Ich kriege immer wieder Mails zu Artikeln über KI und Fotografen. Manchmal ist das toller Stoff zum drüber aufregen, dann wieder heftiges Kopfschütteln. Ich verwende selbst mittlerweile sehr oft den „Copilot“, der bei Skype direkt integriert ist. Das obige Bild ist vom Coplioten erzeugt – zum Thema „KI und Fotografen“. Wie bei jeder KI sollte man nicht so genau hinkucken, das mit der Anatomie dauert wohl noch ein bisschen. (Fotografen arbeiten übrigens offensichtlich immer in Lofts mit riesigen Fenstern und Macs ohne Blendschutz. Und mindestens einer hat nen Afro und alle Fotografen sind schlank und haben nen Vollbart und die Frauenquote liegt bei mindestens 42%.)

Zum letzten Artikel, „Petapixel disst OMSystem“ hat sich die KI folgendes aus den Fingern gesogen:

Da fand ich das Ergebnis, das mir die KI von Excire aus meinen eigenen Bildern gefischt hat, schon passender. Immerhin weiß die KI, dass OMSystem Kameras bauet. Wenn der Copilot hier ein buntes Curry aufgebaut hätte, hätte man sich wirklich Gedanken machen sollen. Dass der Copilot mit „Dissen“ nichts anfangen kann und Petapixel nicht kennt – ja gut, müssen die Jungs wohl noch etwas an ihrer Reichweite feilen.

In den letzten Wochen war „Sora“ der letzte heiße Scheiß. Die Video-KI von OpenAI. Selbst mein Zahnarzt hat mir erst ne Brücke eingesetzt und dann anschließend ein Video vorgespielt wo irgendwelche Typen bei Schneefall durch Straßen laufen. Da ist dann immer die Frage, was ist schlimmer.

Auf Profifoto lässt sich Silke Güldner darüber aus, dass die ganzen Auftraggeber zunehmend Prompter statt Fotografen beauftragen und mir ist letzthin sogar ein Kamerahersteller untergekommen, der ein reales Foto seines nächsten Produktes einer Ki vorsetzt und das von dieser daraufhin erzeugte, kameraähnliche Ding in die üblichen Kanäle einspeist um zu sehen, wer beknackt genug ist, das zu leaken.

Die Rankin-Pleite (eine bekannte Werbeagentur des britischen Fotografen John Rankin Waddell) wird auf reduzierte Werbebudgets und – natürlich – KI -Konkurrenz zurückgeführt. Tatsächlich war es aber eine Forderung des Finanzamts über eine Million Pfund, die völlig überraschend eingetrudelt ist. (Die Angestellten bleiben auch mit 300.000 Pfund kleben, Waddell und seine anderen Firmen betrifft das nicht.)

Tatsächlich – und das schreibt auch Frau Güldner – werden die Werbebudgets umgeschichtet. Eben auf „Influencer“, weil man der Meinung ist, hier für weniger Geld die Werbebotschaften nachhaltiger, sprich unauffälliger, an den Kunden zu bringen. Dabei ist die Qualität, die diese Influencer liefern, meistens rein fotografisch schlechter, aber eben glaubwürdiger. Die Fotografie, die jahrelang immer mehr in Kunstwelten abgedriftet ist, wird jetzt von den ultimativen Kunstwelten ersetzt. Du brauchst kein Normalmädel mehr per Photoshop zur Sexbombe für das Cover aufblasen, wenn Dir die KI eine copyrightfreie Sexbombe in Sekunden für lau liefert.

Aber das Familienfoto liefert die KI halt immer noch nicht. Und das glaubwürdige Foto der mit dem neuen NEFF-Herd gezauberten Lasagne halt auch nicht.

Glaubt das wer? Eben.

Frau Güldner sagt, echte Fotografie wird wieder kommen. Meine Meinung: sie war nie weg. Nur die ganzen Heinis, die dachten, sie müssten ihre Bilder mit KI-Tools aufhübschen, die fliegen raus. Weil die KI das ganz alleine besser kann.

Aber langsam muss man sich hüten, einen Primat des Menschen über die KI zu postulieren, denn die ersten Wissenschaftler wurden von KI-Firmen bereits eingestellt, um der KI Rechte zu verschaffen. Zu definieren, wann eine KI als „empfindsam“ gelten kann und sie somit auch „beleidigbar“ ist. Wenn man in Zukunft also sagt „ChatGPT ist dümmer als ne Stange Toastbrot“, dann ist das vielleicht strafbar und man kassiert ne Abmahnung. Und verhandelt wird das dann natürlich wieder von einer KI, denn unsere „echten“ Richter sind ja damit beschäftigt, Beleidigungsklagen gegen Schwachköpfe zu verhandeln.

Ach ja: letzthin ist ja ein Whistleblower von Microsoft spontan in den besten Jahren in seinem Appartement eines völlig unerklärlichen Todes ohne erkennbare Gewalteinwirkung gestorben. Wenn man den Microsoft-Copiloten zu dem ehemaligen Mitarbeiter einen Artikel schreiben lässt, dann ist das ein erfolgreicher, „aufstrebender Stern in der Welt der Technologie“. Sogar seine Zukunftspläne weiß der Copilot: er plant „seine eigenen Start-Ups zu gründen und weiterhin an Projekten zu arbeiten, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.“ Ja nü. Das Fazit vom Copiloten: „Suchir Balaji ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Leidenschaft und harte Arbeit zu großem Erfolg führen können.“

Genau.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ihn nicht die KI gekillt hat.

One Reply to “KI und Fotografen”

  1. >Aber das Familienfoto liefert die KI halt immer noch nicht.
    ….aber nur bei Dir, weil Du sehr wahrscheinlich sorgsam mit den Bildern der Familie umgehst 😉

    Auf ein besseres Neues Jahr !
    Siegfried

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