Vor einer Woche ging ein Raunen durch die Riege der Amazonhändler: Amazon finge an, Geld einzubehalten. Begründung: Weil die Händler Fehler bei der Angabe des Umsatzsteuerortes machen würden. (Das ist gerade nicht ganz einfach, weil sich die Regelungen dauernd ändern und die Umsatzsteuerpflicht vom Gesamtumsatz des Händlers abhängt, den natürlich Amazon nicht wissen kann. )

Die Händler sind freundlicherweise über die Probleme vor allem dadurch in Kenntnis gesetzt worden, dass ihre Konten gesperrt wurden. Exakte Auskunft gab es nicht. Auch nicht an die in ihrer Existenz bedrohten Händler.

Interessanterweise lief mir vor drei Tagen einer über den Weg, der hat mir erzählt, er habe vor ein paar Jahren Amazon “gefickt”. Der hatte einen Prozess mit Amazon, den haushoch gewonnen und Amazon habe leider, leider versäumt, die fällige Kohle fristgerecht auf sein Konto zu überweisen. Daraufhin ging sein Anwalt mit dem vollstreckbaren Titel zum Gericht und ließ mal kurz alle Konten von Amazon, die von Deutschland aus erreichbar waren, sperren. Nach drei Wochen hat Amazon dann klein beigegeben und gezahlt.

Es scheint, als sei Amazon der Meinung, sich absolut alles erlauben zu können – und manche Richter sind mittlerweile der Meinung – Nö.

Also wenn es mit der Kohle von Amazon mal wieder dauert – vielleicht hat gerade mal wieder jemand einen Prozess gewonnen.

Update 27.11.2023:

Amazon hat einen Weg gefunden, Geldstrafen zu vermeiden. Man wird nur noch dort tätig, wo das Gesetze brechen möglichst billig ist. In Indiana ist mal wieder ein Amazon-Mitarbeiter KIA (killed in action). Macht 7000 Dollar. Weil das gesetzlich die Höchststrafe für schwere Verstöße in Indiana ist. Jaja, Amazon ist bekannt für seinen vorbildlichen Kundenservice.

4 Replies to “Der große Fluss”

  1. Tja, wenn man mit dem (großen) Strom schwimmt…

    All die kleinen europäischen Firmen – vom Handyladen an der Straßenecke bis
    zum Matratzenladen gegenüber – haben die Möglichkeit sich an einen Tisch
    zusammenzusetzen und eine Alternative zu Amazon zu gründen. Stattdessen
    macht jeder sein eigenes Ding, mit jeweils einem eigenem Internet-Shop.

    Um die Jahrtausendwende herum haben Amazon und Bertelsmann beinahe eine
    gemeinsame Firma (europäische Abteilung von Amazon) gegründet, wodurch
    man in Europa (oder zumindest in Deutschland) mehr Macht gehabt hätte:
    https://www.amazon-watchblog.de/unternehmen/2587-bezos-bertelsmann-amazon.html

    Und selbst das kriegt man in Europa/Deutschland nicht hin.
    Kleinstaaterei scheint besser zu sein.
    Und nun meckern alle.

  2. Als Kunde hat man Entscheidungsfreiheit wo man sein Geld hinträgt. Entscheidungen sind immer mit direkten und indirekten Konsequenzen verbunden, dafür trägt man auch als Kunde Verantwortung. Informiert Euch über die Konsequenzen und überlegt euch ob ihr dafür verantwortlich sein wollt. Eure Verantwortung als Kunden ist größer als ihr denkt!

    1. Genau.
      Ich habe vor fünf Jahren meinen amazon-account gelöscht und mein PayPal-Konto vor zwei Jahren.
      So kommt man gar nicht erst in Versuchung, die unseriösen Geschäftspraktiken zu unterstützen.

      1. Mein Amazonkonto existiert auch seit mehr als 10 Jahren nicht mehr.
        Wenn ich etwas im Web suche, dann immer mit dem Anhaengsel ‘-amazon’ am Suchstring.
        Ich habe auch alle Nachbarn darueber informiert, dass ich gerne ihre Pakete annehme und zur Not auch Geld vorstrecke, solange diese Pakete nicht von amazon sind.

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