Newsticker: Lidar und Kamerasensoren

Lidar ist ja der letzte heiße Scheiß. Lidar (Light Detection and Ranging) sind Laserentfernungsmesser, die für die Navigation von Autos und für den AF von Kameras genutzt werden. Die funktionieren in der Regel mit IR-Lasern mit einer Wellenlänge zwischen 850 und 930 nm. Das ist für das menschliche Auge unsichtbar.

Nun wurde am 9.5. auf Reddit ein Video veröffentlicht, in dem man live sehen kann, wie der Lidar-Sensor eines Volvos einen Iphone-Sensor grillt. Der Lidar-Sensor des Volvo nutzt eine Wellenlänge von 1550nm. Und das Video ging sofort viral, so dass man jetzt Hunderte von Artikeln dazu findet.

Ich hatte das mit der Laser-Empfindlichkeit von Kamerasensoren ja schon hier thematisiert. Da ging es aber vor allem um sichtbaren Laser. Lidar ist aber unsichtbar. Und heute habe ich eine Mail bekommen, ob das Problem auch eine normale Kamera töten kann.

Fangen wir mal bei den Grundlagen an: Die Lidar-Sensoren in den Fahrzeugen basieren nicht etwa darauf, dass da ein Laserpunkt wie bei einem Laserpointer ausgesandt wird, sondern, im Gegenteil, ein Laser definiert gestreut wird (z.B. im 30°-Winkel). Je weiter man von dem Laser weg ist, desto geringer ist entsprechend die Leistung. Um nun die Reichweiten von 200 bis 300 Meter zu erreichen, sind das ziemlich potente Laser, die da eingebaut werden – das ist ne andere Hausnummer als ein Laserpointer. Wenn das sichtbares Licht wäre, wäre es gar nicht zulässig, aber die entsprechenden Wellenlängen werden vom Auge absorbiert und gelangen nicht auf die Netzhaut. (Wir reden hier von Lasern zwischen 100 Watt und 2kW, die da eingebaut werden.)

Die normalen Kameras haben IR-Sperrfilter drin, die unterhalb des sichtbaren Lichts zumachen. So etwa ab 800nm kommt da nicht mehr viel durch. Aber ganz dicht geht halt nicht. Wenn man mit der Kamera direkt an den Lidar-Sensor rangeht, dann ist der Sensor gehimmelt. Macht das wer? Ich hoffe nicht.

Im Video ist jemand mit dem Iphone und der Telelinse direkt auf den Lidar-Sensor los, weil er zeigen wollte, dass der Laser pulst. Das war keine gute Idee.

In den Reddits wird dann behauptet, nur die Volvo-Lidars mit 1550nm wären gefährlich, das stimmt aber nicht. Die Kameras „sehen“ auch 850, 900 und 950nm. Kann jeder nachvollziehen, der mal die IR-Fernbedienung des heimischen Fernsehers über den LiveView blinken sieht. Es kommt vor allem auf die Leistung des Lasers und die entsprechende Entfernung an. Volvo gibt eine sichere Entfernung von etwa einem Meter an.

Es ist also nicht so, dass man keine fahrenden Autos mit Lidar-Sensoren mehr fotografieren darf, ohne seinen Sensor zu riskieren. Aber eben: ganz nah ran ist eventuell ne dumme Idee. Und wenn man beim LiveView-kucken was hell blinken sieht, wo man normalerweise nichts sieht, dann sollte man Abstand halten.

Die Lidar-Sensoren für Kameras und Handys zur AF-Unterstützung haben übrigens weit geringere Leistungen. Da passiert nichts.

3 Replies to “Newsticker: Lidar und Kamerasensoren”

  1. 2KW (auch wenn die gestreut werden) und dann vom Auge absorbiert werden ist nicht gerade wenig. Absorbieren heißt letztendlich in Wärme umsetzen.
    Es gab ca 30 Jahren das Thema , dass alle IR Fernbedieungen mit einem schönen gelben Laserwarnkleber versehen werden müssen. Bin dann beruflich aus der TV Branche raus, ist dann auch nicht so gekommen.

  2. Da gibts dann wohl bald mal einen Hack, wo das Auto dann die Speedcameras grillt 😉

    …in Zukunft werde ich halt wieder UVIRCutfilter for meine Linsen geben *LOL*

    1. Oder gleich ein Attentat? Die Idee war doch schonmal da, damals allerdings noch mit einem Containergrossen Laser (Lautlos, Frank Schätzing). Aber die Technik bleibt ja nicht stehen. ..

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