Weihnachten war, und zwischen den Jahren hat man viiiel Zeit, sich im Internet den diversen Spekulatius-Threads hinzugeben. Passenderweise hat das einschlägige Gerüchteportal wieder ein paar Krumen Infos unters Volk gestreut, das sich mangels anderer Ablenkung des Smalltalks hingibt.
Da ich ja seit einiger Zeit ohne NDA unterwegs bin – für Outsider, ein NDA ist ein Non-Disclosure-Agreement, eine Art schriftlicher Maulkorb – könnte ich mich an diesen Threads beteiligen und mit der einen oder anderen Insiderinfo Fame abgreifen. Auch wenn ich dann vielleicht einen Anruf von Olympus kriege…
Aber was mich vor allem erstaunt hat, ist meine eigene emotionale Reaktion auf diese Threads, an denen ich mich früher durchaus beteiligt habe.
Ich sehe die Gerüchteseiten und der Neuigkeitswert ist für mich nahe Null – ich denke mir nur „Ah, wer hat denn da jetzt wieder geplaudert“. Und das Einzige, was mich interessiert ist, wie lange der Macher der Seite das schon hatte, denn man darf sich das nicht so vorstellen, dass der Kollege sein ganzes Pulver so verschießt, wie er es reinkriegt. Der Mann ist ein guter Journalist, das muss ihm der Neid lassen, und da wird vor der Veröffentlichung erst mal beim Hersteller um einen Kommentar gebeten. Und natürlich ist es wichtig, seine ganzen Infos nicht auf einen Satz rauszuhauen, sondern stückchenweise – Traffic ist alles.
Wenn ich mir dann ansehe, wie sich über diese Neuigkeiten in Foren die Köpfe heißgeredet werden und im Brustton der Überzeugung hanebüchener Unsinn verzapft wird, dann weiß ich, wie sich jemand anderes fühlen muss, der Bescheid weiß und das liest.
Ich kann mich gut erinnern, wie ich mich seinerzeit mit Spekulatius-Posts zum Stabi im 300er blamiert habe. (Weil ich von Olympus damals mißverständliche Infos bekommen hatte.) Und wenn ich mir überlege, wie sich damals die „Wissenden“ bei Olympus darüber amüsiert haben müssen, was ich geschrieben habe – dann wird’s mir heute noch anders.
Ich beteilige mich nicht daran, hier Insiderinfos auszubreiten. Einerseits natürlich, um mir meine Quellen nicht zu verbrennen, und andererseits, weil all diese Informationen in dem Augenblick, in dem ich sie veröffentliche, wahr sind – aber es kann sein, dass sie drei Wochen später überholt sind – und dann war ich es, der „Mist“ geschrieben hat, weil mir niemand glaubt, dass das Produkt eben zwischenzeitlich umdesignt wurde.
Es ist ja nicht so, dass heutzutage eine Kamera entwickelt wird und fertig. Da gibt’s oft drei, vier unterschiedliche Prototypenlinien, die gegeneinander getestet werden. Wer erinnert sich noch an die E-M1 mit den 4K im Menü? Da gab’s sogar Screenshots davon. Im fertigen Produkt war davon nicht die Rede. Trotzdem gab es die Kamera, nur eben starb der Sensor, wenn man die 4K zu lange laufen ließ. Also hat es das Feature nicht in den Markt geschafft.
Und es ist auch ein Unterschied zwischen dem, was technisch möglich ist, und dem, was in eine Kamera eingebaut wird. Die E-M1 hatte am Anfang keinen elektronischen Verschluss. Warum? Weil der elektronische Verschluss mit 1/13s Sync-Zeit eigentlich nicht praxistauglich ist. Sobald sich was etwas schneller bewegt, gibt’s krassen Rolling Shutter. Also hat man das Feature weggelassen. Bis dann der Druck so groß wurde, dass man gesagt hat „OK, Leute, wenn ihr partout wollt, hier habt ihr, dolle ist das nicht, aber wenn’s schee macht…“ Genauso war das mit LiveComposite. Erst nachdem das Marketing gedrängelt hat, haben die Techniker klein beigegeben. „Das Gap zwischen den Belichtungen ist zu lang, bei schnellen Bewegungen gibt’s Lücken – aber wenn euch das egal ist….“
Es ist eben immer ein großer Unterschied zwischen dem, was technisch möglich ist, was technisch bei guter Qualität möglich ist, was fotografisch sinnvoll ist, was Forenuser meinen zu brauchen, was Journalisten gerne hätten um ihre Artikel drüber zu schreiben und was Marketingleute glauben, dass ihre gewünschte Zielgruppe unbedingt haben will.
Ich werde weiterhin reale Produkte verwenden, werde versuchen, damit Fotos zu machen und hier darüber berichten, wenn mir was auffällt. Für die Spekulatius gibt’s einschlägige Lieferanten.
Und eines bleibt: Die beste Kamera ist die, die man beherrscht.
Ja, die Sache mit dem 300er war damals schon interessant, eines der wenigen Male, in denen du „Unrecht“ hattest.
Ansonsten ist wohl jedem klar, das die „Leaks“ vom Hersteller selbst kommen. Es würde mich doch sehr wundern, wenn das nicht gesteuert abläuft. Denn die Werbung für den Hersteller ist durchaus vorhanden, also ist es besser, wenn man es gleich selbst steuert, als dem Zufall zu überlassen, was eventuell rauskommt. Dafür ist der zeitliche Rahmen zu perfekt, um das nicht zu sehen.
Ich selbst mag die Zeit des Spekulierens sehr gerne. Sich mit anderen bekloppten über Technik Spielzeug zu unterhalten ist immer nett, man muss sich ja das Spielzeug irgendwie wieder schönreden, damit man es doch kauft. Und der Unsinn, der dort immer wieder aufkommt hat auch irgendwie immer wieder seinen Charme, gerade wenn wieder seitenlang über Äquivalenzen und überteuerte Kleinsensoren diskutiert wird. Ich mag es eigentlich ganz gerne.
Ansonsten freue ich mich schon auf deinen Testbericht, wenn es das Teil dann endlich zu dir geschafft hat (vielleicht ist es ja auch schon da??) 🙂
Diese Geschichte mit den vom Hersteller gestreuten Informationen – das kann man so nicht sagen. Es ist Fakt, dass einige Hersteller diese Gerüchteportale mit Daten füttern. Aber sehr viel davon sind tatsächliche Leaks. Berüchtigt ist der berühmte „Simon“ – dessen Identität Olympus bis heute noch nicht rausgekriegt hat. Gelegentlich kommen auch Leaks raus, bei denen die Firma richtig, richtig böse wird und da soll es schon vorgekommen sein, dass so ein Gerüchteportal die Kontaktdaten (IP etc.) an den Hersteller weitergegeben hat. Allerdings sind die Hersteller ja auch nicht doof und füttern unsichere Kandidaten mit falschen Neuigkeiten, die dann auf dem Portal auftauchen – und dann kann der Hersteller das Leck stopfen. Wie auch immer – die Gerüchteverbreiterei ist auf jeden Fall unglaublich lukrativ. Da hat der Herr eine richtig gute Marktlücke entdeckt.
Und nein, ich habe die Kamera nicht.
Hmm, gerade in Bezug auf den guten alten Simon läuft mir das zu perfekt ab. Er hat die richtigen Leaks zur richtigen Zeit und das konstant seit Jahren. Wenn gerade der nicht gesteuert sein soll, wundert mich das doch enorm. Aber gut. Bei dem Rest stimme ich dir zu.
Von der Rumorsseite kann man halten was man will, aber so was hat schon immer funktioniert. Ist bei Autos bei einschlägigen Seiten das selbe. Da wird auch über 500 Seiten hinweg diskutiert, ob das Facelift nun Auspuffblenden bekommt, oder noch echte Rohre hat.
Trust me – Simon haben sie noch nicht erwischt. Und wegen des Timings: Natürlich haut der seine Sachen nicht dann raus, wenn sie keinen interessieren….
Was ich mich immer wieder frage – Ist dieses Krümel unters Volk streuen nicht letztlich etwas das die Produkte und ihre Hersteller in den Schlagzeilen hält, und damit irgendwo auch ein Teil des Marketings? Welches in einem latent schwächelnden Markt sicher keine unerhebliche Rolle spielt…
… fast ausschließlich … keine geschaltete Werbung hätte derart hohe Likes bzw. aktive Mitglieder (siehe in den drei großen Foren die Aktivitäten dazu!) die wiederum täglich ‚zig Neue mit sich ziehen! Marketing pur … vom Feinsten täte ich sagen, wo wir für lau auch noch die Akteure sind und kräftig mit anheizten! Wir benötigen i.G. nur einen Splitter eines Knochens und schon stürzen sich alle wie die Hyänen darauf … ist das nicht schön … 😉 🙂
Och menno – jetzt hab ich gedacht Reinhard erklärt uns endlich wofür das Thermometer in der Kamera gebraucht wird und jetzt verrät er nix Dabei ist es doch soooo schön über Spekulatius zu debattieren…
Auch schon die bisherigen Kameras haben Thermosensoren drin. Und zwar zwei Stück. Der eine überwacht die Temperatur des Sensors und der andere überwacht die Temperatur des Akkus. Ich muss jetzt nicht erklären, wozu die gut sind, oder?
(M)ein(e) paar Gedanken dazu…
1.: 300er
Reinhard, ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir beide bei einem Haferkeks in Hamburg über die mögliche weitere Stabilisierung mit dem 300er diskutiert haben. Soooo weit weg von der Realisierung waren wir gar nicht. Nur, dass wir die Technik nicht im Objektiv verortet hatten…
2.: Die beste Kamera ist die, die man beherrscht.
Vorgestern habe ich zum ersten mal (*schäm*) einen kompletten Home-Shoot bei einer jungen Frau mit PEN-F only und ausschließlich in CRT oder mono gemacht. Mono ja schon öfter, aber komplett bestimmte Szenen/Stimmungen direkt in der Cam mit CRT zu tonen und dann außer „Höflichkeiten für die Dame“ nur noch ooc zu verwenden war für mich neu. In so fern „brauche“ ich gar keine E-M1X, um meine grauen Zellen in action zu halten…
3.: Für die Spekulatius gibt’s einschlägige Lieferanten
Bei der Quelle bestellen meine Eltern seit Jahren mindestens ein üppiges Paket an Leckereien p.a. 🙂
4.: Eingangsbild
Was mein brennendes Interesse an dem Eingangsbild geweckt hat ist die Schokotorte (?) am unscharfen linken Bildrand…
Irgendwann im März bin ich wohl mal wieder in Rocksdorfer Gegend unterwegs…. *Zaunpfahlwink*
;-)))
lg, Martin
(der noch Lebkuchen UND Spekulatius rumliegen hat)
Spekulationen sind was für Börsianer, und die liegen auch häufig daneben. Ich für meine Teil schau hier und da mal in die Threads rein, der reinen Neugier halber, aber beteilige mich nicht daran, das ist reine Zeitverschwendung.
lg Thorsten