Shootout 40-150 f/2,8 vs 50-200 vs 35-100 vs 150 f/2

Für das, was sich da auf dem Tisch tummelt, kriegt man mittlerweile locker ein ganzes Auto. Neu.  Von Links nach Rechts: 150mm f/2 mit MMF-3, 35-100, 50-200 – die alte Version und ganz rechts außen das neue 40-150 f/2,8. Wie sich das 40-150 im Echteinsatz schlägt, haben Robin Wong und Frank Rückert ja mit beeindruckenden Fotos bereits gezeigt. Da kann ich nicht mithalten, schon allein deshalb, weil es mit der Ankunft des Objektivs bei mir wiedermal angefangen hat, zu regnen. Dafür habe ich mal die drei FT-Optiken gegen den neuen Kollegen aus dem mFT-Lager antreten lassen. Fangen wir mal mit dem Bokeh an:

Oben: 50-200, Mitte: 150mm f/2 und unten 40-150. Alle bei 150mm und Blende 3,2. Bokeh ist Geschmackssache, also sag ich dazu weiter nichts. Was weniger Geschmackssache ist, ist die Fähigkeit eines Objektivs, einen weiten Bereich an Licht abzubilden. Ich fange mal mit 50mm an. Hier sind 50-200, 35-100 und 40-150 angetreten. Belichtung mit Blitz, alle f/3,2, alle manuell auf den gleichen Punkt fokussiert. Der Aufbau kuckt so aus (in diesem Fall eine Belichtung mit 100mm):

Die Wand im Hintergrund ist bewusst überbelichtet, damit das Bild auf jeden Fall den Dynamikumfang des Sensors voll ausreizt, das Histogramm stößt auf beiden Seiten an. Oberhalb des grauen Querstreifens ist ein Bereich, der links bei allen Bildern korrekt belichtet ist, rechts jedoch teils bereits ausgefressen ist:

Die Bilder stammen aus: Oben: 35-100, Mitte: 50-200, unten 40-150. Sie sind aus dem RAW mit Picasa ohne Softwarekorrektur entwickelt.
Alle Bilder sind mit identischer Belichtung, Belichtungszeit und mit gleicher Blitzleistung gemacht. Zuerst dachte ich, das 40-150 hat hier ein extremes Dynamikproblem. Dann verdächtigte ich den RAW-Konverter. Ich habe schließlich RAW-Therapee genommen, alle Automatiken abgeschaltet und die Bilder 1:1 entwickelt. Das Bild aus dem 35-100 war auch in den Schatten dunkler. Also das Bild aus dem 35-100 so lange aufgehellt, bis der ausgefressene Bereich in etwa identisch war:

Oben das 35-100, unten das 40-150. Verblüffend: das Bild des 40-150 ist eine halbe Blende heller, sprich: die Transmission ist eklatant besser, als beim 35-100. Die reale Lichtstärke des 40-150 dürfte sich also nur eine halbe Blende von der des 35-100 unterscheiden – und keine ganze Blende!
Ebenfalls erstaunlich: das schlägt sich in der Belichtungsmessung nicht nieder! Beide Objektive lieferten bei Spotmessung auf einen entsprechenden Graupunkt identische Werte. Um identische Bilder zu haben, muss man also mit dem 40-150 eine halbe Blende unterbelichten. (In Low-Light-Situationen ist das natürlich ein Joker!)
Wie steht es jetzt mit der Schärfe am Rand? Da hat das 35-100 einen kaum sichtbaren Vorsprung, den die JPG-Engine beim 40-150 kompensiert. Angesichts des erheblich höheren Gewichts des 35-100 ist das die Frage, ob es das wert ist.
Und nun zum 150er f/2:
Ein neuer Aufbau, mit dem die Belichtung halbwegs genau eingestellt werden kann:

Eine Maglite leuchtet einen Kunststoffball an. Man muss nur so lange justieren, bis die ausgefressenen Stellen gleich groß sind. Bei dem 40/150 sind das 1/15s (oben), beim 150er 1/13s (unten). Zwei Dinge fallen auf: die Grenze zum ausgefressenen Bereich ist beim 150er schärfer – und man kann die Schrift an der MagLite besser lesen. Ein Zeichen, dass das 150er mehr Dynamik übertragen kann – die Schwärzen laufen etwas später zu. Ein Nachteil: das „Halo“ um den Kunststoffball ist größer und bei weiterem Aufhellen des RAWs wird ein Flare des Balls sichtbar. Es ist klar: die neue Nanovergütung des 40-150 ist deutlich überlegen. Auch klar ist: das 150er ist bei f/2,8 etwas lichtschwächer als  das 40-150 bei f/2,8.
Die beiden Bilder sind übrigens sehr stark aufgehellt.

Das 35/100 braucht bei 100mm übrigens 1/10s um die gleiche Belichtung zu erreichen.

Hier die Bilder um 8 Blenden aufgehellt:

Von oben nach unten: 40-150 mit 100 und 150mm, unten 150mm f/2 und 35-100 bei 100mm. Sehr deutlich die grünen Flares bei den TopPros. Bei den Bildern aus dem 40-150 sieht man im Hintergrund waagrechte Streifen. Diese entstehen durch das Grundrauschen des Sensors. Wir sind hier also bereits im Bereich des völligen Schwarz, das durch die extreme Aufhellung verstärkt wird. Auch der Lilastich bei den Bildern aus dem 40-150 ist eine Folge der extremen Aufhellung

Was mir beim Scharfstellen deutlich aufgefallen ist: das 40-150 ist im Gegensatz zu allen verglichenen FT-Objektiven fast frei von Farblängsfehlern. Es schlägt da auch das 150er. Auch Farbquerfehler sind im RAW so gut wie nicht zu entdecken.

Erstes Fazit: Wie ich schon beim ersten Angrabbeln auf der Messe vermutet habe: das 40-150 ist stark auf Kontrast korrigiert und wird in der Kamera an den Rändern etwas aufgehübscht. In der blanken optischen Leistung bleibt es gegen die TopPros 35-100 und 150er etwas zurück. Das 50-200 muss sich in allen Disziplinen geschlagen geben. Die geringen Nachteile bei der Schärfe und der Dynamik macht das 40-150 aber im praktischen Betrieb durch die extrem geringen Flares mehr als wett.

Was man mit der Optik anstellen kann, haben andere schon gezeigt. Ich werde in den nächsten Tagen damit mal auf Hunde und LowLight-Events in Clubs losgehen. Mal sehen, was das Objektiv da liefert.


Dieser Artikel wurde mehrfach überarbeitet….

Update 2020: Es ist durchaus möglich, dass die verblüffende „Lichtstärke“ des 40-150 f/2,8 einer Randschattenkompensation im RAW zu verdanken ist. Da mir der Effekt damals noch nicht bekannt war, habe ich ihn natürlich auch nicht berücksichtigt.

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