Rückschlag für KI?

Beim G20-Treffen hat unser aller Lieblings-SMS-Löscherin vorgeschlagen, einen “Welt-Ki-Rat” zu schaffen, der die Verwendung von KI reglementieren soll. Weil das beim Welt-Klima-Rat ja auch schon so reibungslos geklappt hat. Jetzt ist die Frage: will sie mit dem Ki-Rat die KI so ruinieren wie das Klima oder will sie dafür sorgen, dass auch die KI außer Kontrolle gerät?

OK, genug gescherzt.

In der Docma gab es einen lesenswerten Artikel zum Thema. Olaf Giermann hat entdeckt, dass man mit der Kamera Bilder machen kann. So richtig. Bilder. Fertige Bilder von Dingen. Die man gar nicht weiter bearbeiten muss.

Strange.

Vor nicht allzulanger Zeit wurden bei Docma (Magazin für Bildbearbeitung)- Wettbewerben OoC-Bilder gleich aussortiert. Es sei eine Frechheit, sich nicht mal die Mühe zu machen, das zu bearbeiten.

Und jetzt das. Giermann stellt fest, dass die KI mittlerweile so gut ist, dass man damit Bilder, wie er sie früher mühsam mit der Maus zusammenschubste, nun automatisiert erstellen kann. Zwar vielleicht nicht exakt genau so, wie er sich das vorgestellt hat, aber ausreichend gut, dass man es zeigen kann.

Und siehe da: auf einmal stellt man fest, dass die Realität, abgelichtet simpel mit der Kamera, wunderschön sein kann. Man muss keine Cyborgs erschaffen. Das kann die KI viel besser und schneller. Man kann einfach Dinge fotografieren. Und mit Licht zaubern. Und mit Menschen arbeiten.

Goiil.

Eine völlig andere Meinung vertritt “Snicklink” (auch bekannt als “Snickers für Linkshänder”, weniger bekannt als Willy Kramer) der seit einiger Zeit mit satirischen Deepfakes aufgefallen ist, die so echt klangen, dass sie es sogar ins öffentlich-rechtliche geschafft haben und sie dort dementiert werden mussten. Der hat vor ein paar Tagen ein Video Online gestellt, in dem er eines seiner Videos von vor viiiielen Jahren zum Thema KI vorstellt. Lohnt sich sehr, Snicklink ist eine Art “Hardcore”-Nutzer von KI und ist als abgefahrener Künstler, der sich einen Shit um Tabus schert, da ziemlich “auf dem Laufenden”.

Seine Visionen haben was. Ich bin ja eher der KI-Skeptiker, gerade weil das Zeug einfach dumm ist und ich ausreichend kreativ selber bin und deshalb die “Anregungen” der KI nicht brauche. (Ich erzähle Geschichten, weil ich Geschichten in mir habe. Die wollen raus. Andere müssen Geschichten erzählen, aber ihnen fällt nichts ein. Die brauchen “Anregung”.)

Aber er hat natürlich Recht – wenn man keine Schauspieler mehr braucht, weil die von der KI generiert werden, dann kann ich mir einen Spielfilm bauen und Geschichten erzählen, ohne mich mit Castings und Gagenforderungen rumzuärgern. Dann muss der CEO für’s Imagevideo nicht selber antanzen, man macht einen Deepfake von ihm. Im Zweifel ist der besser als der Echte. Und die Hollywoodstars müssen gar nicht mehr persönlich am Set erscheinen. Die werden einfach digitalisiert und sitzen dann nur noch daheim und zählen Geld. (Vielleicht läuft das mittlerweile schon so? Wer weiß?)

Kreativität wird sich verändern. Wenn jeder Spielfilme zusammen”prompten” kann, werden wir mit unfassbaren Mengen von Medien zugeschüttet. Es wird irgendwann so weit sein, dass die Kinos die Zuschauer bezahlen müssen – weil es mehr “Kreative” als Konsumenten geben wird. Wie mit den Smartphones. Jeder knipst, aber keiner kuckt mehr hin.

6 Replies to “Rückschlag für KI?”

  1. Dumm sind die Hollywood Stars ja auch nicht…genau deshalb gibt es ja die Streiks in der amerikanischen Filmindustrie…hoffen wir mal das sie ihre Forderungen durchbekommen…
    Gruss
    Landus

  2. Man kann es nur immer und immer wieder sagen: Der einzige Grund, dass KI gerade gehypt wird, ist, dass die Risikokapitalgeber KI für eine heiße Nummer halten. Risikokapitalgeber operieren auf der Basis, dass man jede Menge Startups unterstützt in der Hoffnung, mit einem davon den großen Reibach zu machen, indem man es höchst profitabel weiterverkauft oder an die Börse bringt (auch nur eine Form des Weiterverkaufens). Dafür braucht man vor allem Marketing und Hype – ein funktionierendes Produkt ist vollkommen optional. Die Hoffnung ist, ein lukratives Geschäft zu machen, bevor die KI-Blase platzt.

    Es ist aber völlig unklar, ob man mit KI im wirklichen Leben dauerhaft etwas Sinnvolles anfangen kann – ähnlich wie bei der vorigen Sau, die durchs VC-Dorf getrieben wurde (Blockchain) zeigt sich mehr und mehr, dass die KI der Woche (große generative Sprachmodelle, LLMs) viel weniger “kann”, als man ursprünglich dachte. (Nicht vergessen, auch die Blockchain war mal die Lösung aller denkbaren Probleme der Menschheit.) LLMs sind gut darin, Mumpitz zu produzieren, der dann von Menschen – typischerweise grottig bezahlten Akkordarbeitern irgendwo in Afrika – grob gesiebt und (theoretisch) auf Richtigkeit geprüft wird. Aber bei den einfachsten Aufgaben, die Logik und/oder Weltwissen voraussetzen, versagen sie kläglich. Das ändert sich übrigens auch nicht, indem man die Modelle größer macht. Die Bildgenerator-KIs wiederum sind nicht nur von technischen Schwierigkeiten geplagt, sondern auch von Copyright-Problemen (sowohl auf der Eingabe- als auch der Ausgabe-Seite), die noch offensichtlicher sind als bei den LLMs und wo auch niemand sagen kann, wie sie letzten Endes aufgelöst werden.

    Microsoft hat 10 Milliarden (!) Dollar in die Firma OpenAI gesteckt, aber die Microsoft-Suchmaschine Bing hat praktisch keine Nutzer hinzugewonnen, seit sie um AI-Funktionen “bereichert” wurde. Die Besucherzahlen bei ChatGPT sind seit einer Weile rückläufig. Google selbst hat seinen Programmierern kategorisch verboten, die Google-KI Bard zu benutzen, um Code für Google-Projekte zu generieren. Eine Hauptanwendung von GPT & Co. besteht darin, doofe Bücher zu generieren und Amazons Kindle Unlimited damit zu fluten, um mit den Seitenhonoraren Geld zu verdienen. Mit anderen Worten: Wenn der Lack erst mal ab ist, will den KI-Kram niemand wirklich haben. Und das soll die Zukunft sein? Die Risikokapitalgeber müssen sich beeilen.

    1. Nun ja, ich bin hier vielleicht in der falschen Linie (LLM, ChatGPT), aber man sollte mit dem Bade nicht auch das Kind ausschütten.
      Ich freue mich jedenfalls, wenn die Anwendungen zur Verbesserung (Unterstützung) der medizinischen Diagnostik und der verbesserten Abwicklung von Störungen in der Disposition des Bahnverkehrs erfolgreich wären.

      1. Dass die großen Sprachmodelle aktuell weit über ihre Fähigkeiten hinaus gehypt werden, heißt ja nicht, dass KI insgesamt Mist ist. Problematisch ist sie da, wo man sich zu 100% auf ihre Ausgabe verlässt – ob das nun in der Medizin ist, bei der Vergabe von Krediten oder Beurteilung von Bewerbern oder anderswo, muss man aufpassen, dass man sich nicht auf “Der Computer hat’s gesagt, also muss es wohl stimmen” zurückzieht. Denn die heuer meist benutzten KI-Paradigmen – neuronale Netze – haben diverse prinzipbedingte Macken, aufgrund derer man sie eigentlich nur mit Vorsicht genießen sollte.

        Solange immer noch ein Mensch in der Schleife ist, der notfalls ein Veto einlegen kann und das ggf. auch tut, ist alles in Ordnung; gefährlich wird es vor allem da, wo diese Kontrollinstanz entfällt (wofür die Versuchung natürlich groß ist, wegen Einsparungen, angenommener Unfehlbarkeit usw.).

  3. Dass die großen Sprachmodelle aktuell weit über ihre Fähigkeiten hinaus gehypt werden, heißt ja nicht, dass KI insgesamt Mist ist. Problematisch ist sie da, wo man sich zu 100% auf ihre Ausgabe verlässt – ob das nun in der Medizin ist, bei der Vergabe von Krediten oder Beurteilung von Bewerbern oder anderswo, muss man aufpassen, dass man sich nicht auf “Der Computer hat’s gesagt, also muss es wohl stimmen” zurückzieht. Denn die heuer meist benutzten KI-Paradigmen – neuronale Netze – haben diverse prinzipbedingte Macken, aufgrund derer man sie eigentlich nur mit Vorsicht genießen sollte.

    Solange immer noch ein Mensch in der Schleife ist, der notfalls ein Veto einlegen kann und das ggf. auch tut, ist alles in Ordnung; gefährlich wird es vor allem da, wo diese Kontrollinstanz entfällt (wofür die Versuchung natürlich groß ist, wegen Einsparungen, angenommener Unfehlbarkeit usw.).

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