Die Fotomaschine – PEN F

Die Daten der neuen PEN sind schon geleakt, jeder weiß, wie die Kamera aussieht. Und alle rätseln, was denn nun die „3 Dinge“ sind, die die Kamera kann, die die bisherigen Kameras nicht können.

Ich weiß es auch nicht. Sie hat keine Motivklingel eingebaut und man muss immer noch selber den Auslöser drücken. Man sollte den fragen, der diese „3 Dinge“ aufgebracht hat. Für mich hat die Kamera vor allem zwei Dinge:
Sie ist die erste Kamera, bei der ich mir überlegt habe, welches Objektiv da, vom Style her, am besten dranpasst.
Und sie ist die erste Kamera, seit meiner vollmechanischen Exakta, bei der sich das Fotografieren nicht mehr wie Arbeit anfühlt. Auf einmal macht das Spaß. Man ist nicht mehr durch das elendige Chimpingbehindert. Man kann durchgängig mit der Kamera am Auge arbeiten, man muss keine Buttons und Räder suchen, man muss nichts umstellen, man kann einfach knipsen. Und ob man die Bilderansicht einschaltet oder nicht, ist eigentlich ziemlich egal – man sieht ja schon vorher, was man hinterher bekommt.

Sie hat ein paar Dinger, die die Community seit Jahren will: Eine Belichtungskorrektur, die auch bei M und Auto-ISO funktioniert. Und eine Spotbelichtungsmessung auf dem Fokuspunkt. Die Eventfotografen werden Hallelujah rufen und die Kamera sofort bestellen. Zu Recht.

Einsatz an der Bühne. Spot aufs Gesicht und nicht verschwenken. Ein Traum.

Aber das ist es noch nicht. Olympus hat seinerzeit mit dem Farbgestalter was angefangen, was ein bisschen in den Anfängen stecken geblieben ist. Beim Farbgestalter konnte man dem Bild einen Farbstich geben, die Sache war aber etwas unflexibel und da darunter immer ein automatischer Weißabgleich lag, war der Effekt nicht wirklich gut zu steuern.
Das nächste Problem, das die anderen Kameras entwickelt hatten: Die Artfilter wurden immer mehr und mit tausenden von Variationen und Effekten versehen, die aber nur übers Menü zu erreichen waren. Tolle Sachen dabei – man kam nur nicht schnell genug ran.

Das ist nur ein Cliffhanger – auch aus der PEN F. Ein Stereobild.

Nun hat Olympus nachgelegt – aber sowas von. Die Artfilter wurden mit neuer Oberfläche versehen und sind nun irrsinnig schnell durchzuscrollen und auszuwählen. Das allein wäre es noch nicht. Aber sie haben zwei neue Funktionen dazugebaut, die harmlos „Color“ und „Mono“ heißen. Dahinter verbergen sich jeweils drei Presets, die man anpassen kann. Man kann dabei in einem Farbkreis für jeden einzelnen Farbbereich die Sättigung ändern. Wenn man lustig ist, kann man einen Modus bauen, bei dem alle Farben knallbunt sind – außer grün. Das neue Kleid des Models ist sowas von blau? Na und – entsättigen wir es – der Rest des Bildes bleibt. Drei dieser Presets stehen zur Verfügung.

Da haben wir mal kurz die Farben der Magical Mystery Tour verstärkt…
Hier alles außer Rot und Grün entsättigt.

nd jetzt kommt der Knaller: Das gibt’s auch in Monochrom. Da kann man sich die Sättigung der digitalen Farbfilter auswählen – und man sieht im Bild direkt, was das für Auswirkungen hat. Und – klar, die Gradation kann man ändern – und zwar nicht nur Lichter und Tiefen, sondern nun auch die Mitten. Und eine Vignette von weiß bis schwarz – ganz nach Wahl. Auch hier wieder: 3 Presets.

Ja, selbstverständlich wirkt sich das „nur“ auf das JPG aus. Klar- was sonst?

Und hier mit Vignette im frühen 60ties-Style. Wo ist der Fehler? 
Klar- der Framus-Bass ist aus den 70ern…

Für mich ist das eine völlig neue Möglichkeit, Bilder zu gestalten. Vor Ort. Ohne die Kamera auch nur vom Auge zu nehmen. Meinen eigenen Stil entwickeln. Meine eigene Farbsprache – kein nachgemachter Filmlook. Die Kombinationsmöglichkeiten nur des Color-Rädchens mit der Gradation sind so absurd groß, das ist eine völlig neue Spielwiese. Wir reden hier von einer 7-stelligen Anzahl von verschiedenen Möglichkeiten. Können auch mehr sein, schlagt mich nicht, wenn es 8 oder 9 Stellen sind. Kein Vergleich zu den ArtFiltern – die immer noch ihre Berechtigung haben, aber eben doch in den Möglichkeiten weit zurückbleiben.

Ach ja – wenn der neue Olympus Viewer draußen ist, kann man aus den RAWs 80MP rausholen. Ja. Irre Auflösung. Knackescharf. 125MB pro RAW. Nur um das kurz erwähnt zu haben… Stativ sollte aber sein.

Wer mehr wissen will, und mehr Fotos sehen will, ziehe sich das neue oly-e-paper:

http://fotografierer.com/olye/download/olyep/olyep201601.pdf

Und natürlich, weil ich gerade in Zürich sitze und da die Vorstellung der Kamera mitgemacht habe, noch ein paar Bildbeispiele:

Hier ist grün stark gesättigt und der Hintergrund entsättigt – Nein, Quatsch. Das ist Natural. Hier ist am Bild nichts gedreht. Das ist in einem kultigen Fahrradladen in Zürich.

Das hier sind dagegen ernsthaft ein paar Farbspielereien mit der neuen Funktion. Jeweils nur an rot und Grün gedreht.

Das ist der Schokokuchen im BogenF – wer da jemals hinkommt – Finger weg. Das Zeug macht süchtig.

Und nochmal Fahrradladen, diesmal stark entsättigt und nur das braun der Griffe und des Rahmens.

Hier die Bar in Gertruds Garten. Alles entsättigt außer Gelb – kommt bei Messing sehr fein.

Und natürlich Modelshoot – hier mit der PEN F mit Drahtauslöser beim Selfie machen… Wieder ein bisschen an der Farbe gedreht. Mit dem Lippenstift ist es etwas tricky – da muss man bei der Einstellung der Farbe aufpassen und eventuell die Nachbarfarbe etwas hochdrehen, damit man keine abrupten Abbrüche bekommt.

Hier ist mal alles außer dem Kleid entsättigt.

Und jetzt das Ganze noch im Mono-Modus. Mal zwei Versionen. Einmal mit brutaler Gradation, Blaufilter und Körnung

Und einmal ohne Körnung, Rotfilter, Gradation ausgeglichen.

Gleiches Licht, gleiches Model, gleiches Makeup.
Ja. Kann man hinterher in Photoshop machen. Aber man kann es auch gleich vor Ort machen – dann macht das Model nämlich das passende Gesicht dazu und man sieht sofort in der Kamera ob das passt – oder eben nicht.

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