verkäufer, der sich die Mühe machte, mir fast eine Stunde lang die Möglichkeiten der Kamera zu erklären. Seitdem habe ich mit 3 E-620 Gehäusen Freundschaft geschlossen. Ich bin zwar kein Profi, aber bei Reportagen für die Zeitung haben die Kameras auch schon harte Zeiten erlebt und meistens überlebt. Und wenn man zwischen vielen Leuten unterwegs ist, spielt der Umfang und das Gewicht der Ausrüstung schon eine Rolle. Nun ist das Bessere des Guten Feind und seit einigen Wochen arbeitet bei mir die E-M1 Mark II – ein Genuss! Allerdings braucht der „Pilotenschein“ einige Zeit und die Prüfung werde ich erst später ablegen.
    Eine wichtige Erkenntnis habe ich jedenfalls schon früher erlangt: Die Fotos werden HINTER der Kamera gemacht.

  7. Einen Punkt möchte ich zur Liste von Reinhard noch hinzufügen: Die Haptik.

    Für jemanden, der sein Geld nicht mit der Bildereinfängerei verdient, seine Kamera also in die Hand nehmen MUSS, sondern KANN weil er es WILL, ist das für mich ganz entscheidend.

    Ich nehm meine Kameras gerne in die Hand weil ich sie gerne in der Hand habe. Hab meine M1 jetzt seit fast 2 Jahren und hab um die 40.000 Fotos damit geschossen. Trotzdem hab ich noch jedesmal ein Lächeln im Gesicht, wenn ich sie aus dem Schrank hole. Fotografie hat für mich viel mit Emotion zu tun, und zwar auf beiden Seiten der Frontlinse.

    Die Nikon hab ich damals in die Hand genommen, wenn etwas passiert ist, das ich fotografieren wollte.
    Die Olympus nehm ich in die Hand und schau, ob was passiert, das ich fotografieren kann.

    Meine M1 Mark I hat also quasi auch schon einen „Pro-Capture“-Modus, wenn auch einen nicht ganz so technischen 😉

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