Ich hatte eine Frage per Mail mit der Bitte, das Thema beim nächsten FolyFos anzusprechen. Nachdem nun aber beim OMDS-Live-Stammtisch der OMDS Technical Expert erklärt hat, dass, wenn das Bild „milchig“ ist, das Objektiv dezentriert ist, muss ich denn doch gleich was dazu sagen.
Ich hatte schon mehrere dezentrierte Objektive in der Hand. Bei keinem einzigen war das Bild „milchig“. Im Allgemeinen fällt das mit der Dezentrierung nämlich erst auf, wenn man irgendwas offenblendig fotografiert und Teile des Bildes, die eigentlich scharf sein müssten, das nicht sind. Dazu muss man aber ein Gefühl für Schärfentiefe haben, weil es bei Offenblende auch mal sein kann, dass schlicht die Schärfentiefe nicht ausreicht. Wenn man etwa eine Person von unten fotografiert und auf das Gesicht fokussiert, dann sind auf einmal die Füße unscharf. Das kann Dejustage, es kann aber auch simpel zu knappe Schärfentiefe sein.
Das Titelbild ist aus einem Lensbaby 2.0. Das mit dem Gummirüssel. Da ist die Dezentrierung kein Bug, sondern ein Feature.
Dieses Bild ist aus einem dezentrierten 14-54. 41mm, f/3,2. Scharfgestellt war auf die Hyfo, die Piepmätze sind scharf, das Schiff im Hintergrund auch, das Blattwerk oben nicht. Da ist nichts „milchig“. (Und ja, der Chiemsee hat Gefälle, aber wenn ich das Ufer geraderücke kippt der Baum links. Wie man’s macht, ist es falsch.)
Dezentrierte Objektive stellen oft perfekt auf den Punkt scharf – und sind dort auch wirklich scharf. Aber halt nur dort. Wie stellt man nun beim eigenen Objektiv fest, ob es zentriert ist oder man nur einfach zu doof zum Knipsen ist?
Das Mittel der Wahl ist die „Spiegelmethode“.
Dabei wird auf einen Spiegel eine Zeitung geklebt und in der Mitte ein Loch reingemacht. Dann wird die Kamera auf einem Stativ so aufgestellt, dass die Kamera sich selbst durch das Loch in der Mitte des Suchers/Displays sieht. Damit ist die Kamera ausreichend parallel zum Spiegel/ zur Zeitung.
Nun werden mit Offenblende drei – oder, wenn man lustig ist, fünf – Bilder gemacht. Einmal direkt neben (!) das Loch (die Kamera ist dann logischerweise unscharf!) und dann in jede Ecke fokussiert. Normalerweise reicht es ein Bild links oben zu fokussieren und eines rechts unten.
Bei einem intakten Objektiv ist so gut wie kein Unterschied – ideal: gar kein Unterschied – zwischen den Bildern zu sehen. In den meisten Fällen wandert die Schärfe jeweils ins fokussierte Eck, weil eigentlich so gut wie kein Objektiv 100% zentriert ist, außer es kommt direkt von der Justage. Die Kandidaten für Dejustage sind vor allem das 14-42EZ und – leider – das 45mm f/1,8. Beide mögen eine heftige Behandlung gar nicht. Und beiden sieht man es mit ihren Plastikgehäusen nicht an.
Diesen Test macht man bitte nur mit einem stabilen Stativ und Kopf. Nicht Frei Hand.
Bevor jetzt alle ihre Badezimmerspiegel mit Zeitungen verkleistern: macht das nur, wenn ihr einen Verdacht habt, dass die Schärfe euerer Objektive nicht stimmt. Denn wie gesagt: selbst Objektive, die eigentlich im täglichen Gebrauch ganz anständig performen, können leicht dejustiert sein. Also seid bei diesen Tests realistisch und bekommt nicht bei einer leichten Unschärfe am anderen Ende Blutdruck….
Und macht mich nicht dafür verantwortlich, wenn ihr auf einmal euer halbes Equipment zur Justage schickt und richtig Geld loswerdet….
(Sollte ein Objektiv allerdings demnächst aus der Garantie fallen, wäre so ein Test vielleicht……. Ich sach ja nur….)
„und dann in jede Ecke fokussiert. Normalerweise reicht es ein Bild links oben zu fokussieren und eines rechts unten.“
Nach meinen Erfahrungen sollte man es bei der OM-1 vermeiden, die äußersten Positionen in den Ecken zu nehmen.
Bei der OM-1 lassen sich die Fokuspunkte ja fast bis zum Anschlag in die Ecken legen, was bei den Modellen der E-M1 nicht möglich ist. Das kann zu abenteuerlichen Ergebnissen führen. Ich habe inzwischen das Gefühl, dass nicht jedes Objektiv mit diesen extremen Fokuspositionen der OM-1 klarkommt. Einen gewissen Abstand zur Ecke sollte man wohl einhalten.
Kannst Du mir sagen, bei welchem Objektiv Du das Problem hast? Und mit welcher AF-Punkt-Größe und welchem AF-Modus? Gerade ein bisschen rumprobiert und keine Probleme festgestellt und mir ist da auch bisher nichts aufgefallen.
Das waren ein mFT 40-150 f2.8 und ein FT 35-100 jeweils mit S-AF und Fokusfeldern Single und Small, ausgelöst mit Kabelauslöser auf dem Stativ.
War der Fokuspunkt in den äußersten Ecken, gab es immer einige üble Ausreißer. War der Fokuspunkt etwas von den Ecken entfernt, vergleichbar mit der äußersten Position bei einer E-M1, gab es keine Probleme. Wenn Du das nicht feststellen kannst, könnte vielleicht meine OM-1 ein Problem haben.
Ich mache es so:
1. Auf etwa 10-15m entferntes Objekt fokussieren, z.B. Nummernschild von parkendem Pkw.
2. AF abschalten
3. Je eine Aufnahme mit dem fokussierten Motiv in allen vier Bildecken machen
Das fokussierte Motiv sollte auf allen Bildern gleich scharf sein.
Das Wesentliche ist, dass Du in einem Eck fokussierst. Wenn Du in der Mitte fokussierst, kann die Dezentrierung dafür sorgen, dass alle Ecken mehr oder weniger unscharf sind. Man weiß ja nicht, welche Linsengruppe dezentriert ist. Nur wenn Du aufs Eck fokussierst, kriegst Du die maximale Unschärfe. Und kannst entscheiden „akzeptiere ich das“ oder „Nööööö“.
Richtig, man muss natürlich in der Ecke fokussieren. Auch ohne Dezentrierung kann bei manchen Objektiven die Bildfeldwölbung dafür sorgen, dass ganz ohne Dezentrierung die Ecken unscharf werden. Und natürlich muss man den Test mit mehreren Objektiven und Kameras machen, denn der Effekt könnte auch durch ein schiefes Kamerabajonett zustande kommen.
Moin, moin
Danke für den Tip.
Um das Augenrollen der besten Ehefrau von allen zu vermeiden, was hälst Du von
http://www.gletscherbruch.de/foto/test/dezentrierung/dezentrierung.html
Grüße sus dem Norden
Tom
Das Problem bei Outdoor-Tests -vor allem bei einem solchen, wie im Link – ist die Luftunruhe und der Dreck in der Luft. Das kann einem die ganze „Messung“ verhageln. Mehr als 30m sollte das Target nicht weg sein, sonst gibt’s ein Problem. Und bei lichtstarken Objektiven verschwenkt man mit dem verschwenken der Kamera auch die Schärfeebene. Und auch dadurch kann man in Unschärfen bei den gegenüberliegenden Ecken kommen. Bei großen Entfernungen ist das wurscht. Aber da haben wir wieder die Luftunruhe. Und noch ein Ding: die Schärfentiefe wird mit zunehmender Entfernung immer größer, die Dezentrierung macht sich also immer weniger bemerkbar. Wenn man sich das Bild des Chiemsee ansieht: der Horizont ist scharf, unscharf sind die Dinge in der Nähe. Ich habe auch andere Fotos aus diesem defekten Objektiv mit viel „Weit weg“. Da muss man schon sehr genau hinschauen, damit man die Dezentrierung sieht. Im Nahbereich fällt sie sofort auf.
Luftunschärfe: Hatte gestern Bilder mit dem 150-400 bei 500mm bearbeitet, Entfernung: weit weg. War bei einem dann eine Sekunde sehr beunruhigt, weil: links war das Grünzeugs völlig unscharf. Nach der Schrecksekunde war mir allerdings klar: Da hat die Luft gewabert. Auf einem anderen Bild hatte ich dann dadurch lauter kleine Patches mit scharfen und unscharfen Bereichen – faszinierend.
„Weit weg“ ist für völlig matschige Bilder nicht unbedingt nötig. Das habe ich auch schon mehrfach bei einem Motivabstand von weniger als 20 Metern gehabt, wenn die Bedingungen für Luftunruhe ideal sind, in diesen Fällen sommerliche Temperaturen, intensive Sonneneinstrahlung und ein sehr nasser Untergrund (Wiese nach nächtlicher starker Reifbildung oder nasser Uferbereich eines Gewässers).
A 45mm F1.8 has a strong field curvature wide open. Only focus area is sharp. If two ppl sit side by side on the same focal plane only focused face is sharp. Even sharpness can be achieved around F5, I guess.
Ich kann’s nicht mehr hören. „Bildfeldwölbung“. Sobald irgendwelche Ränder unscharf sind, kommt sofort reflexartig „Das ist die Bildfeldwölbung.“
a) es ist mir völlig wurscht, warum das unscharf ist. Es ist unscharf. Und wenn das ab Werk so ist, dann ist das Mist. und
b) wenn andere, baugleiche Objektive oder vielleicht sogar das gleiche Objektiv zu einem früheren Zeitpunkt randscharf war/ist, dann kann es doch irgendwie nicht die „Bildfeldwölbung“ sein, oder? Die ist nämlich ein konstruktives Merkmal.
c) kuckst Du Lenstip – da ist die gleiche Schärfe bei Blende 11 erreicht, sprich, da ist längst Beugung. Und ja, da sind die Ränder bei f/1,8 unschärfer als das Zentrum. Aber nicht soooo viel unschärfer wie bei einem dezentrierten 45 1,8. Ich hatte ausreichend intakte und dezentrierte 45er im Test.