Unterwegs mit der G9II

Ich hab’s ja schon geschrieben – ich muss die G9II wieder abgeben. Eine Woche – dann ist sie wieder weg. Also war ich damit und mit meinem Roller noch nen Tag draußen und habe einfach Bilder gemacht. Wozu so ne Kamera ja gedacht ist – und nicht um im Studio Fadenzähler zu knipsen.

Wie immer bei ner neuen Kamera muss man sich erst mal einfinden, die Finger müssen die Knöpfe finden und Automatismen muss man umstellen. Ich bin noch weit davon entfernt, die Kamera zu beherrschen, aber man gewöhnt sich aneinander.

Mit der Joystick-Verstellung des AF-Punktes bin ich allerdings noch nicht warm geworden, aber damit komme ich schon bei der OM-1 nicht klar, deshalb mache ich das nach wie vor mit den Pfeiltasten, das ist für mich exakter und schneller.

Der künstliche Horizont der G9II, der mich anfangs genervt hat, war vor Ort dann sehr brauchbar, man hat ein genaueres Gefühl als bei der relativ kurzen Wasserwaage der Olys. (Alte Panasonic-Hasen verzeihen mir bitte, dass ich über uralte Features schreibe.)

Kirche in Berching, Fishcap.

Bis zum Schluss hat mich das Display genervt. Die Farbwiedergabe ist schlecht. Ich bin es gewohnt, bei den Olys den Weißabgleich im Verzweiflungsfall über das Display abzugleichen und das stimmt meistens ziemlich. Und wenn ich dem Umgebungslicht nicht traue, nehme ich den Sucher. Das funktioniert bei der Pana nicht. Das ist nix Genaues und man knipst mit dem Prinzip Hoffnung. Hintennach am kalibrierten Monitor passt es dann, aber vor Ort hat man ein mulmiges Gefühl.

Erntedank in Pollanden. Die Farben passen. Auch wenn das am Display nicht so aussah.

Ich habe das FishCap an der G9II ausprobiert, einfach mal um zu sehen, wie das klappt – und es klappt ausgesprochen gut. Die Texteingabe ist eine Krankheit, aber die Kamera fragt beim Einschalten nach, ob die aktuell angegebene Brennweite noch stimmt – weil eben kein elektrisches Objektiv erkannt wurde – und lässt einen im Zweifel gleich die Brennweite korrigieren. Was lästig ist: in den EXIFs taucht zwar die Brennweite auf, aber weder das Objektivmodell, noch die Blende. Das können die Olys besser.

Und noch mal FishCap in Berching.

Ich habe diesmal auch das von Pana mitgelieferte 12-35 drauf und das mal ein bisschen ausgeführt. ist natürlich das Problem, dass das 12-35 heftig digital korrigiert wird und deshalb die Ecken eher nicht zum Ankucken sind, Aber so zum „Let’s knips“ war das nett und in der Mitte auch knackscharf.

Bei dem Wetter hat die Kamera erwartungsgemäßg ohne Zicken geliefert und wenn ich einen Fehlfokus hatte, dann lag das daran, dass ich den AF-Punkt mit dem Joystick nicht geregelt bekam. Was mich wirklich erstaunt hat: Ich habe bei einem leerstehenden Haus durch die Scheibe über der Tür in den Flur fotografiert. Da drin ist es dunkel und die Scheibe war dreckig. Normalerweise fängt die Kamera da erstmal an zu pumpen. Die G9II macht Piep und löst aus. Das Bild ist natürlich trotzdem für die Tonne – aufgrund des Drecks auf der Scheibe ist das Bild milchig – aber es ist scharf.

Haus in Berching. Die in Frage kommende Scheibe ist über der Tür.

Der AF ist also eine Bank. Auch schwierigere Dinge wie dünne Metallteile werden astrein scharf gestellt. Nearest is best. Den einzigen Fehlfokus hatte ich bei einer dicken, weißen Kerze ohne erkennbare Struktur.

An die drei Knöppkes WB,ISO und Belichtungskorrektur kann man sich schnell gewöhnen und die Kamera liegt auch ganz brauchbar in der Hand – wer die OM-1 gewohnt ist, für den ist das allerdings ein „Klopper“. Obwohl die Kamera nur 60 Gramm mehr wiegt, fühlt sie sich schwerer an. Voluminöser. Geräääät. Die Oberflächen haben auch mehr Grip als bei der OM-1. Nicht so der Handschmeichler, mehr der Pflasterstein. Geschmackssache. Man hat das Gefühl, was in der Hand zu haben.

Es gibt Kameras, die schicke ich ohne Bedauern wieder zurück. Die TG-7. Die E-P7. Die E-M10IV. Die muss ich nicht mal in der Vitrine haben. Bei der G9II ist das anders. Obwohl die mit den FTs nicht mag, würde es mich interessieren, damit zu arbeiten. Es gibt Dinge an der Kamera, die ich mangels Zeit nicht ausprobiert habe. Da gibt es zum Beispiel die vier benutzerdefinierbaren Bildstile, die mehr Möglichkeiten als der eine Custommodus der OM-1 bieten. (Allerdings kein Vergleich zur PEN-F.) Würde mir das bei meiner Arbeit was bringen? Die Monochrome-Modi der Kamera sind gut, da kann man mit den Presets schon gut arbeiten.

Ich weiß nicht, ob ich die Kamera von Panasonic nochmal bekomme, diesmal für länger, um das Buch zu schreiben. Aber es wäre spannend…

4 Replies to “Unterwegs mit der G9II”

  1. Einiges aus dem Text erinnert mich an meine ersten Erfahrungen mit der S5 (I). Der künstliche Horizont, mit dem man in der Praxis besser zurecht kommt als erwartet, die Fotos, von denen man beim Blick aufs Display denkt „das war nix“, dann daheim auf dem Monitor aber feststellt, dass sie doch gelungen sind.

    Ich komme mit dem manuellen fokussieren bei Panasonic besser zurecht weil nur die ein Teil des Sucherbildes vergrößert wird, während ich bei der E-M1 (III) regelmäßig die „Orientierung“ verliere weil das ganze Sucherbild vergrößert wird und ich deswegen diese Funktion dort nicht nutze, sondern nur den Fokus-Peak.

    Auch bei mir ist es so, dass die E-M1 angenehmer in der Hand liegt als die S5 (das Gehäuse der G9 II ist ja nahezu identisch). Bei der S5 kommt bei mir haptisch ein schnörkelloses „Nutzwert“-Gefühl auf, ein solides Werkzeug in der Hand zu halten.

    Ich habe schon öfters mit dem Gedanken gespielt, die E-M1 Mk III gegen eine Panasonic MFT-Kamera zu tauschen, damit ich bei den unterschiedlichen Menüs die typischen „wie war das denn hier nochmal?“-Situationen vermeiden kann.
    Was mich bisher auch von einem Wechsel abgehalten hat, ist das Fehlen von Kamerabüchern auf „Reinhard Wagner Niveau“.
    Von daher würde ich mich darüber freuen, wenn es von der G9 II eines Tages ein gescheites Kamerabuch geben würde, denn alleine schon wegen der äußeren Ähnlichkeit zur S5 hat mich dieses Modell etwas geflasht und ein Kaufinteresse geweckt.

  2. Ich freue mich auch, dass Reinhard die G9II genau unter die Lupe nimmt.
    Die Panasonic könnte auch Nachfolgerin meiner sich entledernen E-M1mk2 werden. Dann wäre ich auch direkt an einem Kamera-Handbuch von Reinhard interessiert.

    Bis dahin können OMDS (AF?) und Panasonic (Reinhards „Liste“) gerne durch Firmwareupdates ihre Kunden-Verbundenheit demonstrieren.

  3. Hallo Reinhard,

    bei der G9 kann man im „Gabelschlüsselmenü“ unter Punkt Monitor ziemlich umfangreiche Korrekturen vornehmen – vielleicht wäre da eine Einstellung dabei, die Dir eine bessere Rückmeldung gibt. Ich finde die Wiedergabe im Urzustand auch immer etwas flau.

    Viele Grüße

    Joachim

    1. Ich hatte die Kamera jetzt sechs Tage. Und parallel dazu kam noch die TG-7. Handbuch habe ich nicht bekommen, also selber forschen. Wenn ich das Buch schreibe, wird das alles untersucht, aber ich muss ja erstmal knipsen um festzustellen, wo die „Probleme“ liegen und dann noch Wege finden, sie zu lösen und dann das auch noch schriftlich fixieren……
      Gibt halt Grenzen….

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