OMSystem hat nun tatsächlich mal die heiligen Hallen in Coimbra für eine Kamera geöffnet und ein 1:32 Video veröffentlicht, in dem man etwa fünfzehn Sekunden lang das Servicecenter von innen sehen kann. Das Personal am Empfang glänzte zwar durch Abwesenheit und die Servicetechniker scheinen von der Filmerei absolut nicht begeistert zu sein, aber immerhin hat OMSystem sich mal geöffnet.
So ein Ultrakurzvideo aus einem bisher „geheimen Bereich“ reizt natürlich zum Pixelpeepen. Und das wirft Fragen auf.
Ein riesiges Gebäude mit 4000 qm Grundfläche. Für 32 Techniker, die auch noch relativ dicht aufeinandersitzen?
Naja, der größere Teil des Gebäudes ist vermietet. An ein Spanplattenlager der Firma Aleixo und Pereira. und 3DLab, eine Werbeschilderfabrik, die auch für Aldi arbeitet. Das große Schild, auf dem das draufsteht, ist im Video geschickt ausgeblendet. Was seltsam aussieht, ist das riesige OMSystem-Schild, das so gar nicht zur geschwungenen Front passt. Kunststück. Die Front war vom Architekten ohne Schild geplant. Die war mal im Olympus-Blau gestrichen mit dem Olympus-Schriftzug vorne quer.
Ach ja: Da links am Betonpfosten stand übrigens im März 2023 ein Briefkasten:
Der ist natürlich nicht doppelt, da hat die Panosoftware von Google wieder halluziniert. Und anscheinend ist der auch wieder abgebaut worden – im Video ist er nicht mehr zu sehen. Dafür der Behindertenparkplatz vor dem Eingang.
Auch andere Dinge fallen dem pixelpeependen Betrachter auf: Die Arbeitsplätze haben zwar alle Lötstationen, aber bei den zwei im Detail sichtbaren Plätzen keine Lötrauchabsaugung, wie sie in Deutschland Vorschrift wäre.
An einem Arbeitsplatz wird gerade ein Objektiv mit Kamera gewartet – ist was Größeres, ein 100-400. Sowohl beim Objektiv als auch bei der Kamerawartung gibt es keine Reinraumbedingungen.
Das hier war Check and Clean auf der Photokina:
Auch kein Reinraum, aber hier ging’s nur um Diagnose und Staub abfeudeln. Da ist nicht großartig zerlegt worden. Trotzdem weißer Handschuh und alle mit weißen Hemden. Macht was her. (Und nein, auch in Prag waren die weißen Handschuhe bei normaler Antwort nicht normal. Aber für so ein Promovideo hätte ja man mal welche ausgeben können…..)
Success Rate von 98,5%. Das hat bei mir die Augenbrauen hochgezogen. Denn wie ist diese Rate definiert? Prag, von dem heute noch viele schwärmen, hatte eine „Re Do“ Quote von 98,5%. Das bedeutete, 1,5% der Geräte kamen innerhalb der 6 Monate Rep-Garantie zurück. also mit dem gleichen Fehler. Sie hatten eine Repquote von 90% in 3 Werktagen und von 98% in 5 Werktagen. Hotlineanrufe wurden zu 85% in 30 Sekunden angenommen und Emails zu 95% in weniger als 24 Stunden beantwortet.
Was bedeutet da nun 95% Erfolgsquote?
Was mich persönlich interessiert hat: Das Spezialwerkzeug, das man laut der Mail, die ich bekommen habe, braucht, um den Sensor zu reinigen. An Werkzeug sah man Akkuschrauber, einen Kreuzschlitzschraubendreher und eine Pinzette. Zum Reinigen der Frontlinse eines 150-400 einen Lenspen und für eine Tough einen Druckkessel. Bis auf einen Druckkessel habe ich das alles hier rumliegen…. kann natürlich sein, dass sie ganz tolle Gerätschaften haben, aber dann wäre es doch ne Idee gewesen, zu zeigen, wie toll sie ausgerüstet sind. Den Druckkessel haben sie ja auch gezeigt….
Aber seien wir jetzt mal begeistert, dass mal der Service gezeigt wurde. Wenn auch nur 15 Sekunden lang.
Mich irritiert eher, dass OMDS im Video behauptet, schon seit 1999 auf Reparaturen von Fotoausrüstung spezialisiert zu sein, also seit 25 Jahren!
Das Unternehmen OMDS gibt’s doch erst seit 9. Oktober 2020, also noch nicht mal 5 Jahre!
Den Bestreben, etwas offener zu agieren, finde ich ja grundsätzlich erstmal positiv, nur halt etwas missglückt.
Vermutung:
Vielleicht gab es an dieser Stelle bereits eine eigenständige
Firma (bevor sie von Olympus aufgekauft wurde), die seit 1999
diverse Kameras repariert hat (so, wie „VIA DA VINCI“ bei uns
in Deutschland). Oder Olympus hatte dort seit 1999 irgendeine
Außenstelle.
Es gibt dort einen Mann, der bereits seit 1991 dabei ist, außerdem zwei Frauen und einen Mann seit 1998. Also diese Nummer „Seit 1999“ ist gar nicht verkehrt. Ja, die allermeisten sind erst seit kurzem dort, aber es gibt eben auch Urgesteine aus Olympus-Zeiten.
Das die von OMDS beschäftigten Techniker bei der Übernahme/Einstellung Erfahrungen mitbringen bzw. mitgebracht haben, stelle ich ja gar nicht in Frage. Mich stört aber, dass eine Firma, die seit weniger als fünf Jahren besteht, so tut, als würde sie seit 25 Jahren Reperaturen anbieten. Das ist schlicht falsch und auch etwas ganz anders als z.B. “ wir setzen auf Mitarbeiter mit viel Erfahrung“ …. Meines Erachtens versucht die Aussage „..seit 1999…“ über Zeitdauer Kundenvertrauen aufzubauen, was aber nach hinten losgeht, wenn man weiß das es die Firma erst seit weniger als fünf Jahren gibt! Ein Verweis auf die erfahrene Mitarbeiter wirkt da besser. So sehe ich das zumindest. Vermutlich habe ich als Dipl-Kauffrau und selbstständige Unternehmerin in einem Nischenmarkt aber von sowas keine Ahnung…
Auf der Seite vom Coimbra wird anscheinend ein „Tag der offenen Tür“ für den November angekündigt, genaues Datum kann ich dort nicht erkennen. Zum Anmelden soll man an einer Befragung teilnehmen, welche natürlich auf Portugisisch stattfindet.
also Focus on the Customer ist ja aufjedenfall schon mal dreist gelogen.
Wo wir schon beim Pixelpeepen bzw. Nitpicken sind: In dem Schraubenkopf bei 0:44 geht’s so zugig zu, das schaut schon ein wenig nach Philips-Schraubendreher in einer JIS-Schraube aus, oder? Auweia.
Und was zum Kuckuck ist in den beiden Glasflakons mit rotem Verschluss drin, die fast jeder prominent vor sich stehen hat? Einmal klar, einmal grün – Isopropanol und Pril? À la „Wir baden gerade Ihre Kamera drin.“? Die sind auch Thema des Hinweiszettels bei 0:35. Vielleicht eine ungehörte Bitte, dass das Isopropanol nicht zum Verzehr geeignet ist? Könnte den einen oder anderen Erfahrungsbericht aus dem Werksforum erklären.
Und mir wird vorgeworfen, ich wäre böse….. tststs…
Jo. Der Formschluss des Kreuzschlitzes lässt leicht zu wünschen übrig, aber Spezialwerkzeug ist halt teuer….
Das grüne Zeug könnte Schraubensicherungslack sein. Und das transparente Zeug Sensorreinigungsmittel. Die Zettel drauf könnten Verfallsdaten sein. Das Zeug wird ja in Kanistern angeliefert und von dort in die Arbeitsplatzflaschen abgefüllt. Das enthält flüchtige Bestandteile und nach ner gewissen Zeit ist zu wenig Lösemittel in der Lösung, so dass Rückstände auf den Sensoren bleiben.
Hallo Ihr Lieben,
Ich schließ mich an das es gut ist, dass es überhaupt so etwas anzuschauen gibt.
Die hier oft und umfangreich gescholtene Reparaturbude von OMDS habe ich auch dreimal getestet, und fand sie, außer, dass man nicht weiß, was gerade passiert (ich musste einfach warten) vom Ergebnis gut.
Meine drei Fälle waren einmal ein Preorder 100 – 400 das in allen Bereichen überraschend schlechte Schärfe zeigte. Das hatte mich gerade als Preorder damals gewundert. Eingeschickt und als es zurückkam, ist die vordere Linsengruppe getauscht gewesen und das objektiv zeigt nun durchaus beeindruckende Schärfe. Auch konnte ich in dem Objektiv keinerlei Staub erkennen. Wie auch immer sie das gemacht haben.
Als die OM1 rauskam hatte sie auf einer Reise mit dem wirklich schönem 12-100 mit. Auf dem Münchner Flughafen rannte ich zeitnah zum Gate, dabei riss der Reißverschluss meines Rucksacks auf und die Kamera flog mit angeschlossenem Objektiv im hohen Bogen über meinen Kopf, viele Meter weit und schlug dann in den glänzenden Steinboden ein. Das Objektiv riss ab, und diverse Teile davon verteilen sich in der Gegend.
Bei dem 12-100 Ist das Bajonett im inneren des Objektivs an Kunststoff festgeschraubt. Das Bajonett der Kamera hingegen im Metallrahmen. Es wird also im Extremfall, das Objektiv und nicht die Kamera geopfert, so dass man, wenn man weitere Objektive hat, Möglicherweise noch fotografieren kann. Die Kamera funktionierte übrigens noch nach dem Drama.
Genau den umgekehrten Fall hatte ein Freund von mir mit der damals nagelneu LUMIX G9 und einem mir nicht mehr bekannten höherpreisigen LUMIX Objektiv bei einer mehr wöchigen Wanderung im Yellowstone Nationalpark erlebt. Auch dort fiel das Ensemble in die Steine, und es riss das Bajonett der Kamera, und das Objektiv hielt. Das hatte zur Folge, dass ab dem Moment es keine Fotos mehr davon mit der Kamera gab. Dummerweise war das am zweiten Tag passiert.
Die Einzelteile meines 12-100 hab ich dann nach Portugal geschickt und hab für die Reparaturpauschale von 253 € (Wenn ich mich recht erinner) ein Neues bekommen. Das fand ich fair.
Die Kamera habe ich dann kommentarlos separat eingeschickt und um Prüfung gebeten. Sie kam trotz sehr deutlicher Einschlagmarken von dem Fall auf Garantie mit getauschten Bildstabilisator zurück und hat seitdem klanglos 60.000 Bilder gemacht.
Ich halte den Bildstabilisator für das gefährdete Teil bei so einer Aktion, da ich eine OM-D E-M1-1 hab die auch mal herab fiel und bei der Teile des Stabilisators nachgaben, woraufhin der Sensor schräg lag. Daraufhin hat die Kamera kein Piep mehr gemacht und aufgrund des Alters und des Reparaturpreises von auch ungefähr 250 € hab ich es dann dabei belassen.
Insgesamt war es für mich mit den Reparaturen in Portugal bisher OK.
Auf etwas möchte ich auch gerne noch hinweisen, über das nicht wirklich gesprochen wird und das ist die ziemlich tolerante Garantiezeit von zweieinhalb Jahren, wenn man denn das Produkt anmeldet. Da kann man wohl in den USA oder bei Apple nur von träumen. Vor kurzem gab es eine pauschale Garantiezeit Verlängerung auf 5 Jahre bei einem der Angebote für 80 €, auf die ich dann meinen teuerstes Gerät, das 150 – 400, angewendet hab. Soweit so gut eigentlich.
Natürlich werden andere, andere Erfahrungen gemacht haben, aber es gibt eben auch diese.