Die Trojaner haben Kassandra nicht geglaubt und die Griechin Klytaimnestra hat sie dann umgebracht. Man lernt daraus, niemand will wirklich wissen, was in der Zukunft passiert. Aber Weltuntergangsprophezeihungen sind ziemlich „in“. Schon der Nazarener hat seinen Kumpels erzählt, dass das Reich Gottes vor der Tür steht – und wenn irgendwer in den letzten zweitausend Jahren behauptete, das Datum des Weltunterganges genau zu kennen, konnte er sich über mangelnden Zulauf nicht beschweren. Je blödsinniger desto erfolgreicher.
Gerade trifft es mal wieder Olympus Imaging. Was da in den Foren von selbsternannten Experten mit abgeschlossenem YouTube-Studium verbreitet wird, ist haarsträubend.
Hier geht es nicht um eine Insolvenz oder dergleichen. Hier geht es um eine Ausgliederung einer nicht sonderlich defizitären Sparte. In diese ausgegliederte Corporation werden nicht alle Angestellten von Olympus Imaging übernommen, sondern nur zwischen 70 und 75%. Das betrifft vor allem den Verwaltungswasserkopf. Also Vertrieb und Marketing. Einige seeehr langjährige Mitarbeiter werden in den Vorruhestand verabschiedet. Die Produktionsstrukturen werden verschlankt. Die Fab in China hat ja schon Olympus zugemacht, nun soll die Produktion in den nächsten Jahren komplett in das Werk in Vietnam verlagert werden. Dort stehen die moderneren Produktionsanlagen – ein Split ist nur kostentreibend, die Fab in Vietnam liefert einwandfreie Qualität.
Schon bisher stellt Olympus nicht alle Objektive selbst her – genausowenig wie die Kameras zu 100% von Olympus sind. Speicher kommen teilweise von Samsung, Sensoren von Sony, Sucher von Epson usw. Diese Fremdfertigung ist üblich. Seitdem Panasonic seine Elektroniksparte verkauft hat, kommt die Elektronik der Panas teilweise von FoxConn – das sind die mit den Mitarbeitern, die vom Dach springen. Genau.
Und Objektive von Olympus werden teilweise von Sigma gefertigt. Auch das ist absolut nix Neues – das alte FT 70-300 stammte von Sigma, genauso wie das FT 18-180.
JIP hat die Umsatzerwartungen für das erste Jahr nach unten gesetzt. Auch das – Weltuntergang! In Wirklichkeit ist das natürlich realistisch. Wir reden hier von einem Unternehmen, das in einen Bereich vorstoßen will, in dem die Margen hoch, aber die Stückzahlen kleiner sind. Das drückt auf den Umsatz. JIP will aber Geld verdienen – und nicht Stückzahlen bolzen. Masse wird über den Preis gemacht. Aber bei JIP haben sie verstanden, dass billige Massenprodukte kein Geschäft sind – nicht in einem gesättigten Markt von Luxusartikeln. Denn das sind Massen-Digitalkameras. Spielzeug für Leute, die Geld übrig haben. Nudeln und Klopapier muss man kaufen – aber Digitalkameras nicht.
Und ja, auf unseren Knipsen wird auch noch ein paar Jahre „Olympus“ draufstehen. Bis das hoffentlich niemanden mehr interessiert, denn mit einem Namen kann man nicht fotografieren. Ich habe hier Glückwunschkarten, die von Max Grundig unterschrieben sind und ein Dankesschreiben von Grete Schickedanz. Hinter dem Namen Grundig steckt jetzt ein türkischer Elektrokonzern und von Schickedanz ist die Quelle GmbH als Name übrig, der jetzt ausgerechnet Otto gehört – und wo man – back to topic – auch Olympus-Hardware kaufen kann.
OMDSC (OM Digital Solution Corporation) (nicht identisch mit OM Digital Solution in Rohtak, Indien oder mit OM Digital aus Los Angeles ) hat jetzt ein paar Jahre Zeit, einen vernünftigen Markenaufbau zu betreiben – sinnvollerweise mit den Kürzeln OM-D, für die sie die Rechte erworben haben. Und ehrlich – ich habe kein Probem damit, dass meine Knipse nicht mehr „Olympus OM-D E-M1 Mark IV“ heißt, sondern eventuell nur noch OM-D E-M1IV. In Foren wird das eh schon längst zu M1.4 verkürzt. Bei den Pana-Knipsen steht vorn am Sucherbuckel ja auch nicht Panasonic, sondern Lumix – und da finde ich OM-D hübscher. Klingt nicht so nach Asterix.
Ja, der Gesamtmarkt schrumpft. Weil die Handys die Kompakten überflüssig machen. Weil die Handys mit Mehrfachoptik die Bridgekameras überflüssig machen. Das sind riesige Stückzahlen, die wegfallen. Weil die Kunden keine Kleinbildknipsen kaufen wollen und die APS-C-Kameras immer billiger produziert werden. Weil die Kamerahersteller Kundengruppen ansprechen wollen, die es nicht gibt. (Vlogger sind kein Markt. Nicht für Stückzahlen. Die meisten nehmen ihre Handys, weil sie damit problemlos einfach so losstreamen können. Und der Rest hat schon.) Weil die Hersteller „Feature-Fucking“ betreiben, Dinge herausstellen, die niemand braucht. Warum soll sich jemand, der eine 20MP-Kamera hat, eine 24MP-Kamera kaufen? Ehrlich – wie soll man das in der Familie durchsetzen? Nein, diesmal Urlaub nur auf Balkonien, der Papa kauft sich ne neue Kamera.
Der Markt, auf dem man noch absetzen kann, sind die ambitionierten Amateure und Semiprofis. Wir. Und die Leute, die unsere Fotos toll finden und auch machen wollen. Kein Markt sind die Berufsfotografen. Da kann man in Deutschland im Jahr etwa 3000 Kameras absetzen. Über alle Hersteller. Das ist lächerlich wenig. Nach Corona noch weniger. Um in den Bundesligastadien an den Spielfeldrand zu kommen, muss man in den Stadien IT-Infrastruktur aufbauen. Das kostet richtig Geld. Damit sich das rechnet, müsste ein Dutzend Fotografen mit den eigenen Kameras am Feld stehen. Und langen, teueren Tüten. Alternative: warten, bis man 5G in die Kameras einbauen und dann direkt ab Kamera ins Netz schießen kann. In hoher Geschwindigkeit. Das ist dann ein Feature, was man auch den Edelamateuren verkaufen kann.
Es gibt noch dutzendweise Killerfeatures, die auch Profis dazu bringen, das System zu wechseln. Weil man die Investitionen schnell wieder drin hat. Eine neues Bajonett ist kein solches Killerfeature. Aus diesem Grund sind Pana, Sigma und Leica auch erwartungsgemäß mit dem SL gescheitert. Für das Bajonett sind erst knapp über 20.000 Kameras verkauft worden. Weltweit. Von allen Herstellern. Es ist ein Unterschied, ob in Foren ein neues Produkt gehypt wird – oder ob die Leute hingehen, einen Stapel Scheine auf die Theke legen und dann mit dem Zeug auch fotografieren gehen. Da helfen auch bezahlte Influencer nicht.
Auch das ist ein Punkt, an dem ich auf JIP hoffe – dass der Unfug mit den Influencern eingestellt wird. Kunden, von denen ich mehrere tausend Euros haben will, fallen nicht auf Leute rein, die vor laufender Kamera zeigen, dass sie nicht mal die Kamera kennen, die sie bewerben. Mit Influencern kann man Lippenstifte und Klamotten loswerden – aber keine erklärungsbedürftigen High-Tech-Luxusartikel für deren einwandfreie Bedienung man langjährige Erfahrung braucht. Das heißt, natürlich kann man PENs an Insta-Abhängige verticken, wenn man dem Influencer 60%-Rabattcodes gibt. Da setzt dann das Hirn aus und Zack – sind 500 E-PLs verkauft. Aber JIP will eben Gewinn machen – nicht Stückzahlen. Und Kameras an Leute verschenken, die damit nichts anfangen können, ist kein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Damit Olympus mit den bisherigen Kameras gutes Geld verdienen hätte können, hätten die Kameras etwa 35% teuerer verkauft werden müssen. In Summe bedeutet das, 15 Prozent höherer VK, etwas geringerer Händlerrabatt (was sich durch den höheren UVP ausgleicht) und Verzicht auf Promogeschenke und Cashback.
Was wird nun passieren? JIP weiß über das Marktumfeld besser Bescheid als die allermeisten Forenten, die sich den Kopf darüber zerbrechen. Der neue Chef von OMDSC weiß, wie man Kameras entwickelt und JIP weiß, dass sie erstmal Geld in das Unternehmen stecken müssen, um den Innovationsstau zu beheben. Und das tun sie auch. Die haben einen sehr klaren Plan und unterscheiden sich damit erheblich von einigen anderen Playern auf dem Markt, die genau das Problem, das JIP jetzt bei Olympus löst, noch vor sich haben: Mitarbeiter, die in Zeiten eines Wählscheibentelefons aufgewachsen sind und kurz vor der Jahrtausendwende aufgehört haben, sich weiter zu entwickeln.
JIP ist, so seltsam das klingt, derzeit in der Position des „First Mover“. Sie sind die ersten, die eine japanische Traditionskameramarke modernisieren. Der Rest der Branche kuckt sich das an – denn alle wissen, sie kommen nicht drum rum. Die Firmen müssen in diesem Markt kleiner und flexibler werden, es müssen Standards gesetzt werden. Sony fängt gerade seine Kampagne an, das E-Bajonett als Standard für Video und Foto, APS und Kleinbild, zu etablieren. Sony hat den Vorteil, dass ihnen nicht nur Sony Music, sondern auch SPE, die frühere Columbia und Tristar, gehört. Beides sind keine kleinen Klitschen, sondern Majors. Sony beherrscht also die komplette Wertschöpfungskette – spannend in diesem Zusammenhang ist, dass Sharp, das gerade eine mFT-Videokamera auf den Markt bringt, Teilhaber an SPE ist.
Die beiden großen, aktuellen Bajonette mit großen Objektivparks sind E und mFT. Beide sind „freigegeben“, es darf also jeder Zubehör dazu bauen.
JIP „means Business“. Wenn es mit Oly-mFT vorwärts gehen soll, dann ist die augenblickliche Strategie genau die Richtige.
Ach ja, gerne wird noch ins Feld geführt, dass JIP ein Finanzinvestor sei, der seine Investments möglichst schnell auch gewinnbringend wieder verticken wolle. JIP hatte 2018 knapp 1 Mrd Dollar an Private Equity eingeworben und hatte damit 1,4Mrd Dollar Spielgeld. Sie sind Spezialisten für solche Ausgründungen und Turn Arounds. Und wenn sie das nicht draufhätten, würden sie nicht solche immensen Summen in der Kasse haben. Die können also Geld in die Sache stecken. Und es gibt auch durchaus die Möglichkeit, dass Olympus das gesundete Unternehmen in ein paar Jahren wieder zurückkauft – solche Optionen legt man gemeinhin in den Verträgen fest, kommuniziert das aber nicht nach außen. (Das ist für beide Partner sinnvoll – JIP hat eine gefixte Summe, für die sie die Sache wieder loswerden – und Olympus kann sich bei Bedarf sein Tafelsilber wiederholen. Durch die 5%-Beteiligung weiß ja Olympus, was in der Firma vor sich geht.) Es gibt Finanzinvestoren, die möglichst schnell alles zerlegen und dann die Einzelteile verticken. Aber genauso gibt es Investoren, die an langfristigen Investments interessiert sind. Wirklich interessant sind nämlich nicht kleine Corporations, die man dann zum filetieren an einen Konkurrenten verscheuert, sondern profitable Unternehmen mit KnowHow, die man an die Börse bringen kann. Narumiya etwa wurde 2016 von JIP gekauft und 2018 erfolgreich an die Börse gebracht. Soooo gehört das. Ganz nebenbei basteln die zusammen mit NEC und ein paar anderen Investoren gerade an einer Strategie, wie sie über künstliche Intelligenz schneller an Problemlösungen und neue Geschäftsmodelle herankommen um mit dem sozialen Wandel Schritt zu halten. Passt irgendwie exakt auf das Problem mit dem Kameramarkt.
Danke für diese wirklich interessante Einschätzung, wirklich gut geschrieben. Hoch den Daumen!
Nur der Titel: „Das Ende ist nah!“ lautet für mich eher: Ein Neuanfang oder Reset?
Erholsames Wochenende 🙂
Der Titel referenziert eigentlich auf die Obstkistenprediger, die mit solchen Schildern in der Fußgängerzone standen und ihren ganz persönlichen Weltuntergang prophezeihten.
Zum Text paßt das Titelbild perfekt!
Der „Negerkopf FT“ wurde in „Negerkuss mFT“ umbenannt.
Dann kommt „Dickmann JIP“ und wird alles Zum „Schockokuss“, also besser machen…
Kann nur sagen: Daumen hoch!
Danke!
Danke für diese sachliche und analytische Darstellung, die sich sehr angenehm von den vielen Endzeit-Propheten zur Zukunft von Olympus bzw. ODMSC unterscheidet.
Und auch von vielen Äußerungen von selbsternannten Experten in diversen Foren, die jetzt schon ganz genau wissen, was OMDSC alles so machen und herausbringen muss, um den Laden zu retten. Was von denen alles an Produkten erwartet werden, lässt nur noch den Schluss zu, dass alles, was bisher von Olympus gekommen ist, eigentlich nur unbrauchbar und veraltet ist. Da frage ich mich oft, warum diejenigen sich nicht schon längst von mFT abgewendet haben und sich endlich was Vernünftiges kaufen. Das sind dann auch die Experten, von denen man höchstens mal Bilder von Testcharts und Ziegelwänden sieht, um zu beweisen, wie schlecht doch die Objektive sind oder wie der Sensor rauscht, aber äußerst selten Fotos, die einen inhaltlich ansprechen.
Diesem Kommentar kann ich mich nur anschließen, er bringt es auf den Punkt! Danke!
Und primär natürlich der Artikel von Reinhard Wagner 😉
Lumix – und da finde ich OM-D hübscher. Klingt nicht so nach Asterix.
Dein Humor ist einfach Klasse! 😉
Da hat mir doch tatsächlich jemand den Tag gerettet:
„Seine Ausfuehrungen zu Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sagen mir, das er wenig Ahnung davon hat, wie eine Entwicklung funktioniert. (Zitat: „Die jetzigen Entwickler sind grösstenteils noch mit dem Waehlscheibentelefon aufgewachsen“ um dann zu suggerieren das ihr Wissen und ihre Arbeitsweise voellig veraltet sind,“
Mal abgesehen davon, dass das mit dem Dass gelegentlich schwierig ist – man vergleiche das Zitat das der Forent mir in die Tastatur schiebt, mit dem, das da oben steht.
Sinnerfassendes Lesen ist schwer, weiß ich, Copy and paste ist anscheinend noch schwerer.
😀
Na immerhin da steht Wählscheibentelefon und entwickeln in einem Satz das ist dann schon OK für eine alternative Wahrheit. 🙂
Anscheinend ist es für beide Seiten schwer verbal abzurüsten. Man kann die Spirale immer weiter nach oben drehen. Verloren haben dabei schon jetzt alle.
Gemeinsam ist das Interesse an einem Kamerasystem und dessen Fortbestand. Dies wird lediglich auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht.
Verlierer sind dabei weder der Hersteller noch die Kunden. Es sind die verschieden Foren, Blogs welche durch persönliche Anfeindungen immer uninteressanter werden und an denen man halt einfach die Lust verliert. Ging früher auch ohne. Gibt gute Fachbücher, Zeitschriften – die sich systemunabhängig mit dem Fotografieren an sich beschäftigen. Auch Museen und Galerien freuen sich über Besucher. Lebenszeit ist begrenzt und das Internet frisst nicht nur Zeit, sondern offensichtlich auch Achtung und Empathie vor den Mitforenten.
Hallo Frank. Es ist sehr einfach, sich als Moderator zu gerieren, der „beide Seiten“ bittet, verbal abzurüsten. Man schwingt sich da auf einen wundervollen Moralschimmel und erhebt sich über das Fußvolk. Keinen eigenen Standpunkt zu vertreten und für alle Verständnis zu haben ist eine tolle Nummer – bis zu dem Zeitpunkt, an dem man selbst ins Visier der Hater gerät.
Beschäftige Dich mit der Mechanik von QAnon, einer Verschwörungstheorie zum Selbermitmachen. Genau die gleiche Nummer läuft derzeit in Sachen Olympus. Der gleiche Duktus, die gleichen Abläufe. Wenn dem niemand entgegentritt, verstärkt sich das immer mehr. Aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, falsche Zitate, Mutmaßungen, wilde Spekulationen, falsche Übersetzungen. Besonders schräg wird es dann, wenn jemand schreibt „Ich habe zwar keine Ahnung davon, aber….“ So etwas muss benannt und eingedämmt werden – sonst verbreitet sich dieser Dummfug wie Corona.
Die Zeiten sind vorbei, in denen Foren und Blogs sich abkoppeln konnten. In allen wesentlichen Foren sind längst bezahlte Trolle unterwegs. Die Moderatoren sind überfordert und haben Angst, weil sie einem konzertierten Shitstorm von Trollen kaum etwas entgegensetzen können und wollen. Und die User trauen sich auch nicht, gegen Hatespeech aufzustehen. Anstatt klar Position zu beziehen, wird eben den letzten aufrechten Hanseln mit der Moralkeule in den Rücken geschlagen. „Das war jetzt aber nicht lieb, was Du da geschrieben hast.“ Die denken sich dann halt „Fickt euch“ und sind weg – gewonnen haben die Trolle.
yup – seit einigen Wochen wird in einigen Foren über nichts anderes geredet als der Verkauf, Auslagerung, Abwicklung, was auch immer, der Olympus Foto Sparte. Man kann es einfach nicht mehr hören – es wird aufs das Wildeste spekuliert, argumentiert, teilweise unbewiesen behauptet, dass einem schwindelig wird. Erst seit 2Tagen weiss man etwas genaueres (wie von Reinhard auch sehr gut und neutral beschrieben) und schon wieder geht die ganze Chose im Netz von vorne los.
Meine Oly Ausrüstung gibt doch nicht schlagartig den Geist auf, weil sich in einer Firmenstruktur etwas verändert, auf das ich absolut keinen Einfluss habe. Ergo – einfach mal Luft holen, zurücklehnen, abwarten und ab und zu ein paar schöne Fotos machen 🙂
Genau. Und daher habe ich mir am Freitag das Neue 100-400 von Olympus gekauft und freue mich riesig damit jetzt fotografieren zu können. Fotos machen, weil’s spaß macht 🙂
Das ist aber nichts Neues, und zudem noch sehr freundlich und zurückhaltend formuliert.
Auf Kameras standen schon immer Markennamen, die mit der Firma nicht unbedingt etwas zu tun haben. Ich erinnere an Contax (Zeiss) oder Pentax (Asahi). Und das „X“ musste mit (Rollei – Rolleiflex). Von daher ist „Lumix“ verständlich, insbesondere da Panasonic eigentlich Matsushita ist (bis 2008) und mit Technics und National schon lange solche Markennamen „im Programm“ hat.
Olympus kann ja seinen Namen auch in Lizenz an OMDSC geben.
Wichtig ist, dass es weiter geht. Dazu muss die Zielgruppe aber überzeugt werden, auf MFT zu setzen, und nicht auf Kleinbild. Das wird die größte Aufgabe sein. Denn wenn ich soviel Geld bezahle und für das gleiche Geld auch Kleinbild bekommen kann, muss es triftige Gründe geben, mich für MFT zu entscheiden. Gewicht, Größe und Preis sind es nicht, denn eine A 7III mit 1.8/85 ist exakt gleich groß und schwer wie eine M1III mit 1.2/45 und noch insgesamt 500 EUR günstiger.
https://camerasize.com/compact/#777.639,840.683,ha,t
„Dazu muss die Zielgruppe aber überzeugt werden, auf MFT zu setzen, und nicht auf Kleinbild.“ Aus Werbepsychologischer Sicht wäre es besser, das Thema Format oder Sensorgröße bei der Vermarktung komplett zu ignorieren. Technische Aspekte als Kaufargument bei Konsumerprodukten anzuführen ist kontraproduktiv, weil es die meisten Kunden nur verwirrt und es sie auf Themen aufmerksam macht, die eine spontane Entscheidungsfindung aus dem Bauch heraus verhindern.
Platt gesagt muss die Message in etwa lauten, dass dir mit einer Oly die Besten Fotos deines Lebens gelingen, und zwar immer bessere Fotos als mit allen anderen Kameras der Konkurrenz.
Daumen nach oben. Die Sensorgröße ist kein Kundennutzen. Ein guter Verkäufer verkauft nicht nach Nerd-Kriterien, sondern das, was der Kunde braucht. Als ich Filialleiter war, war mein bester Verkäufer nicht der Nerd, sondern der, der sich erkundigt hat, was der Kunde braucht – und ihnen dann exakt das richtige Gerät verkauft hat. Die Nerds haben stundenlang Technikdiskussionen geführt und ihr Wissen ausgebreitet – und Kunden kamen extra nur um zu fachsimpeln. Nur verkauft wurde da nichts.
Hallo Roger, mit fast allem einverstanden, besonders mit dem Hinweis, dass an der Theke (im Netz schwieriger) dem potentiellen Kunden klar gemacht wird, dass MFT gute Argumente gegenüber der Konkurrenz zu bieten hat. Nicht ganz einverstanden bin ich mit dem Hinweis auf Gewicht und Größe z.B. gegenüber Sony. Je länger oder/und lichtstärker die Rohre, desto größer der Unterschied und mit einem Normalokit wird wohl niemand in dieser Kameraklasse ewig herumlaufen. Ein Oly 12-100mm Pro (für gaaanz viele Reisen) ist in dieser Dimension unerreicht, von Features wie Stabilisator , Staubschutz und anderen Helferlein ganz zu schweigen.
Aber Du hast weiterhin damit recht, dass die Crux darin besteht, die Zielgruppe zu überzeugen. War gestern mit meiner Innenministerin beim Handy-Erneuerungskauf (für sie) weg. agonalem Akku. 1. Ergebnis : Chinesenhandy (sie wollte das nie; bis zur Erklärung des kompetenten Fachverkäufers, dass mittlerweile alles diesbezügliche aus dem Land der aufgehenden Sonne kommt), 4 Objektive hinten dran, Motivprogramme ohne Ende; Qualität für übliche Knollennase bei Selfie erstaunlich, aber auch für simple Landschaft gut und für just in time Neidmessage an Freundinnen überragend. Das alles für knapp über 400 Euronen. 2. Ergebnis: ich werde jetzt noch viel mehr Motivationsakrobatik betreiben müssen, damit die beste Ehefrau von allen die breitflächig bereitliegenden Oly-Kameras zum Wochenend -Ausflug weiter mitnimmt. 3. Ergebnis und meine Meinung: wer jetzt immer noch glaubt, dass MFT im allgemeinen und Olympus im speziellen mit Einsteigerkits noch irgendjemand anfixen könnte für ernsthafte Fotografie, der ist ganz spät aus dem Winterschlaf erwacht.
Ich freue mich auf innovative, exklusive, alleinstellungsmerkmalstrotzende, teurere(!) Produkte aus dem Hightechlabor, auf dem mal Olympus draufstand.
„Ich freue mich auf innovative, exklusive, alleinstellungsmerkmalstrotzende, teurere(!) Produkte aus dem Hightechlabor, auf dem mal Olympus draufstand.“
Ja, da bin ich auch gespannt. Einerseits kribbelt es ein wenig zwischen Daumen und Zeigefinger, und ich überlege, ob ich nicht doch noch mal auf eine E-M1 Mark III schielen sollte, wenn sie wieder verbreitet und möglicherweise preiswerter lieferbar sein wird. Andererseits sehe ich nach vielen vergleichenden Betrachtungen nicht den übermäßigen Mehrwert einer E-M1 Mark III gegenüber meiner E-M1 Mark II und das hält mich mindestens für die nächsten Wochen vom Kauf ab. Wenn es denn so kommt wie in dem zitierten Satz, dann könnte es sich gelohnt haben, das Sparschwein noch ein wenig zu mästen. Was dann auf dem innovativen Produkt draufsteht, ist mir völlig schnuppe.
Wie sagt man doch bei uns „Du kannst mehr afluern as afloopen.“ Hauptsache, wir erleben die Zukunft bei guter Gesundheit.
Hallo Diekschnacker, habe beide von Dir zitierten Kameras und gebe dir recht, dass der Um/Auf(?)stieg zur IIIer nicht sein muß. Vielleicht bis auf die Tatsache, dass sich bei meiner IIer langsam die Belederung vorne oben rechts löst. Natürlich hat die IIIer ein paar neue Dingsbums, ein besserer C-AF gehört – entgegen allen Behauptungen – jedenfalls nicht dazu. Falls du Kohle übrig hast, ist derzeit die Anschaffung einer Reserve-IIer mit Fokus auf ein beischlafendes 45mm, f1,2 eine konkrete Alternative (rumort zumindest bei mir im linken Schläfenlappen). Aber vielleicht besser sparen, mein Kaffeesatz sagt, da kommt was.
Übrigens: bei uns heißt das “ besser derwarten als derlaufen“. Gute Gesundheit retour.
„wer jetzt immer noch glaubt, dass MFT im allgemeinen und Olympus im speziellen mit Einsteigerkits noch irgendjemand anfixen könnte für ernsthafte Fotografie, der ist ganz spät aus dem Winterschlaf erwacht“
Verstehe ich das richtig, mit einer E-M10 mit dem Pancake-Objektiv ist keine ernsthafte Fotografie möglich, mit einer E-M1 mit Pro-Objektiven aber schon?
Das verstehst Du falsch. Werner spricht über Marketing, Du über Fotografie. Das hat miteinander nichts zu tun.
Hallo Manfred, natürlich kann man mit dem von Dir zitierten Equipement tadellose Fotografie betreiben, ich selber bin auf Skitouren nicht selten mit der putzigen GX 80 und dem Pana-Pancake unterwegs. Aber es geht in diesem Markt derzeit stark um Attraktionen und Emotionen, die nicht zwingend von großem technischem Wissen (beim Kunden wie Verkäufer) begleitet sind. Die flachen Flunder holen qualitativ rasant auf, sind smart, und können bis auf das Herausquetschen eines Cappuccino praktisch alles, was eine neue junge Käuferschicht verlangt. Ich fürchte , dass die Einsteigerlinien der verschiedenen Hersteller das gleiche Schicksal erleiden werden wie vor nicht allzu langer Zeit die Kompaktkameras und einige Bridges. Ich verstehe nichts vom Markt, meine Überlegungen ziehe ich lediglich aus der Beobachtung meines sozialen Umfeldes, aber ich denke, dass handyfreie, zahlenrelevante Fotografie nur dann überleben kann, wenn die Abgrenzung zu Huawei und compania bella mit wesentlichen Technikschüben einhergeht. Und das kostet.
Völlig fern liegt mir das Abwerten eines jeglichen Fotokollegen, der nicht zufällig mit der teuersten Kanone daherkommt; so war das nicht gemeint.
Hoffentlich denkt sich da letztlich niemand Kreationen wie OMD-Technix, Olympix oder Ähnliches aus
„ Ach ja, gerne wird noch ins Feld geführt, dass JIP ein Finanzinvestor sei, der seine Investments möglichst schnell auch gewinnbringend wieder verticken wolle….“ Informationen zu JIP waren für alle, die es wissen und etwas tiefer graben wollten, schon von Anfang an verfügbar. Wie auch, dass JIP zu Mizuho gehört, einem der größten Geldhäuser Japans, die zugleich ein großer Aktionär von Olympus sind. Wieweit ist es mit dem Fachjournalismus gekommen, dass einfach nicht mehr intensiv recherchiert wird. Zugegeben, am Olympus Bashing oder an der Foren-Spekuliererei hätte das vermutlich Nichts geändert, da es dort meistens um Anderes geht als Sachinformation.
Gerade deshalb Dank an Ihre überlegtere und sachbezogenere Darstellung des Themas.
Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der „neuen“ Olympus und des Kameramarktes insgesamt wird es spannend sein zu beobachten, wie die großen Player auf den Umstand reagieren werden, dass trotz ständiger Verbesserungen der technischen Leistungsparameter in den letzten 10 Jahren der Kameramarkt nahezu zusammengebrochen ist. Mehr Technik, mehr Markt, das Konzept ist nicht mehr aufgegangen. Darf man also von einem solchen Konzept Entscheidendes für die Zukunft erwarten. Oder wurden begeisternde Fotos schon immer ganz unabhängig von der Technik gemacht und hat die Digitaltechnik nicht nur wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Masse des langweiligen Allerleis ins Gigantische gesteigert hat. Zugegebenermaßen dank exzellenter Auflösung, Schärfe, Abbildungsleistung usw. auf höherem „Qualitätsniveau“, aber jetzt noch deutlicher sichtbar?
Zwar mögen die stärker vom Kamerageschäft geprägten Konzerne, allen voran Nikon, durch die Marktentwicklung gefährdeter sein, als es Olympus je war. Aber auch die Multiplayer wie Sony oder Panasonic werden verlustbehaftete Sparten auf den Prüfstand stellen (müssen). Sony berichtet, das man auch im Sensorgeschäft in den nächsten Jahren keine Impulse aus dem Kamerageschäft erwartet und sich neu ausrichten will.
Es erfordert mithin ganz schön viel Beherztheit seitens der Entscheider und Geldgeber von JIP bzw. der neuen Olympus, in teure neue Technik zu investieren. Als großer Freund der einzigartigen Symbiose von Eleganz und Technik von Olympus wünsche ich diesen Leuten Mut und eine glückliche Hand.
Ich sehe dem nächsten Jahr erstmal interessiert entgegen! Meine Kamera tut, mit Objektiven bin ich umfassend ausgestattet. Das reicht noch für ein paar Jahre!
Für mich als Kunden sind nun die Signale wichtig, wie es weitergehen wird: kommen neue Kameras mit richtigen Neuerungen, was passiert mit der Objektiv-Roadmap? Gibt es noch Aktionen wie auf den Fototagen in Zingst?
Ich muss zugeben, dass ich zusätzlich zur Oly-MFT Ausrüstung eine Lumix S1r habe. Das Vollformat hat mich einfach wieder gereizt (hatte zu analogen Filmzeiten neben KB auch zwei 6×7 Kameras….). Brauch ich das Pixelmonster? Nicht wirklich. Aber Spaß macht es trotzdem. Nicht immer, in den Urlaub werde ich die Lumix nie mitnehmen. Auch nicht zu Sportveranstaltungen. Aber im Studio oder vom Stativ in Lost places ist das Ergebnis schon beeindruckend. Nochmal die Frage: Brauch ich es? Ehrliche Antwort: Nein!
Aber manchmal macht ein Roadster einfach mehr Spaß als der praktische Kombi, selbst wenn der Kombi in jeder Beziehung das vernünftigere Auto ist