Das Fishcap – was geht?

Über Ostern gibt’s das „Fishcap“ bei OMDS im Shop als Sonderangebot. Hier ist es an einer E-M1 montiert. Und ja, das Ding ist nicht größer. Helge hat das in einem Kommentar als „Spaßlinse“ bezeichnet – was mir etwas aufgestoßen ist, denn ja, natürlich macht dieses „Ding“, das von Olympus seinerzeit nicht als „Objektiv“ sondern als „Zubehör“ klassifiziert wurde, Spaß. Aber das winzige Ding hat Glaslinsen drin und ist absolut ernst zu nehmen.

Man denkt „Blende 8, was will ich damit anfangen“ – aber in Verbindung mit dem Stabi unserer Kameras ist das absolut kein Problem:

Das hier ist die Krypta der Münsterkirche in Essen. Ne halbe Sekunde aus der Hand – kein Problem. Klar – es handelt sich um ein 130°-„Fisheye“ – also ein unkorrigiertes Weitwinkel und da sind die Ränder nun mal gebogen. Aber gelegentlich sieht das halt cool aus:

Das ist die „Welle“ in Vejle. Und mit Fish sieht das Ding halt deutlich welliger aus als mit normalem Weitwinkel – ganz abgesehen davon, dass man es frontal nicht anders ablichten kann, weil man dann nasse Füße kriegt. Hinter dem Fotografen ist nämlich die Ostsee.

Oder der hier: Esbjerg. Die Männer am Meer bei Sonnenuntergang von vorne mit Sonnenuntergang. Das geht halt nur mit Fish. Die Linien müssen aber nicht notwendigerweise gebogen sein:

Hier haben wir den Leuchtturm von Blavand. Wenn die Linien auf die Mitte zulaufen, bleiben sie gerade. Und natürlich: sobald man Bewegungsunschärfe haben will, sind die F/8 natürlich ne feine Sache. Dazu kommt, dass man dadurch, dass das Objektiv nur drei Einstellungen hat: Naheinstellgrenze, Hyperfokaldistanz und Unendlich, einfach draufhalten kann. Zack, Klick. Profitipp: Unendlich braucht kein Mensch. Entweder, wenn man wirklich an der Naheinstellgrenze rummachen will, den Hebel auf 0,2m stellen, oder auf die Hyperfokaldistanz.

Denn wenn man denkt – 9mm f/8 – da ist doch sowieso immer alles scharf – Nope.

Die nackte Dame im Vordergrund ist unscharf…. Wenn man noch näher rangeht, kann man sogar den Hintergrund ein bisschen in die Unschärfe setzen.

Es gehen auch HDRs, denn das Objektiv ist auch noch verblüffend Gegenlichtfest.

Wie man sieht ist das mit den Blendensternen allerdings nicht möglich. Erstens kann man nicht abblenden und zweitens hat das Objektiv gar keine Blendensegmente. Bei einer kreisrunden Blende gibt es keine Sterne.

Zum Schluss noch ein Bild zum Thema „Spaßlinse“. Man muss mit dem Fishcap teilweise schon ziemlich nah rangehen und gelegentlich haben Motiv und Fotograf differierende Ansichten darüber, was „Spaß“ ist….

Das Objektiv ist winzig, passt in die Hosentasche, der Fokusschieber schützt gleichzeitig die Frontlinse und es ist, wie man sieht, vielseitig einsetzbar. Ich habe einmal eines in Dänemark verschmissen – und mir sofort wieder eines bestellt. Es ist eines der wenigen Objektive, die immer dabei sind. Selbst dann, wenn das Thema eigentlich völlig anderes lautet. Wenn man zum Beispiel die Möglichkeit hat, bei einem Konzert mit auf der Bühne zu stehen liefert das Fishcap einen brutalen Eindruck von der Dynamik der Musik – eben weil sich alles bewegt. Mit einem normalen Fisheye sind die Ränder aber extrem gebogen und man muss dem Musiker schon fast auf den Schuhen stehen. Das Fishcap ist genau den Kick dezenter, den man braucht.

Also wer noch nicht hat: bis Montag bei OMDS zuschlagen.

12 Replies to “Das Fishcap – was geht?”

  1. Dank Reinhards Hinweis auf den Rabatt, bereits vorgestern bestellt.
    Danke für den Hinweis.

    Hyperfokaldistanz liegt bei der Fischkappe auch bei 1.4m (nach Tabelle im E-M1 II Buch 9mm f8)?

    Wo wir schon bei der Hyperfokaldistanz sind. Diese hängt ja mit dem Zerstreuungskreisdurchmesser zusammen. Der wiederum hängt vom Sensor ab. Wie ist das denn nun bei den verschiedenen Sensoren die wir in den alten und der neuen Kamera haben. Da ist die Pixeldichte ja durchaus verschieden. Dann gibt es noch die verschiedenen Hi-Res Modi.
    Theoretisch alles verschiedene Hyperfokaldistanzen. Oder etwa nicht? Und wie sieht es dann in der Praxis aus?
    Vielleicht ist das Thema eine Anregung für einen Artikel oder für ein FolyFos?

    Grüße
    A.

    1. Keine Ahnung ob entfischen gut geht. Für mich ist der Fisheyeeffekt gerade das was das Objektiv ausmacht. Ich suche mir Motive wo das genau passt. Zusammen mit der Pen F und ihrem Creativrad für mich eine geniale Kombination. Für jemand der gebogene Geraden nicht mag ist es evtl. nicht die richtige Optik.
      Gruß aus HH
      Achim

      1. Ach krumme Linien und krumme Gedanken können schon fein sein…
        Aber manchmal möchte man im Nachhinein die Dinge doch ins Lot rücken – da wäre es schön, wenn sich die Aufnahmen beim Defishen gutmütig verhielten….

    2. Es gibt ein passendes Profil in lensfun. Das Entfischen geht automatisch und gut, wenn der RAW-Konverter lensfun verwendet , z.B. Rawtherapy und Darktable.

  2. Reinhard, bitte entschuldige den „Spaß“. Ich hab das nicht abwertend gemeint sondern, weil ich damit viel Spaß hatte. Ich habe damit Bilder gemacht, die anders nicht zustande gekommen wären. Das Objektiv ist allgemein unterschätzt.

  3. Auf meinem 2010er MacBook Pro 13′ (MacOS 10.8.5) läuft DxO Optics Pro 9, gab’s mal für ein paar Tage gratis. Damit kann ich unter “Bearbeiten“ und “Verzeichnung“, Korrektur “manuell“, Typ “Fisheye“ alle mit meinen FishEye-Linsen geknipsten JPEGs wunderbar entfischen, in der Stärke von “0 bis 100%“ anpassbar. Funktioniert sowohl mit meinem MEIKE 6 mm FishEye wie auch mit dem kompakten 9 mm Oly Lenscap Fisheye.

    1. Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe im aktuellen DxO PhotoLab die genannte Einstellung gefunden, es gibt sie immer noch. Ich habe meinen FishCap gerade erst bestellt und kann noch nicht testen, wie gut DxO heute entfisht.

  4. „Unendlich braucht kein Mensch“ ? Ich hab meine Gehäusekappe heute gekriegt und gleich mal ausprobiert: bei „unendlich“ ist doch die Ferne etwas schärfer als bei Hyperfokaldistanz, das kann ich auch schon in der Lupenansicht vor der Aufnahme sehen. Die Ecken sind allerdings bei der mittleren Einstell-Raste etwas schärfer.

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