Der Flop: Die PEN-F

Es hält sich hartnäckig, vor allem unter den Fanboys (!), dass die PEN-F ein Flop war. Niemand wollte sie, die Verkäufe waren schleppend, zu langsamer AF, alter Sensor, alles voll miese. Und deswegen braucht es auch keine zweite Version davon. Sie sei zwar hübsch, gar keine Frage, aber die neue Kamera ist viel hübscher.

Nun plappern aber diese ganze Leute nur Dinge nach, die sie selber irgendwo im Internet gelesen haben und nun als ewige Wahrheiten verbreiten.

Ich war damals einer von denen, die die Kamera vorab bekommen haben. Ich war bei den Journalisten, die die Kamera in Zürich dann offiziell vorgestellt bekamen. Und ich war platt: die Kamera wurde nicht etwa als Künstlerknipse vorgestellt, sondern als tolles Stück Handwerkskunst. „Craftsmanship“.

Besonders toll: man sieht keine Schrauben. Ich hatte die Kamera zwei Wochen – und das war mir nicht aufgefallen. Weil es mir völlig egal war. Auch der Claim „This Beauty is a beast“ – in meinen Augen komplett daneben. Ja, die PEN-F war leistungsfähig. 20MP -Sensor und endlich konnte man Spot und AF kombinieren. Aber die Kamera hatte keinen Phasen-AF. Keine vernünftige Unterstützung für die FTs. Die Kamera war super an der Bühne – eben weil man Spot und AF kombinieren konnte. Aber es gab halt nur das 75mm 1,8 dafür. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Autofokus? f/2 oder besser? Mehr als 50mm? Exakt ein Objektiv. Seit Mai 2012. Ein Elend. Und das ist auch noch von Sigma. (Nichts gegen das Objektiv, das ist grandios.)

Ich habe die PEN-F aus dem Grund von der Bühne verbannt und bei der Hochzeitsfotografie nur als Backup mitgenommen. Da war halt immer 14-35 und 35-100 gefragt.

Herr Bitesnich aus Österreich – hier im Gespräch mit Aki Murata – war der Mann, der in Zürich, und später in Deutschland, erzählen durfte, wie toll die Kamera ist. Nur dass er halt mit der Kamera ausschließlich in RAW fotografiert hat und deshalb absolut keinen Plan hatte, was die Kamera überhaupt kann. Es hatte ihm wohl auch keiner gesagt. Bei meinen Gesprächen mit den Vertrieblern von Olympus bekam ich den Eindruck, dass die auch nicht wussten, was die Kamera sollte. Ja, hüpsch. Aber teuer. Ob man die nicht für 799,- verkaufen könne? Die sei ja ziemlich klein. Und habe keinen Phasen-AF. Und nur 5fps mit C-AF. Und da kam die E-M1II, die nicht viel teuerer und kraaass fett schneller war. Und Japan hat gesagt: Nada. Das ist der Preis. Verkauft gefälligst zu diesem Preis. Geile Kamera. Macht das den Kunden klar.

Haben sie nicht. Aussage eines Vertrieblers „Ja, hübsche Kamera, aber verkauft sich nicht.“ Jo. Nicht von alleine. Das Ding ist ein „erklärungsbedürftiges Produkt“. Nicht die Kamera ist das Problem.

Jetzt liegen die Gebrauchtpreise teilweise über den Neupreisen. Bei einer zehn Jahre alten Kamera. Warum? Die Kamera wird in Europa nicht mehr repariert. Das ist normalerweise das Todesurteil für den Gebrauchtmarkt. Hier nicht. Nur weil man keine Schrauben sieht? Oder wegen der lustigen Drehräder oben drauf? Nein, weil die Kamera immer noch die beste Künstlerkamera ist, die je gebaut wurde. Sie ist nicht perfekt, man könnte es längst besser machen. Aber es hat niemand jemals gemacht.

Und warum hat sie sich dann nicht verkauft wie warme Semmeln?

Simpel: Wie viele Fotografen gibt es, die tatsächlich einen künstlerischen Anspruch haben, die sich lange mit einem Motiv beschäftigen? Die sich die Zeit nehmen, eine Blumenwiese erstmal lange zu studieren und dann erst zu entscheiden, wie man sie fotografiert? Die über Kontraste und Farben nachdenken? Ja. Da gibt es einige. Leute, die auch malen zum Beispiel. Der größte Händler für Künstlerbedarf ist in Deutschland Boesner. War da mal ne Produktvorstellung für die PEN-F?

Ich kann mich nicht erinnern.

Die PEN-F war und ist nie eine Kamera für Tech-Nerds gewesen. Aber sie wurde als Mode-Gadget für Hipster vermarktet. Die Color- und Mono-Möglichkeiten als „Filmsimulationen“. Niemand hat den Leuten verraten, dass das ne Kamera für Künstler ist. Für Menschen, die Farben leben, Gefühle transportieren wollen.

Fail. Nein, nicht die Kamera. Das Marketing.

18 Replies to “Der Flop: Die PEN-F”

  1. Bereue es bis heute, bei meinem Systemwechsel nicht die PEN-F hier zu lassen. Die beste Kamera, die ich je hatte.

    Mit dem 17 er einfach genial.

      1. So unterschiedlich sind die Ansichten. Bei mir ist sie genial mit dem 12-60 Panaleica, obwohl ich das 12er, das 17er und das 45er habe …

        1. Bei mir mit den Panaleicas 15 und 25. Und wenn „ganz klein“ mit dem 20er Pana.
          Macht einfach extrem viel Spaß!
          LG

  2. Danke für die Rückblicke – auch nach Zingst mit dem großartigen „Menning“…
    Hatte mir noch 2021 eine (vielleicht die letzte) als „old new stock“ bei Phocus in Achern bei Kellers persönlich abgeholt.
    Ein ideales Gerät für kontemplatives, überlegtes Ablichten.
    Dein Buch zur Kamera hat mir mehr als einmal einen Rücksturz in die Werkseinstellungen gespart – es läßt sich schon verdammt viel einstellen …
    Hoffe, das meine noch lange durchhält – ein einziger Aufenthalt in Coimbra diente dem Austausch der wachsenden Daumenauflage,
    Grüße von einem Fan (aber nicht Fanboy)

  3. Minolta, Olympus, Canon, Nikon – und dann, nach jahrelanger Abstinenz, wieder Olympus, nachdem ein befreundeter Wiener Fotograf die PEN-F empfohlen hatte. Die hatte ich überhaupt nicht am Schirm. Hat mir dann soviel Freude gemacht wie keine Kamera zuvor. Führe sie heute noch gerne aus. Auch ohne Daumenauflage.

  4. „This Beauty is a beast“. Wie kam das Marketing auf diese Idee?

    Ich würde keine Kamera wollen, die ein „Biest“ ist. „Biest“ in Bezug auf ein technisches Gerät bedeutet für mich: Rumgezicke und Eigenleben; also dass die Kamera genau im entscheidenden Moment versagt.

  5. Ich bereue es zu tiefst mir damals keine gekauft zu haben. Wenn die Pen-F noch mal neu aufgelegt werden würde, selbst wenn sie nix ändern würden zu den Modellen von 2012, ich würd sie kaufen.

  6. Die PEN-F wurde auf den Markt gebracht, als jpeg out of cam von der kommerzialisierten Masse wenig ernst genommen wurde. RAW galt als das Nonplusultra. Jpg out of cam zeigt doch nur ein Knipser. Ich war damals noch viel in unterschiedlichen Foto-Foren unterwegs. Einem Foto musste man ansehen, dass es bearbeitet wurde. Mittlerweile scheint sich der Wind etwas gedreht zu haben. So kommt es, dass sich nun Anbieter wie Fuji oder Ricoh regelrecht damit rühmen, dass Sie Fotos direkt aus der Kamera mit einem „Filmlook“ o.ä. liefern und man sich die Bearbeitung sparen kann.

    1. Jepp, wenn man damals ein OoC-Foto bei einem Fotowettbewerb eingereicht hat, dann wurde das als persönliche Beleidigung der Jury angesehen….

      1. Unbearbeitete Fotos sollten eigentlich Vorbedingung sein für die Einreichung zum Fotowettbewerb, denn wenn ein Foto von vornherein Top ist, zeigt sich doch erst die Könnerschaft. War doch zu Analogzeiten auch nicht anders.

        1. Nur, wenn man Diafilm verwandte, war das zwingend so. In der Farbfotografie war die individuelle Nachbearbeitung aufwändiger und teurer und daher seltener, aber in der Schwarzweißfotografie war sie immer elementarer Teil des Ergebnisses…

          Was ist das eigentlich, ein „unbearbeitetes Foto“?

          Als ich anfing, digital zu fotografieren, und die Verwendung des Raw-Formats noch die Ausnahme war und nicht die Regel, weil sowohl Kamera als auch Computer sich damit noch ungleich schwerer taten, daran erinnere ich mich noch sehr gut, war ein wesentliches Kriterium bei Kameratests immer auch, wie stark JPEGs bereits un-abschaltbar in der Kamera aufgehübscht und nachgeschärft wurden, denn das erschwerte die seriöse Weiterbearbeitung. Viele haben ja damals ihre JPEGs nicht als zwingend fertiges Produkt, sondern als Ausgangsbasis für die Nachbearbeitung betrachtet, und z.B. Kontrast und Schärfe aufs Minimum gedreht. Da gab es gar keine verwertbaren „unbearbeiteten Fotos“…

          Auch heute habe ich Voreinstellungen an der Kamera, die zumindest in Teilen gar nichts mit dem fertigen Bild zu tun haben, sondern die lediglich die Aufnahme und das Erzielen eines möglichst fehlerfreien Raws erleichtern sollen. Kontrast aufs Minimum, damit sehe ich relativ genau, ob die Lichter wirklich ausfressen, nicht nur im JPEG, ohne dass mich ständig ein Histogramm oder sowas im Blickfeld stört. Schärfe aufs Maximum, damit erhöhe ich die Chance, zu erkennen, ob die Kamera (oder auch mal ich selbst) den Fokus getroffen hat, ohne dass das Sucherbild dauernd von irgendwelchen grellbunten Leuchtflächen überlagert wird. Dieses JPEG ist für ernsthaftere Verwertung gar nicht gedacht. Das eigentliche „Original“-Bild entsteht bei mir im Raw-Konverter – da aber oft auch ohne weitere Bearbeitung durch mich selbst, denn da habe ich entsprechende Presets…

  7. Mit Olympus war ich schon immer sehr zufrieden. Als dann die PEN-F als erste mit den 20MP auf den Markt kam war ich von der Bildqualität überwältigt. Dieses „Biest“ legte auf die recht gute E-M1.1 eine gute Schippe an Innovationen drauf. Und dann erst die Möglichkeiten mit dem „color creator“.
    Tja; das war das letzte Ausrufezeichen der leider abgewickelten Firma Olympus.
    Die PEN-F war und ist (dank guter Qualität funktioniert meine noch perfekt) die einzigste Kamera welche Photoshop und Co. den berühmten Mittelfinger zeigt!
    Vor Ort im Moment des Fotografierens mit dem herrlichen Einstellrad und seinen Möglichkeiten die passende Farbgestaltung und damit Stimmung auf Bilder zu fangen ist sowas von genial…
    Danke Olympus (RIP) das ihr dieses Biest erschaffen hattet.
    Amen Andreas

  8. Die PEN-F war und ist ein Meisterstück. Mit dem 1.8 er 17, 25 & 45 eine leichte Kombi, die den Fotografen fordert. Es macht ungeheuer viel Spaß und Freude mit der PEN zu fotografieren. Eigene Color „Rezepte“ auf Knopfdruck parat zu haben nice, einen Hochkontrast SW Look per Dreh einzustellen, unbezahlbar.

    Ich habe eine in Chrom und suche noch ein schwarzes Modell als Backup. Sollte OM System auf die Idee kommen einen Nachfolger zu bauen, würde ich dringend dazu raten es unter dem Motto „keep it simple“ zu versuchen. Und bitte dann noch mit Konzentration auf Fotografie. Reduktion auf das Wesentliche halt. So eine Kamera würde ich blind kaufen.

  9. Bei mir liegt immer noch eine fast neuwertige PenF im Schrank, ich nutze sie nur noch sehr selten, da ich für all meine Anwendungen, besser geeignete Kameras besitze.
    Für Street z.B. nutze ich fast immer die Lumix GX9, oder neuerdings auch die S9. Grund: Für mich bessere Handhabung mit Zusatzgriff und vor allem ein auch bei wenig Licht sehr guter AF.
    Neben der fehlenden Abdichtung (GX9 ist auch nicht abgedichtet) der PenF stört mich vor allem der bei wenig Licht sehr schlechte AF. Gerade abends in Städten, in der Dämmerung, oder bei Laternenlicht, ist er eine Zumutung.
    Außerdem das alte unzumutbare Menue, ich suche mir einfach oft einen Wolf, für meine Denke ist es unlogisch aufgebaut, im Gegensatz zum Pana- Menue, das ich als vorbildlich empfinde, aber das ist sehr subjektiv.
    Das beste an der PenF ist einfach ihr schickes Äusseres, sie sieht einfach unglaublich gut aus, für mich, eine der schönsten Kameras die je gebaut wurden. Außerdem der immer noch sehr gute IBIS.
    Eine Neuauflage abgedichtet, mit gutem AF und neuem Menue würde ich sofort kaufen.
    Aber da habe ich bei XXX die Hoffnung aufgegeben, haben die überhaupt noch eine Entwicklungsabteilung, die den Namen verdient? Ich denke Nein.

    1. Ich lese das mittlerweile so häufig mit dem grauenvollen AF der PEN-F. Irgendwie habe ich da anscheinend eine andere Version. Ich habe schon mit dem Vorserienmodell seinerzeit finstesterstes LowLight an der Bühne geknipst – und in Schulturnhallen JiuJitsu. Habe ich hier alles gezeigt. Ich habe den AF der PEN-F in allen Situationen als ausreichend schnell und zuverlässig empfunden. Im Gegenteil, wenn es um zuverlässigen AF geht, schlägt er die Modelle mit Phasen-AF problemlos. Die sind zwar schneller, haben aber weit mehr Ausschuss. (Gestern erst wieder habe ich Alois Rainer frontal – nur halt leider unscharf. Weil man so ein Foto so oft wiederholen kann. „Herr Bundesminister, könnten Sie bitte noch mal…..????“ Hey, selbst wenn der Minister das natürlich macht, ich mache mich doch nicht vor versammelter Mannschaft zum Horst und fange an zu chimpen. „Könnten Sie noch etwas warten? Ich muss erst kucken, ob sie scharf sind…“ Denn natürlich fällt das immer erst hinterher am PC auf. Mit der PEN-F ist mir das noch nie passiert.)

      1. Hallo Reinhard,
        meine PenF hat Probleme bei schwachem Licht und/oder schwachen Kontrasten.
        Dann findet der AF den Punkt nicht, wenn er ihn findet, sitzt er immer.
        Die GX9 ist in der gleichen Situation erheblich besser, habe die beiden nebeneinander in den selben Situationen ausprobiert. Und zwar auch mit Olympus- Objektiven, obwohl dann der Pana DFD- AF nicht funktioniert
        Letzte PenF Firmware.
        Meine EM5-2, die noch bei mir im Schrank liegt, verhält sich bei schwachem Licht ganz genau so.
        Bei gutem Licht, ist der AF der PenF tadellos.

        1. Ich glaub Dir das. Deswegen sage ich ja – ich habe die Erfahrung nicht gemacht. Aber das scheint eben von Motiv zu Motiv und von Lichtsituation zu Lichtsituation unterschiedlich zu sein. Man müsste das mal gemeinsam ausprobieren.

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