Jaja, die „Warum“-Fragen. Ob der Krümmungsgrad der Banane oder der Ratschluss des OMDs-Marketings… Jetzt gab’s auf jeden Fall mal wieder eine Frage „Warum wird bei schummrigen Lichtverhältnissen während des S-AF das Bild im Sucher/Display aufgehellt?“
Wenn so eine Frage gestellt wird, ist immer die Frage „Was sind schummrige Lichtverhältnisse?“ „Wie groß ist das S-AF-Feld?“ „Ist Motiverkennung aktiviert?“ „Und was bedeutet „aufgehellt“?
Tatsächlich ist es nämlich so, dass beim S-AF nicht nur bei miesem Licht sondern bei jedem Licht die Bildhelligkeit angepasst wird. Und zwar nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Wird auf einen sehr hellen Gegenstand fokussiert, wird das Bild abgedunkelt. Das fällt nur nicht so auf, weil der S-AF bei hellen Gegenständen schneller ist.
Je nach Motiv und Größe des Fokusbereichs kann die Helligkeitsänderung länger oder kürzer sein – wie lange der S-AF halt braucht, um zu fokussieren. Dann kommt es noch drauf an, ob der S-OVF aktiviert ist, ob eine Belichtungskorrektur eingestellt ist, ob und welcher Artfilter/Bildmodus eingestellt ist. Je nachdem fällt das mehr oder weniger auf. Sogar der Weißabgleich hat eine Auswirkung – denn der wird bei schlechtem Licht während des AF verändert.
Es kann sogar sein, dass der S-AF bei schlechtem Licht gar keine Helligkeitsänderung verursacht.
Was ist nun der Grund?
Der S-AF versucht, einen möglichst exakten Fokus zu erzielen. Dazu braucht die Kamera Kontrastkanten. Also werden sehr helle Flächen abgedunkelt oder sehr dunkle Flächen aufgehellt. Das passiert dadurch, dass die Belichtungszeit des Sensors für den LiveView verändert wird, bzw, falls das nicht mehr geht, die „ISO“ für den Liveview angehoben wird. Der AF wird ja „Live“ ermittelt, und es gibt ja nur einen Sensor. Während also der S-AF läuft, ist die „Belichtungsvorschau“ und auch der „Simulated Optical Viewfinder“ zweitrangig. Auch der Weißabgleich wird so angepasst, dass der AF nach Meinung der Kamera optimale Bedingungen vorfindet. Das alles kann je nach Kameraeinstellungen und Motiv nun dazu führen, dass das Bild aufgehellt wird, abgedunkelt wird – oder man gar keine Änderung sieht.
Das war übrigens bei älteren Systemkameras nicht der Fall. Da wurde der AF gnadenlos mit dem aktuell eingestellten Bildmodus ermittelt. Das war zu Zeiten, als ich empfahl, für einen schnelleren AF Bildmodus „Vivid“ zu verwenden, weil der bessere Kontrastkanten lieferte. In Grenzen ist das auch heute noch der Fall. Bei ArtFiltern wird nämlich während des AF bereits der ArtFilter verwendet. Es gibt nun zwei ArtFilter, die den Kontrast reduzieren: Weichzeichner und Diorama. Bei ArtLV-Modus Mode2 und gedrücktem Auslöser werden diese Filter nicht angezeigt.
Und warum ist das bei C-AF nicht? Der C-AF ist nie „abgeschlossen“. Ein Zurückschalten der LiveVorschau auf „Normal“ nach fertigem AF wäre dann nicht möglich. Da der S-AF bei normalen Lichtsituationen sehr schnell ist, kann man das Zucken im Bildschirm tolerieren. Bei C-AF wäre das nicht so lustig.
Spannend, danke! Dein letzter Absatz verleitet mich zur vorsichtigen Annahme, dass der S-AF bei sehr schwierigen Beleuchtungssituationen noch eher packt als der C-AF. Einmal durch die erwähnte Kontrastanpassung, einmal weil der Phasen-AF generell mehr Licht benötigt.
DANKESCHÖN !
Danke, man lernt halt immer noch dazu.
Sorry für den von mir verursachten Wirbel, aber ich glaube, dass diese Frage schon mehrere gequält hat. Daher vielen lieben Dank für die Aufklärungsarbeit und tolle Erläuterung.
Beste Grüße
David
Ergänzung nach längerem Grübein, wonach ich eigentlich ausnahmslos nur Vorteile im C-AF zum S-AF sehe, selbst bei sich nicht bewegten Motiven.
Im kontinuierlichen Autofokusmodus (C-AF) ist die Kamera ständig dabei, den Fokus anzupassen, um das Objekt scharf zu halten, besonders wenn sich das Motiv bewegt. Da keine Anpassungen an die Bildhelligkeit vorgenommen werden müssen, um den Kontrast für den Fokus zu verbessern, entfällt dieser zusätzliche Schritt im Vergleich zum Single-Autofokusmodus (S-AF). Dadurch kann der kontinuierliche Autofokus in vielen Situationen schneller erscheinen und Zeit sparen!!, insbesondere bei der Aufnahme von sich bewegenden Motiven oder in Umgebungen mit wechselnden Lichtverhältnissen.
Beim C-AF gibst Du die Kontrolle über die Fokussierung nahezu vollständig an die Kamera ab. Das wäre der „Nachteil“. Klar, C-AF ist immer prima, wenn der Mensch nicht mehr mithalten kann oder die Zeitabfolge für einen Fokussiervorgang vor jedem Einzelbild nicht ausreicht – zumindest dann wenn sich das Motiv auch noch auf Dich zu oder von Dir weg bewegt.
Aber was machst Du, wenn Du ein stillstehendes Motiv ablichtest und selbst für mFT z.B durch Offenblende und/oder längerer Brennweite nur eine sehr begrenzte Schärfentiefe hast? Darauf hoffen, dass die Kamera Geschwindigkeit und Fortbewegungsrichtung so präzise vorhersagt, dass auch genau das gewünschte Bild aus der Serie akzeptabel daherkommt?
Ich denke beide Methoden haben noch ihre Berechtigung. Das Aufhellen des Sucherbildes scheint mir da eher das geringere Problem, daran solltest Du nichtmal einen Gedanken verschwenden.
Reinhards Bücher sind auf jeden Fall eine Empfehlung und gerade was das Thema AF angeht auch konkurrenzlos.
„Absolut, deine Gedanken sind völlig nachvollziehbar. Es stimmt, dass der Einsatz des C-AF die volle Kontrolle aus der Hand nimmt. Doch ich vertraue voll und ganz darauf, dass diese Kontrolle in die Hände eines technischen Meisterwerks (OM-1) übergeht. Besonders im c-AF verschiebt sich die Schärfeebene, aber ich arbeite ohnehin mit einem begrenzten Messfeld, besonders bei der Architekturfotografie. Daher bleibt der Fokuspunkt meiner Meinung nach auch im kontinuierlichen Modus genau dort, wo er sein soll – auf der Hauswand. Auch wenn die kleinen grünen Felder innerhalb des von mir begrenztem Messfeldes arbeiten – sollen sie ja auch-, bleiben sie im Rahmen und fokussieren das, was ich anvisiert habe. Ehrlich gesagt, genieße ich mittlerweile die Schnelligkeit des c-FA sehr und finde, dass er sich im kontinuierlichen Modus dreimal schneller anfühlt als im Einzelautofokus.
Danke für die lebhafte Diskussion und deine Anmerkungen. Ich schätze solche Gedankenspiele sehr, sie stärken die Gemeinschaft und bieten gute Lernmöglichkeiten.
Moin,moin
vielleicht auch in dem Zusammenhang eine Frage, ich habs nicht verstanden :
OM-1.1, Iso fix 1600, 12-100 , Auslöser nicht gedrückt
Ich senke di Bel.Zeit um einen Kompromiss zwischen kurzer Bel.Zeit und noch ausreichend Licht im Bild zu finden.
Modus S : ich drehe die Bel. Zeit immer niedriger , ab z.B. 1/250 bleibt das Bild gleich hell
Modus M : ch drehe die Bel. Zeit immer niedriger , ab z.B. 1/250 und niedriger wird das Bild dunkler bis fast nicht mehr erkennbar ist.
Warum ist das Verhalten in S bei gleichen Parametern / Änderungen anders als in M ?
Danke schön
Viele Grüße
tom
Bei S ist die Kamera der Meinung, dem Fotografen fällt das hektische Blinken der Blende auf, und der Fotograf unternimmt dann was. Es hat nichts mit 1/250s zu tun, sondern damit, dass die Kamera nicht weiter aufblenden kann, um die gewünschte Belichtung zu erzielen. Deine Belichtungskorrektur steht ja nach wie vor auf „0“ – wenn Du Dich bequemst, das Problem mit der Blende zu beheben – zum Beispiel ein lichtstärkeres Objektiv montierst – dann wird korrekt belichtet. Die Belichtungsvorschau zeigt genau das an: eine korrekte Belichtung.
Bei M ist die Kamera der Meinung, der Fotograf weiß, was er tut und zeigt das an, was der Fotograf macht. Da gibt’s keine Belichtungsautomatik.
ok, danke Dir für die Erläuterung, ich hatte es fast befürchtet 🙂
Es wäre halt praktisch wenn ich im auch im smodus sehen könnte WIEVIEL dunkler es wird und dann entscheiden kann ob die kürzere Bel.zeit das „wert ist“. S ist für mich praktischer da bei schnell wechselndem Licht die Blende sich automatisch anpasst falls ich für die vorherige Situation eine für die neue Situation zu kurze Zeit aktiv habe. In M bin ich da beim Eishockey zu langsam. Die 1/250 waren nur ein Beispiel, kann bei jeder beliebigen Zeit passieren.
Grüße aus dem kühlen Norden
tom
Beim Eishockey hast Du normalerweise gleichbleibende Beleuchtung (in der Halle) also kannst Du bevor das Spiel beginnt, mit M Deine Belichtung einstellen und dann auf S übertragen. Wenn Du möglichst kurze Belichtungszeiten haben willst, wäre sowieso A der bessere Modus. Offenblende, ISO fix auf das Maximum dessen, was Du akzeptierst und schon kriegst du die kürzesten Belichtungszeiten, die gerade gehen.
Am Allerbesten ist sowieso M. Denn wenn Du Spieler in schwarzen Anzügen und weißen Anzügen hast, dann ändert sich die Belichtung mit der Anzahl der jeweiligen Spieler. Das ist etwas doof. Und wenn Du sehr viel Eis hast, kriegst Du unterbelichtete Bilder, weil die Kamera das Eis auf grau stellt. Also auf M und gibt ihm.
Niemals unterbelichten weil man ISO sparen will. Das nachträgliche Aufhellen ist keine gute Idee. Nicht bei den Olys.
Dankeschön für die Beschreibung, ich probiere es aus, klingt logisch. Und Aufhellen ist immer nur eine Notlösung, da stimme ich Dir zu.
beim amateureishockey ist die Beleuchtung eher unregelmäßig, von der Stärke und den Farben, da alte und neue Leuchten im Einsatz sind.
Grüße und einen ruhigen Tag
tom
Check das mal. Die Belichtungsschwankungen von schwarzem Dress zu weißem Eis kann locker 2EV ausmachen. Eine ungleichmäßige Beleuchtung von 2EV habe ich dagegen in keiner Halle bisher erlebt. Die Unterschiede waren maximal 0,7EV, selbst in Dorfsporthallen. Und 0,7 kann man aus dem RAW immer noch rausholen. Wenn aber das Eis 2EV ausgefressen ist, dann ist da Ende der Fahnenstange.