Trondheim war für mich ein ganz wichtiger Zielpunkt in der Reise. Dort war Superheroburger, wo ich vor zehn Jahren die leckersten Hamburger meines Lebens gegessen habe. Da wollte ich unbedingt wieder hin. Also habe ich mit einem pen-and-tell-Leser, der in Trondheim wohnt, ein Treffen dort ausgemacht, habe mich durch die Innenstadt gekämpft, 15 Euro für drei Stunden Parken abgedrückt und dann bin ich für zwei Hamburger mit Softdrink lässige 40 Euro losgeworden.

Das etwas durchgeknallte Studentenambiente mit Spielen auf den Tischen ist Geschichte.

Die Burger fangen bei gut 150 Kronen an. Ohne Irgendwas dazu. Die Burger sind gut, nichts dagegen zu sagen, aber sie sind nicht umwerfend. Man muss schon echter Hardcore-Fan sein, um da Stammgast zu werden. Oder Geld spielt keine Rolex. Dann geht auch der Portier des Luxusschuppens vor einem auf die Knie.

Was habe ich erfahren? Man kann in Norwegen mit nichts protzen. Die Norweger haben alles selber.

In Trondheim wird gebaut wie blöde. Vor 15 Jahren konnte ich an Trondheim noch vorbeifahren. Das geht nicht mehr. Die Industriegebiete sind um die Umgehung herumgewachsen. In Trondheim selbst schaut das so aus:

Ja, es gibt noch die typischen, norwegischen kleinen Stadthäuser. Es gibt sogar noch die eine oder andere Straße, wo nur solche Häuser stehen. Aber kaum dreht man sich um sieht man die Bauten, die man nicht mal Protzbeton nennen kann, weil man ja in Norwegen gar nicht protzen kann. Von Boomtown kann aber meiner Meinung nach keine Rede sein. Die Straßen sind gefüllt mit Schnellrestaurants und Friseuren. Eine Bierpinte, das „Cafe Larssen“ „Est. 1941“, die ich eigentlich fotografieren wollte, weil sie so das Klischee der 80er-Jahre Blueskneipe erfüllt – dunkles Holz, eine Bar mit jeder erdenklicher Alkoholika und einer Jägermeister-Maschine, in der Kneipe eine fertig aufgebaute Bühne mit Drumset für’s abendliche Jammen, regelmäßige LiveActs – habe ich mir dann verkniffen, weil die Dame hinter der Bar mich schon komisch angeschaut hat, als ich einfach irgendwas ohne Alkohol verlangt habe. Und komplexere englische Fragen hat mir dann ein freundlicher Gast beantwortet. Einer von den wenigen, die mittags noch nicht komplett hacke waren.

Was es auch noch ohne Ende gibt, sind Galerien.

Hier zum Beispiel. Ehemaliger Bekleidungsladen, als Pop-Up-Store eine Galerie mit Drucken. Auf dem Schaufenster Werbung des Immobilienfritzen. Und natürlich gibt’s in Trondheim jede Menge hippe Rollerfahrer…. In keiner Galerie habe ich Kundschaft gesehen. In meinen Augen auch ein Symptom für sterbende Gegenden. Wenn die Galerien zunehmen und die Künstler, die von ihrem Kram leben können, abnehmen. Stattdessen gibt es abgefuckte Asialäden und Gemüseläden mit Western-Union-Filiale. Und natürlich viele „Ledige Lokaler“.

Aber damit das hier ein versöhnliches Ende findet, eine nette Ecke von Trondheim:

Ach ja, Super Hero hat auch einen Pizzaladen aufgemacht. Aber nach den Erfahrungen mit der Burgerkneipe…..

2 Replies to “Trondheim”

  1. Ich war anfangs verwundert über das Bild. Und dann fasziniert, wie gut es zur Stimmung des Artikels passt, Dafür muss man nicht in den Norden fahren. Hoffe, das ist nicht repräsentativ für die Entwicklung Norwegens.

    1. Ganz großartig in Trondheim, das „Rockheim“. Am Hafen, ein ehemaliger Weltkriegsbunker. Die gesamte Norwegische Rockgeschichte, und nicht nur die auf 4 Etagen, und fast alles zum anfassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert