Ich habe ja in Salzburg schon mit der Ricoh WG-6 gespielt und wenn ich sagen würde, ich wäre glücklich mit den Ergebnissen, dann wäre das strikt gelogen. Ich habe aber bei dpreview anständige Fotos aus der WG-6 gesehen und wollte wissen, ob ich einfach nur zu doof zum Knipsen bin…. Also geht’s an meine efeubewachsene Burgmauer und dann sehen wir mal. Als Vergleich dann die TG-6 ebenfalls aufs Stativ schnallen. Echter Vergleich geht natürlich nicht, weil die TG-6 kürzere Brennweiten hat. 4,5 bis 20mm, die WG-6 5 bis 25mm.

Was kam bei raus? Bei ISO 125 ist die Bildqualität absolut gleich, nur dass die WG-6 eben 20MP hat und die TG-6 nur 12. Das macht sich erheblich bemerkbar, die WG-6 zeigt mehr Details. Beide Kameras haben im JPG bereits bei ISO 125 Aquarelleffekte in den Farbverläufen. Das ist aber noch akzeptabel. Klarer Vorteil WG-6. Hier ein Foto mit 13,7mm Brennweite. Bei beiden Kameras im mittleren Brennweitenbereich und ISO 125:

Deutlich? Ja. Mit den Linien kommt die WG-6 viel besser zurecht als die TG-6. Höher auflösender Sensor. Mit den Linien kann die WG-6 die TG-6 bis ISO 6400 auf Abstand halten. Das hat natürlich nichts mit optischer Auflösung zu tun, da geht es ausschließlich um digitales Raten. Hier bei ISO 6400:

Wie man sieht sind die Linien längst im Wesentlichen Matsche. Aber die Ziffern kann der Algorithmus noch erkennen und zeichnet sie dunkler. Bei der Oly sind diese Ziffern schon kurz vor dem Verschwinden. Die „75“ ist nicht mehr von einer „70“ zu unterscheiden.

Wenn es also um solche Motive geht ist die WG-6 vorne dran. Anders sieht es bei meiner Burgmauer aus.

Schon bei ISO 200 ist der Auflösungsvorteil der WG-6 dahin und man kann die beiden Bilder bestenfalls noch als gleichwertig ansehen. Bei ISO 400 sieht da so aus:

Und von da an geht’s bergab. Natürlich verliert die Oly auch mit steigender ISO an Auflösung, aber einerseits hat die Oly den Vorteil, dass man aufs RAW zugreifen kann, bei dem man moderne Rauschunterdrückungen einsetzen kann und andererseits hat die Oly bei höheren Empfindlichkeiten im Durchschnitt eine Stufe Rauschvorteil. Die Oly-ISO 6400 sieht aus wie bei Ricoh die ISO 3200. Und – bei allen Fotos lief die Oly auf Rauschunterdrückung Standard. Bei der Ricoh kann man das nicht einstellen.

Wir reden hier von Kameras, die gleich alt sind. Wenn Ricoh 2024 den Nachfolger der WG-6 auf den Markt bringt, kann sich das Spiel schon wieder drehen.

Die Ricoh hat ein paar Dinger drin, die ich durchaus auch bei einer TG gerne sehen würde: Der Verschluss des Kartenfachs ist schneller zu öffnen, hat aber natürlich die zusätzliche Verriegelung der TG-6 nicht. Die eingebauten Makro-LEDs sind luxuriös. Die längere Brennweite. USB-C. (Ja genau, hat Ricoh seit vier Jahren. OMDS hat bis zur letzten Sekunde Micro-USB eingebaut. ) Die Ricoh hat eine benutzerdefinierbare Taste. (Ab Werk mit einem doofen Energiesparmodus belegt.)

Die WG hat aber auch ein paar Sachen, die nerven: Wenn eine Stativplatte montiert ist, kommt man bei der WG-6 an nichts ran, weil alle Anschlüsse unter einer Klappe sind. Aufnahmeparameter kann man nur über umständliche Einstellungen im Menü ändern. Die Kamera hat nur fünf Bildstile. Kein RAW. Kein A, kein M. Der Weißabgleich stimmt nicht. Nur HD mit 60fps. Die Oly kann FHD mit 120fps. Der extrem tiefliegende Einschalter, für den man Fingernägel braucht. Kein Focus BKT, kein Stacking, Kein WiFi.

OK. Kostet 200 Euro weniger.

Hallein mit ISO 400. Wenn man nicht auf 100% zoomt, taugt das.

Wenn man nur Ultramakros ohne Stacking macht und ansonsten mit den ISOs nicht über ISO 200 muss – und wenn doch, man die Bilder maximal in Postkartengröße ausdruckt – kann man die WG brauchen. Das längere Tele ist gelegentlich fein.

Und die guten Fotos bei DPreview? Naja, bei ISO 125 und gutem Licht und detailreichen Bildern – zum Beispiel ein Fischerhafen – da ist die WG-6 in ihrem Element. Da kann sie zeigen, was der 20MP-Sensor kann. Als Urlaubskamera im sonnigen Süden – Top. Die Kamera ist auch nicht so teuer wie die TG-6, die kann man auch mal den jüngeren Familienmitgliedern in die Hand drücken, die damit viel Spaß haben können .

11 Replies to “WG-6 vsTG-6”

  1. Moin,

    „Wir reden hier von Kameras, die gleich alt sind. Wenn Ricoh 2024 den Nachfolger der WG-6 auf den Markt bringt, kann sich das Spiel schon wieder drehen.“
    Halte ich fuer unwahrscheinlich. Ricoh/Pentax liefern bei Outdoorkameras gern alten Wein in neuen Schlaeuchen ab.
    Die WG-6 hat gegenueber ihren Vorgaengern vermutlich nur ein neues, duenneres Gehaeuse bekommen. 1.5m anstatt
    2m Fallhoehe und 10m statt 14m Wasserdruck.

        1. Das ist eine Seite, die geschrieben wurde, bevor die WG-6 auf den Markt kam. „To be released in 2019“. Wäre gut, einfach bei Ricoh nach den Specs zu kucken.

  2. Ewig schlummert ein Haben wollen Instinkt in mir. 3 Schritte vor, 2 zurück. Die Situation sagt ja, die zu erwartenden Bildergebnisse nein. Nach diesen Beispielen bleibt es beim Nein.
    Schöne Weihnachtszeit
    Wolfgang

  3. Jede Wette, der Hauptunterschied zwischen WG6 und WG7 wird sehr ähnlich dem zwischen TG6 und TG7. Der Markennahmen auf der Kamera ändert sich in Pentax, siehe WG80 und der Nachfolger WG90.

        1. Dann hast Du allerdings recht. Gerade die beiden Kameras verglichen – da ist wirklich nur die Farbe und der Name geändert. Und der Preis. Ich werde meinen Kontakt bei Ricoh mal fragen…..

  4. Ich hatte mal eine Pentax Optio W60.
    Bei der konnte man die grüne „Vollautomatik“-Taste und die vier Steuerkreuztasten umkonfigurieren und sich so seine eigenen „Shortcuts“ zurecht legen. D.h. 4 oder 5 konfigurierbare Tasten (ich weiß es nicht mehr so genau). Ich habe Pentax damals dafür geliebt!
    Geht das mit den aktuellen Modellen nicht mehr? Das wäre sehr schade.
    VG, Markus

    1. Nein. Geht nicht. Man kann die rote Videotaste lahmlegen und ihr ähnlich wie der Oly-Multifunktionstasten fünf verschiedene Funktionen zuweisen, aus denen mittels Cursortasten dann ausgewählt werden kann. Also hat man unter Verlust der Videofunktion zwei „programmierbare“ Tasten.

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