Lensbaby Trio 28

Ich bin ja bekennender Lensbaby 2.0-Fan. Das alte mit 50mm Plastiklinse und Gummirüssel. Und wahrscheinlich der Einzige, der es geschafft hat, in einer Tageszeitung einen Konzertbericht dreispaltig mit einem Foto aus dem Lensbaby zu garnieren.

Nun habe ich von einem Fotofreund das Lensbaby 28 Trio in die Hand gedrückt bekommen. „Mach mal.“ Das Trio hat drei Effektlinsen: Sweet Spot, Twist und Velvet. Gebaut als Revolverobjektiv.

Das Teil kostet knapp 300 Euronen und fühlt sich vor allem nach billigem Plastik an. Das will nichts heißen, das alte Rüsselteil war eine Kreuzung aus einem Leerrohr und einem Gartenschlauch. Aber ich geb das nicht her – never.

Das Trio gibt’s für Kleinbild, APS und mFT. Und da schlägt dann eben der berühmte Cropfaktor zu. Denn der Gag an diesem Objektiv ist nicht die Mitte des Bildes, sondern der unscharfe Rand. Und der wird durch den Crop eben abgeschnitten.

Also, was macht das Trio an mFT?

Velvet: scharfes Bild, unscharfer Rand

Lensbaby Velvet

Sweet Spot: unscharfe Mitte, scharfer Ring außenrum, unscharfer Rand. Wenn man den Fokus so verlagert, dass die Mitte scharf ist, ist alles außenrum richtig unscharf.

Lensbaby Sweet Spot

Twist: der unscharfe Bereich wird kreisförmig gebogen, fast wie ein Fisheye.

Lensbaby Twister

So weit in der Theorie. „Scharf“ bedeutet beim Trio aber natürlich nicht „scharf“ im Sinne von Zuiko-Linsen. Kontraste mag das Objektiv überhaupt nicht, es bildet sofort heftige Halos aus. Das ist bei Lensbaby kein Bug, sondern ein Feature. Nur verzweifelt man schier, wenn man per Sucherlupe scharf stellen will und man auf dem Display nur Matsche sieht.

Halos an Kontrastkanten

Klar, alle Motive müssen streng zentral aufgebaut werden. Bei Lensbaby haben sie ein paar Musterbilder, die das nicht sind. Die sind alle hinterher beschnitten. Also wer sich beim Knipsen Gedanken um Bildaufteilung und Drittelregel macht, und auch noch OutofCam knipsen will – falsches Objektiv. Und genau hier ist die Crux. Denn wenn ich das Zeug hinterher sowieso durch die EBV jagen muss, damit es nach was auskuckt, dann kann ich auch einfach nen unscharfen Filter drüberlassen, spare mir das fummelige, manuelle Scharfstellen (gerade im Bereich über 3 Meter ist das extrem eklig, weil der Weg so kurz ist.) und habe ich Zweifel auch immer noch ein durchgängig scharfes Bild dabei.

Ich habe versucht, mit dem Objektiv touristisch zu fotografieren. Das macht keinen Spaß. Gar keinen. Man kann Modelfotografie damit machen, aber, siehe oben, Kontraste können böse enden und Nacharbeit ist ein „Must“.

Burg Burghausen. Eines der wenigen Bilder, bei denen „Velvet“ ganz passend ist.

Ich denke, im Kleinbildbereich hat das Objektiv seine Berechtigung. Da ist der Effektbereich doppelt so groß´, da kann man auch noch beschneiden. Wenn man bei mFT beschneidet, ist der Gag weg. Über ein Lensbaby Trio 14 könnte man reden. Und dann nicht Blende 3,5 sondern Blende 2,0. Aber das Lensbaby Trio 28 für mFT ist eine Nummer um ohne viel Aufwand Umsatz bei den mFT-Fans abzugreifen. Muss man nicht haben.

Twist-Effekt in der Unschärfe.
Gleiches Bild in scharf. Ja, man erkennt, dass da was dreht. Wenn man’s weiß.

Um diesen Effekt zu erreichen, braucht man also sehr nah ein Motiv zentral und im Hintergrund Gemüse, das sich drehen kann. Wir fotografieren also nicht mehr, um dem Motiv gerecht zu werden, sondern dem Objektiv.

Muss man wollen.

Da stell ich mich lieber hin und futtere den Strauch leer…..

8 Replies to “Lensbaby Trio 28”

  1. Deine Erfahrung mit dem Teil kann ich nur bestätigen. Im Gegensatz zu meinem Lensbaby Composer (ich hab die Version ohne Gummirüssel) macht das Trio sowas von keinen Spaß. Nicht geeignet für unsere Fotoapparate.
    Gruß aus HH Achim

  2. Das ist mal wieder typischer Betrug am gutgläubigen Kunden.
    Die Werbung lügt, der Hersteller betrügt.
    Sowas bekräftigt mich immer mehr darin der Fotobranche nichts mehr abzukaufen…

    LG Andreas

    1. Betrug würde ich nicht sagen. Das Wort ist mir zu stark. Das bezeichnet eine strafbare Handlung.
      Aber die Richtung ist natürlich mittlerweile wirklich fragwürdig geworden. Und die ganzen Fotoinfluencer tun ihr Teil dazu, indem sie auch den letzten Bullshit hochjazzen und selbst die schlimmsten, handwerklichen Todsünden zu „coolem Style“ erklären.

      1. Für mich steht das Wort Betrug für eine vorsätzliche Täuschung und Irreführung von Personen. Das gibt es leider nur noch in unserer aktuellen Zeit.
        Da gibt es welche die mit diesem Wort auf den 26. September mit falschen Versprechungen hinarbeiten.
        Die Werbung ist auch ganz in diese Richtung abgetriftet. Augenscheinlich gibt es keine seriöse Werbung mehr.
        Dann sind noch gefühlte 95% der Schreiberlinge bekennende Ausleber der Lügenpresse.

        Deshalb bin ich sehr froh über „pen-and-tell“. Deine Berichte sind sauber recherchiert und ehrlich offen geschrieben. Mich regen diese Berichte sehr oft zum Ändern meiner Meinung an. Das Wort Betrug setze ich ab sofort sparsamer ein. Kaufen werde ich Fotosachen in Zukunft erst nach „Freigabe“ im pen-and-tell…

        LG Andreas

        1. Wegen eines Spaß-Objektivs, von dem die Werbung mehr verspricht als das Objektiv (zumindest an unseren Fotoapparaten) halten kann, einen solchen Rundumschlag gegenüber Journalisten zu starten, diese als Schreiberlinge zu beschimpfen und von Lügenpresse zu sprechen, finde ich gelinde gesagt sehr starken Tobak.
          Kopfschüttelnd in Hamburg
          Achim

          1. Im Duden steht zu „Lügenpresse“:

            [im 19. Jahrhundert entstandenes] Schlagwort für Medien, besonders Zeitungen und Zeitschriften, denen unterstellt wird, unter politischem, ideologischem oder wirtschaftlichem Einfluss zu stehen, Informationen zu verschweigen oder zu verfälschen und so die öffentliche Meinung zu manipulieren.

            Lügt der Duden?

            Deshalb bin ich froh, das es „pen-and-tell“ als freies Information‘s Medium gibt.
            Ließ mal was in den Printmedien und im Internet über das „Lansbaby Trio 28“ geschrieben wurde…

          2. Hallo Andreas,
            Die Fotopresse hängt zum allergrößten Teil am Tropf der Kameraindustrie weil mit den Verkaufszahlen, die seit Jahren im freien Fall sind, niemand mehr bezahlt werden kann. Die „harte Auflage“ der Colorfoto lag im zweiten Quartal bei unter 12.000 Exemplaren. (-26% gegenüber Vorjahr) Die Chip FotoVideo liegt kaum wesentlich darüber. „Fisch und Fang“ hat über 30.000. Der „Blinker“ (Da geht’s auch ums Angeln) hat 37.000.
            Zieht die Industrie die Anzeigen zurück, brechen die Zeitschriften sofort zusammen. Die Colorfoto verlangt für eine Ganzseite im redaktionellen Teil 10.950 Euro. Bei einer harten Auflage von unter 12000 ist das ein Tausender-Kontaktpreis von fast 1000 Euro. Das ist absurd. Auf Insta liegt der TKP bei 9,80. Und selbst wenn wir Mehrfachnutzungen der Colorfoto voraussetzen, ist das alles immer noch lächerlich teuer. Das rechnet sich für die Hersteller nur dann, wenn dann auch positive Artikel in der Postille drinstehen.
            Da die Fotopresse kein Geld hat, sind sie auch auf die Anlieferungen der Hersteller angewiesen. Wenn die nicht liefern, ist die Zeitschrift sofort tot, weil dann auch noch das Online-Geschäft wegbricht. Und Hersteller liefern eben nur dann, wenn sie nen positiven Artikel kriegen.
            In der Fotopresse kann man keinen Journalismus erwarten. Das wird dort nicht bezahlt.
            Das Problem ist eben, dass es in anderen Medien durchaus Journalisten gibt, die es drauf haben. Und zwar ziemlich viele. 95% Totalausfälle ist da viel zu hoch. (OK, es gibt Medien, da liegt die Quote bei 100%, aber das liegt eben daran, dass dort nur Leute anheuern, denen es nicht um Wahrheit geht. ) Deswegen ist der Ausdruck „Lügenpresse“ einfach viel zu pauschal. Und eben mittlerweile auch vielfach belastet.

            Ich verstehe, dass man sich manchmal denkt „kann doch nicht sein“. Geht mir ja auch so. Aber ich bin nicht der Leuchtturm der Wahrheit auf weiter Flur. Es gibt noch ziemlich viele andere, die es auch drauf haben. Ich habe nur einen ungeheueren Vorteil gegenüber fast allen anderen – gerade in der Fotobranche. Ich verdiene mit meinem Kram kein Geld. Ich muss absolut niemandem schön tun um meine nächste Miete zu bezahlen. Andere haben diesen Luxus nicht.

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