Die E-M10 hat jetzt also eine große Schwester bekommen. Sie kommt ab Mitte September für 599 Euro für das Gehäuse auf den Markt und wird von Olympus zwischen E-M10 und E-M5II positioniert. Die „alte“ E-M10 wird es erstmal weiterhin geben.
E-M10II mit einem FT-Objektiv, dem 11-22. Der Autofokus entspricht dem, was man von der E-M5II gewohnt ist. Hier der neue Einschalter, an den man sich ausgesprochen schnell gewöhnt.
Ich konnte die Kamera eine gute Stunde im Rahmen eines von Olympus organisierten Hands-Ons auf dem Playground in München testen und was mir als erstes aufgefallen ist: Die im Vergleich zu den früheren Kameras „klobigen“ Drehräder rechts auf der Kamera sehen zwar ausgesprochen „retro“ aus, lassen sich aber hervorragend bedienen.
Die Rastungen sind klar spürbar, die Riffelungen geben ein sauberes Gefühl.
Das Buttonlayout auf der Rückseite ist identisch zur E-M5II und überhaupt hat die E-M10II allerhand von ihr geerbt. Den Fünf-Achsen-Stabi (wenn auch nicht ganz so leistungsfähig), die allermeisten Videofunktionen inklusive Timecode, die LiveView-Erweiterung, den Keystone aus der E-M1, die ArtFilter.
Photography Playground: Numen for Use „Tape“. Wer irgendwie die Möglichkeit hat, nach München zu kommen: Früh hin und zu zweit oder dritt in diese Installation aus simplem Klebeband einsteigen. Es dürfen immer nur fünf auf einmal rein, also gut organisieren und rechtzeitig dort sein. Ist ein Erlebnis. Hier: ArtFilter Crossentwicklung Version II.
Aber Olympus wäre natürlich nicht Olympus, wenn sie einfach nur die Technik des letzten Modells in ein Neues, billigeres packen würden.
Die Neue hat ein paar Features, die sie wieder zu einem Must-Have für manche Fotografen machen:
Mit der E-M10II ist es jetzt möglich, LiveComposite per OIS-App anzusteuern. Man kann sich nun also gemütlich ins Auto setzen, während draußen die Kamera mitten in den Moskitos StarTrails oder Sternschnuppen aufnimmt. Hätte ich in Norwegen gebraucht.
Photography Playground: A2arquitectos, Magic Kaleidoscope. Ein begehbares Kaleidoskop. Die Lichter ändern sich ständig. Auch hier: Unbedingt zu mehreren hingehen. Mit der Spiegelinstallation kann man jede Menge Unfug anstellen.
Die E-M10II hat einen neuen OLED-Sucher, der die gleiche Auflösung wie die Sucher der E-M1 und E-M10 hat – nur die Suchervergrößerung ist geringer. Der Knüller ist aber eine Funktion, die die Belichtungsvorschau abschaltet, so dass der Sucher wie der Sucher einer klassischen Spiegelreflex funktioniert – nur besser, weil man eben auch bei schlechtem Licht noch was sieht. Das ist vor allem im Studio eine feine Sache, wenn einem die Bildvorschau sowieso nichts hilft, weil die Kamera ja nichts von Studioblitzen weiß.
Der C-AF wurde deutlich verbessert, er arbeitet jetzt mit der vollen Geschwindigkeit von 8,5 Bildern pro Sekunde – leider war die Zeit zu kurz, das zu testen – auch mangels Motiven. Ich nehme an, da hat die E-M1 ein paar Gene geliefert.
Und die E-M10II hat jetzt den kompletten elektronischen Verschluss drin. Das Einzige was fehlt ist der HighRes-Shot, Da spielt der Stabi nicht mit. Dafür hat die E-M10II ein anderes Feature drin:
Fokus Bracketing.
Die Bedienung dieser Funktion ist ziemlich genial gelöst: Man kann den Fokusabstand zwischen zwei Bildern in zehn Schritten verstellen, legt fest, wieviele Bilder man machen will (bis zu 999), fokussiert auf den nächsten Punkt, den man scharf haben will und drückt den Auslöser. Dann fährt die Kamera den Fokus schrittweise gegen unendlich, bis entweder unendlich oder die gewählte Anzahl der Bilder erreicht – oder die Speicherkarte voll ist. Dabei gibt’s kein Verschlusssgeklappere, weil das mit dem elektronischen Verschluss mit einer Rate von bis zu 11fps gemacht wird.
Das kann man jetzt natürlich klassisch für die Makrofotografie verwenden, aber auch für Produktfotos – und sogar für Porträts, denn das funktioniert auch aus der Hand.
Allerdings – ein kleines, aber technisch bedingtes Manko – es klappt nur mit mFT-Objektiven. FT-Objektive, die keinen Kontrast-AF können, bleiben außen vor. Mein geliebtes 50er Makro wird jetzt wohl endgültig in Rente gehen müssen.
Und noch ein sehr nettes Feature: Man kann nun, während man durch den Sucher kuckt, mit dem Finger den Fokus auf dem Touchscreen verschieben. Als ich das in den Specs gelesen habe, dachte ich zuerst, „Na toll, dann verstelle ich mit der Nase den Fokus“ – aber es funktioniert tatsächlich gut – und wenn man partout versucht, mit der Nase den Fokus zu verstellen, dann schaltet die Kamera auf „alle AF-Felder“. Zumindest bei mir. Und natürlich kann man das Feature abschalten.
Und für die Insider: Die Rauschreduzierung heißt nun korrekt „Flimmerreduzierung“.
Ich habe lange versucht, an der Kamera etwas zu finden, was ich ernsthaft – auch unter Berücksichtigung des Preises, kritisieren könnte, und ich habe was gefunden: Sie hat keinen Accessory-Port.
Was kann sie nicht? Sie ist nicht abgedichtet, sie hat keinen HighRes-Shot, es gibt keinen Batteriegrifff mit Kopfhöreranschluss und Lautstärkeregelung, sie hat kein Schwenkdisplay (glücklicherweise) und sie hat den Speicherkartenslot auf der Unterseite, was für mich immer bedeutet, Stativwechselplatte runter, damit man an Akku und SD-Karte rankommt.
Aber irgendwo muss ja noch ein Unterschied zur E-M1 und E-M5II sein…
Und zum Schlusss nochmal ein Bild vom Playground:
Wer kennt noch Yellow Submarine? Sea of Holes?