Hauke hat jahrelang kaum gebloggt. In letzter Zeit schreibt er wieder mehr. Sein letzter Artikel hat bei mir abwechselnd ungläubiges Kopfschütteln und Dauerkopfnicken ausgelöst. Lesezeit 11 Minuten. Also weit länger als die Artikel, die ich hier schreibe. Weil Hauke nicht jeden Tag schreibt, ist er nicht in meiner „Täglichen Leseroutine“ drin. Also kuck ich so jedes halbe Jahr mal rein und bin dann gelegentlich verblüfft, was sich da schon wieder angesammelt hat. Diesmal war es eine sehr atmosphärische Krankenhaussituation – Hauke kann nicht nur mit Kamera, sondern auch mit Tastatur – und ein paar Dinge zu Bildaufbau, Motivwahl und Hinkucken. Und zum gerne fotografieren. Und zum Reisen. Und natürlich haue ich überall meinen Servus drunter und denke mir „Wenn ich nur so formulieren könnte.“ Und bei den meisten Artikeln vermisse ich keine Kommentarspalte – weil es da nichts zu kommentieren gibt. Früher im Usenet gab es da „Ack“ und „Full Ack“. Dann hat Zuckerberg den Daumen erfunden. Von da an ging’s bergab.
Aber zum Artikel Shopping – da muss ich was dazu schreiben. Er zitiert da Shiomi Noriaki, Marketingmanagerin bei Panasonic Japan. Die hat gesagt, dass man mit Kleinbild halt einfacher knipst. Weil es da mit der Hintergrundunschärfe einfacher sei. Und weniger Rauschen. Deshalb unbedingt Kleinbild für Anfänger, mFT für die Fortgeschrittenen, die das mit dem kleinen Sensor kapieren. Kleinbild ist also für Deppen, die sonst den Unterschied zwischen Kamera und Smartphone nicht erkennen. Glaubt ihr nicht? Hier nachzulesen.
Irgendwas scheinen Marketingleute in den letzten Jahren zu nehmen. Irgendwelche ungesunden Dinge.
Die Nummer ist allerdings nur der Aufhänger für Fischer, sich darüber auszulassen, welche Kriterien man anwenden sollte, wenn man sich tatsächlich ne neue Kamera kaufen will. Für ihn ist so ziemlich alles ziemlich wumpe, Hauptsache, das Ding sieht gut aus und passt in die Hand. Und man muss das Handbuch durchackern.
Ich habe da mittlerweile eine andere Sichtweise der Dinge. Gerade weil ich mich beruflich alle halbe Jahre mit ner neuen Kamera auseinenandersetzen muss. Weil ich Motivwelten ausprobieren muss, die mich nicht sonderlich interessieren. Weil ich auch mit Kameras und Objektiven gute Ergebnisse erreichen muss, die ich in meiner Freizeit freiwillig nicht mal aus der Verpackung nehmen würde. Ich kann es mir nicht raussuchen. Hauke schon. Der kann eine Kamera, weil hässlich, einfach wieder zurücklegen.
Ich habe jeden Tag mit Leuten zu tun, für die die jeweilig benutzte Kamera der größte Knaller seit der Leica IIIf ist. Wie das? Weil sie eben der Meinung sind, das Teil würde im Augenblick genau zu ihnen passen. Es gibt immer noch Leute, die die alten Samsung NX verwenden. Die analoge Olys verwenden. Und es gibt Leute, die die G9II toll finden, obwohl ich ihnen haarklein erklären könnte, was alles an dieser Kamera schiefgelaufen ist. So what? Ich kann die PEN-F ohne Handgriff prima halten. Für andere ist das ein Alptraum, selbst mit Zusatzhandgriff. Bei ner Canon breche ich mir den Daumen – andere sind der Meinung, nur so müsse eine Kamera aufgebaut sein.
Wenn man mal in der Menüstruktur und den Knöppkes eines Kamerasystems eingefuchst ist, dann ist jeder Wechsel mit übler Umgewöhnung verbunden. Ich bin über viele Jahre mit einer Exakta unterwegs gewesen. Lichtschachtsucher und Auslöser links vorne. Als ich dann eine Minolta hatte, habe ich den Blendenring und den Auslöser gesucht. Und wollte immer von oben draufkucken. Fester Prismensucher, was für eine bescheuerte Idee.
Mein Ratschlag zum Shopping ist: Du hast keine Ahnung von Kameras? Hast du jemand in der Bekanntschaft, den Du jederzeit fragen kannst? Der es wirklich kann? Und Dir auch mal mit Leihkram aushilft? Kauf Dir das, außer Du kommst mit den Fingern nicht an die Knöpfe.
Du hast bereits ne Kamera und willst ne Neue? Weil alle sagen, die sei sooo viel besser als die Alte? Kannst Du die Alte in allen Teilen? Bildgestaltung, Motive, alles schon schick bei Dir? Echte Weltklasse? Dann kauf, wenn es irgendwie zu verargumentieren ist, vom gleichen Hersteller. Wenn nicht, erst selbst besser werden. Denn mit der Neuen werden die Bilder erst wieder schlechter werden. Und bei einem anderen Hersteller noch schlechter. Und wenn man nicht einen soliden Könnensockel hat, von dem mit der neuen Kamera noch genug übrigbleibt, dann ist die neue Kamera nur Frust. Es gibt genug, die alle drei Monate ne neue Kamera kaufen und zum Schluss alle Kameras und Hersteller durchprobiert haben, aber immer noch keine guten Bilder hinkriegen.
Ich höre es so oft, gerade von Leuten, die mit den Knipsen ihr Geld verdienen. „Ich fotografiere seit sechs Jahren mit der gleichen Kamera. Die funktioniert, die tut, die Kunden sind zufrieden. Warum sollte ich mir eine neue kaufen?“
Und die Diskussionen um durchgeknallte Marketingabteilungen, Qualitätsmängel und Kundenverarsche bei Herstellern haben wir noch gar nicht geführt.
Kann man allem zustimmen und eigentlich fehlt da nichts, außer:
Ich persönlich würde niemanden mehr ungefragt eine Kamera empfehlen, schon gar kein System welches ich selbst nicht nutze.
Ein Kumpel stand mal zwischen Sony KB und Olympus. Ich sagte ihm, ist doch egal, nimm was Dir vom Bauchgefühl am ehesten zusagt und außerdem kommst du ja schon von Sony APS-C. Die ersten Monate nach dem Wechsel durfte ich ihm dann die neue Sony-Kamera gesundbeten. War halt genau der Effekt wie von Reinhard beschrieben.
Meine Freundin läuft neuerdings beruflich mit Nikon-Z durch die Gegend. Kompaktheit war nie ein Thema. Eine Kamera baumelt über der Schulter, die andere hast du in der Hand. Da merkst du jenseits von Wildlife in gängigen Brennweitenbereichen keinen entscheidenden Unterschied mehr. Sie ist glücklich, wollte was Solides zum Anfassen, hat sie bekommen. Wie Hauke es beschreibt – ihr das auszureden oder Zweifel zu sähen wäre fatal gewesen. Die Kamera muss einem selbst gefallen und die Gründe müssen für andere nicht unbedingt nachvollziehbar sein.
Genau das ist der Punkt: Die Kamera muss zu einem passen, da kann ich erstmal heutzutage einem Einsteiger praktisch jede Kamera empfehlen, alle machen gute Bilder. Ob die Kamera einem gefällt ist extrem subjektiv und man kann mit einer Empfehlung eigentlich nur daneben liegen.
Deshalb ist meine Empfehlung in so einem Fall: Geh in ein gutes Fotogeschäft mit guter Auswahl (auch wenn OMDS da praktisch kaum noch stattfindet) und nimm die Kamera, bei der Du das beste Gefühl hast. Bei der dir der Sucher gefällt und bei der Du im Menü ein paar Schritte auch ohne Handbuch machen kannst. Die Kamera ist gut! Und gute Bilder machen heute alle, das ist nebensächlich.
Die zweite Empfehlung: Wenn Du genau so in einem Geschäft beraten wirst, dann kauf auch dort. Nicht wegen jeder 25€ wechseln, sondern ein gutes Kundschaftsverhältnis aufbauen.
Stimme dir weitgehend zu. Für mich aber einer der wichtigsten Punkte:
Bekomme ich im System die Objektive, die ich benötige, zu bezahlbaren Preisen?
Wie groß ist die Auswahl? Gibt es Alternativen von verschiedenen Herstellern ?
Deshalb kommen für mich Nikon und Canon nicht in Frage, wegen ihrer restriktiven Politik gegenüber Fremdhertsellern von Objektiven.
Ich habe im laufe meiner Tätigkeit als Kursleiter für Fotokurse viele Kameras unterschiedlicher Hersteller in der Hand gehabt. Manche sind für mich total intuitiv zu bedienen, bei anderen breche ich mir die Finger. Anderen Menschen geht’s genau umgekehrt. Die fühlen sich mit ihrer Kamera wohl und können nicht mit denen, die mir liegen.
Dumm ist nur, wenn die dann feststellen, dass ihre Kamera exakt nicht zu denen gehört, die ihnen wie angegossen liegen.
Deshalb ist es wichtig, einiges ausprobieren, damit man einen belastbaren Eindruck bekommt.
Wenn man vor hat, echt Geld in das Hobby zu investieren, spart eventuell ein Tag mit Leihausrüstung viel Ärger und Enttäuschung.
Dafür gab’s mal test&wow – direkt beim Händler vor Ort.
Ich hatte für 3 Tage die EM-1 III und habe mich dann für die EM-5 III entschieden (hatte alle Vorgänger) und direkt vor Ort gekauft.
Servus beieinander,
kann mich noch an die Zeiten erinnern, als die E-30 raus kam. Fotoabteilung von Media Markt in Erding (war ich halt zufällig) hatte nur die E-3 da. Ein Verkäufer wollte die mir gerne verkaufen und hat mich die auch mal anfassen lassen, aber ich bekam nach ca. 1 Minute einen Krampf in der Hand. War nicht für mich gemacht. Der Abspreizwinkel des Zeigefingers zum Mittelfinger war für mich zu groß. Die E-510 und E-520 hatte ich auch irgendwann mal kurz in der Hand. Da war mir der Griffwulst zu dick. Suchte einen Nachfolger für die E-500 mit IBIS.
Bin dann damals bei der E-620 gelandet, die über 9 Jahre ihre Leistung gebracht hat und nun leider meist nur noch rum liegt. Manchmal nehme ich sie noch in die Hand zum „Spielen“. Sie ist ein feines Stück Technik. Der Haltegriff war zwar nicht so gut wie bei der E-500, aber ich konnte mich gut arrangieren. Sie wurde dann von einer gebrauchten E-M1 II abgelöst, die wieder wie angegossen passt.
Seit damals sage ich immer, wenn mich einer fragt: Nimm das Teil in die Hand. Sie muss dir liegen, es macht es keinen Spaß, wenn dir die Hand weh tut. Alles andere kann man lernen.
Jetzt bin ich zwar nicht sonderlich schwächlich, aber die Hand zu anderen Europäern relativ klein. Die Entwickler schaffen halt Werke mal für diese mal für jenen Kundenkreis. Andere mosern, weil ihr kleiner Finger nicht mehr auf dem Griff liegt. Aber dafür gibt es ja Grifferweiterungen.
Etwas, was mich immer an Olympus fest halten ließ, war jedoch noch eine andere Eigenschaft. Sie hatten schon seit den Anfängen der 2000ern bei jeder Kamera, ob Knipse, DSLR oder DSLM vermessene Objektivdaten dabei, die von der hauseigenen Software korrekt entzerrt wurden. Das war und ist für mich immer wichtig. Andere schwören auf DXO (kam damals erst raus) und andere Fremdherstellersoftware.
Bei Canon bin ich zuvor damals baden gegangen. Da konnte ich machen was ich wollte, gerade Linien bekam ich nie recht hin, wenn es darauf ankam. Das mag heute anders sein, ich weiß es nicht.
Bin gespannt, wo die Reise hin geht. Erst mal habe ich wieder ein paar Jahre Ruhe…, hoffe ich.
Schönen Gruß
Werner
Bei mir war es mit der E-3 genau umgekehrt. Der „Panzer“ war wie für mich exklusiv gemacht. Passt wie angegossen in meinen Händen. Ich habe x-tausende Sportfotos mit ihr gemacht. Der Zufall wollte es, dass ich heute, unabhängig Deines Posting, meine E-3 wieder mal in meinen Händen gehalten haben. Schöne Erinnerungen für mich…
„Hauke kann nicht nur mit Kamera, sondern auch mit Tastatur –“
„Wenn ich nur so formulieren könnte.“
Da solltest du nicht wehmütig werden. Du kannst auch formulieren: sachlich, witzig, frech.
Nach einem Drittel des Textes hatte ich verstanden. Warum dann noch zwei Drittel lesen mit künstlich aufgepepptem Sprech?
Gruß
Hartmut
„Wenn ich nur so formulieren könnte“…
Bitte nicht, Fischers Stil ist mir persönlich zu anstrengend; linguistische Virtuosität auf Steroiden sollte kurz sein, um zu wirken.
Du brauchst keine Epigonen, Du kannst schreiben, sogar verdammt gut.
Und: „man sollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ (Matthäus 5,15).
(oder sonst halt auf das Studiostativ, wenn man nicht weiß wohin damit).
Kleine Anmerkung: Formulierung beherrscht du mehr als verdammt gut….Sollte ich da jemals deine Fähigkeiten erreichen 🙂 aber hmm ok 🙂
Ich nutze Fuji (APS-C und MIttelformat), Nikon und Sony sowie Oly. Je nach Anwendungsfall.
Ein Grinsen entlockt mir immer noch meine ep-5, VF-4 und das 45mm 1,8er. Oder 17er-… die begrabbele ich immer wieder gerne… und nutze sie heute noch (ja kaum zuglauben, bis DINA0 Ausdrucke geht das einwandfrei)
Ist wie bei meiner MOBA. Da habe ich N (für lange Züge), M-Gleis Märkin (Retro) und TT (Tillig und Kühn, optimaler Kompromiss) sowie Null (Lenz)… Ich bin zufrieden..
Oly war für mich mal top. War…. heute würde ich niemanden so „blind“ Oly empfehlen… (aufgrund jüngerer Ereignisse). Leider. Aber Dinge verändern sich…
Ich finde, es spricht nichts dagegen, verschiedene Kamerasysteme zu verwenden, AUCH wenn man (im Einzelfall) die Modelle bis in ihre tiefsten fotografisch-technischen Möglichkeiten nicht beherrscht, nie beherrschen kann, vielleicht auch nie beherrschen will. ICH suche mir aus den mir dargebotenen Möglichkeiten das heraus, was ICH für MEINE Fotografie brauche. Neues Ausprobieren inklusive. Gut, ich verschenke möglicherweise Potential, um bessere Fotos zu machen. Das nehme ich in Kauf. Wohl wissend, daß es da Draußen Fotografen gibt, denen ich nie das Wasser werde reichen können, egal, was ich mache, egal, welches Kamerasystem ich benutze. ICH benutze ergo Kameras, mit denen ICH mich wohl fühle, und die mir „gut in der Hand liegen“. Das ist z.B. eine Lumix GX8 genauso wie eine OMD-EM1, ect. Das Wichtigste zum Schluß: Daß es Websites gibt wie Reinhards Pen-and-Tell und Oly-e. „Da werden Sie geholfen“. Auch wenn man Kameratechnik-Phobiker ist. Unbezahlbar wertvoll.
Haukes Vorschlag mit dem Anfasstest bei verschiedenen Kameras ist schwierig umzusetzen. Da hapert es grad überall. Erste Hürde ist ein Geschäft mit Vorführgeräten. Kleine Fachgeschäfte gibt es kaum mehr. Bei Mediamarkt und Konsorten hat es kein Fachpersonal, die weiter helfen können. Dass man ausgerechnet den Tag erwischt, wo Firmenleute eine Promo machen, ist mehr als Glück. Nur ist die Empfehlung dann nicht auf Kundenpassung sondern auf die eigene Firma ausgelegt.
Dann sind die Bedürfnisse unterschiedlich. Ein Bekannter hat nach meiner Empfehlung eine Kamera gekauft und sich über die ausführliche Beratung gefreut. Ich kenne den Chef dort und habe das lobend erwähnt. Er wollte sofort den Namen des Verkäufers wissen. Auf den irritierenden Unterton angesprochen, meinte er, dass jede Beratung über 7 Minuten sich nicht mehr lohne für den Laden und eine stündige Einführung nicht tragbar sei. Wenn einer alle Systeme angrabbeln möchte und dazu Fragen hat, dauert das viel zu lange. Es heisst ja Verkäufer und nicht Erklärer. Ganz übel, wenn dann viele nach der Beratung ohne Kauf abhauen und im Netz kaufen. Einzige Lösung: Stammkunde werden.
Reinhards Vorschlag, man solle sich jemanden nehmen mit Fotowissen, wird schwierig umzusetzen, wenn im Bekanntenkreis alle mit dem Handy fotografieren. Jüngere können nur noch Hochformat, Rentner nur Querformat. Wer mehr wissen will, landet in Foren. Bei Hauke ist er aber schnell weg, denn die Spotterei über die üblichen Geräte und Gewohnheiten findet nur der lustig, der davon nicht betroffen ist.
Ganz mühsam wird es, wenn jemand sich auf den technischen Fortschritt verlassen will. Die neue Nikon Z 6 III hat eine schlechtere Dynamik als die vorherigen Modelle, auf dem Level von Kameras aus 2014. Lange galt Dynamik als superwichtig, nun soll das abgelöst sein von Videoqualitäten, die der Neuling gar nicht umsetzen kann. Weil alles billig sein muss, gibt es kaum mehr Kurse. Wer bei mir einschlägt, kriegt die Bücher von Reinhard empfohlen. Die werden dann zwar gekauft aber nicht richtig gelesen. Bei der Pen F gab es noch zwei Buchversionen, das Rezeptbüchlein und das fette mit allem. Das ist aber auch Vergangenheit.
Ich bin froh, dass ich meine Erfahrungen früher machen konnte, als es noch Erklärbären in vollen Läden gab und günstige Firmenkurse, die echtes Wissen vermittelten und Dauerkunden finden oder binden sollten.
Klasse Analyse, zu der man noch einiges ergänzen könnte, aber die dadurch nur richtiger wird.
Mir wäre jetzt wichtig: Der Analyse könnte vielleicht ein Lösungsansatz folgen. Klar, wenn an einer Kamera 23,50 verdient werden ist eine Beratung von einer Stunde rausgeworfenes Geld. Nur – wenn der Verkäufer nichts anderes zu tun hat, weil keine Kunden da sind….. Kurse habe ich angeboten, die wurden nicht gebucht. Und weil niemand mehr Kurse gebucht hat, bietet sie auch niemand mehr an. Das ist eine gruselige Abwärtsspirale. Können wir als Community was dagegen machen? Denn dass die Kamerahersteller – speziell dieser kleine japanische Hersteller, von dem sich niemand den Namen merken kann – Geld in die Hand nehmen, um diese Spirale aufzuhalten, danach sieht es gerade nicht aus….
Die Abwärtsspirale ist schwierig aufzuhalten. Nur durch solche Umstände wird Honk nicht sofort geplättet mit ihren „humoristischen“ Weiterbildungsversuchen. Sie profitieren von der Spirale.
Kleine Lichtblicke im Ganzen sind deine Engagements mit deinen Foren/Infoplattformen und dem Folyfos. Weil ich meinerseits dankbar bin für meine Infoquellen, nehme mir immer wieder Zeit für z.T. längere Antworttexte auf Fragen, nicht nur hier. Ich werde gelegentlich angesprochen, wenn ich am Fotografieren bin, weil meine sorgfältige Arbeitsweise auffällt. Das hat schon zu sehr netten Gesprächen geführt. Es gibt noch einige andere hilfsbereite Stellen, auch idealistische Kleinbuden, die halt nur für kleine Kundensegmente nutzbar sind, weil sie ausschliesslich analoge Fotografie fördern oder im hohen Preissegment geschäften.
Ich stelle aber andererseits auch fest, dass Angebote nicht angenommen werden. Junge Fotogerätenutzer haben kaum Fragen, sie wollen lieber darstellen, was sie grad machen. Als ich einer Gruppe von jungen Fotoexperimentierern nach einer Klage über hohe Filmpreise angeboten habe, sie könnten bei mir 100 abgelaufene intakte Filme gratis abholen, waren sie begeistert, haben sich aber nie gemeldet. Auch das Angebot für Hilfe bei ihren Mittelformatkameras war für sie zu wenig attraktiv. (Sie wussten nicht mal, dass man den belichteten Film mit dem Klebestreifen sichern kann gegen Lichteinfall.)
Offensichtlich ist unser Wunsch nach besseren Fotos und optimaler Nutzung der Technik nur bei wenigen vorhanden. Du weisst selber, wieviel Aufwand anfällt bis Fachwissen entsteht. Geiz ist geil beim Denken und Handeln ist dabei keine gute Orientierung, aber sehr verbreitet.
Der Austausch unter Gleichgesinnten ist daher immer wichtiger. Als einzelner ist man nur wenig einflussreich. Beispiel ist die neue Pentax 17. Ich finde das Prinzip dahinter super und möchte es unterstützen, habe aber keine Verwendung für diese Kamera, weil ich entsprechendes schon liegen habe und mit meinen Mitteln auch keinen Markt schaffen kann. Einfach mal 599 Franken raushauen für eine gute Sache?
Eine Community wie hier sehe ich als Gegengewicht zu den besprochenen Problemfeldern. Wer hierher findet, kann mit guten Infos loslegen und findet Hilfe. Nur mit Kontakten ist es schwierig. Wie soll man sich finden? Die Adressliste kann es nicht mehr geben, Usertreffen sind länderübergreifend nur mit extremen Aufwand möglich. Rocksdorf ist richtig weit von mir.
Stimmt: Ein „Anfaßtest“ wird immer schwieriger. Zum Glück gibt es noch die Fotohändler, welche sich auf „Gebrauchtes“ (Ich selbst kaufe fast nie Neuware) spezialisiert haben, – zumindest in Ballungszentren gibt es sie noch – da kann man testen. Ich habe das einmal nicht gemacht, und bin prompt aufgelaufen. Es ist so wichtig, daß man sich mit „seinem Werkzeug“ in den Händen wohl fühlt. Und da – behaupte ich mal -, ist es von untergeordneter Bedeutung, was vorne auf der Kamera drauf steht. Andererseits kann man sich auch „gewöhnen“. Dauert halt, und klappt nicht immer. Heute wäre ich bei einer Empfehlung vorsichtig. Ich spreche da lieber nur für mich. Und mag meine Oly-Sachen nach wie vor. 😉
Anfassen halte ich für ungemein wichtig. Meine OM10 Mark I lag erst mit dem kleinen Zusatzgriff gut in der Hand. Zur neuesten Version gibt es erst gar keinen. Super liegt die OM1 meiner Hand, die OM5 nicht und mit Zusatzhandgriff hierzu stellt sich die Frage warum nicht gleich eine 1er nehmen. Und zur Ausrüstungsfrage kann ich nur sagen, warum bin ich nicht bei der OM10 geblieben. Die reichte völlig (nur nicht fürs Ego).
Die technische Entwicklung schreitet voran. Da ist es naheliegend, dass man daran teilhaben möchte. Es ist nicht entscheidend, ob man die erweiterten Möglichkeiten wirklich braucht. Der Besitz allein befriedigt. Gut, wenn man es sich leisten kann und ebenfalls gut, wenn nicht. Für Letztere gibt es dann sehr preiswerte Einstiegsmöglichkeiten in die Highlights von gestern. – Aber: Man sollte niemals davon ausgehen, dass die eigene fotografische Kompetenz und das eigene gestalterische Können mit dem Equipment korrelieren. Und an die vermutlich auch ältere Leserschaft hier mal die Frage: Wer fotografiert wirklich noch mit einem 15-20 Jahre alten fotografischen Equipment und kann von sich behaupten, allen diesbezüglichen Versuchungen nicht und niemals erlegen zu sein.
Klar, das ersetzt nicht das Ausprobieren bei einem guten Händler: aber war nicht explizit einer der Zwecke des Widerrufsrechts im Fernanbsatzgesetz bzw. heute den entsprechenden Bestimmungen im BGB, eine im Versandhandel erworbene Ware wie im Ladengeschäft begutachten zu können, bevor man sie kauft? Ich weiß, manche missbrauchen diese Option für viel mehr als das, aber was soll man denn machen, wenn die Ladengeschäfte verschwinden und mancher Hersteller anscheinend auch immer weniger Wert auf die Präsenz im Ladengeschäft legt?
Was die Befriedigung durch bloßen Besitz angeht – die lässt bei mir gerade so richtig nach. Bei FT/MFT hab ich von der E-300 bis zur OM-1 – zuletzt gerne nach Wartezeit bis Preissenkung oder im Gebrauchtkauf – bei der Kamera den Fortschritt relativ regelmäßig mitgenommen. Die letzte, die OM-1, ist seit langem das erste Modell, das mich trotz allen Verbesserungen gegenüber der davor, der E-M1 II, etwas ratlos zurücklässt. Ich bin mir nicht mal so sicher, warum. Der Sucher ist eine Offenbarung und nie war Wildlife- und Vogel-Fotografie so ergiebig. Aber irgendwie habe ich keine rechte Lust mehr auf das immer weiter getriebene Höher-Schneller-Weiter der Technik, wo es für meine Fähigkeiten und Motive nur noch um Mikroverbesserungen geht. Ich denke, ich werde wohl tatsächlich öfter mal wieder mit der vom Modelljahr her nun 10 Jahre alten E-M10 rausgehen, oder gleich mit der ebenso alten A7 II, an die ich nur manuelle SLR-Objektive aus den Achtzigern oder früher dranschraube…
Du sprichst da einen wichtigen Punkt an: Mittlerweile erschlagen einen die Konfigurationsmöglichkeiten der modernen Kameras, Fluch und Segen gleichermaßen. Irgendwann bist du reif für eine Leica…
Du hast nicht ganz unrecht. Aber ich selbst picke mir die Konfigurations-Sachen raus, die ich brauche, der Rest wird ignoriert. Bei mir steht z.B. auch das Programm-Wählrad (wie bei meiner alten FE-2) praktisch fast immer auf „A“, wie „Amateur“. 😉