OM-1 vs G9II – Dynamik

Bei der Durchsicht durch die Vergleichsbilder der letzten Tage ist mir aufgefallen, dass die G9ii bei der Belichtungsmessung durchgehend etwa eine Drittel Blende dunklere Bilder macht als die OM-1. Und dass die resultierenden Bilder ausgesprochen kontraststark sind. Während ich bei der OM-1 öfter mal den Kontrast aufreißen muss, damit mir das Bild nicht zu flau wird, habe ich dieses Bedürfnis bei der G9II nie. In Verbindung mit dem stärkeren Rauschen der G9II haben da noch schnell ein paar Glocken geklingelt – denn die kontraststarken Bilder im JPG waren ein Merkmal der alten FT-Sensoren von Kodak. Die eben nur eine Dynamik von knapp neuneinhalb Blenden konnten.

Also habe ich die Kamera noch, bevor ich sie wieder verpackt habe, noch mal schnell auf mein Studiostativ, das 35-100 drangeklatscht und ein paar Testaufnahmen gemacht. Dabei war ich erst mal ziemlich geschockt – das Livehistogramm der Pana ist lausig. Und bei der Wiedergabe gibt es gar keines. Die OM-1 hat ein Vierfarbhistogramm und ein Helligkeitshistogramm wählbar – bei der Pana hat man sich das einfach gespart. Oder ich hab’s nicht gefunden. Die Oly hat im Fotomodus Highlight und Shadow-Warnung, die man auch noch konfigurieren kann – die Pana zeigt nur Highlights an.

Gerade wenn man die Belichtung von kritischen Situationen schnell in den Griff kriegen will, sind das tolle Werkzeuge. Die Pana ist da seeehr mager ausgestattet, bietet dafür im Fotomodus Vlog an. „Bau Dein Bild gefälligst am Computer“. Ist nicht meine Methode zu fotografieren – da haben andere aber einen anderen Ansatz.

Was ist nu mit der Dynamik?

Das Obere ist aus der OM-1, das Untere aus der G9II. Beide sind auf 3200 Kelvin eingestellt, die Panasonic trifft die Farben deutlich besser, die OM-1 ist wieder mal zu rot. Die OM-1 belichtet mit 1/80s, die Pana mit 1/100s. Bei der OM-1 ist der helle Fleck auf der Wange deutlich größer – da sind bei beiden Kameras bereits zwei Kanäle in der Sättigung. Wird die OM-1 auch mit 1/100s belichtet, ist die angefressene Wange weg, aber dafür sind die Schatten komplett zu. Und das ist die Überraschung: die Pana hat in den Schatten mehr zu bieten. Selbst im JPG. Wie geht das mit den kontraststarken Bildern zusammen, die ich im Freiland habe?

Simpel: Die Pana hat eine JPG-Engine, die die Kontraste und Farben intelligenter verarbeitet als die OM-1. Flaue Bilder werden aufgemacht, bei Hochkontrastbildern wird noch ein bisschen mehr aus dem RAW in die JPGs gequetscht.

Und das ist vermutlich der größte Tiefschlag. Die JPG-Engine der Olys galt lange Zeit als führend. Als Referenz für OoC-Bilder. Und jetzt kommt Pana daher und überholt kalt lächelnd auf der Standspur.

Kleiner Gag am Rande: ich verwende ja Excire für die Bildverwaltung und das hat neuerdings eine KI-Ästhetik-Bewertung drin. Und ich habe von dem Testbild eine ganze Reihe mit unterschiedlichen Farbeinstellungen der G9II gemacht. Das Titelbild hat mit 70,42 die höchste Bewertung bekommen. Mit Normalfarbe bin ich bei 62,16 (Das Bild aus der OM-1 kriegt 64,39) und das „Schlechteste“ ist das hier:

43,47

An Panasonic: Respekt.

6 Replies to “OM-1 vs G9II – Dynamik”

  1. Hallo Reinhard,
    nur interessehalber.
    Bei meiner E-620 musste ich generell A-3, G+3 einstellen, um neutrale Bilder zu haben. Und in der Belichtungsjustage: Mehrfeldmessung +2/6, Mittenbetont +1/6, Spot 0
    Bei der OMD E-M1.2 passt es bei Auto-WB. Mit Graukarte muss ich da auch rumfummeln, weil zu leicht rot. Kann aber an der Graukarte liegen. Belichtungsjustage müsste ich fast ein wenig runter drehen. Meist sind mir die Bilder ein wenig zu hell mit dem 12-40 bei Tageslicht.
    Was würde dann bei der OM-1 notwendig sein, um das Ergebnis der Pana zu erreichen? Was würde mit Gradation Auto entsprechend passieren? Die OM-1 ist vermutlich optimal auf Deine Bedürfnisse für minimales Rauschen eingestellt, während die Pana auf Standardeinstellungen steht? Nur so ein paar Gedanken meinerseits.

    Schönen Gruß
    Werner

    1. Die OM-1 hat bei mir Standardeinstellung mit Rauschfilter „Weniger“. Der AutoWB hat bei mir +1 Orange, damit ich die zu blauen Hauttöne loswerde. Der Weißabgleich im Studio auf Graukarte passt für mich, die Hauttöne sind einen Kick zu rot, bisher bin ich damit klargekommen. Eventuell mal da minus 1. Die Pana einzustellen wäre ne größere Nummer – die Zeit ist nicht da, wenn man die Kamera nur ne Woche hat. Die Rauscheinstellungen der Pana sind bei ISO 200 eher irrelevant. Vor allem, was die Farben angeht. Das habe ich ausprobiert.

  2. Guter Vorschlag! Ich mag die OM-1- und Oly-Farben, aber das Rot ist immer zu intensiv, auch wenn die Hautfarben hier meines Erachtens natürlicher sind als bei anderen Fabrikaten. Mich würde auch interessieren, wie man das Rot in der OM-1 reduzieren kann. Betrifft das dann RAW oder nur Jpeg? Ich habe gerade mal bei Bildmodus/WB/Alle WB+/- rumprobiert und keine Veränderung gesehen.
    Reinhard, hilf! 🙂

    1. Hallo,
      betrifft JPEG und Entwicklungseinstellung für Workspace bzw. Vorschaubild.
      Andere Raw Entwickler haben andere Einstellmöglichkeiten. Ausnahme: Kamera-Weißabgleich wird übernommen. Muss man aber meist explizit einstellen.

      Schönen Gruß
      Werner

  3. „das Livehistogramm der Pana ist lausig“:

    Wie genau ist generell die Anzeige des Livehistogramms? Zeigt es nicht bloss die jpg-Daten an mit 8 Bit? Bei raw hat man mindestens 12 Bit und damit viel mehr Dynamik. Mit jpg haben meine Fotos viel früher Abrisse als mit raw. Taugt das Livehistogramm für mehr als einen groben Hinweis auf die Lichtverteilung?

    1. Klar wird das Livehistogramm aus dem JPG berechnet. Und noch nicht mal aus dem voll aufgelösten, sondern nur aus dem Vorschaubild. Aber man kann grob sehen, wo die Belichtung hingeht. Und bei der Oly sieht man gut, ob links oder rechts was wegbricht. Das ist vor allem beim Knipsen im hellen Sonnenlicht oder in dunkler Umgebung, wenn da Display täuscht, ausgesprochen nützlich. Und es wäre vor allem nützlich, wenn man bei der Bildansicht ein Histogramm einblenden könnte.

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