Immer wieder bekomme ich Mails „was kann ich für meine Fotos verlangen!“. Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet mich die Leute fragen. „Klingt komisch, ist aber so“. Und immer wieder erzähle ich das Gleiche: MFM-Liste oder Nasenchemie. Und regelmäßig dann die Frage „kannst Du mir die Liste schicken“. Nein. Kann ich nicht. Die „MFM-Liste“ ist eine Veröffentlichung des „Bundesverbands professioneller Bildanbieter. “ und die lassen sich das bezahlen. Kostet 29,80. Gedruckt.
Wer also ernsthaft wissen will, was er für seine Bilder verlangen kann, Liste kaufen.
Kleines Problem dabei – und das sehen auch die Gerichte mittlerweile so: das ist eine „Anbieterliste“. Also eine Preisliste, was erstklassige Contentlieferanten verlangen. Professionelle Fotografen, die nicht nur deshalb professionell sind, weil sie ne „Profikamera“ rumtragen, sondern die seit Jahren Brötchen, Butter und Aufstrich mit der Knipserei verdienen – müssen.
Die Liste gilt nicht für Hobbyfotografen, Amateurfotografen, Freizeitknipser, you name it.
Die gilt auch nicht für alle, die glauben, Bilder billiger zu kriegen. Ich habe von einem Tourismusverband, die Unmengen Broschüren herausgeben, eine Anfrage bekommen, für die die neuen Fotos zu machen. Klar, kein Problem, Vergütung nach MFM-Liste oder über Stundensatz. Ähhh nein. Wir dachten eigentlich daran, dass Sie mit zwei Models – und zwar immer mal wieder anderen – den Landkreis abfahren, mit Paddelboot, Fahrrad, Rucksack – Sie wissen schon, active leisure, quality time und so – und da Fotos machen und die uns schicken. Und wenn wir welche brauchen können, dann zahlen wir Ihnen auch was dafür. Aber einen 50er pro Bild – das geht natürlich nicht. Und natürlich brauchen wir die Fotos exklusiv und wir müssen sie bearbeiten können und ohne zeitliche Begrenzung und für beliebig viele Auflagen. Danke für’s Gespräch, ich wünsche Ihnen noch ein schönes Restleben.
Lokalzeitungen zahlen zwischen 8,50 und zehn Euro pro Bild – aber die wollen das wenigstens nicht exklusiv und mit dem Text dazu kommt man manchmal auf 30 oder 40 Euro für einen Termin. Krasser Stundenlohn. MFM? Wovon träumen Sie?
Wenn mich jemand fragt, was sein Bild wert ist, dann frage ich ihn, wie lange er gebraucht hat, das Foto zu machen, was an Unkosten angefallen ist und wie hoch sein Stundenlohn ist. Strich drunter. Wenn er dann sagt 1/2500s und er war eh schon dort, dann ist sein Bild bei einem Stundenlohn von 129,- brutto etwa 0,0000143 Euro wert. Da braucht er sich nicht wundern, wenn keiner was dafür zahlen will.
Bilderklau zu bekämpfen ist mittlerweile fast unmöglich – perverserweise könnte da KI Abhilfe schaffen, dann da ist der Bilderklau institutionalisiert und wenn alle ihre Bilder, die sie brauchen, von Stable Diffusion generieren lassen, dann lassen sie wenigstens unsere Bilder in Frieden.
Die vernünftigste Methode für Bilderpreise ist Abrechnung nach Stundenlohn und Spesen. Und dann kriegt der Kunde die Bilder und was er damit macht, ist sein Problem. Man kann es eh nicht kontrollieren. Ich war mal auf einem Event von Olympus, dort war ein gebuchtes Model, Modelrelease nur ein Jahr gültig – als ich das erfahren habe, habe ich die Kamera wieder eingepackt. Was will ich mit Fotos, die ich nach einem Jahr löschen muss? Ich habe von einigen Kunden gehört, die mit einem Fotografen im Clinch liegen, weil der verrückte Lizenzbedingungen auf seinen Fotografien hat. Wozu? Ich knipse lieber, als bei Anwälten rumzuhocken.
Also: klare, simpler Regelung. Du zahlst, ich liefere. Was Du mit den Bildern machst, ist mir wurscht, was ich mit der Kohle mache, geht Dich nichts an.
Als Hobbyknipser mit Profikamera kann ich nur sagen: Auf den Punkt geschrieben. Für mich keinThema, ABER: Wer jetzt dazu („…was kann ich für meine Bilder verlangen…“) noch Fragen hat, dem ist nicht zu helfen.
Schnorren ist ein beliebter Volkssport, ich weiß nicht, ob es noch vor oder nach der Geizistgeilmentalität kommt. Ich kenne das zur Genüge auch aus meiner Branche, wo vor allem die „Nebenerwerbler“ mich ausfragen wollten, oder ich mein Equipment für lau verleihen sollte. Deshalb kann ich deinen Artikel sehr gut nachvollziehen. Meine Antworten waren dann halt unsozial. Passt auch zu dem Update von deinen Büchern, was darf und soll Information kosten? Ich glaube, da hat das „freie“ Internet uns nicht nur in diesem Bereich einen Bärendienst erwiesen.
Gruß Ernst
Das Problem ist ja nicht nur die „Geiz ist geil Menthalität“ der Kunden, sondern auch das Ego der Amateure. Viel fühlen sich halt gbauchpinselt, wenn sie irgendwo einen Abdruck von ihrem Foto veröffentlicht sehen. Als Amateur brauche ich doch eigentlich nichts verkaufen und deshalb sollte der Preis – bei entsprechender Qualität – auch dem eines Profis entsprechen oder von mir aus sogar darüber liegen – wenn man denn mit seinem Bildle irgendwo einen Habenwollen-Effekt generiert hat. Leider ist das natürlich ein Wunschdenken und der Egotrip und das Geltungsbedürfnis der Hobbyknipser wird gnadenlos gegen die Interessen der Berufsfotografen ausgespielt – zumindest wenn es um Bilder aus dem Archiv geht. Bei Auftragsarbeiten wird sich – ein solventer Kunde – hoffentlich keinen Hobbyknipser engagieren.
Kostenvoranschlag Stundenlohn der Zeit und BEA beinhaltet. Ungefähre Bilderanzahl bestimmen
Genehmigen lassen
Bilder abliefern mit Nutzungsrechten
So wie Reinhard geschrieben hat. Was der Kunde damit macht, also mit den Bildern die er bestellt hat, ist wirklich egal. Die Nachkontrolle ist bei entsprechender Bilderzahl fast unmöglich. Was in Rechnung stehen sollte, daß der Kunde deine Bilder nicht selbst weiter verkaufen oder sonst irgendwie abgeben darf. Heisst, wenn von dritter Seite Interesse an Bildmaterial besteht, wird wieder auf den Fotografen (Urheberrecht) verwiesen.
In der Regel ist das unkompliziert und der Kunde versteht es, wenn explizit unten in der Rechnung vermerkt ist.
Betreff Hobbyfotografen… Die gehen mir so auf den Sack. Schleichen sich für einen Nuller in die Events…. „Ich fotografiere ja nur für mich und zum Spaß“…. schleimen dann aber um die Kunden/Acts herum und wollen denen dann ihre Bilder schenken. Mein Verhalten zu diesen Kollegen ist dann eher asozial. In Wort und Körpersprache.
Schönen Abend noch.
Hallo Reinhard,
ich war dieses Jahr in zwei Ausstellung involviert und habe bei der Gestaltung der Preisen für die Bilder so ne Formel wie Du, allerdings aus Mindestlohn basierend, gebeetsmühlenartig gepredigt. Alles für den Hintern!
Ich verstehe es nicht und werde es nie verstehen warum Leute, wenn sie ihrer Bilder schon loswerden wollen, diese dann im Prinzip verschenken.
Ist halt so und trauriger Weise machen sie damit noch, den schon kleinen Markt vollends kaputt.
Schöne Grüße