In der Gegend südlich von Jokkmokk hat sich in den letzten Jahren so etwas wie ein 27. Kanton der Schweiz entwickelt. Wo man hinlangt, wird man auf einmal auf Deutsch begrüßt – und die netten Menschen stellen sich als Schweizer heraus, die hier entweder bereits hergezogen sind, gerade dabei sind, oder zumindest erstmal über die Sommersaison hier arbeiten. Verblüffenderweise kennen die immer nur die Schweizer in der unmittelbaren Nachbarschaft – und auch die haben alle die gleiche Geschichte: Mal zum Kaffeetrinken dagewesen, wiedergekommen, dageblieben.
Viele machen „in Tourismus“, nachdem sie das zweite oder dritte Schwedenhäuschen gekauft haben. Wilderness Life zum Beispiel. Den Schweden geht’s in der Waldeinsamkeit auf den Senkel, für die Schweizer scheint das zu passen.
Wilderness Life war vor zehn Jahren schon ein Cafe- die Sauna im Fass am See stand da auch schon da. Aber ich glaube, ich habe das damals nicht von innen fotografiert. Hier das aktuelle Foto:
Das ist eines der selten gewordenen Roadside-Cafes mit Sofaecke, leckerem Kuchen, Kaffee und ultranetter Bedienung. Schweizer Bedienung. Nach kurzem Plausch und Rhabarberkuchen kam dann das hier:
Rentierburger. Kann man auch ohne Besteck essen. Wenn man’s kann. Bevor es übrigens zum Burger verarbeitet ist, sieht es so aus:
Und wir haben endlich erfahren, warum es die seltenen weißen Rentiere vor allem in Nordschweden gibt, nicht bei den großen Rentierherden in Norwegen. Weiße Rentiere werden nicht gezüchtet – kann man gar nicht züchten, weil eine weiße Mutter normalerweise kein weißes Kalb kriegt. Und weiße Rentiere sind heilig. Die werden nicht geschlachtet, Samen würden weiße Rentiere mit ihrem Leben verteidigen. Deshalb gibt es weiße Rentiere nicht in der „Viehwirtschaft“. Hier habe ich schon 2015 ein Foto eines weißen Rentieres gezeigt, das von heute früh habe ich nicht erwischt.
Es wird teilweise behauptet, es gäbe in Schweden keine wilden Rentiere. Das da oben hat weder ein Halsband, noch eine Ohrmarkierung. Es gibt auch in Schweden, ebenso wie in Norwegen durchaus wilde Rentiere.
Zurück zu den Schweizern in Nordschweden.
Das ist am Campingplatz Sandjögarden. Da hat sich ein Schweizer Ehepaar vor 13 Jahren niedergelassen. Derzeit haben sie Aushilfen da, drei junge Mädels – natürlich auch aus der Schweiz – die den Platz im Internet gefunden und sich beworben haben. Da kann man nicht nur ein Schlauchkanu ausleihen, sondern auch ne Stunde mit Huskys kuscheln oder so. Und der See ist zwar kurz vor dem Polarkreis, aber ernsthaft badetauglich. Kristallklares Wasser selbstverständlich.
Kleiner Nachteil: der Campingplatz ist auf der Nordseite des Sees. Demzufolge gibt es im Sommer weder Sonnenauf, noch- untergang. Mehr als das hier kriegt man nicht.
Ach ja, die Sitzgruppe auf dem Schwimmsteg? Das bekommt man zu sehen, wenn man nachts um drei aufsteht, um den Sonnenaufgang zu kucken. Und es hat Nebel. Naja, hat sich ja rentiert.
Hallo Reinhard,
Die Gegend um Arvidsjaur ist vor Allem im Winter sehr touristisch. Viele Autofirnen führen hier ihre Testfahrten durch. Da die Testfahrer meist ihre ganze Familie mitbringen, muss diese während der Arbeitszeit „belustigt“ werden. Außer den Schweizern haben auch viele Deutsche diese lukrative Einnahmequelle für sich entdeckt und bieten Hundeschlittentouren an, vermieten Schneescooter, oder ähnliche Freizeitvergnügen.
Bist du noch dort oben? Meine Empfehlung wäre die Rentierschlachterei in Arvidsjaur mit Direktverkauf. Man bekommt sehr gute Qualität. Auch Elch.
In Jokkmokk wäre noch ein Handarbeitsladen mit samischen Artikeln zu erwähnen. Dort darfst du auch bar bezahlen. Auf Wunsch auch in Euro. Kartenzahlung gibt es dort nicht. Zu hohe Gebühren für den kleinen Laden.
Auf jeden Fall solltest du Kaffeekäse probieren. Käse, den man sich in den Kaffee tunkt und natürlich aus einer schönen Kuksa trinkt.
Wenn es dich interessiert, ich durfte im Pickup Camper Magazin Heft 17 Ausgabe 02-2022 einen Reisebericht veröffentlichen. Den Artikel kann man kostenlos online lesen, oder auch gratis als PDF downloaden. Es ist nichts Besonderes. Das erkennt man bereits daran, dass es ausgerechnet das Bild aus dem Smartphone auf die Titelseite geschafft hat. Die Bilder im Artikel sind mit der E-M1II und dem 12-100mm Objektiv gemacht.
Weiße Rentiere hatten wir auch gesehen. Leder hat es kein Bild davon in den Artikel geschafft. Man reicht 30 Bilder ein und lässt sich überraschen, welche der Redakteur für sinnvoll hält.
Noch viel Spaß dort oben. Wir starten Anfang September für ein paar Wochen in die Gegend und noch weiter nördlich.
Viele Grüße,
Stefan
Hallo Stefan,
ich war dort nur auf der Durchreise…..
Es wird Zeit, das ich auch mal wieder in meine alte Heimat zurückkomme.
Von 1989 bis 1996 hatte ich in Stockholm gelebt und gearbeitet. An erster Stelle kam das Leben! Das geht in Skandinavien deutlich besser als im „ehemaligen“ D-Land.
Deine Beiträge sind wie eine Zeitreise für mich.
LG Panomatic
Rentier als “Steak” und ein Steg, für den sich das frühe Aufstehen rentiert. Ich musste schmunzeln.