Ich habe mit Sprache zu tun. Jeden Tag. Ich schreibe Bücher und blogge.

Ich habe mich vor Jahren mit „geschlechtergerechter“ Sprache auseinandergesetzt, alle Ansätze geprüft und festgestellt – keiner funktioniert wirklich. Ich bin damit in einer Linie mit der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Bei diesem Bild sieht man – es geht nicht. Nicht mal der Genderator kann es.

Wenn ich im Radio von Terroristinnen höre und Gauner durch Gaunerinnen oder gar „Gaunernde“ ersetzt sehe, zweifle ich am Geisteszustand der „Gendernden“. Wobei das ja ein Anglizismus allerübelster Sorte ist, aber wer will schon dauernd „sozial geschlechtern“. Das entsprechende Verb für „biologisch geschlechtern“ wäre dann „Sexen“.

Was auch immer das ist.

18 Replies to “Genderfail”

  1. Es wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem. Die Aufregung ums Gendern ist nur noch ermüdend. Wenn Du es blöd findest, nutze es nicht. Wenn jemand es wichtig findet, 50% der Gesellschaft besser zu inkludieren, dann sollen sie/er/es es machen. Leben und leben lassen. Und eigentlich dachte ich, dass es hier überwiegend um Fotografie geht? Das ist zumindest der Grund, warum immer mal wieder hier vorbeischaue.

    1. Wenn Du gendern toll findest, mach’s. Aber hier zu behaupten, jemand, der nicht gendert, inkludiert 50% der Gesellschaft nicht gut, ist ziemlich steil. Denn, Überraschung, gendern ist nicht inklusiv, sondern exklusiv. Es schließt große Teile der Bevölkerung aus. Oder frag mal jemanden, der mit Müh und Not Deutsch gelernt hat, was er von einem voll gegenderten Text hält. Oder gar vom Anspruch, einen solchen schreiben zu müssen, wenn es gar nicht möglich ist. Solange ich solche Plakate wie oben sehe, mache ich mich drüber lustig.
      Ich schreibe auf meinem Blog, was mich interessiert. Wenn das zufällig auch meine Leser interessiert, wunderbar. Tut es das nicht – kann ich das nicht ändern. Denn irgendwas interessiert immer irgendwen nicht. Wenn Du wünscht, dass ich nur Dinge schreibe, die Dich interessieren, teile mir die Themen mit und ich schicke Dir ne Rechnung. Gar kein Problem.

      1. „..zweifle ich am Geisteszustand der „Gendernden“…“
        Der Aussage stimme ich zu 100% zu.
        Vor wenigen Tagen habe ich einen Brief von einer öffentlichen Einrichtung erhalten. Überschrift: Einladung für Senior:innen.
        Da fühle ich mich schon diskriminiert. Ich bin nun mal keine Seniorin. Wenn dann sollten man schreiben: Einladung für Seniorinnen und Senioren. Das ganze verärgert nur. Effekt: Solche Briefe landen meist gleich im Papiermüll.

        1. Lieber Reinhard, liebe Leserinnen und Leser,
          Einem Text, der sich kritisch mit Sprache auseinandersetzt, sollte man auch die Frage nach der eigenen Sprachkompetenz stellen. Sie zeigt sich nicht nur in der korrekten Grammatik, sondern vor allem in der Fähigkeit, die Sprache als das zu erkennen, was sie ist: ein lebendiger Organismus und ein mächtiges Werkzeug.
          Sprache ist kein statisches Regelwerk, das einmal für alle Zeiten perfekt „funktioniert“, sondern ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels. Die Diskussion ist nicht, ob ein Sternchen oder ein Doppelpunkt ästhetisch überzeugen, sondern welche sprachlichen Werkzeuge eine sich wandelnde Gesellschaft benötigt, um ihre Mitglieder sichtbar zu machen. Ihre Polemik, Reinhard, demonstriert diese Macht der Sprache im Übrigen meisterhaft: Sie nutzen sie nicht zur sachlichen Beschreibung, sondern zur emotionalen Mobilisierung und Abgrenzung – ein höchst kompetenter, wenn auch rhetorisch aggressiver Einsatz von Sprache.
          Dass wir uns an neue Begriffe gewöhnen müssen, kann irritieren. Aber die Irritation über das Ungewohnte sollte nicht mit Diskriminierung verwechselt werden. Und um Ralfs Punkt aufzugreifen: Ja, dies ist ein Fotoblog. Aber selbst die Fotografie, die ja von der visuellen Sprache lebt, spiegelt immer auch einen Wandel der Perspektiven wider.
          Vielleicht liegt die wahre Sprachkompetenz nicht darin, sich über Veränderungen zu ärgern, sondern sie als Zeichen einer lebendigen und relevanten Sprache zu verstehen.

          1. Lieber Andreas,
            „Gendern“ ist eine von über 70% der „Deutsch Sprechenden“ abgelehnte Art der Sprache. Diese Ablehnung steigt mit jedem Jahr und mit jeder Umfrage. Es ist also genau das Gegenteil von dem, was Du behauptest. Es geht hier um eine durch Bildungseinrichtungen oktroyierte Veränderung der Sprache, die erwiesenermaßen grammatikalisch und sprachlich nicht funktioniert. Es gibt keinen „gesellschaftlichen Wandel“ der durch Gendern abgebildet wird und keinen Wandel, der durch Gendern ausgelöst wird. Das hätten einige gern, aber das ist ein dummer, sprachlicher Irrweg, genauso wie seinerzeit die generelle Kleinschreibung. Die Argumentation „Ey Alda, Du bist voll von gestern, wennste nicht tschenderst“ ist tatsächlich diskriminierend. Die Vergewaltigung von Sprache um vermeintlich „nicht gesehene Personengruppen“ „sichtbar“ zu machen, ist Blödsinn. Die Genderei hat weder das Gender Pay Gap beseitigt, noch Gewalt gegen Frauen reduziert. Im Gegenteil: Die Gewalt gegen Frauen steigt. Weiblichen Studenten geht es nicht besser, seitdem sie „Studierende“ genannt werden. Und Männlichen auch nicht. Der Lehrling wurde nicht besser behandelt, nur weil er „Auszubildender“ genannt wurde. Der gesamten Argumentationskette mangelt es an Evidenz. In Ländern, in denen die Sprache von Natur aus keine Geschlechterformen kennt, sind die „nicht ausreichend gesehenen Personengruppen“ nicht besser dran, als bei uns. Die Idee, dass eine von oben befohlene Sprachänderung soziale Wirklichkeit ändert, ist längst von der Realität mehrfach widerlegt. Es ist unfassbar, dass da 2025 noch jemand damit um die Ecke kommt.

            Ich „polemisiere“ nicht gegen Gendern. Ich mache mich lustig darüber, weil es nicht funktioniert und die Leute trotzdem verzweifelt versuchen, es durchzusetzen. Wir ignorieren die Schwerkraft und lernen jetzt alle fliegen.

      2. Alles klar. Ich werde dann einfach weniger reinschauen und hoffen, dass ab und zu mal wieder ein Fotothema dabei ist. Kulturk(r)ampf lese ich anderswo schon viel zu viel.

        1. Ist ein valides Argument. Für mich ist dieser „Kulturkampf“ halt eben tägliche Herausforderung mit jeder Zeile, die ich schreibe. Je enger der Korridor der Sprache gefasst wird, desto schwieriger wird es für mich, überhaupt noch zu schreiben. Journalisten müssen sich gegen SLAPPing wehren, gegen Sprechverbote, Themenverbote, Wortverbote. Das ist für den Leser, dem das Wurscht ist, ermüdend. Für uns ist es ein Kampf ums Überleben. Nicht witzig.

          1. Es hat ja keiner von Dir gefordert, hier zu gendern. Wenn es eine Replik auf so eine Forderung gewesen wäre, dann hätte ich das ja verstanden und ok gefunden. Aber so aus dem Nichts mal etwas darüber schreiben, ist dann so eine Sache. Dann muss der Leser für sich etwas annehmen, was Deine Motivation für so einen Text ist. Und wirklich sachlich, so wie deine Antwort jetzt, ist der Text auch nicht. Aber dein Blog, deine Regeln, deine Themen.

    2. Es wurde schon viel gesagt, ob alles, weiß ich nicht. Ich finde es nicht blöde sondern ermüdend mir diese teilweise absurden Wortschöpfungen anzuschauen. Ich denke, dass hat auch nichts mit Inklusion zu tun.
      Ich will hier auch keine Argumente bringen, die sind meiner Meinung nach alle aufgezählt. Es ist möglich, dass es als Werkzeug zur weiteren Spaltung der Gesellschaft genutzt wird, so dass ich Dir gern der Aussage folge, leben und leben lassen.

    3. Ich kann keinen Fortschritt darin erkennen der ablehnenden Mehrheit ideologisch begründet etwas aufzudrücken, was nicht den Konventionen entspricht (Rechtschreibrat), teilweise zur sprachlichen Verkünstelung zwingt, in der Praxis mit uneinheitlicher Nomenklatur gehandhabt wird und wenn man Pech hat bei Nichtverwendung in gewissen Umfeldern ggfs. auch ernstere Konsequenzen hat. Von wegen jeder kann wie er will.

  2. Als Texter beschäftige ich mich seit mehr als 30 Jahren mit Sprache. Vor ca. 5-10 Jahren (nagelt mich nicht fest), kam mehr und mehr die Gendersprache dazu. Jeder Agenturkunde wollte anders damit umgehen. Von „liebe Mitarbeiter“ über „liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ sowie „liebe Mitarbeitenden“ bis hin zu „liebe Mitarbeiter:innen“, „liebe Mitarbeiter/innen“ bzw. „liebe MitarbeiterInnen“ musste ich jeden Einzelwunsch erfüllen.

    Ich war in der ganzen Zeit zwiespältig. Einerseits verstehe ich den Wunsch von „Nicht-Männern“, ausdrücklich gesehen, gemeint und angesprochen zu werden – und bin auch grundsätzlich bereit, ihn zu erfüllen. Andererseits habe ich in vielen Jahren weder eine konsequent sprachlich sauber funktionierende Lösung gesehen oder gefunden, noch bin ich bereit, aus formalen Gründen eine (mE teilweise auch völlig übertriebene) Verunstaltung der von mir geliebten deutschen Sprache zu akzeptieren. 2 Beispiele: Wenn der Begriff „man“ vermieden werden muss oder aus dem nach meinem Empfinden geschlechtsneutralen „Gast“ plötzlich „die Gästin“ wird, geht mir das Gegendere einfach zu weit.

    Sprache muss sich meiner Meinung nach außerdem aus ihrem natürlichen Gebrauch heraus weiterentwickeln und nicht aufgrund eines von außen auferlegten Zwangs. Erst Recht nicht, wenn der von einer Minderheit ausgeübt wird.

    Eher anekdotisch möchte ich anmerken, dass es auch etliche Personenbezeichnungen mit weiblichem Artikel gibt, die korrekterweise eigentlich auch gendergerecht umbenannt werden müssten. Drei davon fallen mir gerade ein, ich hatte aber mal eine Liste mit mehr als 20 davon:
    die Koryphäe > der Koryphäer
    die Fachkraft > der Fachkrafter
    die Krankenschwester > der Krankenbruder

  3. Genderdiskussionen lenken wunderbar von Kinderarmut, CumEx, Steuerhinterziehung, etc. etc. ab. Das ist der einzige Grund, warum so viele korrupte Politiker das jeden Tag wieder auf das Tablett bringen. Und weil es von Klimakrise etc. ablenkt, machen die Stammtischbrüder begeistert mit.

    Macht weiter!

    ich rede und schreibe weiterhin wie ich will.

    1. Kinderarmut ist schwierig zu fotografieren – da ist die DSGVO ziemlich heftig vor. CumEx – da kannste Dich dann auf der Parkbank mit den Abmahnungen zudecken. Steuerhinterziehung – Steuergeheimnis ist für Journalisten ein Problem und die Fotos sind schwierig. Klimakrise mache ich. (Und selbst da ist es schwierig, eine Firma an die Wand zu nageln, weil Du dann sofort blöde Post kriegst, weil Du die „Unternehmensehre“ besudelt hättest.) Heutzutage brauchst Du als Journalist mit Rückgrat ein verdammt schnelles Pferd…. Oder Du schreibst halt harmlos. (Selbst Stammtischniveau ist ja kreuzgefährlich. q.e.d.)

Schreibe einen Kommentar zu André Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert