Fremdakkus – diesmal von Patona

Im Oly-Forum war letzthin wieder mal eine heiße Diskussion zum Thema Fremdakkus. Nach meinen bisherigen Erfahrungen von vielen, vielen vorzeitig verstorbenen Akku-Clones tendiere ich mittlerweile ja dazu, für “Nur Original” zu plädieren – oder zumindest von Herstellern, die ihre Akkus selber produzieren. Duracell zum Beispiel. Die haben eine eigene Akku-Fabrik. Genauer – ein paar mehr.
Nun werden in Deutschland besonders gerne “Patona”-Akkus empfohlen. Patona ist eine Marke von PTS-Trading, einer Firma, die auf Mallorca sitzt, deren Geschäftsführer mit unterdrückter Rufnummer telefoniert und die ihr Auslieferungslager in Hilzingen haben. Gefertigt werden die Akkus in China. Soweit die Fakten, die jeder im Internet recherchieren kann.
Patona liefert Clone-Akkus für so ziemlich alles, was es gibt. Handys, Tablets, Kameras. Nachdem ich eben im Oly-Forum ein dicke Lippe riskiert hatte, hat mich Patona kontaktiert, ich habe mich eine Viertelstunden am Telefon mit Herrn Schwärmer, dem Geschäftsführer von PTS-Trading unterhalten und ihn überredet, mir zwei Patona-Akkus für die E-M1 zu schicken.
Die sind gestern gekommen und sehen so aus wie oben. Innen drin sind die Akkus nochmal in Luftpolsterfolie verpackt und ein kleiner Zettel beigelegt.

Der enthält so nette Ratschläge wie “Bei den ersten 3 Ladezyklen den Akku auf 5-7% entladen und wieder vollständig aufladen.” Ja. Genau. Wie der Normalmensch sowas messen soll, steht nicht dabei. Aber das ist eben so ein Waschzettel, der allen Akkus beiliegt.
Vergleichen wir mal mit dem Original:

Das Original hat ein bisschen mehr Text drauf – und ein bisschen mehr Kapazität. Das hatte mir auch Herr Schwärmer gesagt, die Patonas hätten 10% weniger Kapazität. Deutlicher Unterschied an der Kontaktseite:

Am Patona sind lediglich der + und – Kontakt benutzt worden. Dazu später mehr. Der erste Vergleich betrifft die Baugrößen: der Patona ist an der Kontaktplattenseite einen halben Millimeter dicker – und zwar beide gelieferten Exemplare. Das erklärt, warum der Patona gerne mal in der Kamera stecken bleibt.
Nu geht’s ans Elektrische: Ausgepackt hat der eine Patona 8,32V Leerlaufspannung, der zweite 8,29V, der drei Jahre alte Olympus-Akku 8,6 Volt (sowie auch drei weitere Olympus-Akkus unterschiedlichen Alters.). Die Patona-Akkus werden übrigens voll geladen geliefert. Es gibt Versender, die in solchen Fällen auf ihre Pakete einen entsprechenden Warnhinweis drucken – bzw LiIon-Akkus eben nicht voll verschicken. Auf meinem Paket war zwar ein Patona-Klebeband drauf, aber kein Hinweis auf den Inhalt. (Eigentlich gibt’s da eine Gefahrgutverordnung, siehe hier, Seite 3)

Es geht weiter mit dem Thermowiderstand, der eine Überhitzung des Akkus verhindern soll. Der liegt zwischen T und dem mittleren Pol (-). Beim Olympus hat er bei Zimmertemperatur 23° 10,3kOhm. Der Patona hat 9,9 kOhm. Erhitzt man beide Akkus auf moderate 35 °, dann sinkt der Widerstand beim Olympus Akku auf 7,5kOhm – der Patona bleibt stoisch bei 9,9kOhm. Sprich: Da ist ein Festwiederstand drin – ein simpler 10kOhm-Widerstand. Auch Abkühlung auf -10°beeindruckt den Widerstand natürlich nicht.
Wir haben dann noch zwei Leitungen: “I” und “S”. Beim Originalakku liegen zwischen “I” und “S” 7,69 Volt an, zwischen I und Masse ist eine Kapazität, die auf eine elektrische Schaltung hinweist – vermutlich eine Onewire-Schnittstelle zur Akkuüberwachung. Beide Kontakte sind bei Patona – nicht angeschlossen.
Womit wir wieder bei der seltsamen Tatsache sind, dass nur die beiden Kontakte bei + und – Spuren von Kontaktverwendung haben. Klar – alle anderen Kontakte sind bei Patona irrelevant – die braucht deshalb auch niemand prüfen. Übrigens: Aussage von Patona auf ihrer Website: “Die kompatiblen Nachbau-Akkus besitzen alle elektronischen Sicherheitsvorkehrungen der Original-Akkus.”

Und jetzt kommt der Moment, an dem ich deutlich sagen muss: “NICHT NACHMACHEN”. Und zwar mache ich einen Akku auf. Dazu entlade ich ihn erstmal in einer E-M5II, die einige Zeit lang einen TimeLaps machen darf. Als die Kamera sich schließlich weigert, einen weiteren TimeLaps zu starten, schalte ich auf LiveComp um, da arbeitet er noch etwas, schließlich kann ich noch ein paar Einzelbilder machen, bevor die Kamera endgültig “Akku leer” meldet. Gesamtbetriebsdauer: 200 Minuten. Bei einem Originalakku kommt die Meldung “Akku leer” sofort nach dem Einschalten, bei einem Patona immer erst dann, wenn ich entsprechend Leistung abrufe. Klar – der Patona hat keine Schutzschaltung. Und schon haben wir den Grund, warum die Patonas trotz geringerer Kapazität genauso lange Strom liefern, wie die Originale. Der Patona erweckt die Kamera auch mit 6,6 Volt Leerlaufspannung noch zum Leben – da schalten die Originalakkus schon zum Schutz der Zellen ab.
Falls man also partout Patonas verwenden will: Grundsätzlich die Akkus nach allerspätestens drei Stunden aus der Kamera nehmen und aufladen. Niemals warten, bis “Akku leer” auftaucht.
3,3 Volt überleben die Akkus noch, aber ab 2,5 wird’s kritisch. Und die Kameras saugen auch dann noch, wenn sie ausgeschaltet sind. Man kann sie in der Kamera also unbeabsichtigt tiefentladen.
So kuckt der Akku also aus, wenn er offen ist:

Hersteller der Zelle: TMB. Danach steht 160423, das sieht verdächtig nach dem Fertigungsdatum aus: Also April 2016. Patona hat also recht, sie verwenden neue Akkus.
Der BLN-1-Clone ist ein “Premium-Akku”, Patona: “Hier verwenden wir Markenzellen, die mehr Ausdauer und Leistungsfähigkeit als Standard-Zellen aufweisen.” TMB ist das Kürzel von Zhongshan Tianmao Battery Co Ltd. Deren Website lautet www.zstmb.com, aber google behauptet, die Website würde meinen Computer beschädigen. Man kann aber auch hier erfahren, was es mit der Firma auf sich hat.
Was macht nun einen Akku zum Markenakku? Dafür gibt es in Deutschland eine klare Regelung: Marke ist, was beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen ist. Für TMB gibt es beim dpma 22 Eintragungen – aber keine davon aus China. TMB ist in der Kombination “TMB Plus” und “TMB Sens” für eine dänische Firma in Taastrup registriert. Als Bildmarke für eine Schweizer Betonwartungsfirma. (jeweils in Klasse 1, was für Akkus relevant ist)
Fail.
Kleine Randbemerkung: Bis vor wenigen Tagen hatte Patona in seiner Wiederverkäuferseite noch folgenden Text stehen: Wir verwenden namhafte neue unbenutzte A-Zellen (Panasonic, LG, Sanyo,.) Im Google Cache ist der Text auch noch zu finden – und natürlich auch bei Archive.org

Wenn man ein bisschen sucht, findet man das hier.
Da hat einer schon 2012 China-Clones aufgemacht. Gleicher Zellenhersteller, gleiches Platinenlayout, nur eben noch die alte Elektronik, die mit dem Olympus-Lader nicht zu laden war.

Fazit: Ich empfehle NIEMANDEM diese Akkus zu verwenden. Wenn es jemand nicht lassen kann: Keinesfalls die Akkus in der Kamera lassen. Man kann sie als Notfallakkus in der Tasche haben, wenn der Originale alle ist und man noch weiterfotografieren will/muß.

Ich lasse beide Patonas erst noch ein paar Tage da, bevor ich sie entsorge. Falls noch jemand Fragen hat.

PS: Wenn die “Markenzellen” von TMB sind – von wem sind dann die “Standardzellen”??????
PS2: Es gibt natürlich auch noch den Begriff der Marke, die durch Markenpräsenz erreicht wird…..Ja.
PS3: Und ich geh jetzt wieder knipsen und Bücher schreiben….

Nachtrag: Ich würde Aussagen Pro-Patona in Foren mit Vorsicht genießen. Auch in Mallorca ist die Macht der Foren bekannt. Und nicht immer wird es so plump gemacht.

Zu der ganzen Akku-Geschichte habe ich ein ausführliches oly-e-paper geschrieben. Das kann man sich hier gratis runterladen. Das entsprechende e-paper ist 1/2018

4 Replies to “Fremdakkus – diesmal von Patona”

  1. Vielen Dank für Deine Berichterstattung diesbezüglich!
    Damals bei meiner ersten DSLR hatte ich auch einen NoName Akku zu meinen beiden originalen betrieben, allerdings immer nur im absoluten Notfall, da ich dem ganzen nicht so ganz getraut habe. (Hinterher habe ich sie aber dann doch meistens mit eneloops bestückt.)
    Jetzt bei dem Umstieg letztes Jahr auf Olympus habe ich dann zugegebenermaßen, einige …-Akkus gekauft, weil ich – trotz des geringeren Preises – vermeintliche Qualität haben wollte. Bisher hatte ich auch noch keinen Grund zur Beanstandung, aber ich habe sie ja auch erst seit 3 Monaten und greife immer in meine kleine Grabbeltasche um den nächsten dann zu nutzen, sie werden also ganz wahlfrei genutzt. Wenn ich den Batteriegriff nutze ist meistens mein Original in der Kamera und die Ersatzakkus werden im BG getauscht.
    Nach dem lesen Deines Berichts und dem oly-e-paper bin ich allerdings von meiner Geizigkeit in dieser Hinsicht geheilt, zukünftig wird es bei mir nur noch Original-Akkus geben. Vielen Dank für die Aufklärung!

  2. Pingback: Akkutetralogie fertig. – oly-e.de
  3. Vielen Dank für die Mühe und die Recherche. Das hilft sehr bei der Entscheidungsfindung, worin man sein Geld investiert.

    1. Hallo Melanie,
      ich habe Deine URL rausgenommen. Du bietest Fotoshoots an, hast AGBs hinterlegt, die nicht zu Deinem Business passen, gibst keine HWK-Mitgliedschaft an und hast eine kommerzielle Webpräsenz ohne Klarnamen. Du bist akut abmahngefährdet. Informier Dich über die Handwerksordnung und die gesetzlichen Vorschriften, die Du am Markt erfüllen solltest. Und erst dann sollte man bei anderer Leute Blogs seine Website in die Kommentare schreiben.

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