Die Business-Kameras von OMDS

OMDS hat ein paar neue Dinge entwickelt die für ein sehr überschaubares Klientel ausgesprochen interessant sind.

Das einfachste ist das „R-System“ – das ist nichts anderes als ein kompaktes TurnKey-System aus E-M1III oder E-M1X mit einem 12-45 oder 12-40 fertig konfiguriert zum Stacken. Mitsamt einer Schärfentiefentabelle und Handbuch. Sie wollen damit in die Museen und Bibliotheken zur Digitalisierung der Bestände. Das ist im Prinzip keine schlechte Idee, Objekt ins Lichtzelt stellen, Kamera drauf und gib ihm. Früher war das undenkbar, weil man dafür richtig Lichtleistung braucht und viele Archivare allein beim Gedanken daran, ihre Bestände zu grillen, Schnappatmung bekamen. Mit den LEDs ist das mittlerweile machbar.

Durch das Stacking ist auch das Problem der Schärfentiefe erledigt und 20MP reichen eigentlich. Das einzige Problem ist, dass Archivare ein ganz spezielles Völkchen sind. Ich hatte ja anno 2000 einen Stand auf dem Archivarstag in Leipzig und da Gelegenheit, mich etwas auszutauschen. Wenn ein Archivar etwas aus dem Bestand zum Digitalisieren rausrückt, dann macht er das am Liebsten nur einmal – und dann muss das Ergebnis aber auch gut sein.

Unser Stand in Leipzig auf der Messe

Wir hatten damals einen Bookscanner entwickelt, der aufgrund der Beschränkungen der damaligen Sensoren eben nur 120dpi konnte. Das reichte zum Lesen und zum Drucken, Archivare forderten aber 600dpi Echtfarben. Ging damals nicht. Nicht für den Preis, den die Bibliotheken zahlen wollten/konnten. Das öffnete ja 2003 Google die Möglichkeit, in die Bibliotheken zu gehen und alles abzusaugen. Die haben gesagt „Wir machen, kostet euch gaaaar nix und wir spenden euch noch was“. Lief, bis Google das Interesse verlor, weil sie festgestellt haben, dass sie mit den Daten zwar ihre KI trainieren können, aber ansonsten keinen nennenswerten Umsatz damit machten. (In Bananenrepubliken haben ein paar Firmen Umsatz damit gemacht, die von google gescannten Vorlagen auszudrucken und durch die Welt zu schicken.) (Wir hatten ja dann Ende 2000 einen Stand auf der Buchmesse, haben den Scanner und das Reprintsystem mit Crowdfunding vorgestellt und dann kam Google auf den Stand und hat sich das erklären lassen. 2004 haben sie dann auf der Buchmesse Google Print vorgestellt…. )

Unser Stand auf der Buchmesse 2000, auf den orangenen Stühlen im Hintergrund saßen die Typen von google. Die Stühle können noch in Rocksdorf bewundert werden.

Es ist also ambitioniert, Archivaren was Neues verkaufen zu wollen, aber da sich die Investitionen in Grenzen halten, warum nicht. Für die User, die sich mit dem Kram auskennen ist das jetzt nix Neues, Oly an Notebook anschließen, stacken, fertig.

Interessanter ist die IR -Kamera. Da haben Sie den IR-Filter rausgenommen und wollen Sie ebenfalls an Museen verkaufen. Nach meinen Infos ist das eine „Full-Spektrum“-Kamera, aber in der Pressemitteilung ist nur der Infrarot-Anteil erwähnt.

Gerade in Museen und in der Forschung an alten Pergamenten sind Aufnahmen im Infraroten oder UV-Spektrum interessant, weil dadurch Farb- und Bearbeitungsspuren sichtbar werden, die im normalen Licht nicht zu sehen sind. Dafür gibt es natürlich schon seit Jahrzehnten entsprechende Kameras – die aber nicht ganz billig sind. Gerade durch die Gesetzesänderung in Japan, die die Museen verpflichtet, ihre Bestände digital zugänglich zu machen – anscheinend hat da jemand beschlossen, den Archivaren Feuer unterm Hintern zu machen – ist da natürlich erheblicher Bedarf. Natürlich muss da die Firmware angepasst werden, und deshalb sind die Kameras auch erst für Sommer angekündigt.

Wenn jetzt die Astrofotografen feuchte Finger kriegen – ja, es könnte auch möglich sein, einige dieser Full-Spektrum-E-M1III an Astrofotografen zu verticken, es ist auch möglich, dass da noch am Stabi „gedreht“ wird – hat ja auch Pentax schon vorgemacht. Falls wer Interesse daran hat: In den Kommentaren melden, denn die Kamera soll in Deutschland nicht in den Vertrieb gehen und eben in Japan vor allem in den B2B-Kanal.

5 Replies to “Die Business-Kameras von OMDS”

  1. Ich habe eine M1.1 bei IR-Re umbauen lassen, das kostete grad mal 280.-€. Ich glaube nicht, dass eine Spezialkamera zu dem Aufpreis hergeht. Das Problem beim Umbau ist, dass sich die Fokuslage um einige Zehntel verschiebt. Für AF-objektive ist das kein Problem, die haben genügend Spielraum nach unendlich, um dennoch scharfstellen zu können. Aber meine Voigtländer 10,5 und 25 sind nicht mehr auf unendlich scharfzustellen. Ds 4,0/600 Nikon geht auch, da kann man ordentlich über die unendlich-Markierung hinausdrehen.

    1. Ja, das ist üblich, dass viele ihre alte Kamera umbauen lassen. Aber wenn nun halt jemand mit aktueller Technik im IR-Bereich unterwegs sein will, dann sind es halt nicht 278 Euro – sondern ein paar mehr. Und er hat eben die Garantie an der neuen Kamera verloren.

    2. Zitat: Aber meine Voigtländer 10,5 und 25 sind nicht mehr auf unendlich scharfzustellen.
      Vorschlag: Spendiere Deinen Voigtländers eine eine konkave Vorsatzlinse geringer (minimal genügt) Stärke.
      Gruß, Hermann

  2. Ich wäre an einer Astroversion durchaus interessiert, nutze (noch) eine alte umgebaute Lumix GX-1 für IR und Astro. Bei nicht roten Objekten liefert meine E-M1II tolle Ergebnisse, aber leider ist die Ha Empfindlichkeit wie üblich sehr gering.
    Wenn OMDS den Astrotracer hinbekommen würde, könnte die Kamera durch einiges mehr kosten, bei der Funktion schauen viele immer wieder neidisch zu Pentax, das ausgerechnet die kleinste und inzwischen leider wohl unbedeutendste Kameramarke dieses Feature exklusiv anbietet…

  3. Infolge Änderung der Gesetze habe ich meine frühere private Webseite gelöscht, da ich nicht bereit war Lizenzgebühren für Copyrechtsfreie Bücher aus meinem Bestand, eigene Fotoaufnahmen oder Texte, die von mir mitverfasst wurden, zu bezahlen. Es sind ja nur noch kurze Auszüge unentgeltlich erlaubt.
    Das ist eine Problematik, die bei etlichen lokalen Geschichtsvereinen oder wie mir Interessengruppen noch nicht richtig angekommen ist. Nur Universitäten, staatliche Archive und dergleichen sind ausgenommen. Daher lese ich die Anmerkung zu Japan mit diebischem Vergnügen.

    Und ja, da etliche mich interessierende alte Titel in den USA digitalisiert sind, aber in D nicht abgerufen werden können, habe auch ich schon Ausdrucke bei indischen Dienstleistern erworben. Auch wenn da oft völlig unklar ist, welchen Jahrgang/Heft die im Programm haben.

    Aktuell bin ich auf der Suche, wie ich an einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift komme, die derzeit nur von Uniinstituten gegen Bezahlung bestellt werden kann – der mich interessierende Beitrag kann erst 2025 von JedermannFrau erworben werden … Blöd, dass digitale Ausgaben in diesem Bereich von der Fernleihe ausgeschlossen sind.

    … der geduldige Eckhard

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