Holy Trinity – Teil 1: 45mm f/1,2

Olympus hat ja mittlerweile drei Optiken mit je Lichtstärke 1,2 rausgebracht. 17mm, 25mm und 45mm, auch mittlerweile als „Holy Trintiy“ bekannt.
Ich habe die drei Optiken da – und auch die jeweiligen „eine Nummer kleiner“, nämlich die 1,8er Serie. Also habe ich mich mal drangemacht, die drei Optiken mit der Konkurrenz aus dem eigenen Hause – oder, genauer, aus meinem Fotoschrank – zu vergleichen.
Den Anfang macht das 45er.

Wer genau hinsieht, stellt fest, dass mein 45er schon diverse „Kampfspuren“ hat – klar, das war schon ziemlich viel unterwegs. Auf den ersten Blick: Das 1,2er hat Snapshotring und L-FN-Taste. Und ist schon vom Anfassen her eine andere Hausnummer als das 45er mit Plastikgehäuse.  Aber ob Plastik oder Metall, silber oder schwarz, entscheidend ist, was liefert die Linse.

Beide Optiken sind klassische Porträtlinsen. Also ist Porträt und Bokeh angesagt. Nachdem ich natürlich Dutzende Bilder gemacht habe, durfte mal wieder mein Schminkkopf ran – das kann man keinem Model zumuten, sich da ne Stunde regungslos in die Sonne zu setzen und die Augen offen zu halten.

Blende 1,2

Blende 1,8

Blende 1,8 des „alten“ 45mm f/1,8.
Man sieht deutlich, das „alte“ hat einen deutlich engeren Bildwinkel, ich muss also bei Porträt weiter weg bleiben für den gleichen Bildausschnitt. Hier stand die Kamera auf dem Stativ und es wurde lediglich das Objektiv gewechselt. Durch den geringfügig anderen Bildausschnitt änderte sich etwas die Belichtung.
Es ist natürlich klar: die 1,2er Offenblende kann das silberne Fingerhütchen nicht liefern  – da kommt es nicht mit. Bei Blende 1,8 schlägt es sich aber vor allem in Sachen Bokeh phantastisch.
Haariger wird es, wenn es um die Detailschärfe geht:
Das ist das 1,2er.
Und das das 1,8er.
Das Bokeh im Hintergrund ist deutlich sahniger, aber halt leider sind die Wimpern und „Hautstrukturen“ beim 1,2er klar besser definiert.
Fazit: Das 45er 1,8 schlägt sich tapfer und kann beim Bokeh bei 1,8 eine Runde für sich entscheiden. Aber mit Offenblende 1,2 und der klar besseren Detailschärfe zeigt das Pro-Objektiv dann halt doch, wo der Hammer hängt.
Und wie sieht’s im Vergleich zum Voigtländer 0,95 aus?

Das hier ist das Nokton bei 0,95 und das hier:

Das m.Zuiko bei 1,2.
Deutlicher Unterschied: Das Nokton neigt offenblendig zum „CatsEye“-Bokeh gegen den Rand, das ist beim m.Zuiko stark reduziert. Dafür ist das Nokton-Bokeh bereits stärker aufgelöst.
Oben wieder das Voigtländer, unten das Olympus-Objektiv. Von der Schärfe her ist das Pro-Objektiv klar überlegen. Die einzelnen Haare sind sauber definiert und vor allem neigt das überstrahlte Haar nicht zu CAs. (Das liegt übrigens nicht an einer Korrektur in der Kamera, auch das RAW ist sauber.)
Hier kann das Nokton nur noch mit etwas weicherem Bokeh punkten, ansonsten verliert es auf ganzer Linie. Wenn man dann noch den schnellen AF des Zuikos dazunimmt, dann dürfte leider das Ende des mechanischen Nokton gekommen sein. Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, diese legendäre Linse anzuschaffen. Die halbe Blende mehr reißt es nicht raus, die klar definierte Abbildung macht das locker wett.
Auch wenn sowohl das 45 1,8, als auch Nokton auf den ersten Blick gut mithalten können, wenn man genauer hinsieht ist der Abstand ausgesprochen deutlich.
Update:
Ich wurde mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass der Fokus beim 1,8er offensichtlich an anderer Stelle liegen würde., da ja die Haare schärfer wären. Das liegt daran, dass es Wind hatte, und mein Model kein Haarspray verwendet – die Haare liegen bei den Fotos unterschiedlich. Der Fokus wurde jeweils manuell auf die Iris des näheren Auges gelegt und selbst wenn man akzeptiert, dass der Fokus selbst mit Sucherlupe nicht 100% exakt gleich sein kann, man sieht an den Strukturen der Wange, wo der krasse Unterschied ist.  Mit dem 1,2er sieht man auf der Wange eben jede einzelne Pore – mit dem 1,8er nicht. Das hat nicht nur mit Schärfe, sondern auch mit der Wiedergabe feinster Farbstufen zu tun. Das konnten bisher nur die TopPros aus FT-Zeiten.

 

7 Replies to “Holy Trinity – Teil 1: 45mm f/1,2”

  1. In der Blogspot-Variante des Eintrags kam mir die Abbildung des Pro-Zuiko noch etwas künstlicher vor als die des Noktons. Täuscht das?

    Beim Bild ganz oben wäre noch das Nokton zum Größenvergleich interessant, und die Streulichtblenden dazu.

    Ist das Pro wirklich aus Metall? Das 25er ist aus Kunststoff (oder wars das 7–14/2,8?).

    1. Die Bilder in beiden Blogs sind absolut identisch, ich denke, da gibt’s höchstens Unterschiede in der Skalierung.
      Bei den ganzen Objektiven sind einige Bauteile aus Kunststoff und einige Teile aus Metall. Je nachdem, wo es halt sinnvoll ist.

  2. Hallo Reinhard, in der Praxis, um wieviel Blendenstufen ist das Nokton 42.5 0.95 ggü. dem mZuiko 45 1.2 effektiv schneller bzw. lichtstärker? Hast du vielleicht mal die Verschlusszeiten verglichen, je bei max. Offenblende, selbes Motiv/Licht, gleicher Motivabstand? Gruß Oli

    1. Ich schau mal, dass ich mich morgen da nochmal drübermache. Auch das Größenvergleichsfoto. Bei meinen Versuchen, die hier abgebildet sind, habe ich bei f/0,94 1/2000s und bei f/1,2 beim Olympus 1/1600s. Das klingt plausibel, aber als ich beide bei 1,4 getestet habe lag das Voigtländer bei 1/1250s und das Oly bei 1/1000s. Also ist da nochmal genaue Forschung angesagt….

  3. Hallo Reinhard,
    mein erster Kommentar hier, deshalb kurz und allgemein vorweg: Toller Blog, interessante Themenauswahl und sehr gut „auf den Punkt“ geschrieben – vielen Dank! 🙂
    Ich schreibe, weil mir bei den „Schärfe“-Vergleichsbildern zwischen 45/1,2 und 45/1,8 aufgefallen ist, dass das Objektiv im Beispielbild für das f/1,8 auf die Haarsträhne vor dem Gesicht fokussiert war. Deshalb sehen Haut und Haare dahinter naturgemäß nicht ganz so scharf aufgelöst aus wie auf dem Beispielbild zum 45/1,2. 😉
    Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mal mit dem 45/1,2 zu arbeiten, und obwohl ich kein Schärfefanatiker bin habe ich mich in der Nachbearbeitung natürlich auch kurz zum Pixelpeeping hinreißen lassen. Das 45/1,8 besitze und nutze ich und konnte somit vergleichen, und mir kam ehrlich gesagt der Gedanke, dass man Unterschiede in Sachen Schärfe wahrscheinlich nur noch mithilfe des High-Res-Shot-Mode feststellen kann. Auf 20 MP lösen beide Objektive meinem Eindruck nach so scharf auf wie es nur geht.
    Viele Grüße
    Christoph

    1. Es ist immer ein Problem, zwei Objektive zu vergleichen. Vor allem ein brandneues und eins, das mittlerweile 5 Jahre und halb Europa auf dem Buckel hat…..

  4. Das 1.8er ist bei offener Blende wirklich sensationell zu dem Preis, das wir hier nochmals deutlich. Auch wenn ich mich mit dem Plastikfinish nie so ganz anfreunden konnte (irgendwo muss der Preis ja einen Tribut fordern, und das zum Glück nur beim Finish) so ist es dennoch auch bei mir ein Immerdabei im kleinen Reiserucksack. Trotzdem: das 1.2er ist einfach ein Sahnestück. Dafür darf dann bald mal das gute alte 50er FT-„Porträt-Makro“ gehen.

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