300 f/4 Erste Eindrücke

Gleich mal vorneweg: Es hatte hier lausiges Wetter. Die meiste Zeit hat es geregnet, wenn es nicht gerade gegraupelt hat. Also habe ich erst ein bisschen Efeu gesammelt und bin ins Studio.

Es handelt sich hier um ein Kellerfundstück, irgendeine afrikanische Touristenschnitzerei. Beleuchtet mit einem Snoot. Ziel waren harte Kontraste und schwierige Hell-Dunkel-Verläufe. Das da oben ist aus einem 300 2/8. Der AF liegt bei allen Bildern in Höhe des rechten Knies, alle Bilder auf Blende 4, alle von der gleichen Position, alle vom Berlebach Report mit eingefahrenen Beinen, also Stand wie betoniert.
Und hier nun ein paar Crops:

Das ist das Zwo-Acht. Und hier das Vier-Null:

Nein, es handelt sich hier nicht um einen Fehlfokus. Es handelt sich hier um die Lösung, warum die Vorab-Bilder, die es im Netz zu bewundern gab, so einen höchst zwiespältigen Eindruck machten. Dieses Bild wurde mit dem mechanischen Verschluss gemacht. Das nächste mit dem elektronischen:

Ich musste dazu natürlich die Verschlusszeit von 1/160s auf 1/13s runtersetzen, damit der Studioblitz wirksam werden konnte, das sieht man in den EXIFs, auf das Bild hat das erstmal kaum Einfluss, außer dass die Schatten ein bisschen weniger tief sind, weil die Umgebungshelligkeit ein bisschen Einfluss hat.
Während der Verschlussschlag das Zwo-Acht überhaupt nicht stört, verhaut er die Qualität des Vier-Null gründlich. Ich war erstmal geschockt – das kann nicht sein. Ich habe es mit allem versucht: Stabi an, Stabi aus, Antischock, manueller Fokus. Nur der elektronische Verschluss brachte gute Ergebnisse.
So. Das erstmal setzen lassen – ich komme auf das Thema am Ende des Posts zurück.

Jetzt mal nach draußen. Ich habe mal mein gepflegtes Frischauf-Rennrad ins Gemüse gestellt um ein bisschen Hintergrundunschärfe zu zeigen:

Und hier zum Vergleich das Zwo-Acht:

Was auch hier auffällt: das 300 f/4 hat bei kürzeren Fokusabständen einen sichtbar größeren Bildwinkel. Irgendwelche Kompromisse muss man eben bei einer Naheinstellgrenze von 1,4m machen.

Und jetzt die große Gemeinheit für die digitalen Objektive: Extrem unruhiger Hintergrund:

Und hier die Crops:

Das ist das Vier-Null. Und hier kommt das Zwo-Acht:

Also, was das Bokeh angeht: Advantage Zwo-Acht. Aber das Neue schlägt sich tapfer. Man muss immer beachten: Das Neue wiegt und kostet ein Drittel.

Und dann habe ich das Stativ weggepackt und habe das gemacht, was man mit einem kleinen, leichten 300er machen kann: Ein bisschen in der Gegend herumgelatscht. Da ist mir dann gleich die Schlosskirche auf der Sulzbürg untergekommen: 1,5km Luflinie – und da es gerade geregnet hatte, brauchbar klare Luft:

Und hier der Crop:

Jeder einzelne Dachziegel. Und jetzt kommen zwei kleine Gags: Da Bild ist 1/20s Freihand. Und hier komme ich wieder auf den Teil weiter oben zurück: Es ist völlig egal, ob elektronischer Verschluss oder mechanischer Verschluss. Ich habe beide Versionen ausprobiert, einen Unterschied konnte ich nicht feststellen. Das Problem der Unschärfe bei mechanischem Verschluss tritt anscheinend nur dann auf, wenn man ein Stativ hat, das eine Unterlage wie Beton bietet. Handheld kann das Objektiv alles. Zum Beispiel auch sowas:

Auf Abendwolken fokussieren. Anvisieren, sst. Fokus. Oder sowas:

AF auf den dunklen Fußgänger links. S-AF, kein C-AF. 1/13s. Zack, sitzt.

Ach ja: Der Weißabgleich bei einigen Bildern ist zu blau, weil der WB auf „bewölkt“ gestanden ist, aber während der Fotosession die Sonne untergegangen ist – und ich zu faul war, eine Graukarte auszupacken…..

Mein Fazit für heute: Stativ daheim lassen. Oder das wackelige Carbon wieder ausgraben.

Kleiner Nerv am Rande: Die ArcaSwiss-Schiene des 300er mag die Sicherung des Berlebach-Kopfes nicht. Reinschieben geht, runter nur mit wegkippen. Wenn man’s weiß, ist es kein Problem, wen’s arg stört, der kann das Loch im Fuß, in dem sich der Sicherungsstift verhakt, mit einem kleinen Einsatz schließen.

Ach ja, zum Shoot-Out noch ein paar Worte: Das alte Zwo-Acht darf sich’s auf seinem Thron wieder bequem machen. Das Vier-Null ist zwar mobil überlegen, aber wenn’s um High End und plastische Wiedergabe geht, kann sich das Zwo-Acht gemütlich zurücklehnen und mit der Streulichtblende klappern. Glas ist eben durch nichts zu ersetzen.
Das Vier-Null ist ein High-Tech-Produkt, das die Grenzen des Machbaren wieder ein ganzes Stück rausschiebt. Das Zwo-Acht ist ein Objektiv für die Seele. Und den Bizeps.

Morgen geht’s wieder los. Ich hoffe auf besseres Wetter.

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