Newsticker: Passbilder vom Fotografen

Es gibt jetzt eine Klarstellung vom BMI (Bundesministerium des Inneren) zum Thema “Aufstellung von Passbildautomaten in Gemeinden.”

Wie vielleicht bekannt, sollten die Fotografen aus dem Passbildergeschäft gekickt und durch Passbildautomaten ersetzt werden. Durch rechtzeitige Proteste der Berufsverbände wurde immerhin verhindert, dass Fotografen überhaupt keine Passbilder mehr erstellen dürfen.

Nun hat das BMI in einem Schreiben klargestellt, dass es für die Gemeinden keine Pflicht zur Aufstellung solcher Automaten gibt – aber sie können es natürlich machen. Denn es sei gaaanz wichtig, dass auch in Gemeinden, in denen es keinen Fotografen gebe der Passbilder machen könne, Passbilder gefertigt werden könnten.

Dafür wird ein Terminal der Bundesdruckerei verwendet, das an die Gemeinden geliefert wird. Natürlich dürfen auch andere Anbieter ihre Geräte anbieten. Dürfen sie. Genauso wie auch Fotografen ihre Dienste anbieten dürfen – wenn die Gemeinde der Meinung ist, das wäre aus sicherheitsrelevanten Aspekten OK so.

Für viele Fotografen mit Laden ist das Passbildgeschäft die Überlebensgarantie gewesen. Das dürfte es dann wohl gewesen sein. Denn der Text der Verordnung lässt so viel Spielraum zu, dass niemand mit einem Funken Verstand seine Existenz darauf aufbaut. Das BMI teilt ja mit, man habe ja vier Jahre Zeit gehabt, um sich entsprechend darauf einzustellen.

Es geht wohl auch hier darum, die Daten des Bürgers möglichst umfänglich und frühzeitig abzugreifen – die Ausrede “es gibt auf dem Land keine Fotografen” ist an Frechheit fast nicht mehr zu überbieten. Jeder, der mal biometrische Passbilder gemacht hat, weiß, dass das absolut kein Hexenwerk ist.

Es gibt bereits viele Gemeinden, die korrekte biometrische Passbilder ablehnen, wenn sie nicht aus dem eigenen Automaten gekommen sind. “Sicherheitsaspekte”.

Genau.

Das Titelbild? Das ist ein Bild von Mutter und Tochter, Durch Doppelbelichtung in der Kamera produziert.

10 Replies to “Newsticker: Passbilder vom Fotografen”

  1. Man fragt sich, wofür überhaupt der Aufriss beim Passbild, wo doch ohnehin längst der Fingerabdruck im Ausweis digital mit drin ist, und seit März auch mit Segen des EuGH.

    1. Hallo,
      na klar, wegen der biometrischen Bildsuche von Überwachungs-Kameras.
      Zwar wegen Datenschutz normalerweise nicht erlaubt, aber in bestimmten Fällen kann das hoheitsmäßig außer Kraft gesetzt werden. Z.B. nach einem Terroranschlag. Die Hürden dafür sind zum Glück sehr hoch und die Verwendung nur in sehr kurzem Zeitrahmen. Beifang ist allerdings Grauzone dabei.
      Um Fingerabdrücke zu nehmen, muss man die Person ja erst mal haben.
      Schönen Gruß
      Werner

      1. Danke, Werner, manchmal sehe ich trotz eines “gesunden Maßes an Paranoia” das Offensichtliche nicht…

    1. Das nicht aber man kann die Fotos zweier Personen verschmelzen, so dass die Biometrie der Sicherheitsbehörden beide Personen durchrutschen lässt. Auf diese Weise könnte Z.B. eine offiziell unbescholtene Person ihren Pass mit einem abgetauchten RAF-Rentner teilen.

  2. Bevor mein Fotograf um’s Eck seinen verdienten Ruhestand angetreten hat, hat er natürlich auch Passbilder gemacht. Nach österreichischem biometrischem Standard. Nach allen möglichen anderen, auch denen exotischerer Länder. Da gibt es nämlich Unterschiede, und es gibt einige Menschen, die zwar hier leben, aber trotzdem den Pass eines anderen Landes besitzen und bei ihrer Botschaft ein Bild nach Vorgabe des Heimatlandes einreichen müssen. Er hat auch Passbilder für Menschen gemacht, für die wegen ihrer körperlichen Behinderung andere Maßstäbe gelten. Er ist auch bei Bedarf in Institutionen gefahren, deren Bewohner gelegentlich doch ein biometrisches Bild benötigen, denen der Besuch seines Geschäftslokals aber zu mühsam oder schwierig war.
    Nennt man Dienstleistung. Wird schwer, sowas in einen Automaten zu packen.
    Ich hatte schon vor Jahren die Idee, die Bilddaten von einem Dienstleister erstellen und gesichert hochladen zu lassen. Parallel dazu auf Wunsch auch auf Papier. Mit einem Code, der der Person auf dem Bild erlaubt, die Verwendung des Bildes für alle möglichen Ausweise freizuschalten. Mit zusätzlicher Erinnerung, dass es wieder mal Zeit wäre es zu aktualisieren, falls man demnächst einen Ausweis braucht. Es ist ja Unsinn, ein Bild auf Papier zu drucken um es danach wieder einzuscannen.

    1. “Nennt man Dienstleistung”.
      Dienstleistung für all jene, die den Anschluß verloren haben. Die nicht mehr mobil, die alt, krank und digital unfit sind. Diese Ausgrenzung ist Sozialrassismus, das Ignorieren, Vergessen, Abdrängen von großen Teilen der eigenen Bevölkerung. Ein Sozialrassismus, der überschrien wird von Xenophobie und ethnischem Rassismus.
      Es sind nicht allein FPÖ, AfD, Fratelli d’Italia, Partij voor de Vrijheid, RassemblementNational und wie sie alle heißen, die ablenken von den gravierenden Problemen jener Generation, die Mitteleuropa aufgebaut hat nach dem letzten großen Krieg.
      Es sind wir alle, die auch mit Offenblende blind sind für diese große moralische Verschuldung.

  3. Moin,
    ich dachte das Passbilder schon lange keine Erwerbsquelle für Fotografen mehr sind, bei jedem Optiker um die Ecke bekommt man Passbilder sofort zum Mitnehmen. Die wenigen Fotostudios mit Ladengeschäft die ich kenne bieten Portraits und Eventfotografie an, mit Passbildern werben die nur sehr versteckt und “nebenbei”.

    Wieder was gelernt.

    Grüße
    tom

  4. Interessant wird sein, wie die Passbildautomaten mit schlafenden Kleinstkindern, schreienden 2-jährigen, geistig Behinderten und Rollstuhlfahrern zurechtkommen …

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