Vulkantourismus

In Island ist ja gerade mal wieder einer von den Vulkanen ausgebrochen, deren Namen sich kein Mensch merken kann. Der Fagradalsfjall. Und obwohl der Marsch zum Vulkan zehn Kilometer lang ist, ist die Völkerwanderung sofort im Gange und natürlich halten sich wieder viele Leute nicht an die Sicherheitszonen und sind der Meinung, so ein Vulkan sei eine Art 3D-Kintopp, nur ohne Brille und Popcorn.

Ein Vulkan ist aber nun mal keine TÜV-geprüfte Jahrmarktsattraktion, sondern eine tödliche Angelegenheit. Kann man hier eindrucksvoll nachlesen. Wenn sich die Leute nur einfach selber den Darwin-Award verdienen würden. Aber nein, sie bringen natürlich wieder die Rettungsteams in Gefahr, die sogar Kinder am Vulkan retten müssen.

Vulkane knipsen ist natürlich geil. Das Spektakel ist grandios. Der Gestank auch.

Das ist vom Ausbruch 2021. Mit seeehr langer Brennweite. Von weeeeeit weg.

Vor Jahren habe ich an einem Buch mitgearbeitet – Extremfotografie. Da wurde auch Vulkanfotografie behandelt. Ich bin damals nicht auf die Idee gekommen, dass die Leute einfach nur sehen „Geile Bilder, will ich auch machen“ und dann wie die Bekloppten losrennen, -fliegen, -fahren.

Ich habe mal einen Influencer gefragt, warum er die Gefahren nicht stärker thematisiert. Das sei nicht sein Job. Er werde dafür bezahlt, zu zeigen, wie geil die Knipse ist, wenn man da den „Don’t do that at home“- Move macht, beeinträchtigt das das Einkaufserlebnis.

Außerdem sei ihm noch nie was passiert.

Es gab mal einen Vulkanologen, der mittlerweile als „Held“ gilt, der beim Ausbruch des St. Helens ums Leben gekommen ist. Warum gilt der als Held? Weil der die ganze Zeit genervt hat, die Evakuierung aufrecht zu erhalten. Er hat damit Tausenden von Menschen das Leben gerettet Bei seinen Chefs hat man noch diskutiert, ob man nicht vielleicht langsam mal ein paar Sicherheitsmaßnahmen für den Vulkanologen treffen sollte.

Beim Ausbruch hat es auch zwei Fotografen erwischt: Reid Blackburn und Robert Landsburg Blackburn ist bekannter, weil man sein Auto gefunden hat und er für National Geographic gearbeitet hat. Er hatte zwei Remote-Kameras im Einsatz, die nie gefunden wurden und auch der Film aus seiner Handkamera war zerstört. Landsburg nahm den belichteten Film aus der Kamera, steckte ihn in den Rucksack und legte sich auf diesen um ihn zu schützen. Der Film konnte entwickelt werden und lieferte wertvolle Hinweise zur Entwicklung der Wolke.

Alle waren viele Kilometer von der Eruption entfernt, kannten den Berg und wurden trotzdem von der Gewalt des Ausbruchs überrascht.

Es ist wie beim Gewitter. Es gibt keinen sicheren Abstand.

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