Die Olympus E-M10 – angefasst und ausprobiert

Was gab’s nicht im Vorfeld für eine Aufregung um die “Neue” – eine Nachfolgerin der E-M5 wurde da in der Gerüchteküche draus gemacht. Und nun ist es wieder eine Kamera von Olympus. Einfach so. Mit ein paar fiesen Kleinigkeiten, die das Potenzial haben, mal wieder die Fotografenszene durcheinanderzuwirbeln.

Zusammen mit anderen Journalisten bin ich von Olympus mal wieder zum Münchner Flughafen eingeladen worden und durfte dort bei heruntergelassenen Jalousien eine tolle Präsentation von Nils Häussler genießen – die gleich mal damit anfing, wo Olympus die E-M10 verortet. Und zwar auf einer Ebene mit Nikon D5300 und EOS700D. Unterhalb der E-M5. Was kann Sie, was nicht? 8Bilder pro Sekunde, der Sensor der E-M5, der etwas verbesserte Sucher der E-M5, WiFi, Color Creator. Was hat sie nicht? Ihr fehlt der 5-Achsen-Stabi, sie hat “nur” 3 Achsen, also zusätzlich zu den zwei Achsen der PENs nur die Rollachse. Die Verschiebung rechts/links und oben/unten kann sie nicht ausgleichen. Warum? Platzmangel. Die E-M10 ist nämlich ein Eck kleiner als die E-M5 und dort, wo bei den anderen beiden OM-Ds die Sensorik sitzt, ist bei der E-M10 der eingebaute Blitz mit Leitzahl 5,8 (ISO 100) untergebracht.

Nur im Videomodus gibt’s noch die Verschiebungskorrektur – die wird da aber rein elektronisch gelöst.

Was hat sie auch nicht? Den Accessory Port 2 – den zum Beispiel der PENPAL braucht. Gut, das ist jetzt nicht der große Verlust, ich habe bisher noch nie einen im Einsatz gesehen. Aber man weiß nicht so genau, was da vielleicht noch kommt…. Batteriegriff? Gibt’s nicht. Allerdings einen Handgriff, der sich ganz gut anfühlt und recht praktisch ist – auch wenn er aus Gewichtsgründen schlicht aus Plaste ist. Er ist mit einem Griff abzuklappen, so dass man prima an Speicherkarte und Akkufach herankommt.

Eine kleine Revolution hat sich unterhalb der Kamera ereignet: die E-M10 ist die erste Olympus- mFT-Kamera, bei der das Stativgewinde wieder in der optischen Achse sitzt. Die Panoramafraktion wird das freuen.

Ansonsten hat die E-M10 auch ein paar Gene von der E-M1 übernommen: sie hat zum Beispiel keinen AA-Filter und dafür das Fine-Detail-Processing der E-M1 zusammen mit dem Truepic VII-Bildprozessor. Und das WiFi – mit einer kleinen, entscheidenden Änderung: man kann nun das Handy als Fernauslöser nutzen – mitsamt virtuellem Feststellschalter. Die Kamera bleibt währenddessen voll bedienbar.
Beim Verschluss hat Olympus dann etwas gespart: kürzeste Verschlusszeit 1/4000, eine Blitzsynchronzeit von 1/250 und mit externen Blitzen nur 1/200.
Dafür haben Sie nochmal den Sucher beschleunigt. Der hat nun nur noch eine Verzögerung von weniger als 0,01s. Das ist nahezu verzögerungsfrei und wird dadurch realisiert, dass die Bilderstellung für den Sucher bereits begonnen wird, noch bevor der Sensor fertig ausgelesen ist. Kleiner Nachteil: das geht wie auch schon bei der E-M1 nur dann, wenn kein Fokus Peaking aktiviert ist. (Denn das Peaking erfordert natürlich einen fertig ausgelesenen Sensor um das Peaking berechnen zu können.)
Noch ein Feature hat die E-M10, das es bei den OM-Ds bisher nicht gab: man kann während des Filmens ein Bild in reduzierter Auflösung (3200×1800) machen, ohne das Video zu unterbrechen – sprich: die E-M10 ist die erste Olympus mFT-Kamera mit einem elektronischen Verschluss.

Den Knüller habe ich mir zum Schluss aufgehoben: die E-M10 hat einen neuen Modus, der sich “LiveComposite” nennt. Das funktioniert folgendermaßen: Man stellt die Kamera in der Nacht aufs Stativ und startet eine Belichtung von 3 Sekunden (oder 5 oder 10 oder 60s). Direkt nach dieser Belichtung macht die Kamera die nächste Belichtung von 3 Sekunden (oder 5 oder…) und übernimmt aus Bild 2 nur dann Elemente, wenn diese heller sind als die entsprechenden Punkte der vorherigen Belichtung. Das Ergebnis wird sofort am Bildschirm gezeigt. Wenn es einem reicht, stoppt man die Belichtung. Damit ist die Aufnahme von Startrails selbst bei heftiger Lichtverschmutzung ein Kinderspiel.

Was man damit außer Startrails noch anstellen kann, ist noch nicht mal annähernd ausgelotet. Auf einmal kann man LightPaintings im Notfall auf mehrere Stunden ausdehnen – und muss nicht innerhalb von einer halben Minute in stockdunkler Finsternis durch die Gegend wirbeln. Oder Startrails mit Lightpainting davor. Oder Starttrails über Autobahnen. Sogar Lightpaintings über einer Schnellstraße sind auf einmal denkbar.

Noch ein bisschen Eindruck vom Hands on: wer E-M5 oder E-M1 gewohnt ist, findet sich sofort zurecht. Die Kamera liegt, obwohl noch kleiner als die E-M5, gut in der Hand, sie ist schnell und auf den Punkt. Da ist kein Plastik spürbar, das wirkt alles solide und sauber verarbeitet. Und der Sucher ist tatsächlich größer als der der E-M5.

Das war aber nicht alles. Olympus hatte noch eine Kamera anzubieten: eine “Black Edition” der E-M5 mit Ledernarbung statt der Carbonoberfläche, neuen Drehrädern und – der Umschaltung auf die kleinen AF-Felder und LOW ISO. Die gibt’s nur im Set mit dem 12-40 Pro.

Kleines – oder auch großes – Trostpflaster für die E-M5-Besitzer: das kleine AF-Feld und LOW ISO gibt’s ab heute per Firmware-Update. Aber bitte nicht alle sofort auf die Server losstürmen…. besser erst nächste Woche downloaden – dann geht’s schneller.

Fast hätte ich’s vergessen: es gibt auch noch drei neue Objektive, die ich auch alle schonmal auf meine E-M1 draufgeschraubt habe, aber die Fotos sind jetzt nicht wirklich attraktiv.

Das 25mm 1,8 zuerst. Wer meine Posts zum 12er und 17er verfolgt hat, wird ja festgestellt haben, dass sich meine Begeisterung in Grenzen gehalten hat. Beim 25er ist das anders. Was da in meiner Kamera landete waren perfekte Bilder – scharf, klar und vor allem völlig verzerrungsfrei. Das 25er ist perfekt auskorrigiert und Offenblende scharf bis in die Ecken. Olympus kommt zwar nicht an die Lichtstärke 1,4 von Panasonic ran – aber in der Schärfe hat es die Nase vorne.

Neu ist auch das Motorzoom 14-42. Winzig klein, aber sogar mit manuellem Fokusring. Die übliche Tonne am kurzen Ende wird natürlich per Software korrigiert, ist aber nicht so schlimm, wie ich es befürchtet habe. Die Schärfe passt und wenn man die Optik im Kit mit der E-M10 kauft, passt auch der Preis.

Und hier die beiden Ergebnisse: Karofußboden mit und ohne Korrektur.

Durbin hat richtig drauf aufmerksam gemacht. Die Welle links im oberen Bild hat nichts mit dem Objektiv zu tun – da ist der Boden schief verlegt.

Ein Gag für sich ist der neue Objektivdeckel, der aufgeschraubt wird und zwei kleine Noppen am hinteren Ende hat, die, wenn das Objektiv eingefahren ist, dafür sorgen, dass der Objektivdeckel schließt. Eine simple, mechanische Lösung. Damit ist die E-M10 auch mit dem Motorzoom fast wie eine Kompakte zu bedienen – und sie ist auch nicht viel größer.

Das dritte Objektiv ist das 9mm Fish-LensCap. Und da gestehe ich, dass ich Mist gemacht habe: ich habe vergessen, den Stabi meiner E-M1 auf 9mm zu stellen. Er stand noch auf 40mm vom Voigtländer und hat dadurch natürlich überkompensiert – womit mir kein scharfes Bild gelungen ist.  Das 9mm Fish hat 140 Grad Bildwinkel und ist damit vergleichsweise harmlos. Man kann damit noch Personen fotografieren, ohne gleich Monster erwarten zu müssen. Und – vor allem – niemand rechnet ernsthaft damit, dass er auf dem Foto ist, wenn jemand mit einer solchen Kamera neben ihm steht. Das Cap-Fish riecht nach jeder Menge Spaß….

Olympus hatte noch zwei weitere Kameras auf der Pfanne: eine Tough mit einem 21mm (KB)-Objektiv mit 5-fach-Zoom und Schwenk-Display samt 60p-HD-Video und eine Stylus Bridge SP-100EE mit einem 50-fach-Zoom und einem Punktvisier, damit man den Vogel auch dann noch mit dem winzigen Bildwinkel erwischt, wenn man komplett ausgezoomt hat. EE steht übrigens für “Eagle’s Eye”. Wer also mit einer Bridge auf Birding aus ist: mal die SP-100EE ansehen. Die Maschine ist nicht ganz klein, aber durchaus noch tragbar und besitzt sogar einen Fokusbegrenzer und einen MF-AF-Umschalter. Kleiner Wermutstropfen: das Kunststoffgehäuse. Aber irgendwo muss eine Bridge ja auch bezahlbar bleiben.

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