Monika und Tjando

Da dann doch ein paar zu dem Bild aus dem letzten Post Fragen gestellt haben, greife ich das noch mal auf. Das oben ist Monika Hohlmeier, oder genauer, das war sie anno 2006. Da ist sie gerade politisch wieder aus der Versenkung aufgetaucht und war auf Promo-Tour in den Landkreisen. Mittlerweile ist sie etwas breiter und hat mal wieder einen Korruptionsskandal am Hals.

Das ist Tjando, Pointer-Mix aus einer Tierrettungsstation in Italien. Entweder er pennt, oder er rennt. Im Augenblick wohnt er in Dänemark und liebt Wasser, Sand, ebenes Gelände und alles, dem er hinterher rennen kann.

Und das hier ist Frau Hohlmeier, die bei einem Pressetermin die „Franz-Josef-Strauß-Eiche“ begießt. In die Zeitung kam natürlich ein Gruppenbild mit allen lokalen CSU-Granden, zwei oder drei Gießkannen und dem Bürgermeister von den Freien Wählern. Ich habe die ganze Mannschaft in die Sonne gestellt, so dass alle verkniffen kucken und verzweifelt grinsen. Und wenn ich Frau Hohlmeier schon mal da hatte, habe ich mir gedacht, die stelle ich an diese Eiche und lass noch ein bisschen Platz für einen Wuffi. Also „Bitte, Frau Hohlmeier, könnten Sie bitte noch….. ja, genau so, Wunderbar. vielen Dank.“

Das Original ist tatsächlich mit Blende 18 (!) gemacht. Unter dem letzten Artikel hat einer gelästert „nicht freigestellt“. Der Grund, warum man als Lokaljournalist möglichst viel Schärfentiefe haben will, liegt simpel darin, dass man darauf achten muss, dass wirklich immer alle scharf sind. Man kann nur sehr selten irgendwen wirksam irgendwohin dirigieren, man hat meistens nur eine Chance und wehe der Feuerwehrkommandant in der dritten Reihe ist nicht scharf. Teilweise halten die Leute in der ersten Reihe ihre Urkunden vor sich und auf den Urkunden stehen die Namen, die man für die Bildunterschrift braucht. Knappe Schärfentiefe ist normalerweise im Lokaljournalismus tödlich. Dagegen sind Beugungseffekte völlig egal, die Bilder werden für die Zeitung runterskaliert und unterwegs heftig komprimiert.

Dann kann man im Lokaljournalismus oft nicht so weit weg. wie man gerne würde. Das hier sind 19mm. Klar, mit 40mm wäre das hübscher. Aber erstens sollte es eben nicht hübsch werden – und zweitens standen hinter mir zwanzig Mann CSU, die ihre Monika wieder haben wollten.

Ein anderer Effekt ist übrigens recht spannend: bei solchen Terminen sind meistens alle zwei oder drei Lokalzeitungen mit Fotografen anwesend – wenn’s größer wird, sind es auch schon mal 30 Fotografen. Und wer zuerst die Leute aufstellt, hat als letztes das Bild. Während der Fotograf, der sich opfert und die Leute zusammentrommelt und für die korrekte Staffelung sorgt, noch rumwuselt, stehen die „Kollegen“ alle schon genau dort, wo sich eigentlich der aufstellende Fotograf positionieren wollte, und ballern drauflos. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, zu warten, bis alle anderen fertig waren und habe erst dann aufgestellt – und dann habe ich die Kollegen weggescheucht, die sich gedacht haben, „Ahhh – jetzt kuckt das gut aus, nehme ich mit.“

Also: Das Bild ist nicht aus einer KI, es ist ein simples Quick-and-Dirty-Composing, allerdings von langer Hand geplant. KI gibt lustige Ergebnisse, aber die KI kann vielleicht Frau Hohlmeier an einem Baum mit pinkelndem Hund bauen. Aber eben nicht „Frau Hohlmeier vor 17 Jahren an der Franz-Josef-Strauß-Eiche in Rengersricht, die zu Ehren des 50-jährigen Jubiläums des CSU-Orstverbandes gepflanzt wurde – mit Hund, der an Eiche pinkelt“.

Ganz berühmt war ja das Bild des Papstes im weißen Steppanzug – die rechte Hand sah gruselig aus, die Kette um den Hals stimmte nicht. Und das war ja noch eines von den besseren Fakes. Nur – wo soll das gewesen sein? Wann? Und was ist der Gag daran?

Und, der größte Unterschied: An dem Bild oben habe ich das komplette Urheberrecht – da kann kein Ki-Trainer oder Getty-Images dahergeschissen kommen und sagen „Hey, aber das ist meines!“.

7 Replies to “Monika und Tjando”

  1. Danke Reinhard,
    für diese Erläuterungen. Gelegentlich musste ich schmunzeln. Erfahrungen mit Gruppenfotos – und sei es nur das Foto des 50zigsten Konfirmantenjahrgangs – habe bestimmt nicht nur ich gemacht.
    Zum Glück kann man so etwas locker nehmen. Da ist ja nur der Pastor wichtig;-)))
    Gruß
    Rainer

  2. Du bist ja ein ganz schlimmer Finger, stellst die Promis zum Gruppenbild so auf, dass sie verkniffen in die Sonne blinzeln müssen! 😉
    Aber warum denkst du bei „Freistellung“ nur an unscharfen Hintergrund? Hier hebt sich Frau Hohlmeiers Kopf überhaupt nicht vom Baum ab. Ich will gar nicht wissen, wie das im SW Zeitungsdruck ausgesehen hätte. Andererseits ist das genau der Witz an dem Bild: Frau Hohlmeier kann sich nicht aus dem Schatten ihres Vaters lösen, auch der Fotograf kann ihr dabei nicht behilflich sein. Dazu das Hündchen, dass FJS, der durch die Eiche symbolisiert wird, ans Bein pinkelt. Was Frau Hohlmeier aber nicht weiter interessiert und FJS nicht erschüttert, denn was stört es eine deutsche Eiche …
    Als Bild für die Lokalzeitung taugt das vermutlich leider nicht, hat aber durchaus Unterhaltungswert.

    1. Ich lerne gerne dazu: Erklär mir bitte, wie ich eine Person, die unter einem solchen Baum steht, von den Blättern außenrum „freistellen“ soll? Ich habe auf Abstände, Strukturen, Licht usw. keinerlei Einfluss. Eine Möglichkeit wäre gewesen, einen extrem leistungsfähigen Blitz mit Engstrahler zu verwenden, den ein Assistent so justiert, dass er ausschließlich die Person beleuchtet und nicht den Baum außenrum. Das ist aber jenseits jeder Lebenswirklichkeit. Oder eben Photoshop. Das würde aber ebenfalls in einem Desaster enden, da es sich hier um eine E-500 handelt und ich für die Zeitung nur JPGs mache. (Machen viele Profis, weil niemand die Zeit hat, RAWs zu entwickeln und einzustellen. Zahlt niemand.) Ernsthaft: wie soll man da die Dame „freistellen“?

      1. Nanana. So schlecht war die E-500 nicht. Zumindest, wenn man LSF fotografierte. Dürfte ISO 100 sein.
        Aber der auftretende Kontrastumfang ist natürlich gewaltig. HDR Einstellung gab es ja damals noch nicht, wobei ich das heute auch noch gerne vergesse.
        Photoshop und Picture Publisher waren schon damals viel zu umständlich. Für schnelle, gute Ergebnisse in JPEG nehme ich seit 2002 Joachim Koopmanns FixFoto(R).
        Man muss aber auch klar erkennen, dass man heute viel mehr Möglichkeiten hat, als vor fast 20 Jahren.
        PS: Wer kann sich noch an das Olympus Tiff-Format/JPEG-Format 2 erinnern? Einmal fremd gespeichert, und Oly-Metadaten waren unleserlich oder weg.

  3. Ich erlaube mir, die Frage zu erweitern: Wie soll man die Dame „freistellen“ sollen und sollte man das überhaupt?
    Für mich bedeutet „freistellen“, dass das Motiv sich vom Hintergrund abhebt und nicht mit ihm verschmilzt. Ich weiß, dass es im Eifer des Gefechts sehr schnell gehen muss. Ein kräftiger Aufsteckblitz (Metz) hätte die tiefen Schatten deutlich aufgehellt und die blonden Haare hätten sich deutlich gegen das Blattgrün abgehoben. Nebenbei hilft das auch gegen tiefe Schatten in den Augenhöhlen beim Gruppenbild in der Sonne. Und ein parallel aufgezeichnetes RAW hilft, wenn man doch mal ein Bild „retten“ will oder muss. Die technische Unzulänglichkeit ist nun mal da, das ist einfach so, soll aber kein Vorwurf sein. Im Gegenteil, gerade dass sie im tiefen Schatten ihres Vaters stand, wurde oft als Vorwurf geäußert. Und in deinem Bild kommt das zum Ausdruck. War das deine Absicht? Dann wäre „freistellen“ kontraproduktiv gewesen.

    1. Die Bildinterpretation lassen wir jetzt mal beiseite. Es geht jetzt tatsächlich nur um die „Freistellung“. Bei 19mm liegt die Leitzahl eines 54er Metz bei um die 34. Abstand etwa drei Meter. Bei ISO 100 und Blende 18 reicht die Blitzleistung nur bis knapp zwei Meter….. Drehen wir also die ISO auf 400 und schon funktioniert das gerade so – nur leider belichtet der Blitz das ganze Bild – also auch die Schatten am Boden, das Schild (das fies reflektiert) und vor allem die Blätter des Baumes VOR der Person, die damit viel, viel heller werden. Die E-500 hatte keine Gesichtserkennung, die Mehrfeldmessung hätte die starke Überbelichtung der Blätter erkannt und den Blitz abgeregelt. Mit einem Aufsteckblitz geht das also nicht. Beim Gruppenbild in dem Fall gab es keine „tiefen Schatten in den Augenhöhlen“. Wie man am Bild sieht, war es Nachmittag, die Sonne stand tief und die Gruppe hat das Licht nicht von oben ins Gesicht bekommen, sondern von vorne. Sieht genauso Scheiße aus wie mit einem frontalen Aufsteckblitz. Ein Gruppenbild macht man grundsätzlich im Schatten. Und wenn da kein Schatten ist, dann gegen die Sonne. Simple Basics.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert