Old white men.

Als Jugendlicher, war ich der „Türke“ weil ich schwarzbraune Haare und Bart hatte oder der Terrorist, der von der Polizei bevorzugt aus dem Verkehr gefischt wurde. Außer für die Türken – für die war ich ein doofer Deutscher. In allen Fällen vor allem das, was man heute „Opfer“ nennt. Glücklicherweise hatte ich meistens zehn Zentimeter Größenvorteil – also kam es eigentlich selten zu Handgreiflichkeiten, sobald ich mich aufgebaut hatte. Und bei der Polizei war es damals mit langen Haaren sowieso ratsam, sich bei Kontrollen nicht schnell zu bewegen – da standen damals die Beamten mit MPs und kugelsicheren Westen rum – und man wusste nicht so genau, wer jetzt vor wem mehr Angst hatte…

Nun bin ich wieder Mitglied einer Gruppe, die pauschal „gebasht wird“. Ich bin alt (über 40), ein „Cismann“ und – weiß. Mein Referat über Alltagsrassismus anno 1982 hatte noch den Titel „Das Negerproblem in den USA“. Das wurde vom Lehrer vorgegeben und niemand hat sich dran gestört. Damals durfte man nicht „Schwarze“ sagen – das war rassistisch. Korrekt war „Farbige“. Mittlerweile, habe ich gelernt, ist „Farbige“ rassistisch, und man muss „Schwarze“ sagen. (Eine Entwicklung, die übrigens in Amerika ähnlich lief, nur dass man da schon wieder von „Blacks“ weg ist, zu „People of color“.) Wenn ich mir meine Hautfarbe als Jugendlicher ansehe, als ich noch nicht wegen Hautkrebs mein Leben im Schatten verbringen musste, dann war ich damals also ein „Schwarzer“. Gut zu wissen.

Die Herrschaften unter 40 – wahlweise auch unter 30 oder unter 20 – die bei Wish in China bestellen, ihr Auslandsjahr in Australien verbringen und ansonsten gerne „was mit Medien“ machen, bzw gleich als Berufswunsch „Influencer“ haben – die haben ein neues, pauschales Hassobjekt entdeckt. Alte, weiße, Männer, die die Erde ruiniert haben. Wie Christian Drosten. 48 oder Harald Lesch (60). Wahlweise können auch Frauen über 40 zu den alten, weißen Männern gehören, wenn’s gerade passt. J.K.Rowling, 56.

Diese „alten weißen Männer“ werden vor allem auf Plattformen von Zuckerberg (36, weiß), Jack Dorsey (44, weiß) und Biz Stone (46, weiß) gebasht. Sollte da nicht eigentlich zumindest Twitter rausfliegen? Die beiden Gründer sind ja auch schon alte, weiße Männer…

„Alter, weißer Mann“ – das ist mittlerweile statt einer Tatsachenbeschreibung eine Beleidigung.

In der „Welle“ wird gezeigt, dass man prinzipiell jedes Merkmal einer Gruppe als Makel definieren kann. Man muss es nur mit ausreichend Abscheu aussprechen und in nen miesen Kontext setzen. Ob das nun Augenfarbe, Glaube, Hautfarbe oder sogar Alter ist.

Viele versuchen nun, in einen Diffamierungswettlauf einzutreten. Wer zuerst den anderen als Rassisten, Sexisten oder Faschisten bezeichnet, hat gewonnen. Denn die entsprechende Gruppe ist ja nicht mehr ernst zu nehmen, was ein Rassist sagt, hat keinen Wert mehr. Denn – und das ist das Fiese dabei – wer zuerst damit rausrückt, hat gewonnen – denn alle anderen müssen sich schon mal fragen lassen, warum sie nicht schon darauf reagiert haben. Ob sie den Rassismus etwa gutheißen. Und schon sind die am Stottern. Mit „OK, Boomer“ hat man ganz cool sämtliche Faktenebenen verlassen und sich erfolgreich auf das Gebiet „Alle anderen, außer mir, sind ewiggestrige Deppen.“ begeben. Ende der Diskussion.

Als sich bei dieser Wiederholung des albernen Stammtischtalks vom November im WDR vor ein paar Wochen mal wieder ein paar „Alte, weiße Männer“ über 40, darunter eine blonde (!) Frau (!!) über ein Rezept für Schnitzel unterhielten, explodierte nach dem Tweet von Jasmina Kuhnke die Cancel-Community. Denn wer nichts dazu sagte, bekam Mails, warum er nichts dazu gesagt habe und musste nun auch was dazu sagen – und wehe er sagte das Falsche. Und natürlich: auch hier wieder bin ich als old, white man Zielscheibe des Hasses. Hey, hab ich euch irgendwas getan?

Die Comedian Enissa Amani hat nun bei YouTube das Format „Die beste Instanz“ hochgeladen, bei der sich nun nicht „Alte Weiße“ sondern „Junge Nicht-Weiße“ unterhalten. Und Enissa Amani erzählt, dass Michel Friedmann – ein alter, weißer Mann – den Buchtitel „Desinfiziert euch!“ erstaunlicherweise nicht wirklich witzig finden konnte. Und sie ist bass erstaunt, dass sie trotz Bildung und jahrelanger Diskriminierungserfahrung nicht wusste, dass das bei wem anders richtig üble Sachen triggern kann.

Genau das ist das Problem. Es bringt nichts, sich mit einem halben Dutzend Leuten zusammenzusetzen und Rassismus zu verurteilen und sich erfolgreich darum zu drücken den eigenen Rassismus und die eigenen Vorurteile zu thematisieren. Amani spricht an, dass Deutsche sich durch den Ausdruck „Kartoffel“ oder „Alman“ rassistisch diskriminiert fühlen – aber diese Frage wird elegant übergangen.

Dabei ist genau das der Kern der Sache. Diskriminierung ist immer eine Frage der Mehrheitsgesellschaft. Und Mehrheiten können sich ändern. Wir bekommen Diskriminierung nur in den Griff, wenn wir uns gegenseitig besser kennenlernen und vor allem, wenn wir nachsichtig sind gegenüber Menschen, die unsere Trigger nicht kennen. Und unnachsichtig gegenüber den Menschen, die unsere Trigger kennen, diese aber benutzen. Denn genau das ist der Unterschied. Der eine verwendet das Wort „Neger“ als Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe und afrikanischem Hintergrund weil er es so gelernt hat und ihm damals erklärt wurde, dass das so völlig korrekt sei. Der andere verwendet das abschätzig – weil er sich damit über diese Menschen erheben will. Wenn zwei das Gleiche sagen, ist es nicht dasselbe. Kontext is King.

Wenn ich eine Person fotografiere und dabei fast zwei Blenden mehr Licht brauche, weil die Person eben schwarz ist, dann ist das nicht rassistisch, sondern Fakt. Menschen unterscheiden sich. Wir als Fotografen wissen das. Wenn ein Schwarzafrikaner im weißen Anzug aufläuft und Bilder haben will, dann fangen wir an zu fluchen. Das ist kein Rassismus. Wir fluchen auch, wenn weiße Männer mit dreifachem Kinn vorbeikommen und Bewerbungsbilder haben wollen. Wir machen das trotzdem und versuchen, es gut zu machen. Wenn wir es ablehnen, Fotos zu machen, weil uns die Hautfarbe nicht passt – DAS ist Rassismus. Oder wenn wir bewusst irgendwohin fahren, um dort „typische Einheimische“ zu fotografieren. Auch das ist Rassismus. Wir reduzieren Menschen auf Äußerlichkeiten. Auf Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe. Olympus hat mal Poliza nach Afrika geschickt, wo er sich dann mit der Oly in einen Pulk afrikanischer Kinder gestellt hat und sich zujubeln ließ. Ich habe die Szene gesehen und mir erst gedacht, das kann doch jetzt echt nicht sein. Doch. Kann. Es hat noch der Tropenhelm gefehlt und die Szene hätte aus einem Film von vor hundert Jahren sein können. Olympus konnte darin weder Kolonialismus noch Rassismus erkennen. (Mittlerweile ist das Video aus dem Netz verschwunden.)

Wenn wir Wörter verbieten und Bücher umschreiben, dann schaffen wir damit nicht die Missstände aus der Welt. Und es ist auch kein „guter Anfang“ für die Integration von Sinti und Roma, wenn das Zigeunerschnitzel nicht mehr so genannt werden darf. Es ist der falsche Weg, dass man den Titel „The Nigga Trapp“ von IceCube nicht mehr nennen darf, weil da das „N-Wort“ vorkommt. Das vermeintliche sprachliche Ausblenden von Rassismus ändert am Rassismus nichts. Wer sich rassistisch äußern will, wird das tun. Dann sagt er halt „Maximalpigmentierter“ oder was die Phantasie sonst noch hergibt. Druck erzeugt Gegendruck. Eine Binse.

In unserer Welt der Verschriftlichung, in der man nicht mehr miteinander redet, sondern nur noch gegeneinander twittert, ist natürlich das Bannen einzelner Wörter einfach zu handhaben. Der hat „Yehova“ gesagt, den Kontext kann man ignorieren und schon hat man jemand, den man gegen die Wand nageln und sich damit als besserer Mensch gerieren kann.

Mittlerweile hat die „Woke culture“ (Woke von „Aufgewacht“. Das erinnert mich an die tollen Wahlplakete aus den 30ern, auf denen Deutschland aufgefordert wurde, zu „erwachen“. Jeder hat halt andere Trigger.) eine neue Sau, die sie durchs Dorf treibt. Die „Aneignung“ von Kultur von „People of Color“. Ein weißer, männlicher Katalane darf nicht einen Gedichtband einer schwarzen, weiblichen, amerikanischen Dichterin in seine Muttersprache übersetzen. Und mir wurde nun erklärt, dass ich natürlich weder Jazz, noch Blues noch Rock’n’Roll spielen dürfe, weil das eine Aneignung schwarzer Kultur und damit rassistisch wäre.

Darf ich jetzt noch eine japanische Kamera verwenden oder ist das eine „Aneignung“? Japaner haben mal Chinesen diskriminiert, Chinesen ihrerseits diskriminieren Uiguren. Und Amerikaner haben Japaner diskriminiert. Nürnberger diskriminieren Fürther und beide diskriminieren Münchner. Dortmund-Fans diskriminieren Gelsenkirchener. Darf jetzt ein Nürnberger zu einer Weißwurst ein Tucher-Bier trinken oder eignet er sich damit fremde Kulturen an?

Um nun den Spin wieder zur Fotografie zu finden: Es ist in manchen Kreisen üblich, vorzugsweise nackte Models mit Ehrenzeichen indigener Völker zu dekorieren – zum Beispiel mit indianischem Häuptlingskopfschmuck. Ist das „Aneignung von fremden Kulturen“? Nein. Genauso könnte man das nackte Model mit Bundesverdienstkreuzen oder Nobelpreisen dekorieren. Macht das Sinn? Nein. Es beleidigt schlicht Menschen, die zu Recht Stolz auf eine Ehrung sind.

Hier ein bewegender Film über afroamerikanische Fotografie.

Da wird simpel die Family fotografiert, Streetfotografie, journalistische Fotografie, Kunst. Viel davon ist schwer erträglich, weil es eben gerade amerikanische Realität der letzten 150 Jahre zeigt. Rassismus war und ist Realität – auch in Deutschland, das ist überhaupt nicht das Thema. Aber Rassismus wird nicht durch weiteren Rassismus überwunden.

Wir müssen so weit kommen, dass Menschen Menschen fotografieren können. Und es – bis auf die Belichtung – keine Rolle spielt, welche Hautfarbe der Mensch vor oder hinter der Kamera hat. Niemand hat es verdient, dass man ihm durch ein Foto die Würde nimmt. Ob alt, jung, Frau, Mann, weiß, schwarz oder irgendwas dazwischen: unsere Aufgabe als Fotograf ist es, Menschen so abzulichten, wie sie dargestellt werden möchten. Nur dann können uns diese Fotos „bewegen“.

Wir werden Rassismus, Faschismus und Diskriminierung nicht dadurch los, dass man Menschen diskriminiert. Wir bekommen das nur dadurch los, dass wir respektvoll miteinander umgehen. Und wenn es Leute gibt, deren Meinung ich nicht teile, weil ich sie für rassistisch, faschistisch oder diskriminierend halte, dann halte ich mich einfach davon fern.

Diskriminierung ist ein Phänomen von Mehrheitsgesellschaften, die einander nicht mehr zuhören, sondern sich aufgrund von was auch immer für was Besseres halten. Aber „Mehrheitsgesellschaft“ ist heute eine Frage der persönlichen Blase, in der man sich bewegt. Eine Hautfarbe oder ein Geschlecht macht uns dabei aber weder zu besseren noch zu schlechteren Menschen.

Wir sind alle unterschiedlich. Aber wir sind alle Menschen.

14 Replies to “Old white men.”

  1. Nicht von alledem ist inhaltlich neu. Aber es ist von Dir, Reinhard, und es kommt offenbar aus Deinem Herzen. Es ist nicht nur so dahin gesagt oder geschrieben, sondern es kommt rüber, dass es gefühlt ist.

    Und so wird etwas „Altes“ frisch wie ein erster Gedanke.

    Danke!

      1. Hallo Reinhard!
        Das ist das Thema, bei dem ich mit meinen Kindern, speziell meiner Tochter, regelmäßig aneinander gerate. Ich benutze manche dieser „Worte“ seit 60 Jahren, weil ich es , wie du auch, so gelernt habe. Ich nutze und betrachte sie wertfrei, beschreibend – für sie ist es wie eine Todsünde so etwas überhaupt in den Mund zu nehmen. Meine Argumentation Ton und Kontext machen doch die Musik wird nicht akzeptiert! Papa wie kannst du nur so unsensiebel sein!!!
        Du hast das gut auf den Punkt gebracht. Werde es ihnen zu lesen geben. Danke!
        AndyT

        1. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Filterblasen verhindern, dass man tatsächlich noch Menschen kennenlernt, die aus anderen Kulturen stammen. Natürlich unterhalten sich Chinesen über Langnasen, Afroamerikaner über Weißbrote und Bayern über Preussen. Und genauso, wie der Ausländerhass dort am größten ist, wo es die wenigsten Ausländer gibt, ist die Woke-Kultur dort am Heftigsten, wo es die wenigsten Rassisten gibt. Ich habe es in linken Foren erlebt, dass Leute wegen Rassismus von weißen Aktivisten gebasht wurden – und die mir dann erzählt haben, sie wären eigentlich Mischlinge 1. Grades aus einem Schwarzafrikaner und einer Deutschen. (Wortwahl original) Und dass das, was da gerade laufe, von ihrer Warte aus nicht mehr nachzuvollziehen sei.

          Als ich seinerzeit das Referat gemacht habe, war ein Standardbuch zu Alltagsrassismus in den USA der Bericht einer weißen Journalistin, die mit einem speziellen Mittel ihre Haut schwarz gefärbt und dann im Auftrag einer Zeitschrift undercover unter hohem persönlichen Risiko drei Monate recherchiert hat. Um eben aus erster Hand zu erfahren, wie es wirklich ist, schwarz zu sein. Diese Aktion wäre heute „rassistisches Blackfacing“. (Wer das sehr lesenswerte Buch haben möchte, muss sich leider auf dem Gebrauchtmarkt umsehen: Grace Halsell, „Ich war eine Schwarze“ – (Soul Sister) )

  2. Auch von mir Danke, Reinhard. Dieses Thema bewegt und nervt auch mich seit einiger Zeit. Genauso in meinem Sinne auf den Punkt gebracht wie Du hat es im letzten SPIEGEL Nr. 11 der Linguistikprofessor John McWhorter. Er sieht zudem im Verhalten identitätsbewegter Gruppen große Ähnlichkeiten mit religiösen Sekten.

    Ich würde Dir gern ein pdf des Interviews schicken. Aber wie?

  3. Ich finde zu dem Thema sollte man sich auch die hauptsächlich Betroffene anhören. Da reden in einer Sendung fünf Menschen über ein Begriff der für eine Gruppe der Menschen beleidigend ist und entscheiden, dass es gar nicht so schlimm ist.
    Ich empfehle dazu einen sehr guten Artikel aus SZ wo ein betroffenerer sich dazu äußert: https://www.sueddeutsche.de/leben/gianni-jovanovic-roma-diskriminierung-die-letzte-instanz-1.5194945

    1. Ich habe mir lange überlegt, ob ich dazu was schreiben soll – aber ich glaube nicht, dass der Vorwurf „sollte man“ hier trifft. Eventuell einfach an den Fernsehsender schreiben, der diese alberne Sendung gedreht hat, die bei der Erstausstrahlung – zu Recht – keine Sau interessiert hat.

  4. »Darf jetzt ein Nürnberger zu einer Weißwurst ein Tucher-Bier trinken […]?«
    Seit wann dürfen Nürnberger Weißwurst essen? Soviel zum Thema Nürnberger diskriminieren Münchner. 😉

    Aber wenn wir grad beim Thema sind: Welcher Teil von D diskriminiert nicht irgendeinen anderen? Schaut mal zu den Toten Hosen (Bayern). Oder bei unseren Nachbarn: Ein Niederösterreicher hat mal zu mir gesagt: Die Wiener mag niemand; die mögen sich wahrscheinlich selbst nicht. Analog dazu zählt fast ganz Bayern München nicht zu Bayern. Und unterhaltet Euch mal mit Münchnern darüber, wo Bayern aufhört. Donau? Ismaning? Pah! Marienplatz!

    Aber mal im Ernst: Vieles von dem Artikel verstehe ich nicht. Zum Beispiel den siebten Absatz (schon rein vom Satzbau her, sorry), oder Cancel-Community. Bahnhof. Cismann mußte ich auch erstmal nachschagen. Ich lese ja vieles im Internet, aber anscheinend nicht das richtige. Und ich verplempere meine Zeit nicht mit Unnützem. Zumindest das allermeiste davon.

    1. Wenn Du mit Cancel-Culture noch nicht in Berührung gekommen bist darfst Du diesen Artikel getrost auch ignorieren. Ist sozusagen ein „Insider“.

  5. Die Realität und die Schlussfolgerungen sind hier sehr gut getroffen. ….und die gnadenlos auf Dominanz getrimmten chinesischen Eliten schauen sich dies genau an, analysieren die in den USA und in Europa bestehende und sich weiter entwickelnde Situation, u.a. unter psychologischen Aspekten, und ziehen ihre Schlüsse, wie sie dies alles für ihr Betreben nach Erringung der Weltherrschaft ausnutzen können.

    1. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass die chinesische Führung die „Woke-Cultur“ befördert. Die Zeiten, in denen Mao oder Ho die Helden der westlichen Linken waren, sind längst vorbei. Natürlich beobachten sie das, aber rein wirtschaftlich ist die „Wokeness“ irrelevant. Die Leute kaufen problemlos chinesische Produkte und konsumieren was das Konto hergibt. Also insofern, alles schick. (Da wird auch fleißig spanisches Gras gekifft, piepegal, dass für die Produktion in Spanien vietnamesische Sklaven gehalten werden….)

  6. Über „den Spin zur Fotografie“ bin ich zu diesem Portal gekommen, über Artikel wie diesen dabei geblieben; er ist Exempeljournalismus und mit das Beste, was ich hier gelesen habe: zeitgeistig hochbrisant, impulsiv, ungezügelt, dadurch ansatzweise ungerecht, thematischer Flächenbrand.
    Dass ich solche Texte selber auch dreimal lesen muss, um den Duktus voll einzusaugen, macht nichts, diese Minuten sind das Gegenteil von Zeitverlust. Manche Anglizismen, gegen die Reinhard mal selber gewettert hat, entbehrlich, manche nicht (aber bitte, auch in Zukunft, wenig Querverweise; diese sind ein Kettenmassaker für jeden Text).
    Dass „Menschen auch Menschen fotografieren dürfen“ ist eigentlich natürlich, aber nur mit deren ausdrücklichem Einverständnis. Mich hat es immer geschüttelt, wenn Freunde von mir von ihren Expeditionen zurückgekommen sind mit imperialistischer Klassik: exotische Tiere, exotische Berge, ethnologische Zoofotografie; leichtes Tele, fragende Gesichter.
    Einspruch in Einem: ich werde auch in Zukunft jeden echten Faschisten als solchen bezeichnen, meine persönliche Geschichtserfahrung gestattet mir keinen politischen Blutgruppen-Shift mehr, ich stehe zu partieller soziologischer Incorrectness.
    Bitte weiter so

  7. Also ich gehe heutzutage noch ohne schlechtes Gewissen in Möhringen (Vorort von Stuttgart) regelmäßig in die Mohrenapotheke. Im Stadtwappen Von Möhringen ist auch immer noch siehe selbst:
    https://www.möhringen.de/geschichte.html
    Der Kopf eines Mooren mit roten Lippen abgebildet.
    Ich als „alter weisser Mann“ bin auf diesen Mooren stolz und er hat seinen berechtigten Platz im Wappen.
    Aber wir Stuttgarter sind sowieso etwas weltoffener als die sogenannten Sprachverbesserer.
    Wir sind auch auf unsere Stadtteile „Obertürkheim“ und „ Untertürkheim“ stolz. Da w8rd nichts umbenannt!

    LG Andreas

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