Frag PAT: Polfilter und AF

Ein User hat festgestellt, dass er mit – zugegebenermaßen Noname – Polfiltern mit der E-M1II und dem 100-400 und dem 35-100 auf einmal AF-Probleme bekommen hat. Ohne Polfilter kein Problem, mit Polfilter deutlich schlechter.

Also habe ich das mal mit meinen Polfiltern ausprobiert – allerdings habe ich für die beiden Objektive keine passenden Polfilter, also habe ich das alte 50-200 für die FTs und das 75mm für die mFT-Fraktion genommen.

Der Versuchsaufbau war bewusst so, dass es für das Polfilter gar nichts zu filtern gibt, also kein polarisiertes Licht im Spiel war.

Die Ergebnisse: Der AF war bei beiden Objektiven bei klaren Kontrastkanten identisch schnell und exakt, bei kontrastarmen Oberflächen war der AF mit Polfilter deutlich schlechter.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Wie man am Titelbild sieht, frisst ein Polfilter Licht. Erheblich Licht. Mindestens eine Blende (klar, es wird ja im Extremfall die Hälfte des Lichts – die mit der ungewünschten Schwingungsebene – rausgefiltert.) Die bei mir verwendeten Polfilter verursachten eine Unterbelichtung von 1,3EV. Ist nun die AF-Situation sowieso schwierig, kann dieser Lichtverlust bereits den AF ausbremsen.

Polfilterqualität: Polfilter bestehen aus zwei Glasscheiben und dazwischen ein Filterfolie. Wenn irgendwas davon nicht von bester Qualität ist, wird das Bild nach dem Polfilter unscharf, und da tut sich der AF natürlich schwerer.

Dann – der Polfilter filtert Licht:

Wenn man hier auf eine Spiegelung scharf stellt, ist das kein Problem – wird die Spiegelung gefiltert und es ist unter dem AF-Punkt nur noch das schwarze Fenster, wird es schwieriger. Hier ist das offensichtlich – deshalb habe ich das Foto auch rausgesucht – aber in anderen Situationen fällt einem das Problem eventuell nicht so auf.

Also mit Polfilter auf diese Punkte achten, dann klappt’s auch mit dem AF.

Ach ja: die Systemkameras reagieren auf Lichtverlust und lichtschwache Objektive in Bezug auf AF anders als die alten DSLRs. Bei Systemkameas verschlechtert sich der AF einfach mit der miesen Beleuchtung. Bei DSLRs war das Problem, dass man zwar problemlos Polfilter vorsetzen konnte, aber sobald man einen Telekonverter einbaute, ging der AF auf einmal nur noch im mittleren Fokusfeld oder unter Umständen gar nicht mehr – und Lichtriesen gingen nur bei Kameras, die dafür spezielle Lochmasken im AF-System hatten.

7 Replies to “Frag PAT: Polfilter und AF”

  1. Und dann noch die Unsitte mit ‚günstigen‘ UV- und oder Schutzfiltern, immer wieder lustig in einigen Foren zu lesen, seitenlange Diskussionen warum das Objektiv unscharf ist oder ein komisches Bokeh erzeugt…dann der Rat..hast du einen Filter drauf…natürlich! muss doch sein…Filter ab…Abbildung wundersamer Weise scharf…
    Bei mir kommt höchstens bei sandiger und salziger Umgebung mal ein Heliopan oder B+W Filter vor das Objektiv.
    Gruss
    Landus

  2. Und dann gibt es da noch zirkulare und lineare Polfilter. Früher waren alle Polfilter linear, dann kamen Kameras mit polarisierten Messensoren (Ist da nich auch der AF betroffen?), und jetzt sind eigentlich alle Filter zirkular, d.h. hinter der Filterung sorgt eine weitere Folie wieder für Verwirbelung.
    Ich bin bei dem Titel eigentlich davon ausgegangen, dass du darauf hinauswillst.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Polarisationsfilter#Besonderheiten_bei_der_Fotografie

    1. Das mit den linearen und zirkularen Polfiltern und dem AF ist eine interessante Nummer. Ich habe das noch zu Zeiten der DSLRs von Oly – also E-System – mal durchgetestet. Der Effekt war – exakt Null. Kein Unterschied. Wo kam diese Information dann her? Denn was macht das Polfilter? Es reduziert polarisiertes Licht einer bestimmten Schwingungsebene. Dem AF einer Spiegelreflexkamera, die über einen Hilfsspiegel mit metallischer Bedampfung verfügt, ist die Polarisation des Lichts aber völlig wurst. Interessant wird es erst, wenn im Strahlengang nichtmetallische Reflexionsflächen liegen – oder eben, wie Du schreibst, polarisierte Messsensoren verwendet werden.. Die alten OMs hatten zum Beispiel eine Belichtungsmessung, die über die Reflexion vom Film – einer nichtmetallischen Oberfläche – funktionierte. https://olypedia.de/index.php?title=OM-2
      Die AF-Sensoren, zumindest die in den Olys verbauten, waren aber nicht polarisiert. Und jetzt, bei den Spiegellosen, ist das sowieso alles kein Thema mehr.

      1. Ich habe mal gesucht woher ich das ebenfalls verinnerlicht habe:

        Harald Francke
        Olympus
        Kameras von Gestern für Anwender von Heute
        Laterna magica
        1991
        „ In allen Kameras, die einen teildurchlässigen Spiegel haben, wird die Belichtungsmessung gestört, wenn Linear-Polfilter angesetzt werden. Für die OM-1 und OM-2 ist das nicht wichtig, aber wenn zu dieser Kamera noch eine OM-3 oder OM-2 S/P kommt, ist ein Zirkular-Polfilter für alle Kameras zu verwenden.“

        Heiner Henninges
        Gestaltung mit Filtern
        Laterna magica
        1990
        Er beschreibt die Notwendigkeit eines Zirkularpolfilters mit: „ … wenn sich auf dem Weg zur Meßzelle ein Strahlenteiler befindet, und der ist heute zumindest bei allen Autofokuskameras vorhanden. Er wirkt selbst ähnlich wie ein Polfilter, und je nach Stellung des Filters auf dem Objektiv kommt zu ihm schon das reduzierte Licht, daß nun, da bereits polarisiert, noch weiter gesperrt wird. Der Belichtungsmesser registriert so zu wenig und es kommt zu einer mehr oder weniger intensiven Überbelichtung. Da das kein fester Wert ist, sondern von der Filterstellung vor dem Objektiv abhängt, lässt sich das Problem auch nicht durch eine Korrektur in den Griff bekommen.“

        Richard Hünecke erwähnt zwar den Einsatz von Polfiltern in der Landschaftsfotografie, gibt aber in der Olympus Fotoschule von 1984 aus dem Verlag Photographie keinen Hinweis auf eine Problematik bei Verwendung von linearen Polfiltern.

        Von Franz Pangerl besitze ich nur ein Buch zur OM-10 und das fällt ja wegen derer Konstruktion der OM-10 schon raus.

        Beste Grüße
        Frank

        1. In Büchern zu AF-Kameras von Olympus habe ich nichts zu diesem Thema gefunden. Bleibt eigentlich nur das Buch von Heiner Henninges, was zwar die Konstruktion vieler AF-Kameras seinerzeit für die Notwendigkeit von zirkularen Polfiltern beschreibt, aber die Auswirkungen eher bei der Belichtungsmessung sieht.

  3. Ich hatte auch mal einen billigen Polfilter, der hat den AF meiner Canon DSLR massiv gestört (übrigens auch an einem 100-400er). Ursache war aber der minderwertige Schliff, das Bild war einfach nicht richtig scharf zu kriegen, auch nicht mit manueller Fokussierung. Mit einem Hoya-Filter dann kein Problem.

  4. Ich hoffe ich mache es richtig?! Das soll eine neue Frage werden:
    Ich bin mit der OM-1 (Firmware 1.4) und dem Olympus 12-100mm bzw. dem Panasonic Leica 8-18mm bei Focus Bracketing (Landschaft) auf folgendes Phänomen gestoßen.
    Mit dem Leica 8-18mm macht die Kamera 2 Bilder (eines mit Schärfe auf dem Vordergrund, eines mit Schärfe auf dem Hintergrund).
    Mit identischen Einstellungen, macht die Kamera mit dem 12-100mm 8(!) Bilder von denen die letzten 6 komplett unscharf sind?!
    Einstellungen: 12mm, f5.6, ISO200, 1/250s, Focus BKT An, Anzahl Aufnahmen 20, Fokusunterschied 3
    Liebe Grüße
    Joerg

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