Excire gibt Fototipps

Es hat sich ja mittlerweile rumgesprochen, dass ich Excire benutze und das Programm ziemlich geil finde. Artikel von mir wurden ja auch in Newslettern von Excire verlinkt, aber einige Dinge der „Pattern Recognition Company GmbH“ in Lübeck finde ich echt schräg.

Es hat damit angefangen, dass das Forum bei Excire, das am Anfang eine ganz gute Hilfe bei der Bewältigung von Problemen war, irgendwann nicht mehr moderiert und demzufolge von KI-Spam geflutet wurde. Irgendwann haben sie es zwar nicht abgeschaltet, aber die Links aus der Homepage entfernt. Ersatz: eine FAQ und ein Mann im Support, der die ganzen Supportanfragen beantwortet. Kann man machen – und sich drauf verlassen, dass das gegenüber potenziellen Kunden auch so kommuniziert wird. Von wem auch immer.

Sie sind auf FB und Insta aktiv. Da sie Software zur Fotosuche verkaufen, ist der Claim „mit uns finden sie ihre Fotos dodal schnell“ nicht wirklich geeignet, in Dauerschlaufe zu laufen. Also machen sie das gleiche wie alle Anbieter von Fotokram: Schlaue Ratschläge zum Knipsen geben.

Sie haben dafür ein paar Artikel auf ihre Homepage gesetzt und verlinken die öfter mal bei FB. Vor kurzem: Mond fotografieren. Knüller.

Was braucht man: Ne Kamera. Und man könne da auch ne Kamera mit APS-C-Sensor verwenden, Vorteil: „Der Crop-Faktor von Kameras mit APS-C sorgt dafür, dass der Mond auf den Bildern vergrößert erscheint.“ Ähhh – ja, so ähnlich, vor allem das „erscheint“ ist ziemlich nah dran…. Aber Bildwinkel ist schon auch ein echt komplexes Konzept.

Kamera mit M-Modus. Damit habe man die volle Kontrolle über Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert. Ah ja. Kein M-Modus, keine Kontrolle über den ISO-Wert. Gut dass wir das mal geklärt hätten.

„Für detailreiche Abbildungen des Mondes empfehlen wir ein Zoom- oder Teleobjektiv mit einer Brennweite von 200mm oder mehr“. Jo, wenn man das Konzept mit dem Bildwinkel nicht intus hat, dann kommen solche Aussagen raus.

E-3 mit 200mm FT-Objektiv. 200mm mit Kleinbild: halb so groß….

Stativ: „Stellen Sie sicher, dass Sie ein robustes Stativ verwenden, um die Kamera zu stabilisieren, was wiederum längere Belichtungszeiten erlaubt“. Klar, wir machen Langzeitbelichtungen vom Mond. Vom stabilen Stativ. Detailreich. Mit langen Brennweiten. Schon mal mit nem Meter Brennweite (Formatfüllend bei mFT) auf den Mond losgegangen? 1/125s sollten es maximal sein, der Mond ist nämlich richtig schnell…

Fernauslöser – jo, wenn man keinen Stabi hat….

Elektronischer Verschluss – das ist doch mal ein guter Tipp, nicht wegen der Verwacklung, sondern weil der elektronische Verschluss einfach schärfer ist. Bei langen Brennweiten und Sync-Zeiten von 1/20s oder noch länger sollte man sich das aber noch mal überlegen, weil man dann nämlich beim Mond Rolling Shutter kriegt… (Nicht viel, aber muss ja nicht sein.)

f/11, 1/125s, ISO 640, 1000mm (150-400 mit TC+MC-20) Halbmond bei gutem Seeing. (Foto: Mario)

Lichtverschmutzung: Das ist bei Sternenfotografie ein fettes Problem. Beim Mond ist das spannenderweise ziemlich irrelevant. Der Grund ist simpel: Der Mond ist so dermaßen hell, dass er selbst der größte Lichtverschmutzer ist. Der Tipp, doch den Mond am besten im ersten oder letzten Viertel zu fotografieren, weil da die Schatten auf dem Mond schöner sind, zeigt, das Lichtverschmutzung eher nicht das Problem ist. Beispiel: am 13.2. Ist der Mond zunehmend im ersten Viertel. Mondaufgang: 8:49 (eine Stunde nach Sonnenaufgang) Monduntergang 19:48. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang. Wirklich dunkel ist es also erst ab etwa 19:00 und da steht der Mond bereits sehr nahe am Horizont – viel Luft dazwischen.

Abnehmender Mond kurz vor Sonnenaufgang. 500mm, f/9, 1/50s, ISO 125. Der Himmel ist schon nicht mehr schwarz.

Die Kamereinstellungen: RAW, M (wegen voller Kontrolle über Schärfe!!!!) Blende 9 um maximale Schärfentiefe (!) zu erreichen. (Selbst bei 2m Brennweite und 36MP Kleinbild liegt die Hyfo grob bei 50km). Halten Sie die ISO niedrig um eine Überbelichtung zu vermeiden. (Ja, genau! Belichtungsmessung wird grob überbewertet.) Belichtungszeit zwischen 1/60s und 1/250s (f/9, ISO 100 und 1/125s ist OK, da liegen sie mal richtig). Stabi auf dem Stativ deaktivieren. (Außer man hat ne Oly. Die kann das.) Den Absatz zur Fokussierung zerpflücke ich nicht, der ist sowieso wirr. Weißabgleich: „Da sie im RAW fotografieren, müssen Sie sich keine Gedanken machen.“ Naja, man könnte auch einfach sagen, dass der Mond Tageslicht abstrahlt. Also 5300K.

400mm, f/6,3, 1/1000s ISO 200. Der Wald ist scharf, der Mond nicht. Aber nicht nur wegen der Schärfentiefe, sondern weil er noch sehr tief steht.

Empfehlung von Excire: Landschaftspanorama mit Mondmotiv direkt über Horizont: Landschaft knipsen, dann Mond knipsen, zusammenkleben, fertig. Funktioniert nur nicht so, weil der Mond direkt über dem Horizont zwar groß auskuckt, aber matschig ist. Es geht nicht nur um den Belichtungsausgleich, der ist etwa beim Vollmond gar kein Problem, weil die Landschaft noch von der Sonne beleuchtet wird, sondern es geht um die Schärfentiefe – Entweder Landschaft oder Mond scharf, beides geht nur bei sehr kurzen Brennweiten. Und eben um die viele Luft, die einen scharfen Mond über dem Horizont unmöglich macht. Also erst Abendszene knipsen und dann um Mitternacht den Mond und an den Horizont kleben.

Vollmond über Val d’Elsa, Toskana. 96mm, 1/60s, f/4. ISO 200. Beim Mondaufgang ist der Mond um Größenordnungen dunkler als hoch am Himmel. Bei 96mm und f/4 bei mFT liegt die HyFo bei 230m – hier reicht die Schärfe bis zum Mond. Aber der Kontrast halt. Und die Luft….

Ich frage mich, welche Agentur noch Geld mit diesem Unfug macht. Ich habe ja nichts dagegen, wenn man den Fotografen schlaue Tipps gibt – ich versuch das ja selber – aber dann bitte in vernünftiger Qualität. Einfach nur Buzzwordbingo spielen, das fördert doch nicht die Identifikation mit einem Softwarehersteller. Auf Insta haben sie sogar ein Foto von einer Messe in Kentucky gepostet, wo zwei Typen in Excire-Shirts rumstehen. Text dazu: Die Messe ist total wichtig. Nur, wer sind die Nasen am Stand????

Als Excire-Kunde will ich nicht wissen, wie ich den Mond knipse. Das erklären mit die Kamerahersteller, die Objektivhersteller, die Forenten und mein Opa. Auch wenn ich das gar nicht frage. Ich will wissen, was die Firma macht, wer das ist, was sie entwickeln, wann es welche neuen Features gibt und am tollsten wäre, wenn sie einfach zeigen, dass sie nette Leute sind, die ihre Kunden wertschätzen. Also zum Beispiel einfach mal den netten Menschen am Support zeigen. Ist das ne Hundert-Mann-Programmierfabrik oder sind das vier Leute, die in der Mittagspause am Küchentisch coole Ideen entwickeln? Ich will das wissen. Weil es meine emotionale Bindung zu dieser Firma betrifft. Software und Kameras sind austauschbar. Beziehungen zu Menschen nicht.

6 Replies to “Excire gibt Fototipps”

    1. Das Reißen war nicht das Problem – aber geh mal in den Baumarkt und sag, Du hättest gerne 384400km Hanfseil. Wie Du siehst, hat es gerade so ausgereicht…..

  1. Hat mich doch glatt daran erinnert, dass Exire gerade eine KI Beurteilten Wettbewerb zum Thema Astrofotografie hat.

    So habe ich gerade eines der wenigen hochaufgelösten Bilder des Mondes hochgeladen. Man kann ohne große Probleme Strukturen von unter 3 km sehen….

    Aber da ich wie meist recht lernresistent bin und mich folglich keinesfalls an solche gegebenen Fototipps gehalten hatte, war es nicht verwunderlich dass es nur den Platz 500 von 600 erreichte 😉

    Einzig das sehr bunte Bild vom Weihnachtsbaum Sternhaufen war mal kurzfristig auf Platz 12 oder so um wahrscheinlich bald mal in Nirvana abzutauchen 🙂

    Der Mond am Seil gefällt mir ausnehmend gut.

    Siegfried

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