Kein Schmerzensgeld bei mieser Fotografie

Wenn man manche Bilder von Hochzeitsfotografen so sieht, dann fragt man sich schon manchmal, ob die Abgelichteten nicht Schmerzensgeld verlangen sollten. Die Unartigkeiten der Fotokollegen sind endlos und man greift sich an den Kopf, was da von gestandenen Hochzeitsfotografen auf die Website oder ins Schaufenster gestellt wird. Sowas kann man ja machen – manchmal klappt es einfach nicht, oder das Paar ist nicht locker oder das Wetter spielt nicht mit oder im Hintergrund hat die Schwiegermutter reingegackert. Aber dann stell ich das doch nicht als Referenz aus….

Egal, ein Pärchen hat tatsächlich beim Amtsgericht Köln gegen den Fotografen auf Schmerzensgeld geklagt, weil die Fotos so gruselig waren und außerdem der Fotograf weder die Luftballons fotografiert, noch Gruppenfotos abgeliefert hatte. 170 Bilder hatte er auf einem USB-Stick abgeliefert. Das war für das Ehepaar arg mager.

2000 Euro Schmerzensgeld wollten sie haben.

Der Richter zeigte Mitgefühl, er könne die Unzufriedenheit nachvollziehen, aber eine „psychische Beeinträchtigung mit Krankheitswert“ sei vom Brautpaar nicht dargelegt worden. Daraufhin gingen sie in Berufung beim Landgericht – aber das bestätigte die Entscheidung in einem Hinweisbeschluss. Das Pärchen zog die Berufung zurück, damit ist das Urteil des Amtsgerichts rechtskräftig.

Kann nun jeder Hochzeitsfotograf so viel Mist abliefern, wie er will?

Es gab noch ein anderes Urteil zu diesem Thema, bei dem ebenfalls ein Kunde zuerst die Fotos abgenommen hatte, aber hinterher doch nicht zahlen wollte – die Fotos seien doch Mist. Hier hatte der Fotograf alles sauber dokumentiert, inklusive der Abnahmeerklärung und damit hatte der Kunde das Nachsehen.

Für die Fotografen: alles sauber dokumentieren. Auftrag und Abnahme.

Für die Hochzeitspärchen: sucht euch nen guten Fotografen. Der Preis ist leider kein Qualitätsmerkmal. In keiner Richtung. Und ein Fotograf, der nicht die ganze Website mit Hochzeiten vollgepflastert hat, ist vielleicht einer, der Datenschutz ernst nimmt….

8 Replies to “Kein Schmerzensgeld bei mieser Fotografie”

    1. Sie ist eine Hobby-Fotografin und ist beruflich Hundefriseurin, die nach jedem Haarschnitt ein Foto von dem frisierten Hund macht. So steht es im Artikel. Sie hatte auch gesagt, dass Hochzeitsfotografie nicht ihre Stärke ist. Sie wurde überredet und dem Bräutigam war es egal, wie gut die Bilder werden. Ihm geht es um Erinnerungsfotos. Nun hat das Brautpaar keine Fotos … Tja, wenn man so geizt.

      1. Der Artikel ist ausgesprochen interessant. Und ja, auch die Brautpaare haben gelegentlich sämtliche Räder ab. Gerade das mit „kein Platz, nichts zu essen“ habe ich auch schon erlebt. Wenn der Blutzuckerspiegel in den Keller geht, geht die Motivation gleich mit. Reportage den ganzen Tag ist Leistungssport, wenn man das gut machen will.
        Und ja, da werden zigtausend Euronen in die Fete und das Essen gesteckt – und für das Einzige, was bleibt, ist dann keine Kohle da.

        1. Ich bin mir fast sicher, dass die gute Frau, weil Amateur und man will es extra gut machen, noch die eine oder andere Extrameile gelaufen ist.

          Nebst keinen Pausen und keinem Essen, keinem Platz an einem Tisch (als Freundin, die sonst sowieso eingeladen worden wäre) finde ich auch die 2 Gratis Wasserflaschen (sic!) süss…

          So kann man seine Freundschaft auch kündigen…

  1. Wenn ich Hochzeiten fotografiere gibt es IMMER ein Vorgespräch von Angesicht zu Angesicht mit dem Brautpaar. Extra für dieses Vorgespräch hab ich ein paar von den jeweiligen ehemaligen Kunden freigegebene Bilder als Anschauungsmaterial auf dem Tablet dabei. Ansonsten findet man bei mir keine Hochzeitsbilder. Die gehören dem Brautpaar. Ich finde das gehört sich so.
    Im Vorgespräch kläre ich auch was wann fotografiert wird. Ich fotografiere für eine Reportage natürlich auch das Buffet und die eingedeckte Tafel. Auch die Gäste die am Buffet anstehen. Und dann ist Fotografierpause! Keine essenden Hochzeitsgäste mit vom kauen verzerrten Gesichtern. Nichtmal wenn es gewünscht würde mache ich das.
    Wasser (und nur Wasser) in ausreichender Menge steht für mich bei meiner Fototasche bereit. Reine Absprachesache.
    Während des Essens lässt der DJ „Tischmusik“ im Hintergrund laufen und DJ(ane), die evtl. vorhande Band und ich können was essen. Meist das gleiche vom Buffet wie die Gäste, manchmal „Personalessen“. An der Gästetafel möchte ich garnicht sitzen, auch wenn das oft angeboten wird. Ich sitze gerne mit Band und DJ an einem separaten Tisch und verbringe mit denen die verdiente und notwendige Pause.
    Auch wenn manche Menschen meinen dass das Fotografieren einer Hochzeit leichte Arbeit im Schatten ist… das Gegenteil ist der Fall.
    Vom frühen Morgen mit Ankleideorgie im Hotel bei Braut und Bräutigam über Friseur, Paarshoot an ausgewählten Aufnahmeorten, Ankommen der Gäste vor der Kirche, Trauung, Gratulationskurs, Sektempfang am Veranstaltungsort bis teilweise weit nach Mitternacht…
    All das ist auch zu Zweit harte Arbeit, bei ständiger Konzentration und mit einer hohen Verantwortung.
    Irgendwann ist das Festessen verputzt, die Musik hat eingepackt und von dem ganzen Zauber ist nix mehr zu sehen. Das einzige was bleibt sind Bilder die auch zur Silberhochzeit noch angesehen werden sollen.
    Allein schon aus den Gründen gehört das in die Hände von Menschen die das können. Und dass das Geld kostet sollte auch jedem klar sein. Und während die Hochzeitsgäste am Sonntag noch mit ihrem Kater beschäftigt sind fängt für die Fotoleute die Arbeit erst an.
    Die Hochzeitsgäste sehen all das nicht und machen sich keinen Kopf darüber, dass auch Assis bezahlt werden müssen, Gerätschaften finanziert und unterhalten werden müssen und dass Handwerkskammer und vor allen Dingen das Finanzamt ja auch noch da sind…
    Bei fast allen ersten Kontaktanfragen kommt die Frage der Brautleute: „Was kostet das?“ Und immer ist meine Antwort: „Lass uns zusammensetzen, kucken ob wir uns sympathisch sind und miteinander arbeiten wollen und was Ihr möchtet und ich verbindlich liefern kann.“ So läuft das eigentlich immer und ich brauche nichtmal alle Finger einer Hand um abzuzählen wann die Kosten der Grund waren dass ein Auftrag nicht zustande kam…
    Gruß aus HH
    Achim
    PS: Noch ein Extra-Tipp von mir: Auf jeder Hochzeit ist ein Onkel der selber fotografiert und einem mit Fachgesprächen auf die Ketten geht und nicht von meiner Seite weichen will. Den binde ich ein und gebe ihm quasi den Auftrag seinen Blitz auszuschalten und die Gegenschüsse zu machen. Ich kann dann in Ruhe arbeiten und hab jemanden an den ich verweisen kann wenn schon am nächsten Tag die Frage kommt ob ich schon ein paar Bilder fertig hätte. Der Onkel freut sich wenn er gefragt wird und ein paar Tage später freut sich das Brautpaar, dass es Geld in die Hand genommen hat um einen Fotografen zu engagieren…

    1. Dieser „Onkel“ war ich bereits. Habe mich aber anders verhalten. Habe die Profis werkeln lassen und lieber Fotos gemacht, die diese nicht machen konnten (sie können ja nicht überall sein). Unter anderem Fotos vom Make-of der Brauteltern mit den Profis. Kam scheinbar gut an. Man muss sich halt auch einmal zurücknehmen können und die Leute „arbeiten lassen“.

  2. Zitat Achim: Wenn ich Hochzeiten fotografiere gibt es IMMER ein Vorgespräch von Angesicht zu Angesicht mit dem Brautpaar.
    Ist doch klar, man muss ja schließlich, wer die persons-in-question auf der Hochzeit sein werden, sonst erwischt man die falschen! 🙂 Gruß aus dem westlichen Hintertaunus, Hermann

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